Fördermittel ermöglichen Erprobung neuer Technologien
Die Verbandsgemeinde Bodenheim investiert einen Teil der „KIPKI“-Gelder in Windkraft vom Dach
Fördermittel ermöglichen Erprobung neuer Technologien
Die Verbandsgemeinde Bodenheim investiert einen Teil der „KIPKI“-Gelder in Windkraft vom Dach
Vorreiter sein, neue Wege beim Klimaschutz beschreiten, die noch nicht etabliert oder als wirtschaftlich erprobt sind. Dafür nutzt die rheinhessische Verbandsgemeinde (VG) Bodenheim einen Teil der Mittel, die sie aus dem KIPKI-Förderprogramm des Landes erhält.
Windräder auf Schuldächern sind ein Teil des Erprobens. Klimaschutzmanager Markus Forschner berichtet von großer Begeisterung für diese ursprünglich aus der Bürgerschaft stammende Idee, als sie im Schulträger-Ausschuss des Verbandsgemeinderates vorgestellt wurde: „Es gab überhaupt keine Bedenken, das auszuprobieren.“ Vorgesehen sind zwei kommunale Gebäude mit jeweils einer Windenergieanlage (WEA).
Die Windenergieanlagen werden allerdings ganz anders aussehen als jene, die in der Landschaft stehen, denn für so große WEA fehlt es in der VG an geeigneten Flächen. Die völlig andere Rotorgröße und -anordnung der Dachanlagen ist zum einen eine ästhetische, zum anderen aber auch eine ganz profane technische Frage. Denn die Windräder dürfen nur geringe Vibrationen verursachen, um die Gebäudesubstanz nicht zu beeinträchtigen. Zudem ist eine deutlich geringere Geräuschentwicklung ein bedeutsamer Aspekt.
Noch keine Erfahrungswerte
Der Schulbetrieb und auch das Ruhebedürfnis der Nachbarschaft dürfen auf keinen Fall leiden. Das gilt für die Grundschule in Gau-Bischofsheim ebenso wie für den Schlauchturm der ehemaligen Feuerwache mitten in Nackenheim. Weil die Gebäude so unterschiedlich sind, eigneten sie sich besonders gut für den Test, wie Forschner sagt. „Was kostet so eine Anlage, was kann sie leisten und wann amortisiert sich eine solche Investition? Dazu haben wir keine Erfahrungswerte.“ Der Klimaschutzmanager ist gespannt auf die Ergebnisse. Die will die Verbandsgemeinde später ihren Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen – für mögliche Folgeprojekte auf Privathäusern.
Die Kosten für die beiden Dachwindräder kalkuliert die VG mit insgesamt rund 130.000 Euro, jeweils inklusive Batteriespeicher und Photovoltaik auf den Dächern. Auch auf dem Dach der Grundschule in Bodenheim ist die Nutzung von Sonnenenergie als integrierte Photovoltaikanlage vorgesehen. Der experimentelle Charakter liegt hier in einer sogenannten „Redox Flow“-Batterie, die im Gegensatz zu herkömmlichen Speichern nicht nur vollständig entladen werden kann, sondern auch langlebiger und zudem weniger brand- oder explosionsgefährdet sein soll.
„Wir sind als Verbandsgemeinde stolz darauf, mit Hilfe der KIPKI-Fördermittel eine Vorreiterrolle einnehmen zu können. Wir wollen positive Veränderungen in der Energiegewinnung und -speicherung bewirken und gleichzeitig das Vertrauen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger in die Zukunftsfähigkeit innovativer Energieprojekte stärken.“ betont Bürgermeister Dr. Robert Scheurer.
Weitere Photovoltaik-Anlagen
Knapp 600.000 Euro erhält die antragstellende Verbandsgemeinde Bodenheim aus dem KIPKI-Fonds. Hiervon kommen rund 446.000 Euro Maßnahmen der Verbandsgemeinde zugute. Damit sollen weitere Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden und eine E-Ladesäule zur Nutzung durch Verwaltungs- und Schulmitarbeitende finanziert werden. Den Restbetrag von 150.000 Euro verwenden die Ortsgemeinden für eigene Projekte im Bereich der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED und für die Sanierung von Heizungsanlagen.
„Jede Innovation braucht die praktische Anwendung, wenn sie sich durchsetzen soll“, ist Klimaschutzmanager Markus Forschner überzeugt. „Hier ganz konkret anzusetzen und mit unseren Erfahrungen andere Kommunen zu eigenen Projekten anzuregen, war ein wesentlicher Teil unserer Intention.“ Mit der nun vorliegenden Förderzusage des Landes sei der Weg dafür frei.
Auskunft zu den Projekten gibt M. Eng. Markus Forschner, klimaschutz(at)vg-bodenheim.de, 06135 / 72-125.
Kommunen Machen Klima – Nachmachen erwünscht!
Klimawandel und Energiewende sind Herausforderung und Chance zugleich. Den Kommunen kommt bei ihrer Bewältigung eine zentrale Rolle zu – sie gestalten mit ihren Entscheidungen, Maßnahmen und Projekten die Zukunft ihrer Bürgerinnen und Bürger. Und sie sind in vielen Fällen Vorbilder beim Einsatz für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.
Eine Reihe von besonders gelungenen Beispielen präsentieren wir nun regelmäßig an dieser Stelle: erfolgreiche Projekte, innovative Lösungen, ermutigende Erfolge, Chancen für die Zukunft. Alle zwei Wochen, immer dienstags finden Sie hier einen neuen Beitrag – verbunden mit der Hoffnung, dass die vorgestellten Taten möglichst viele Nachahmer finden werden. Denn der interkommunale Austausch kann Klimaschutz, Energiewende und eine klimaangepasste Entwicklung beflügeln. Kurz: Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!
Weitere Best-Practice-Beispiele
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Gemeinsam für eine sichere Wasserversorgung
„Clusterinitiative“ will sechs vorhandene Leitungsnetzte miteinander verbinden
Dass sauberes und genügend Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt, ist auch in Europa längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Unser blauer Planet hat immer weniger Grundwasser. Dies zeigt: Wir müssen die Erderhitzung stoppen und uns gleichzeitig an die Folgen des Klimawandels anpassen und Vorsorge treffen.“ Klimaschutzministerin Katrin Eder hob so die Bedeutung der im Norden von Rheinland-Pfalz vereinbarten Zusammenarbeit von sechs kommunalen Wasserversorgern hervor. Die wollen sich gemeinsam mit einem komplexen Verbundsystem gegen Engpässe als Folge von Klimawandel oder Katastrophen wappnen.
Der Plan: Die Leitungsnetze der einzelnen Wasserversorger durch weitere Rohre miteinander verknüpfen und mit neuen Pumpstationen dafür sorgen, dass das Wasser in verschiedene Richtungen geleitet werden kann. Dies ist beispielsweise dann nötig, wenn etwa einzelne Brunnen nicht mehr genug Wasser führen oder Leitungen aufgrund von Naturkatastrophen zerstört sind.
Die jüngst begründete sogenannte „Clusterinitiative“ umfasst eine Fläche mit zahlreichen Eifel- und Hunsrückgemeinden sowie Mittelrhein-Anliegern und der Großstadt Koblenz. Ihr gehören die Verbandsgemeindewerke Weißenthurm, die Stadtwerke Andernach, das Wasserwerk Koblenz / Weißenthurm, die Vereinigten Wasserwerke Mittelrhein, der Zweckverband Maifeld-Eifel und RheinHunsrück Wasser an. Beinahe eine halbe Million Menschen leben in deren Versorgungsgebieten.
50 mögliche Übergabepunkte
In den vergangenen Monaten haben diese kommunalen Versorger bereits ein Konzept entwickelt, das einfache technische und organisatorische Potenziale zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der bestehenden Trinkwasserversorgung in der Region aufzeigt. Womöglich lokal auftretenden Wassermangel sollen größere Reserven in anderen Regionen des Verbunds ausgleichen können.
Dazu braucht es neben einem intakten Netzwerk eine Reihe von Übergabestationen, die erst noch geschaffen werden müssen. Zum Teil verliefen die jeweiligen Rohrleitungen nur wenige Meter voneinander entfernt, hieß es bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung im Hunsrückort Dörth, Sitz von RheinHunsrück Wasser. Etwa 50 mögliche Übergabepunkte, „Scharniere“ genannt, habe man identifiziert und auf ihre geografische Tauglichkeit hin überprüft.
Für derartige Verbundnetze hat das Klimaschutzministerium ein Sonderförderprogramm in Höhe von 30 Millionen Euro aufgelegt, als Erweiterung bereits bestehender Förderprogramme. Die Mittel dazu stammen aus Einnahmen durch den sogenannten Wassercent. Das Sonderförderprogramm ist seit seinem Antragsstart vor einem Jahr bereits nahezu ausgeschöpft; bisher sind landesweit zehn neue Verbundleitungen in Planung.
Ein Viertel weniger neues Grundwasser
Das Sicherstellen von stets genug sauberem Trinkwasser gewinnt angesichts stetig fallender Grundwasserspiegel an Dringlichkeit. Denn der Zyklus von Grundwasser-Neubildung im Winterhalbjahr, welche die Entnahmen im Sommer ausgleicht, ist gestört. Es fällt zwar immer noch genau so viel Niederschlag wie bislang, nur nicht mehr so regelmäßig. Etwa bei den vermehrt auftretenden Starkregenereignissen kann der Boden die Wassermengen nicht aufnehmen. Die Folge: Das Wasser fließt oberirdisch über Bäche und Flüsse ab und kann nicht zur Grundwasserneubildung beitragen.
Zudem steigen die Temperaturen, was Wasser verdunsten lässt, ehe es am Boden ankommt. Durch den fortschreitenden Klimawandel wurde in den vergangenen Jahren Rheinland-Pfalz weit im Schnitt rund ein Viertel weniger Grundwasser neugebildet, teilt das Klimaschutzministerium mit – und bezieht sich dabei auf Untersuchungen des KLIWA-Projekts, einer Kooperation des rheinland-pfälzischen, des bayerischen und des baden-württembergischen Umweltministeriums mit dem Deutschen Wetterdienst. Auch ein regenreiches Jahr wie 2024 es bisher war, kann diesen Mangel nicht komplett auffüllen.
Folgen für alle Lebensbereiche
In Rheinland-Pfalz wird das Trinkwasser zu 97 Prozent aus dem Grundwasser und zu drei Prozent aus den beiden Talsperren Riveris bei Trier und Steinbach nahe Idar-Oberstein gewonnen. Das Grundwasser speist jedoch auch Seen, Tümpel, Bäche und Flüsse. Weniger Grundwasser bedeutet also sinkende Wasserpegel in diesen Gewässern – mit Problemen für die Natur, da Laichgebiete wegfallen, für die Wirtschaft, wenn Kühlwasser für die Industrie fehlt oder die Schifffahrt aufgrund von Niedrigwasser eingeschränkt ist, für den Tourismus, wenn Badeseen trockenfallen oder Pools nicht mehr befüllt werden dürfen.
„Das Problem geht uns also alle in fast allen Lebensbereichen an. Deswegen ist es so wichtig, jetzt zu handeln“, betont Klimaschutzministerin Eder.
Auskunft zur Clusterinitiative gibt Steffen Liehr, Werkleiter beim RheinHunsrück Wasser Zweckverband, Tel.: 06747 – 126 65, s.liehr(at)rhwasser.de.
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Ein „Zwilling“ als Entscheidungshilfe
In Speyer soll ein Modell für ganz Rheinland-Pfalz entwickelt werden
Die Stadt Speyer geht innovative Wege im kommunalen Klimaschutz. Bei der Umsetzung des seit gut zehn Jahren existierenden Klimaschutzkonzepts löst man sich von der bloßen Errechnung eingesparter Treibhausgase und fokussiert sich darauf, die eigene Verwaltung in die Lage zu versetzen, die im Sinne von Nachhaltigkeit zu entscheiden. Dabei wird künftig ein „Digitaler Zwilling“ helfen – für die Stadt und das Land Rheinland-Pfalz ein Leuchtturmprojekt.
„Strategien zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an die zu erwartenden Klimawandelfolgen müssen vor allem in unseren Kommunen greifen“, sagte Umweltministerin Katrin Eder, als sie jüngst den Förderbescheid in Höhe von 978.000 Euro für den Aufbau eines Digitalen Zwillings an Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler sowie den Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer Wolfgang Bühring übergab. Weil das Projekt auch als „Blaupause“ für andere Kommunen im Land dienen soll, fördert es das Klimaschutzministerium zu 100 Prozent.
Umfassende Resilienz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels wird nicht nur in Speyer angestrebt. Im Sinne des Kommunalen Klimapakts (KKP) soll die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf alle rheinland-pfälzischen Kommunen ermöglicht werden.
„In Rheinland-Pfalz haben wir das globale 1,5-Grad-Ziel mit 1,7 Grad bereits übertroffen und Speyer gehört schon heute zu den wärmsten Städten Deutschlands“, so Ministerin Eder. „Durch den Klimawandel wird sich die klimatische Situation weiter in Richtung Hitze und wachsender Gefahr von Starkregenereignissen verändern.“
Simulation komplexer Wirkungen
„Alles hängt mit allem zusammen“, sagt Klimaschutzmanagerin (KSM) Katrin Berlinghoff und erläutert so den erhofften Nutzen des Digitalen Zwillings für Speyer. Die Folgen jeder Entscheidung, jeden Prozesses ließen sich mithilfe des Tools simulieren.
Zielrichtung in erster Priorität ist für sie sowie Björn Freitag und Georg Weyrich, die beiden Projektleiter, die eigene Verwaltung, in zweiter Linie selbstredend auch die Bürgerschaft, deren Beteiligung beispielweise bei der kommunalen Wärmeplanung unerlässlich ist, wie Weyrich unterstreicht: „Die Bürger müssen mitmachen, sonst entstehen keine Wärmenetze. Und sie müssen Folgewirkungen von Maßnahmen mittragen – ein Beispiel: Wir haben 200 Kilometer Gasleitungsnetz in Speyer. Wenn bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen stattdessen andere Leitungen gebraucht werden, etwa für Wärme, dann hat das Auswirkungen auf Verkehr und Stadtbild.
Konkrete Belege erwartet
Die erleichterte Prüfung solcher Auswirkungen soll vor Beschlüssen als Argumentations- und Entscheidungshilfe dienen. Denn in den politischen Gremien werde häufig die Frage aufgeworfen, „was bringt es denn wirklich?“. Belege könne dann der Digitale Zwilling liefern, erwartet Björn Freitag, Stabsstellenleiter strategische Stadtentwicklung und Zukunftsfragen von Seiten der Stadt Leiter des Projekts.
Die Entwicklung des Zwillings ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadtwerken und Stadt. Am Anfang steht das Sammeln von Daten, in sehr großem Umfang.
„Vom Bauantrag über die Stadtplanung bis hin zum Katastrophenschutz – in allen Bereichen sollen Situationen zunächst simuliert werden. Mithilfe dieser Simulationen und auf Basis wissenschaftlicher Daten kann dann ein sachlicher Diskurs um die notwendigen Veränderungen geführt und entschieden werden, was umgesetzt werden soll“, erläutert Oberbürgermeisterin Seiler. Wenn alles glatt läuft, soll ab 2026 dies möglich sein.
Weitere Kommunen erwünscht
Am Projekt beteiligt ist auch das Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI); fachlich begleitet wird es vom Deutschen Wetterdienst und einem Beirat, in den weitere Kommunen mit einsteigen können. Einen entsprechenden Appell hat der rheinland-pfälzische Städtetag veröffentlicht.
Deren Mitwirkung soll vor allem der späteren Übertragbarkeit auf andere Kommunen zugutekommen, nicht der Verteilung von Aufwand. Die Entwicklungskosten trägt vollständig das Land; der Personaleinsatz bleibt bei Stadtverwaltung und Stadtwerken in Speyer hängen. Quantifizieren lässt sich dieser Aufwand derzeit noch nicht, allerdings sind die beiden Projektleiter sozusagen „abkommandiert“ für die Zwilling-Entwicklung.
Stellschrauben der Stadt
Derweil wird in Speyer unvermindert die Umsetzung der Klima-Strategie vorangetrieben; sie war bis März 2023 mit dem Wuppertal Institut entwickelt worden. Festgehalten sind darin alle Möglichkeiten und Stellschrauben, die die Kommune hat, um das rheinland-pfälzische Ziel einer Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2035, spätestens aber bis 2040 zu erreichen.
Statt der „klassischen“ Fokussierung nur auf die Treibhausgas-Einsparungen setzt die von Klimaschutzmanagerin Berlinghoff beschriebene Neuausrichtung auf Kompetenz- und Sensibilitäts-Vermittlung in die Verwaltung hinein: „Wir wollen die Leute in die Lage versetzen, richtige Entscheidungen zu treffen, auch bei vermeintlich kleinen Themen“ – über ein Leitbild-Konzept. „Das Entwickeln einer Grundhaltung und Verinnerlichen der strategischen Ausrichtung hin zu einer nachhaltigeren Stadt ist dafür die Voraussetzung, was mit vielen Gesprächen, Infos und Bildungsformaten erreicht werden soll“, ergänzt sie. Bei allen Entscheidungen sollen künftig die Auswirkungen auf das Klima hinsichtlich Schutz und Anpassung berücksichtig werden. Zu den dafür eingesetzten Instrumenten zählt auch der Digitale Zwilling.
Auskunft und weitere Informationen: Björn Freitag: Tel. (06232) 14 - 2786, E-Mail bjoern.freitag(at)stadt-speyer.de und Katrin Berlinghoff: Tel. (06232) 14 - 2596, E-Mail: katrin.berlinghoff(at)stadt-speyer.de.
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Mietbienen für mehr Artenvielfalt
Es summt und brummt in Oberlahr – mit dem guten Wetter schwärmen die Bienen aus. Und das seit diesem Jahr sozusagen auch im Auftrag der Gemeinde.
Alexandra Riedel von der Imkerei Bummelbiene hat auf einem Gemeindegrundstück mehrere Bienenbeuten mit „Mietbienen“ aufgestellt. Das Grundstück befindet sich am Waldrand, wo in der Vergangenheit zahlreiche Bäume wegen Borkenkäfer-Befalls abgeholzt werden mussten.
Abertausende von Bienen – 45.000 bis 50.000 leben in einem Schwarm – schwärmen dort nun Tag für Tag aus und erledigen auf ihrer Suche nach Pollen und Nektar quasi „nebenbei“ eine wichtige Arbeit: Pflanzen im Umkreis von einigen hundert Metern werden bestäubt. „Die Bienen leisten damit einen enormen Beitrag zur Artenvielfalt“, erklärt Imkerin Riedel. Bürgermeisterin Anneliese Rosenstein ergänzt: „Nun kommen auf diesem abgeholzten Gelände verstärkt Sträucher und Blumen zum Blühen, es gibt mehr Früchte und Samen. Die Pflanzen tun den Bienen gut und umgekehrt“.
Imkerei übernimmt Pflege
Alexandra Riedel und Thomas Klein – beide leidenschaftliche Imker – bieten ihre „Mietbienen“ Kommunen und Unternehmen an. Die können die Bienenvölker mieten, wenn sie über ein geeignetes Grundstück verfügen, auf dem die Bienenstöcke aufgestellt werden können. Alexandra Riedel erklärt, worauf es beim Standort ankommt: „In einem Umkreis von drei Kilometern müssen Nektar- und Pollentrachten im Wesentlichen aus Öko-Kulturen oder Wildpflanzen oder aus Pflanzen bestehen, die nach Methoden mit geringer Umweltauswirkung behandelt wurden. Und der Bienenstock muss weit genug von Verschmutzungsquellen entfernt sein. Das ist nötig, um die Gesundheit der Bienen zu schützen und die Imkereierzeugnisse vor Kontamination zu bewahren und eine gute Qualität des Honigs zu erzielen.“
Standort entscheidend
Vor dem Aufstellen besichtigen die Imker den Standort, der außerdem gut zugänglich sein sollte. Die gesamte Pflege übernehmen die Imker. „Das fängt an mit dem Streichen der Bienenbeuten und dem Einschweißen der Wachsplatten in die Rähmchen. Im Laufe des Sommers sind dann Futterkontrollen und gegebenenfalls Auffütterung, Schwarmkontrollen nötig. Außerdem müssen wir Absperrgitter und Honigräume aufsetzen und wir kontrollieren stichprobenartig auf Krankheiten und die Varroamilbe, die eine große Gefahr für die Bienen darstellt“, so Riedel.
Auch ernten, Waben entdeckeln und Honig schleudern zählen zu den Aufgaben der Imker. Das alles ist viel Arbeit, aber: „Bienen sind ein absolut faszinierendes Erlebnis und das lässt sich nicht in Aufwand umrechnen“, schwärmt Riedel.
Das findet auch Bürgermeisterin Rosenstein: „Ein tolles Projekt! Damit kann die Gemeinde einen Beitrag leisten zur Förderung der Artenvielfalt, dem Erhalt der Honigbiene und zum Naturschutz. Und das ohne großen Aufwand und Kosten“.
Im Gegenzug kann die Imkerei Bummelbiene den geernteten Honig verkaufen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass der Mieter den Honig selbst erhält – schon abgefüllt in Gläser, sodass auch hier keine Arbeit auf den Kunden zukommt.
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Grünes für die Bürgerschaft
Die „Essbare Stadt“ schafft Bewusstsein und Lebensräume
Pflücken erlaubt statt „Betreten verboten“: Die Stadt Andernach hat als erste Kommune hierzulande das Projekt „Essbare Stadt“ gestartet. Das war 2010, im „Jahr der Biodiversität“. Mittlerweile gibt es sehr gute Erfahrungen mit diesem dauerhaften Angebot – und auch einige Nachahmer.
Unter anderem mit der Anpflanzung von 101 Tomatensorten fing es an; inzwischen bieten die Anbauflächen vor allem entlang der Stadtmauern eine breite Gemüse-Vielfalt, außerdem sind Obstbäume hinzugekommen, Beerensträucher und Kräuter, auch Schulgärten, Hochbeete in der Innenstadt und ein mobiler Schulwagenanhänger, berichtet Projektleiterin Lara Lindermann.
Gepflegt werden die Anlagen von einem externen Dienstleister, der „Perspektive gGmbH“, die Langzeitarbeitslosen unter fachkundiger Anleitung eine erfüllende Tätigkeit bieten will. Das Ernten überlässt die Kommune ihrer Bürgerschaft. Und die ist stolz auf das Projekt, weiß die städtische Klimaschutzmanagerin Mona Maar, die mit ihrem Fachwissen rund um Klimaschutz und Klimawandelanpassung das Projekt ebenfalls unterstützt: „Die Essbare Stadt wird sehr gut angenommen. Anfängliche Skepsis, etwa mit Blick auf möglichen Vandalismus, hat sich nicht erfüllt – die Leute schätzen das und gehen fast ausnahmslos pfleglich mit den Anpflanzungen um.“
Das Konzept hat Preise gewonnen und viel Medienaufmerksamkeit erfahren. Und die lobende Berichterstattung über den besonderen Umgang mit Grünflächen zieht Kreise: Klimaschutzmanagerin Maar weiß von Gästen aus dem Norden der Republik, die eigens wegen der „Essbaren Stadt“ nach Andernach gereist sind.
Bienen, Hühner und Schafe
Das Projekt „Essbare Stadt“ hat auch wichtige positive Auswirkungen im Bereich der Klimawandelanpassung. Die Innenstädte erhitzen sich immer stärker. Angepasste Grünflächen, die über bloßen Zierrasen hinausgehen, schaffen deutliche Abkühlungseffekte und steigern so die Aufenthaltsqualität an heißen Tagen zusätzlich. Zudem fördert dies die Biodiversität und schafft Nist- und Futterangebote für Insekten und Kleintiere.
Mehr urbane Biodiversität: Hühner gehören dazu, Bienen und bisweilen auch Schafe, die zeitweise zum Mähen von Wiesen ins Stadtzentrum geholt werden. Zugleich fördert das Projekt den Anbau von regionalen und seltenen Sorten, stärkt so die Identifikation mit der Heimat.
Platz für Gemüse und Co. finde sich immer. Selbst temporäre Baulücken können zur Anpflanzung genutzt werden. Doch es geht noch weiter: Die „Essbare Stadt” ist nur Teil einer modularen und nachhaltigen Grünraumplanung. Mit der Umstellung von Wechselbeeten auf nachhaltige und pflegeleichte Staudenbeete verbindet die Stadt ökologische und ökonomische Vorteile.
Sachkosten, Planung, Organisation
Das Projekt ist der Gemeinde einiges wert. „Die Stadt trägt alles“, erklärt Projektleiterin Lara Lindermann, die gesamten Kosten für Pflege und Unterhalt, die Anschaffung von Pflanzen und Arbeiten, die mit Erweiterungen oder Neuanlagen verbunden sind. Dieser Aufwand variiert logischerweise mit Größe und Anzahl der Flächen und das Budget ist oft knapper bemessen als die Liste der Wünsche und Ideen. Auf kommunaler Seite fällt neben diesen Sach- und Dienstleisterkosten vor allem organisatorischer Aufwand an. Die Stadtverwaltung hat eine Steuerungsgruppe eingerichtet; denn jährlich wechselnde Themenschwerpunkte müssen geplant werden, ebenso diverse Aktionen, etwa erklärende Führungen.
Grüne Tipis der Stadtmauer
Die jährlichen Themenwechsel bringen zum Teil dauerhafte Belebung ist Ortsbild. Als das Motto „Trinkbare Stadt“ hieß, wurden ein Weinberg und Hopfenkulturen angelegt. Die Hopfen-„Tipis“ stehen bis heuteim Stadtgraben (Wassergraben) und entlang der Stadtmauer neben dem Stadtteich.
Das damit gebraute Bier bleibt wohl ein einmaliger Genuss. Das Motto in diesem Jahr lautet „Hülsenfrüchtler“. Zu dieser Pflanzenfamilie, auch Leguminosen genannt, zählen etwa Zuckererbsen, Markerbsen, Busch-, Stangen- und Sojabohnen, Kichererbsen, Linsen, Erdnüsse, Luzerne und Lupinen – Früchte, die dieses Jahr auch in der Essbaren Stadt wachsen.
Lara Lindermann, die seit Anfang 2024 die Sachgebietsleitung für den Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit neu übernommen hat, betont die Bedeutung des Mottos: „Indem wir Hülsenfrüchtler anbauen, fördern wir nicht nur die Nachhaltigkeit und Biodiversität unserer Stadt, sondern tragen auch dazu bei, dass unsere Bürgerinnen und Bürger sich diesem wichtigen Bestandteil in der Ernährung bewusst werden."
Weitere Informationen finden sich auf der Homepage der Stadt Andernach. Nachfragen beantwortet das Sachgebiet Umwelt & Nachhaltigkeit der Stadtverwaltung Andernach, Mail: Naturschutz(at)andernach.de.
Nachahmer an Rhein und Mosel
Das Andernacher Beispiel macht Schule. Seit dem Frühjahr 2016 stellt die Stadt Bingen ausgewählte öffentliche Grünflächen als Aktionsraum zur Verfügung. „Ob Möhren, Bohnen, Beeren oder Küchenkräuter, alles darf gepflückt und probiert werden, sobald das Ampelsystem die richtige Pflückzeit anzeigt. Zufrieden erntet, wer auch seinen Beitrag geleistet hat“, heißt es in einer Broschüre der Stadt.
Denn anders als bei den Andernacher Pionieren sind in Bingen die Bürgerinnen und Bürger zur mithelfenden Pflege aufgerufen, zum Gießen und Unkrautzupfen. Das soll auch die Wertschätzung der Natur- und Pflanzenwelt und die Würdigung von Lebensmitteln steigern, zudem den Spaß am Gärtnern in der Gemeinschaft.
Die Stadt Trier hatte bereits 2014 wurde den „Aktionsplan Essbare Stadt“ verabschiedet. Seither wurden gemeinsam mit dem NABU, Transition, StadtGrün und dem Bürgerservice Gärten angelegt, Brachen in Grünflächen umwandelt und überall in der Stadt Hochbeete als Minigärten aufgestellt.
Trier sollte sich nach und nach zur Gartenoase verwandeln. In einem Mitmach-Appell schreibt die „Lokale Agenda 21“: „Gärten verbessern die Luft in Trier und bringen Menschen zusammen. In den Gärten der Essbaren Stadt dürfen alle mit anpacken und ernten – denn die Stadt gehört uns allen!“
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Mehr Klimaschutz, weniger Steuern
Im energetischen Sanierungsgebiet von Spiesheim können Hauseigentümer Investitionen schneller abschreiben
Die Bürgerversammlung vor wenigen Wochen hat die Erwartungen des Gemeinderates bestätigt: Das Interesse an den Möglichkeiten, die das in Spiesheim ausgewiesene energetische Sanierungsgebiet Hauseigentümern bietet, ist groß. Über steuerliche Abschreibungen will die 1000-Einwohner Kommune Spiesheim als vermutlich erste im Land Rheinland-Pfalz den Klimaschutz und vor allem die Wärmewende im Gebäudebestand voranbringen.
Voraussetzung für ein solches Vorgehen ist, dass ein „städtebaulicher Missstand“ festgestellt wird. Das hat die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (DSK) bescheinigt. Möglich wurde es, nachdem der Gesetzgeber nun auch „energetische Belange“ als Missstand neu in das Baugesetzbuch aufgenommen hat.
Mit der energetischen Sanierungssatzung setzt die Gemeinde Spiesheim ein Projekt ihres im Jahr 2019 erstellten Quartierskonzeptes um. Eigentümerinnen und Eigentümer von Grundstücken im definierten Sanierungsgebiet können künftig die Kosten energetischer Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen innerhalb von zwölf statt der üblichen 40 Jahre als Abschreibung komplett von der Steuer absetzen. Durch die verkürzte Abschreibungszeit kann man mit deutlich höheren Steuererstattungen rechnen“, ergänzt Melanie Schmitt, Gebietsleiterin Rhein-Main der DSK, „wobei gegebenenfalls aus anderen Förderprogrammen in Anspruch genommene Gelder verrechnet werden.“
Wärme, Grün und Barrierefreiheit
Der Katalog der so begünstigten Maßnahmen ist umfangreich. Daria Paluch, Klimaschutzmanagerin der VG Wörrstadt, nennt den Austausch veralteter Gebäudeteile, auch von Türen und Fenstern, die Fassadensanierung, Dachdämmung und -begrünung, Austausch oder Sanierung von Heizungsanlagen. Die Effekte für Energieverbrauch und Treibhausgas-Bilanz sind evident, Paluch betont aber zugleich, dass damit „vor dem Hintergrund der stark gestiegenen Energiepreise auch bares Geld gespart wird“.
In den Genuss der steuerlichen Möglichkeiten kommen nur neue Maßnahmen, bereits laufende scheiden aus. Neben diesen „klassischen“ Eingriffen fallen beispielsweise auch Maßnahmen zur Barrierefreiheit darunter.
Wer sich für eine energetische Modernisierung entscheidet, schließt mit der Ortsgemeinde Spiesheim einen Modernisierungsvertrag, der die Details regelt. Erst wenn die DSK dann die entsprechende Bescheinigung ausstellt, können die Kosten beim Finanzamt geltend gemacht werden. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG), Markus Conrad, zeigt sich „froh über die große Offenheit, die der Gemeinderat für diese wirklich hochkomplexe Materie zeigt“. Und er freut sich über das Interesse weiterer Ortsgemeinden in der VG Wörrstadt: Grundsätzlich sei es wünschenswert, derartige Konzepte in naher Zukunft auch auf die anderen Gemeinden ausweiten zu können. Ensheim befinde sich derzeit in der vorbereitenden Untersuchung, weitere Ortsgemeinden könnten folgen.
Viele veraltete Ölheizungen
In der Vorreiterrolle war Spiesheim schon einmal: Vor gut fünf Jahren schloss die Gemeinde als erste in der Verbandsgemeinde Wörrstadt und darüber hinaus für ihr Neubaugebiet „An der Gänsweide“ die Nutzung fossiler Brennstoffe komplett aus. Im übrigen Ort werde momentan, so berichtet Ortsbürgermeister Hans Philipp Schmitt, „hauptsächlich mit Öl geheizt, da durch den Ukrainekrieg das Vorhaben, Erdgas verlegen zu lassen, gestoppt wurde. Ich denke, dass geschätzt 80 Prozent der Häuser veraltete Heizungen haben, so dass hier ein Wechsel erforderlich ist oder zumindest in Kürze ansteht.“
„Mit einem solchen energetischen Sanierungsprogramm können Kommunen tätig werden, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen“, betont VG-Bürgermeister Conrad, „das ist ein großer Pluspunkt.“ So habe die Untersuchung für Spiesheim nur 15.000 Euro gekostet, bringe für die Bürger*innen und damit für die Gemeinde aber enorme Vorteile.
Auskunft zum energetischen Sanierungsgebiet gibt die Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz in der VG Wörrstadt, Daria Paluch: Tel. 06732 – 601-5071, E-Mail daria.palluch(at)vgwoerrstadt.de.
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Zurück zum Auenwald
Die Entschleunigung des Bachlaufs in der Moosalbe schafft Lebensräume
Es ist ein Leuchtturmprojekt für den Umwelt- und Naturschutz in der ganzen Region: Die Renaturierung der Moosalbe in der Südwestpfalz. Die ursprüngliche Auenlandschaft wird wiederhergestellt.
Ein mäandernder Bachlauf mit intakter Bachlandschaft, ein natürlicher Auenwald, vielfältige Flora und Fauna – das ist das Bild, dass die Planer und Macher der Moosalb-Renaturierung vor Augen haben. Und diesem Ziel kommen die Akteure Schritt für Schritt näher. Auch wenn es erst einmal eine Abkehr von der Idylle bedeutet: Zunächst mussten im vergangenen Jahr zahlreiche Douglasien und Fichten weichen, um Platz zu schaffen für die Wiederherstellung des natürlichen Auenwaldes. Denn der vor rund 50 Jahren gepflanzte Nadelwald war weder standortgerecht noch klimaresilient und zusätzlich von Borkenkäferbefall geplagt.
Im kommenden Herbst sollen auf der nun freien Fläche zahlreiche neue Sträucher und Bäume gepflanzt werden. „An Stelle der nicht standortgerechten Nadelgehölze wird ein artenreicher Mischwald mit verschiedenen Laubhölzern entstehen. Als erste Teilmaßnahme pflanzen wir in leichter Hanglage Baumarten wie Bergahorn, Spitzahorn, Esche und Ulme. Und seitlich des Radwegs wachsen künftig unterschiedliche Straucharten“, erklärt Revierleiter Christoph Wagner von den Landesforsten Rheinland-Pfalz. In einem zweiten Schritt werden entlang des Bachlaufs in der Talaue vorwiegend Erlen gepflanzt. Der Sinn dieser Maßnahmen: Der Wald wird an den natürlichen Auenwald und die sich verändernden klimatischen Bedingungen angepasst, die Biodiversität steigt, es kann mehr Licht eindringen.
Bis die Früchte dieser Arbeit sichtbar werden, ist jedoch Geduld gefragt: „Bis der Wald wieder ein richtiger Wald ist, dauert es rund zehn Jahre“, so Wagner. Aber: „Schon nach einigen wenigen Jahren wird man die Fortschritte sehen.“
Von der „Autobahn“ zum mäandernden Bachlauf
Die Waldumbaumaßnahme läuft in Kombination mit der Renaturierung der Moosalbe auf einer Länge von 1,8 Fließkilometern. Ziel ist es, die Moosalbe so zu gestalten, dass sie für die Wirkungen des Klimawandels, insbesondere Trockenphasen, Extremabflüsse sowie die Erhöhung der Wassertemperatur besser gerüstet ist.
In der Vergangenheit wurde der Bachlauf sehr stark begradigt und dorthin verlegt, wo er Rad- noch Wirtschaftswegen, der Kläranlage oder land- und forstwirtschaftlicher Nutzung am wenigsten im Wege war. Durch die Begradigung und Verengung des Bachbetts hat sich die Fließgeschwindigkeit deutlich erhöht und das Bachbett vertieft. Aktuell ist die Lebensraumqualität für die Tierwelt im und am Bach deshalb sehr eingeschränkt und es existiert kaum Artenvielfalt. Das soll sich ändern – der stark begradigte Bach wird nach der Maßnahme wieder mäandrieren. Abschnitte des alten Bachbettes bleiben als Altarme erhalten, Steinschüttungen sorgen für die Umleitung des Baches in das neue Bett und einen Rückstau am Ende der Altarme, die durch Sickerfenster weiterhin von Wasser durchströmt werden.
Die Moosalbe wird nach Einschätzung von Planer Andreas Durawa bereits nach einem halben bis einem Jahr ein gutes ökologisches Gewässer sein, denn „sie läuft ja direkt nach den Erdbewegungen im richtigen Bachbett, die Mäander sind direkt nach Bauende da und die Renaturierung erfolgt sozusagen von selbst“.
Hochwasserschutz inklusive
„Das Tolle an diesem Projekt ist die geringe Einschnitt-Tiefe des Gewässers. Die Sohle der Moosalbe liegt recht hoch, sodass der Höhenunterschied am Ufer bei nur einem bis 1,5 Metern liegt. Damit kann die Uferböschung relativ einfach abgeflacht und das Gewässer mit der Aue verknüpft werden“, erklärt Durawa.
Die Auenlandschaft bietet künftig nicht nur Lebensraum für viele Arten, sondern dient auch als „Schwamm“: Bei Hochwasser kann die Moosalbe sich bis zu 15 Meter in die Breite ausdehnen. Die Aue nimmt dann das Wasser auf und ist in Trockenzeiten ein wichtiger Wasserspeicher.
Felix Leidecker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Waldfischbach-Burgalben betont die Vorteile für die Gemeinden entlang der Moosalbe: „In der Ortslage Waldfischbach-Burgalben gibt es immer mal wieder Hochwasser. Das rührt daher, dass das Wasser in der begradigten Moosalbe in hoher Geschwindigkeit und ungebremst in den Ort schießt. Deshalb ist es uns sehr wichtig, dass der ursprüngliche Bachlauf mit den Mäandern, aber auch die Auenlandschaft wiederhergestellt werden. Denn dann wird der Bach entschleunigt und kann sich in der Auenlandschaft weit ausbreiten, sodass die Aue einen großen Teil des Wassers aufnimmt und es erst gar nicht im Ort landet“.
Ein weiterer schöner Nebeneffekt: Das bislang recht dunkle Tal wir sehr viel schöner, sonniger und freundlicher. Was natürlich auch unter touristischen Aspekten und für die Naherholung ein Gewinn ist.
Insgesamt sind rund 1,7 Mio. Euro an Kosten für das Projekt veranschlagt. 90 Prozent der Kosten für die Renaturierung der Moosalbe werden über die „Aktion Blau Plus“ des Landes finanziert. Die Stiftung Natur und Umwelt (SNU) bezuschusst mit bis zu 147.000 Euro den Waldumbau – so hoch wurden die Kosten dafür geschätzt.
Weitere Informationen gibt es bei Felix Leidecker, Bürgermeister VG Waldfischbach-Burgalben, unter der Telefonnummer 06333 / 925-101 oder per E-Mail: felix.leidecker(at)waldfischbach-burgalben.de
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Rechenzentrum hilft beim Heizen
In Mainz entsteht ein nachhaltiges Großprojekt mit vielen Standortvorteilen
Der Rhein, von den Mainzern gemeinhin eher als Grenze wahrgenommen, ist in diesem Fall zentrales Bindeglied – für ein Gemeinschaftsprojekt, das Betreiber und Politik als vorbildlich preisen: Auf der Ingelheimer Aue entsteht ein aus drei Gebäudeblöcken bestehendes Rechenzentrum, das in Sachen Effizienz und Nachhaltigkeit neue Maßstäbe definieren soll.
Auf einer Fläche von rund 25.000 Quadratmetern wird das Groß-Rechenzentrum mit einer IT-Leistung von insgesamt 54 Megawatt aus dem Boden wachsen. Die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW), eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke beider Landeshauptstädte, beteiligt sich in einem Joint-Venture mit dem norwegischen Unternehmen Green Mountain an diesem Projekt.
Einer der vielen Standortvorteile des Projekts ist seine direkte Lage am Ufer. Zum einen stellt der Rhein das Kühlwasser bereit, das benötigt wird, um die Rechner vor Überhitzung zu schützen. Zum anderen wird das erwärmte Wasser an das Mainzer Fernwärmenetz abgegeben. Das Rechenzentrum kann mit seiner Abwärme rechnerisch den Wärmebedarf von etwa 20.000 Haushalte abdecken.
Mithilfe von Hochtemperaturwärmepumpen wird das Temperaturniveau der Abwärme aus dem Rechenzentrum von 30 Grad auf 110 Grad Celsius angehoben. So kann die Abwärme ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Die Abnahme dieser Wärme richtet sich nach dem Wärmebedarf der Haushalte. Diese Methodik lobt auch Christian Synwoldt, Fachreferent bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz als „hoch innovativ“ – und es sei „letztlich auch die Stoßrichtung, wie die Industrie Teile ihrer Prozesswärme künftig bereitstellen kann“.
Die Nähe zum Internet-Knoten Frankfurt am Main komplementiert den Standortvorteil auf der Ingelheimer Aue.
Umweltverbände angetan
Die Summe dieser günstigen Faktoren macht auch in Umweltschutzverbänden Eindruck. Die Deutsche Presseagentur (dpa) zitiert einen BUND-Experten, der den Standort in Mainz als „sehr vorteilhaft“ einschätzt. Denn die Nutzung der Abwärme sei dort – anders bei den meisten Rechenzentren sonst – sinnvoll geregelt.
In unmittelbarer Nähe zum Bauplatz befinden sich gleich vier KMW-eigene Kraftwerke, sodass auf dieselbetriebene Notstromaggregate verzichtet werden kann. Bereits in Planung ist dort ein weiteres – wasserstofffähiges – Kraftwerk. Der letzte kleine Rest fossilen Brennstoff-Einsatzes für das Rechenzentrum könnte damit ab 2035 erledigt sein.
Das geplante „Zukunftskraftwerk“ soll von 2028 an immer dann einspringen, wenn Sonne und Wind nicht genug Energie liefern. Zunächst mit Erdgas betrieben, ab 2035 dann CO2-frei mit Wasserstoff. Denn die Stromversorgung des Rechenzentrums stellt die KMW vor allem mit Windkraftanlagen sicher.
„Motor für digitale Infrastruktur“
Bei der Grundsteinlegung im vergangenen Herbst hatte Klimaschutzministerin Katrin Eder lobende Worte gefunden: „Das grüne Rechenzentrum von KMW und Green Mountain ist ein Leuchtturmprojekt für Rheinland-Pfalz, das nicht nur die regionale Bedeutung unterstreicht, sondern auch den Weg für nachhaltige Digitalisierung und wirtschaftliche Entwicklung ebnet. Es zeigt, dass wir unsere Umweltziele auch durch partnerschaftliche Zusammenarbeit und technische Innovationen erreichen können.“
Als „Motor für unsere digitale Infrastruktur und Wirtschaft,“ bezeichnet der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase das Projekt: „Die technologischen Innovationen, gepaart mit umweltfreundlichen Maßnahmen wie die Abwärmenutzung in unser Fernwärmenetz, positionieren Mainz als Vorreiter für grüne Rechenzentren.“
Weitere Informationen unter www.greenmountain-kmw.com sowie bei Alexandra Koch von der KMW-Öffentlichkeitsarbeit: alexandra.koch(at)kmw-ag.de.
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Schwachholz aus dem Gemeindewald ersetzt Öl
Der Energiehof Bogel ist eine Erfolgsgeschichte in der kommunal betriebenen Wärmeversorgung
„Es läuft gut – so gut, dass wir das Projekt weiter ausbauen.“ Martin Janner ist nicht nur Revierförster in Diensten der Verbandsgemeinde Nastätten, sondern auch der Kopf, der hinter dem Energiehof Bogel steckt. Die Idee: Nachwachsendes Heizmaterial aus der Region liefert Wärme in die Region, und das günstig. Die Wertschöpfung bleibt vor Ort.
Grundlage des Projekts ist sogenanntes Industrieholz, das sind die geringwertigeren Teile der Bäume aus den eigenen Wäldern: Baumkronen und Äste, alles was sich nicht für etwa die Möbelproduktion oder die Bauwirtschaft eignet. Der Förster nennt es „Energieholz“.Gelagert wird dieses Rohmaterial in einer Halle in Bogel, die früher samt einer Freifläche einer ehemaligen Baufirma gehörte. Und dort verarbeitet ein Lohnbetrieb das Holz zu Hackschnitzeln, im Auftrag des „Regiebetriebs Energiehof“ der Verbandsgemeinde. VG-Bürgermeister Jens Güllering ist dessen Chef.
Güllering beschreibt diesen Regiebetrieb als „niedrigste Form kommunalen Wirtschaftens – das ist so einfach wie’s nur geht! Im Vergleich zum Eigenbetrieb ist viel weniger Administration erforderlich, und das bedeutet: viel weniger Aufwand.“
Schnitzelqualität ist wichtig
Der Regiebetrieb beauftragt die Beschaffung von Hölzern aus den Orten der Verbandsgemeinde und den Transport nach Bogel. Die Zerkleinerung übernimmt ein drauf spezialisierter Fachbetrieb, denn Qualität und Größe der Schnitzel sind Janner zufolge wichtig für einen effizienten und reibungslosen Heizbetrieb.
Auch bei den Heizungsanlagen selbst setzt die Kommune auf Contracting, kauft also nicht die Geräte, sondern die Dienstleistung ein. Die Gemeinde schließt Verträge mit Unternehmen, die die Heizanlagen finanziert, aufbaut und betreibt.
Die Wärme daraus beziehen der Kreis, Stadt und Verbandsgemeinde – etwa für mittlerweile eine Reihe von Schulen, Krankenhaus, Altenheim und Kindergarten, Museum und Bürgerhaus. Ein zweites Wärmenetz versorgt mehrere Wohn- und Geschäftshäuser sowie die Feuerwehr.
Von anderen gelernt
Die Anfänge dieser Erfolgsgeschichte liegen schon viele Jahre zurück. Am Anfang, so um2004 / 2005, habe der Energiehof viele Besuchergruppen angezogen, erinnert sich Förster Janner, denen man die eigenen Erfahrungen gern weitergegeben habe. Denn auch er habe sich vorher umgeschaut und vom Wissen anderer profitiert, etwa im Schwarzwald.
„Die Idee stammt noch von vor meiner Zeit als Bürgermeister“, erinnert sich Jens Güllering, der inzwischen zehn Jahre amtiert. „Ich habe sie aber sehr gern übernommen; denn das Ganze ist ein Selbstläufer. Es funktioniert ganz unkompliziert.“
Und offenbar immer besser. Die langjährige Erfahrung habe viel dazu beigetragen, dass man heute extrem schadstoffarm heizen könne, sagt Martin Janner. Eine hervorragende Feinstaub-Bilanz bestätige der Schornsteinfeger regelmäßig und fossile Brennstoffe würden in den effizienten Anlagen praktisch überhaupt nicht mehr gebraucht: „Im Durchschnitt rund eine Million Liter Heizöl haben wir bereits eingespart, jedes Jahr.“
Obendrein profitiert die gesamte Region. VG-Bürgermeister Güllering betont ausdrücklich die Bedeutung der „regionalen Wertschöpfung par excellence: Alles passiert vor Ort, mit hiesigen Beteiligten, Werten und Menschen aus der Region.“
Infokampagne im Blauen Ländchen
Die Motivation der Bürgerschaft steigern soll eine Veranstaltungsreihe, die bereits angelaufen ist. Partner sind u. a. der Landesverband Erneuerbare Energie, die EGOM-Genossenschaft, der Rhein-Lahn-Kreis und der Solarenergie Förderverein Deutschland. „Wir wollen das Thema Klimaschutz in die Breite tragen und zusätzlich Bewusstsein entwickeln helfen“, sagt Güllering. „Die Kommune tut bereits, was sie kann – nun sollen die Menschen erfahren, was sie selbst beitragen können.“
Noch acht Angebote sind erreichbar. Neben verschiedenen Vorträgen zur Nutzung von Photovoltaik gibt es etwa einen Reisebericht im Elektroauto, aber auch Aktionstage: zur Wasserkraft bereits am 17. Mai, zu Bioenergie unter dem Motto „vom Mist zum Strom“ am 29. Mai oder als Waldtag (30. Juni). Den Abschluss bildet am 7. Juli ein Solarparkfest.
Die Terminübersicht findet sich auf der Homepage der Verbandsgemeinde, www.vgnastaetten.de/energieregion/.Auskunft zum Energiehof Bogel gibt Martin Janner, 0170 – 231 18 19, martin.janner(at)vg-nastaetten.de.
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Ökologisch vorbildlich warm baden
Die Moseltherme Traben-Trarbach spart nach umfassender Sanierung mehrere 10.000 Liter Heizöl ein
„So sehen integrierte, sinnvolle Wärmerückgewinnungskonzepte aus, die die kommunale Energiewende voranbringen.“ Mit diesem starken Lob wird Landesumwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder zitiert, als sie jüngst einen Förderbescheid an Traben-Trarbachs Verbandsgemeindebürgermeister Marcus Heintel überbrachte. Mehr als 870.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) ist der Bescheid wert, mit dem die energetische Sanierung der Moseltherme Traben-Trarbach unterstützt wird.Neben einer umfassenden Wärmerückgewinnung sind die dämmende Sanierung der Dachflächen und darauf großflächige Photovoltaikanlagen die zentralen Punkte dieses kommunalen Vorzeigeprojektes. Einschließlich Nebenkosten haben die Maßnahmen insgesamt etwa 2,25 Millionen Euro gekostet.
Das Thermalbad, in einem kleinen Seitental der Mosel bei Bad Wildstein gelegen, gibt es ursprünglich seit 1969. Die große Mehrzahl der vorhandenen Gebäude und Anlagen entstand allerdings Mitte der 1990er Jahre. Gespeist wird das Bad von einer nahe gelegenen Thermalquelle.
Bisher hohe Energiekosten
Die einzige Thermalquelle an der Mosel befindet sich im Eleonorenstollen, der früher dem Erzabbau diente. Die dort stündlich hervor strömenden zehn Kubikmeter Wasser erreichen die Moseltherme mit rund 28 Grad Celsius und werden dort – das Sportbecken ausgenommen – noch auf bis zu 32 Grad erwärmt.
Rund 210.000 Liter Heizöl sind vor der Sanierung jährlich dafür und für die Beheizung der Räume verbraucht worden. Ein erheblicher Brocken innerhalb der Energiekosten von knapp einer Viertelmillion pro Jahr – und wegen der CO2-Bepreisung ein perspektivisch stark ansteigender.
Das macht die Sanierungsmaßnahmen zusätzlich wirtschaftlich. Die dauerhafte Reduzierung von Betriebskosten ist auch ein starkes Argument für die Investitionen. Statt zweier großer Ölkessel übernehmen nun Wärmepumpen die Heizlast, gestützt auf den regenerativ erzeugten Solarstrom von den Dächern.
CO2-Emissionen verringern
Ziel aller Maßnahmen ist es laut Potenzial-Analyse des beauftragten Ingenieurbüros vom Oktober 2020, nicht nur die Energieverbräuche, sondern auch die damit verbundenen „indirekten CO2-Emissionen des Bades in einem sehr hohen Umfang zu reduzieren“. Bei der Projektplanung wurde die Verbandsgemeinde von der Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt.
Mit dem jetzt erreichten Ergebnis der Sanierung zeigt sich Werk- und Projektleiter Jens Burch zufrieden. Die Fördergelder aus dem Europäischen EFRE-Programm hätten eine so umfassende Sanierung überhaupt erst möglich gemacht, wenn auch knappe Umsetzungsfristen und lange Genehmigungszeiten nicht leicht zu bewältigen gewesen seien und zu administrativen Problemen in der Abwicklung geführt hätten. In Zeiten knapper Kassen sei jede finanzielle Förderung gut angelegtes Geld, sagte VG-Bürgermeister Heintel und richtete seinen Dank für die Förderung an die Ministerin.
„Technisch sehr komplex“
Die wiederum dankte der Kommune für ihren Einsatz. Denn im Wärmebereich stecke in Gebäudeenergieeffizienzmaßnahmen einer der größten Hebel, um klimafreundlich zu werden. „Gerade die energetische Sanierung von Schwimmbädern stellt einen technisch sehr komplexen Anwendungsfall dar“, sagte Katrin Eder. „Umso mehr freuen wir uns, dass die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach die energetische Sanierung der Moseltherme angepackt hat.“
Auskunft gibt Werkleiter Jens Burch, Tel.: 06541 – 708-167, Email: burch.j(at)vgwtt.de.
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Ökostrom von der Lahnhöhe
Vier Kommunen profitieren von großem Energiewende-Projekt
Elektrische Energie für bis zu 200.000 Menschen: Ein derart großes Windpark-Projekt kann bei Lahnstein am Oberen Mittelrhein entstehen, weil sich vier Kommunen, ein privater Grundeigentümer und der regionale Energieversorger evm zusammentun. Die Verträge sind jetzt unterzeichnet; die Projektierer rechnen mit der Lieferung von Ökostrom für die Region ab 2028.
Mit dem Windpark Lahnhöhe wollen die Partner einen nennenswerten Beitrag zum Ausbau Erneuerbarer Energien leisten. Einen Energieertrag von rund 260 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erwartet der Energieversorger evm von seinem größten Projekt in der Region.
Der Lahnsteiner Oberbürgermeister Lennart Siefert spricht von einem „wirkungsvollen Beitrag zur Energiewende“ – zumal, wenn man bedenke, dass der Rhein-Lahn-Kreis rund 125.000 Einwohner hat, die „grüne“ Stromproduktion den dortigen Verbrauch also weit überschreiten wird.
Neben der Stadt Lahnstein haben (neben einem Privateigentümer) auch die Ortsgemeinden Becheln, Frücht und Schweighausen das Angebot von evm angenommen, auf kommunalen Flächen diesen Windpark entstehen zu lassen. Die zu erwartenden Pachtzahlungen sind für sie eine wichtige Einnahmequelle; allein Lahnstein könne mit jährlichen Einnahmen von zwei Millionen rechnen. Zudem werde die regionale Wertschöpfung gestärkt und die Kommunen leisteten einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele.
Ausschlusskriterien berücksichtigt
Vor der Unterzeichnung der Gestattungsverträge waren die Potenzialflächen für Windenergienutzung ermittelt worden. „Dabei wurden beispielsweise einzuhaltende Mindestabstände zur Wohnbebauung gewahrt und Ausschlussflächen des Naturschutzes oder des angrenzenden UNESCO-Welterbegebiets berücksichtigt“, wird evm-Vorstandsmitglied Christoph Hesse in einer Pressemitteilung zitiert.
Bis zu 16 Windräder mit einer Nabenhöhe von rund 180 Metern können demzufolge entstehen. Zuvor sind Planungsunterlagen zu erstellen und notwendige Gutachten, etwa zum Artenschutz, einzuholen, bevor das zentrale Energiewendeprojekt in der Stadt Lahnstein und der Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau umgesetzt werden kann.
„Meilenstein für die Region“
Um ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt auf den Weg bringen zu können, sei im Vorfeld ein gemeinsamer politischer Wille vonnöten gewesen, betont Lahnsteins OB Siefert; den beteiligten Gremien sei er dafür ausgesprochen dankbar. Nun könne die Stadt Lahnstein stolz darauf sein, „Teil dieses wegweisenden Projekts zu sein, das einen erheblichen Beitrag zur Energiewende leisten wird“, sagt Siefert – und setzt hinzu: „Der Windpark Lahnhöhe ist ein bedeutender Meilenstein für unsere Stadt und die gesamte Region. Wir setzen ein klares Zeichen für den Klimaschutz und eine nachhaltige Energieversorgung. Zudem verbirgt sich dahinter eine enorme Wirtschaftsleistung und das größte Wirtschaftsprojekt der letzten Jahrzehnte in Lahnstein“
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Wie nachhaltig kann Bauleitplanung sein?
Die Stadt Selters kombiniert am Sonnenbach Anpassung an den Klimawandel und Lebensqualität
Eine durchgrünte Siedlung soll entstehen. Straßen, Entwässerung, Begrünung, Freiflächen, Bachlauf und Teich – all das wird unter dem einen Ziel geplant: Das Neubaugebiet „Am Sonnenbach“ der Stadt Selters soll sich den Klimawandelfolgen anpassen. Und vor allem auch die Versorgung der Haushalte mit Wärme dient diesem übergeordneten Ziel. Alle Haushalte werden mit Erdwärme über ein Kaltes Nahwärmenetz versorgt.
Nachhaltigkeit stehe als Anforderung über allen planerischen Details, betont Stadtbürgermeister Rolf Jung. Denn in der Westerwaldgemeinde Selters Mikroklimata mit hohem Verdunstungsgrad zu erzeugen, hat in diesem Zusammenhang einen großen Stellenwert. Das gestalte die Entwässerung besonders herausfordernd. Und zudem müsse sie, als Folge der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, nach „Maßgabe HQ 100 erfolgen“, was bedeutet: die Wassermassen eines statistisch alle 100 Jahre drohenden Hochwassers zu bewältigen.
Das beauftragte Planungsbüro wollte die 55 verkäuflichen Bauplätze und ein geplantes Nachbarschaftszentrum „mit erlebbaren Gewässern verknüpfen und lebenswerte Naherholungsräume schaffen“ – gestützt auf eben diese Entwässerung. Es gibt ein getrenntes Kanalsystem für Schmutz- und Oberflächenwasser, Regenrückhaltung sowie Anlagen, die Oberflächenwasser möglichst lang an der Oberfläche lassen.
Dass die Entwässerung nicht vollständig oberirdisch möglich ist, hängt laut Projektleiter Achim Linder von den Verbandsgemeindewerken vor allem mit dem hohen Grundwasserstand zusammen – und dem Umstand, „dass Versickerung im Westerwald mit seinem großen Ton-Anteil in den Böden eher schwierig“ sei. Deshalb gebe es im Neubaugebiet Am Sonnenbach eine große städtische Zisterne für die Reihenhäuser (wenig Grundstücksfläche), private Zisternen als Bauverpflichtung bei den anderen Bauplätzen.
Viel Raum für Grün
Fünf Bebauungstypen sind vorgesehen, von Reihenhäusern über ein- und zweigeschossige Einfamilienhäuser bis hin zu Doppelhäusern. Und obwohl die Bauplätze kompakt zugeschnitten sind, bleibt viel Raum für Grün. Entlang des namengebenden Baches entsteht eine parkähnliche Anlage mit Teich, öffentlich zugänglich.
Erste Ansätze für die nachhaltige Bauleitplanung fußen Projektleiter Linder zufolge auf Erfahrungen der Stadt Schifferstadt; die eigene Bauleitplanung entwickelte ein Planungsbüro mit Unterstützung durch die Transferstelle Bingen (TSB). Dass sämtliche Grundstücke an ein Kaltes Nahwärmenetz angeschlossen werden, war nach erfolgreichen Probebohrungen unumstritten.
Wärme von den Verbandsgemeindewerken
Ganz bewusst habe man „die Aufgabe der Kalten Nahwärmeversorgung auf die Verbandsgemeinde übertragen, weil wir Gewinnmaximierungsstreben vermeiden wollten“, sagt Stadtbürgermeister Jung. Die Abrechnung der Verbandsgemeindewerke setzt sich aus einem Sockelbetrag und einem von der bebauten Fläche abhängigen wiederkehrenden Nutzungsentgelt zusammen: „Wer mehr Wohnfläche hat, zahlt auch mehr“, so Werkleiter Linder
Das geothermische Nahwärmenetz besteht aus Erdwärmesonden an der Bachaue und unter dem Spielplatz. Die dort geförderte Erdwärme wird über ein Rohrleitungsnetz unter der Straße verteilt. Dabei entzieht das Netz auch auf der Strecke zu den einzelnen Gebäuden weitere Wärme aus dem Erdreich. Die erforderliche Heizungstemperatur schaffen individuelle Wärmepumpen, für deren Betrieb die Kommune allen Bauwilligen eigene Photovoltaikanlagen auf dem Dach dringend anrät.
Als beispielhaft bezeichnet Michael Münch von der im Planungsprozess eingebundenen Transferstelle Bingen das Projekt, weil es das biete, was derzeit an Nachhaltigkeit sinnvoll umzusetzen ist. Und beispielgebend ist für ihn auch die Wärmeversorgung für das künftige Quartier, nicht zuletzt wegen der gewählten Betriebsform. Denn vielerorts seien Gemeindewerke auf Wasser und Abwasser fokussiert; wenn sich zusätzliche Know-how im Bereich der Wärmeversorgung aufbauen lasse, dann sei dies ein wichtiger Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung und zur Steigerung der Wertschöpfung ländlicher Gemeindewerke durch neue Geschäftsfelder.
Kühlung im Sommer
Die „gute Wärmequelle“ – so eine Informationsschrift der Stadt Selters – könne noch mehr: „Da das Erdreich im Sommer kühler als unsere gewünschten Raumtemperaturen ist, kann den Gebäuden über die Fußbodenheizungen ein Teil der sommerlichen Hitze entzogen und im Erdwärme-Sondenfeld ,saisonal‘ zwischengespeichert werden. Es findet also quasi ein Wärmerecycling statt: Die Wärme, die im Sommer aus den Gebäuden gezogen wird, erwärmt das Erdreich. Dadurch liegen im Winter höhere Starttemperaturen vor. Das erhöht die Effizienz und führt zu einem geringeren Stromverbrauch beim Heizen.“
Bei der sommerlichen „passiven“ Kühlung falle kein nennenswerter Stromverbrauch an. Sommerliches Kühlen sei nicht nur angenehm, es lohne sich für den Klimaschutz und spare Kosten durch geringeren Stromverbrauch im Winter.
Auf den Quadratmeterpreis wirken sich neben der schwierigen verkehrstechnischen Erschließung auch die hohen Nachhaltigkeitsstandards aus; sie bewegen sich nun zwischen 176 und 196 Euro, pro Bauplatz kommen so rund 60.000 Euro (Reihenhäuser) und gut 90.000 Euro zusammen. Die ursprünglich enorme Zahl von Interessenten ist geschrumpft, knapp 40 Prozent der Grundstücke sind reserviert, berichtet Stadtbürgermeister Rolf Jung. Und er setzt gleich hinzu: „Es ist nicht mehr die Zeit, nur auf die Kosten zu achten. Sondern darauf, was richtig ist oder falsch. Wir hatten einige dicke Bretter zu bohren, das haben wir gemacht.“
Auskunft zu dem Projekt gibt es bei Werkleiter Achim Linder, Tel.: 02626 – 764-46, Mail: Achim.Linder(at)selters-ww.de.
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Die Stromwende schreitet voran
Im Landkreis Cochem-Zell haben sich private und gewerbliche Betreiber von regenerativen Stromerzeugungs-Anlagen erstmals in Rheinland-Pfalz zu einem „virtuellen Kraftwerk“ zusammengeschlossen. Unter der Marke „Landstrom“ können Bewohner und Gewerbe zu 100 Prozent Strom aus der Region beziehen.
Die Stromwende im Landkreis Cochem-Zell ist im vollen Gange. Schon heute produzieren dort Wind, Sonne und Biomasse insgesamt betrachtet fast doppelt so viel Strom, wie dort verbraucht wird. „Wie kann es gelingen, den bilanziell vorhandenen, regenerativen Strom-Überschuss möglichst umfassend für unsere Energieversorgung vor Ort zu nutzen?“, sinnierte der frühere Landrat Manfred Schnur anlässlich der Betriebsaufnahme des virtuellen Kraftwerks im Sommer 2021.
Schon früh hatten sich Politik und Verwaltung im Landkreis Cochem-Zell der Energiewende den Weg bereitet. 2008 hatte der Kreistag Cochem-Zell einstimmig das Ziel formuliert: „Wir wollen Null-Emissions-Landkreis werden!“ Als Ziel wurde seinerzeit formuliert, bis zum Jahr 2020 bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen bezogen auf das Jahr 1990 auszugleichen und langfristig den vollständigen Ausstoß zu kompensieren. Dies sollte insbesondere durch Energieeinsparung, -effizienz und -suffizienz sowie den Einsatz Erneuerbarer Energien bei der Strom- und Wärmeversorgung erfolgen.
Der Zusammenschluss regenerativer Energiequellen zu einem virtuellen Kraftwerk ist in dem Kontext ein nächster, konsequenter Schritt. Von den ersten Überlegungen 2015 bis zum Start des virtuellen Kraftwerks gingen allerdings sechs Jahre ins Land. Ideengeber war seinerzeit Professor Ralf Simon von der Transferstelle Bingen, der sowohl bei der Konzepterstellung als auch bei der vom Land geförderten Umsetzung unterstützte. Um Erzeugung und Verbrauch in Einklang zu bringen, wurden zunächst die Auswirkungen der Vernetzung unterschiedlicher Anlagen und Verbrauchsmuster im Rahmen eines öffentlich geförderten Klimaschutzteilkonzepts untersucht, um die Integration des lokal erzeugten Stroms zu stärken.
Eigenbetrieb koordiniert
Zugleich wurde ein Geschäftsmodell entwickelt, um die Umsetzung und Vermarktung des Regionalstroms voranzutreiben. Die Projektkoordination, Finanzierung und Umsetzung hat der Eigenbetrieb Klima & Energie der regionalen Kreiswerke Cochem-Zell übernommen , in Kooperation mit der lokalen Energieagentur „unser-klima-cochem-zell e. V.“.
Die Lizenz zum Betrieb des virtuellen Kraftwerks wurde zunächst befristet für drei Jahre an die VSE AG aus Saarbrücken zu übertragen. Dies stellt gleichzeitig die erste Stufe des Geschäftsmodells zur Markteinführung dar. Die VSE betreibt das Kraftwerk und vermarktet den Strom gemeinsam mit der Unternehmenstochter Energis. Als Stromhändler ist die VSE auch Vertragspartner der Anlagenkunden.
Bürgerbeteiligung angestrebt
Für die Zukunft ist beabsichtigt, in der nächsten Stufe eine kommunal getragene Gesellschaft mit Beteiligung der VSE als Stromhändler zu gründen. Hieran könnten sich dann auch Bürgerinnen und Bürger über eine Energiegenossenschaft beteiligen, um die regionale Wertschöpfung bestmöglich zu gestalten.
Aktuell besteht das Kraftwerk aus neun Anlagen mit rund 28 Megawatt Erzeugungsleistung, darunter die Freiflächen-Photovoltaik-Anlage der Ortsgemeinde Büchel. Damit könnten rund 10.000 Haushalte – das sind etwa ein Drittel der Haushalte im Landkreis – versorgt werden. Ziel ist es, weitere Erzeugeranlagen hinzuzugewinnen und damit die Anlagenleistung zu steigern.
Günstiger Strom aus der Region
„Die Kreisenergiegesellschaft verfolgt die Absicht, selbst grüne Energieprojekte im Kreisgebiet umzusetzen und alle Wertschöpfungsstufen eines Projekts optimal auszunutzen“, sagt Falko Fischer, Geschäftsführer der Kreisenergiegesellschaft. „Insbesondere der Vertrieb des grünen Regional-Stroms über das virtuelle Kraftwerk ist ein besonders wichtiger Punkt für uns. Alle Menschen im Landkreis sollen die Möglichkeit haben, Strom in ausreichender Menge und zu einem günstigen Preis aus unserem Landkreis Cochem-Zell zu beziehen.“ Ein weiterer Meilenstein im Gesamtprojekt wäre die Integration kleiner Erzeugeranlagen ab zirka zehn Kilowatt-Peak (kWp) sowie die Überführung des Kraftwerks in eine lokal getragene Gesellschaft.
Aber auch auf Seiten der Stromkunden nimmt das Interesse weiter zu. Im Mai 2023 ging das lokale Stromprodukt „Landstrom – 100 Prozent aus und für CochemZell“ an den Markt. „Anfang 2024 liegen die Anschlusszahlen im Zielkorridor“, sagt Nicole Jobelius-Schausten, Netzwerkmanagerin Klimaschutz bei den Kreiswerken. Durch verschiedene öffentlichkeitswirksame Aktivitäten und intensives Marketing, wie ein Wettbewerb und eine Aktion „Kunden werben Kunden“, solle die Strommarke nun im Landkreis etabliert werden.
Weitere Projekte in den Startlöchern
„Wenn wir unsere ambitionierten Klimaschutzziele erreichen wollen, müssen wir unsere Potenziale voll ausnutzen – und zwar in allen Sektoren“, betont Landrätin Anke Beilstein. Gerade mit Blick auf die Krisen in der Welt, seien Versorgungssicherheit und regionale Wertschöpfung hohe Güter. Und die Landrätin ergänzt: „Mit der Kraft von Wind, Sonne und. Biogas wird der Landstrom hundertprozentig nachhaltig, direkt in der Region erzeugt und steht exklusiv den Anwohnerinnen und Anwohnern des Landkreises Cochem-Zell zur Verfügung.“
Andere Kommunen in Rheinland-Pfalz orientieren sich am Beispiel des Projektes im Landkreis Cochem-Zell. „Sie haben sich das gleiche Ziel gesetzt und wollen ihre Versorgung über ein virtuelles Kraftwerk und diverse regenerative Stromerzeugungsanlagen größtenteils auf eigene Beine stellen“, weiß Professor Simon. „Solche Projekte gibt es beispielsweise im Landkreis Rhein-Hunsrück, in den Verbandsgemeinden Ransbach-Baumbach, Schweich, Birkenfeld, Bad Bergzabern, Alzey-Land, Sprendlingen-Gensingen und in den Zweckverbänden zur Abwasserreinigung in Rheinhessen, Untere Selz, Wöllstein-Wörrstadt beziehungsweise in dem Wasserversorgungszweckverband Osthofen.“ Weitere Projekte seien im Gespräch und würden demnächst wahrscheinlich starten.
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Alternative Rundgänge durch die zukunftsfähige Stadt
Worms können Engagierte ihre ganz persönliche Sicht auf Orte des Wandels präsentieren
„STADTWANDELN“ – der Begriff ist bewusst doppelsinnig gesetzt. Fortbewegung einerseits, Weiterentwicklung andererseits. Mit einer Angebotsreihe unter diesem Titel hat die Stadt Worms ein besonderes Instrument der Bürgerbeteiligung geschaffen. Die Vernetzung der engagierten Akteur:innen ist ein hoch willkommener Nebeneffekt.
„Orte und vor allem Menschen, die für verantwortungsbewusste und nachhaltige Lebensstile sowie zukunftsfähige und klimafreundliche Innovationen stehen“ bilden den Kern des Angebots STADTWANDELN. Das schreibt Martin Hassel, Klimaschutzmanager der Stadt Worms und Organisator der Veranstaltungsreihe, die bereits seit 2017 existiert. Lokale Antworten auf globale Krisen und Entwicklungen sollen die alternativen Spaziergänge und Radtouren aufzeigen.
Nachhaltige Verkehrsentwicklung, Ressourcenschonung, lebenswert gestaltete Stadt-Räume. . . – für diese und weitere zukunftsorientierte Ziele engagieren sich auch in Worms Initiativen, Unternehmen und Vereine. Den Austausch zwischen ihnen soll das STADTWANDELN befördern, zudem ihre Aktivitäten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Auch mit dem Ziel, Interessierte zum Mit- und Nachmachen zu animieren.
Von Station zu Station soll es nicht nur um das Aufnehmen von Informationen gehen; alle Sinne der Teilnehmenden sollen angesprochen werden. Das kann beispielsweise kulinarischer Natur sein, oder aber durch die Möglichkeit, selbst etwas auszuprobieren.
Ideen zum Mitgestalten
„So macht Umweltbildung Spaß!“, lobte eine Teilnehmerin die innovative Tour der anderen Art durch Worms. Eine andere Teilnehmerin kommentierte: „Ich möchte das Angebot in meinem Bekanntenkreis unbedingt weiterempfehlen, damit noch mehr Menschen in den Genuss dieser Touren kommen und Ideen zum Mitgestalten bekommen.“
An den geführten STADTWANDELN-Touren haben bisher mehr als 400 Bürgerinnen und Bürger teilgenommen; sie wurden über unterschiedlichste Kanäle der Öffentlichkeitsarbeit darauf aufmerksam gemacht. Überdies wird das Angebot jährlich von den Schülerinnen und Schülern der 8. Jahrgangsstufe eines lokalen Gymnasiums wahrgenommen.
Das Konzept wurde vom kommunalen Netzwerk „Klima-Bündnis e.V.“ gemeinsam mit der Nachhaltigkeits-Bewegung Transition Netzwerk e.V. entwickelt. Die Umsetzung des Angebots in der Stadt Worms erfolgte vor einigen Jahren mit Unterstützt des europäischen Fördertopfes „Climate Active Neighbourhoods (CAN)“, ein länderübergreifendes Projekt, an dem auch die Energieagentur Rheinland-Pfalz mitgewirkt hat.
Angebot ständig weiterentwickelt
Workshops zu Beginn dienten dazu, die verschiedenen lokalen Initiativen zu identifizieren. Aus diesem Fundus schuf das Klimaschutzmanagement der Stadtverwaltung Worms eine Reihe rund zweistündiger Touren für jeweils 15 bis 25 Menschen. Die Kleingruppen werden jeweils von einem der ehrenamtlich Engagierten moderiert und zu den Orten des Wandels geführt. Hierbei steht aber die persönliche Vorstellung der Macherinnen und Macher im Zentrum, die ihre innovativen Ideen und Konzepte selbst präsentieren.
Immer wieder Neues haben diese Engagierten seither eingebracht, die STADTWANDELN-Runden stetig weiterentwickelt und verändert: Fahrradtouren auf kostenfrei gestellten Leihrädern sind hinzugekommen, im Winter geht es mit einer Wärmebildkamera zum Thermografie-Spaziergang und mittlerweile sind so viele Initiativen im Netzwerk vertreten, dass sich eine Aufteilung nach thematischen Schwerpunkten aufdrängt: Nachhaltiger Konsum, Biodiversität, Energie & Mobilität, Hitze sowie Nachhaltigkeit.
Die Jahresübersicht belegt die Themenvielfalt im Konkreten. Das Spektrum reicht von Hitze-Prophylaxe über Biodiversität, Car-Sharing oder Gebäudesanierung bis hin zu fairem Handel und Müllvermeidung. Und weitere Themen, da ist Organisator Martin Hassel zuversichtlich, werden hinzukommen. Anregungen sind willkommen.
„Das STADTWANDELN ist eine herzliche Einladung an die Wormserinnen und Wormser, sich über bereits vorhandene Projekte und Initiativen zu informieren“, freut sich die zuständige Umweltdezernentin und Bürgermeisterin Stephanie Lohr. Und sie könnten sich „inspirieren lassen von den Menschen in unserer Stadt, die sich dafür einsetzen, Worms grüner, nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen“.
Die Touren sind offen für jedermann und kostenlos. Auf eigene Faust lässt sich neuerdings ebenfalls losziehen – mit Hilfe einer digitalen Karte, die die einzelnen Stationen zeigt. Vor allem für Bildungseinrichtungen ist das Angebot einer STADTWANDELN-Schnitzeljagd durch die Wormser Innenstadt gedacht, kleine Videos winken als Belohnung an den Stationen.
Informationen, eine Terminübersicht und Anmeldeformulare finden Sie hier:
Auskunft gibt Martin Hassel, Tel.: 0 62 41 / 853–3507, Mail: martin.hassel(at)worms.de
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Kläranlage plus Photovoltaik ergibt saubere Energie
Faltdach-Anlage über Neuwieder Kläranlage ans Netz angeschlossen
Die Stadt Neuwied und ihre Servicetriebe sind umtriebig, was Energiewende und Klimaschutz angeht. Neben dem klimafreundlichen Umstieg auf Elektrogeräte zur Grünpflege und zahlreichen Projekten zur Förderung der Artenvielfalt, beispielsweise der Anlage von Bienenwiesen, wurde im vergangenen Jahr ein weiteres Projekt umgesetzt, das Ende Januar bei einem Besuch von Klimaschutzministerin Eder offiziell in Betrieb genommen wurde: Eine PV-Anlage – aber keine gewöhnliche Dachanlage und auch keine Freiflächen-Anlage, sondern eine Faltdachanlage, die über der Kläranlage installiert wurde.
Einfache Wartung und Wetterschutz
Das Faltdach bedeckt eine Fläche von insgesamt 1600 Quadratmetern und wurde so konzipiert, dass die Bewirtschaftung der Kläranlage nicht beeinträchtigt wird: Mit großen Abständen zwischen den Stützen und einer lichten Höhe von fünf Metern. Die Möglichkeit, es ein- und auszufahren, erleichtert Wartungsarbeiten auch an den Klärbecken. Sensoren sorgen dafür, dass das Dach bei Hagel oder Sturm automatisch eingefahren und in einer überdachten „Garage“ geparkt wird. So sind die Module vor Wetterschäden geschützt.
Als erste Anlage ihrer Art in Deutschland wurde die Solarfaltdachanlage über der Kläranlage Neuwied 2023 mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet. „Das Leuchtturmkonzept der Servicebetriebe Neuwied animiert zur kommunalen Implementierung Erneuerbarer Energien", so die Begründung der Jury.
Vorteile für Klima und Kommune
Die Anlage soll rund 180.000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. „Damit kann der Anteil des eigens produzierten Stroms um neun auf 24,5 Prozent erhöht werden“, erklärt Klaus Gerhardt, Geschäftsfeldleiter der Servicebetriebe Neuwied. Der nachhaltig erzeugte Strom kommt nicht nur dem Klima, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute: „Die neue Anlage senkt die Betriebskosten und trägt dazu bei, dass die Gebühren bezahlbar bleiben“, ergänzt Gerhardt. Ein weiterer Vorteil: Es wurden keine zusätzlichen Flächen verbaut, da die Anlage über dem Klärwerk installiert wurde.
Die ersten Erfahrungen aus dem Probebetrieb seit Dezember 2023 sind positiv: „Trotz der Witterungsbedingungen hat die Anlage bisher rund 5500 Kilowattstunden Strom produziert“, erklärt Geschäftsfeldleiter Klaus Gerhardt.
Nachahmer-Projekte bereits geplant
Das knapp eine Million Euro teure Pilotprojekt wurde vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium mit 425.000 Euro gefördert. Denn, so SBN-Vorstand Stefan Herschbach: „Ohne eine Förderung wären solche Anlagen nicht wirtschaftlich zu betreiben, da die Kosten je Kilowattstunde deutlich höher sind als bei einer Freiflächenanlage.“
„Eine Technik, die zwar deutlich teurer ist als eine stationäre Anlage“, bestätigt Klaus Gerhardt, „aber wir gehen davon aus, dass das Solardach 25 Jahre in Betrieb sein wird." Nach zwölf Jahren soll die Anlage dann kostenlos Solarstrom liefern.
Nachahmer sind bereits in Sicht: In Stuttgart, Oberndorf, Langen und Erkelenz sind ähnliche Anlagen geplant. Und auch in Neuwied plant man weiter, was die Umstellung auf Erneuerbare Energien betrifft: Aktuell werden Standortanalysen für 32 Windkraftanlagen durchgeführt und auch weitere PV-Anlagen sind bereits projektiert.
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Energieautark rings ums Sportzentrum
In Schifferstadt erlangt eine Verbundlösung „absoluten Vorbildcharakter“
Ein ganzes Quartier wird CO2-neutral mit Strom und Wärme versorgt – diese Vision soll rings um das Sportzentrum Schifferstadt wahr werden. „Green Urban Smart Energy Area“, abgekürzt „GUSEA“ wird das Projekt genannt, für das Umweltministerin Katharina Eder jüngst einen Förderbescheid über gut sieben Millionen Euro übergeben konnte.
Das Besondere am GUSEA-Projekt ist die Energie-Verbundlösung mit sowohl zentralen als auch dezentralen Versorgungselementen, gepaart mit einer Eigenstromerzeugung und
-versorgung über Photovoltaik und Speichertechnik, kombiniert mit intelligentem Energiemanagement. „Die Wärme- und Stromversorgung für insgesamt acht vorhandene öffentliche Liegenschaften sowie für drei Neubaukomplexe soll in der Endausbaustufe energieautark ausgerichtet werden“, erläuterte Ministerin Eder bei der Übergabe und lobte „den absoluten Vorbildcharakter“.Ein klassisches Nahwärmenetz übernimmt die Beheizung der Gebäude im Kerngebiet, die Wärmeversorgung der restlichen Liegenschaften erfolgt über zwei kalte Nahwärmenetze und dezentrale Wärmepumpen. Die erste Ausbaustufe – die Errichtung der Energiezentrale mit dem warmen und den beiden kalten Nahwärmenetzen – ist nahezu betriebsbereit. Damit ist die CO2-Neutralität im Wärme- und auch im Strombereich bilanziell nahezu erreicht. Und nur auf diese erste Ausbaustufe bezieht sich die Förderung mit 7,152 Millionen aus Mitteln der Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
Jährlich 1000 Tonnen THG weniger
Aus der ohnehin anstehenden Sanierung einiger Gebäude auf dem Areal des Schul- und Sportzentrum entstand, auch basierend auf einer Machbarkeitsstudie der Universität Mainz, das Projekt, das laut Ministerin Eder „neue Maßstäbe setzt für die kommunale Energiewende“. In seiner Endausbaustufe werde eine Treibhausgas-Einsparung von mehr als 1000 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr erreicht werden – etwa so viel wie 125 Vier-Personen-Haushalte für ihren Wärmebedarf emittieren.
Der ganzheitliche Ansatz umfasst neben den beiden Wärmenetzen zwei Blockheizkraftwerke und Fotovoltaik von sämtlichen Dächern. Versorgt werden Schulzentrum und Sportschule, die neue Kreissporthalle und die Volkshochschule, ein Jugendtreff und eine Kita, die Wilfried-Dietrich-Halle und eine noch zu bauende Wohnanlage.
Klimalehrpfad für die Schüler
In der zweiten Ausbaustufe wird mittels Wasserstoff aus Elektrolyse und CO2 aus der Luft regenerativ Methan hergestellt werden (Power-to-Gas). Und mit diesem Methan sollen dann die Blockheizkraftwerke betrieben werden, erläutert Professor Thomas Giel, der an der Mainzer Hochschule über nachhaltige Gebäudesystem lehrt. Für die Elektrolyse werde der auf den Dächern per Photovoltaik erzeugte Strom eingesetzt – für Giel „die beste Verwendung, nämlich direkt vor Ort“.
Betreiberin des Projektes ist eine eigens gegründete GmbH, in der neben der Kommune unter anderem die Schifferstadter Stadtwerke und der Rheinpfalz-Kreis vertreten sind. Der Kreis ist auch „Hausherr“ der Schulgebäude. Dass für die Schülerinnen und Schüler des Schulzentrum auch eine Art „Klimalehrpfad“ entstehen soll, könnte damit zusammenhängen. Auf jeden Fall sollen den Lernenden die neuen regenerativen Energieerzeuger und Speichermedien zugänglich und sichtbar gemacht werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Trägergesellschaft: anschauliches Lehrmaterial über Zukunftstechnologien.
Auskunft erhalten Sie hier:
Sascha Bub, Wärme-Kälte-Klima bei den Stadtwerken, Tel: 06235 - 4901-679,
S.Bub(at)sw-schifferstadt.deNicole Doerr, Klimaschutzmanagerin, Tel: 06235 - 44-239,
nicole.doerr(at)schifferstadt.de -
Ehrenamtlich die Welt ein bisschen besser machen
Klimaschutzpatinnen und -paten bringen Ideen ein und Projekte vor Ort voran
Gutes bewirken für das eigene Lebensumfeld, nah dran sein an konkreten Projekten und der Bürgerschaft. Das ist für viele Klimaschutzpatinnen und -paten ein wichtiger Teil ihrer Motivation. Aktiv sind sie im Rahmen des „Verbundprojekts KlikKS“, hierzulande betreut von der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Eine von ihnen ist Elisa Heilig. Die 37-jährige Verwaltungsfachwirtin ist seit März offiziell als ehrenamtliche Klimaschutzpatin für die Ortsgemeinde Elkenroth im Westerwald bestellt. Die knapp 1800 Einwohner zählende Gemeinde ist eine von bundesweit fast 200 Kommunen bzw. Ortsteilen, die sich bei KlikKS beteiligen. Die Idee: Ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen können für ihre Heimatgemeinden oder Quartiere eigene Ideen einbringen, wie deren Zukunft gestaltet werden sollte. Und sie können Projekte entwickeln und umsetzen.
Dabei werden die Ehrenamtler durch die Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützt. Regelmäßige Information, Schulungen und Vernetzungsangebote gehören dazu. Die Regionalmanager:innen beraten zu Fördermitteln, helfen bei deren Beantragung und der Umsetzung vor Ort.
Blühstreifen oder Nahwärme
Die angestoßenen Projekte sind so verschiedenartig wie die Gegebenheiten vor Ort. „Häufig starten die Klimaschutzpat:innen zu Beginn mit ,Grünem‘“, weiß Henriette Konrad von der Energieagentur Rheinland-Pfalz zu berichten, „zum Beispiel Streuobstwiesenpflege, ein Waldlehrpfad oder das Anlegen von Blühstreifen als Insektenweide.“ Später entwickelten sich ihre Initiativen zunehmend in Richtung Infrastruktur: Beispiele sind etwa Bürgerbefragungen zu Nahwärmenetzen oder Sanierungsvorschläge für kommunale Gebäude.
Nicht selten entstehen sogar Ideen für größere Projekte, die aber im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben und vor allem mit den Wünschen der Menschen vor Ort angegangen werden sollen. Dafür hat das 1000-Seelen-Dorf Nievern an der Lahn um den Klimaschutzpaten Stefan Lenz herum eine mittlerweile fünfköpfige Energiekommission gegründet, um die Potenziale der Gemeinde bei Erneuerbaren Energien zu ermitteln und zu bewerten.
„Wir wollen das gründlich angehen und unsere Kräfte gezielt und effizient einsetzen, gleichzeitig aber auch die Bürgerinnen und Bürger nicht überfordern“, sagt Ortsbürgermeister Lutz Zaun. Windkraft, Freiflächen-Photovoltaik, Biogas – einen „Energiemix auf dem Hühnerberg“ können sich Klimaschutzpate und Gemeinderat in Nievern gut vorstellen. Stefan Lenz sieht seine Rolle dabei als Mittler zwischen Rat und Bürgerschaft. Er macht das aus eigenem Antrieb – und weil es für ihn „als Familienvater einfach ein wichtiges Thema ist, besonders für die zukünftigen Generationen“.
Jeder kann etwas beitragen
Die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern ist auch für Patin Elisa Heilig ein wichtiger Aspekt. „Es lässt sich gut zeigen, dass jeder etwas tun, selbst etwas beitragen kann – Kleinvieh macht auch Mist“, sagt sie bescheiden. In ihrem Wohnort Elkenroth herrsche „ein schönes Geben und Nehmen. Bürgermeister und Gemeinderat ziehen mit, ich bekomme sehr positives Feedback.“
Viele Ideen hat die Klimaschutzpatin während der wenigen Monate in Funktion bereits eingebracht: von LED-Leuchten fürs Bürgerhaus über die Aktion „Gelbes Band“ (mit ihr wird Obst, das von den Eigentümern nicht abgeerntet wird, für die Allgemeinheit freigegeben) bis hin zur Erweiterung eines vorhandenen Nahwärmenetzes.
Vorschläge zur ökologischen Aufwertung einer vorhandenen Grünfläche erarbeiten Studierende der TH Bingen den Winter über, angeregt über das Projekt. Gemeinsam mit dem Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain und dem Ortsbürgermeister hat Elisa Heilig Punkte identifiziert für E-Auto-Ladesäulen – selbstverständlich geeignet für Photovoltaik-Speisung von oben.
Multiplikatoren einbinden
In der Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Klimaschutzmanagern sieht Nils Krüger von der Projektsteuerung bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz einen wichtigen Faktor für erfolgreiche Einzelprojekte: „Die Klimaschutzmanager unterstützen zum einen bei der Akquise von Paten, die engere Anbindung der ehrenamtlichen an hauptamtliche Akteure sorgt zum anderen für ,Bodennähe‘ vor Ort, bindet Multiplikatoren über Vereine, Institutionen bis zu Initiativen ein. Vertrauen ist wichtig!“
Das Vertrauen gründet auf positiven Erfahrungen. Aus dem Vorgänger-Projekt „KlikK aktiv“, von 2019 bis 2022 in drei rheinland-pfälzischen Pilot-Regionen angeboten und mit dem renommierten internationalen Preis „Climate Star“ ausgezeichnet, sind bis heute Gemeinden dabeigeblieben. Der Ort Carlsberg (Landkreis Bad Dürkheim, 3487 Einwohner) beispielsweise startete als Pionierkommune im Herbst 2019.
Zum Auftakt luden die Carlsberger Klimaschutzpat:innen zu einer ersten Zukunftswerkstatt ein, als Ideen-Pool. Viele Maßnahmen wurden von ihnen in Carlsberg angestoßen: unter anderem die Umrüstung der letzten ca. 90 Straßenlampen auf energiesparende LED-Technik, ein Kochbus für die Vorschulkinder der beiden Kindergärten der Initiative „Rheinland-Pfalz isst besser“, ein Mehrgenerationengarten (1. Sieger bei „Deutschland summt“ 2020 im Bereich kommunalen Flächen), Pflanzung einer Klimalinde.
Eine stolze Bilanz
Für das nun bundesweit laufende Projekt KlikKS lassen sich die Auswirkungen auf die Klimabilanz naturgemäß noch nicht ermitteln. Im Rahmen des Vorgänger-Projekts KlikK aktiv haben 44 ehrenamtliche Klimaschutzpaten in 37 Kommunen 178 Maßnahmen in ihren Kommunen umgesetzt. Dr. Tobias Büttner, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, bilanziert, was mit einer Idee aus seinem Haus erreicht wurde: „Die mit den Einzelmaßnahmen erreichte CO2-Minderung wird auf 15.000 Tonnen pro Jahr geschätzt – das ist ein tolles Ergebnis! Und außerdem wurden rund 20 Millionen Euro an Investitionen angestoßen, das stärkt die regionale Wertschöpfung und die Strukturentwicklung.“
Von „Kleinvieh“ hat Elisa Heilig gesprochen. Diese Summen stehen dagegen. Und wenn auch häufige Termine in Abendstunden die persönliche Belastung der Klimaschutzpat:innen erhöhen: Für das Ziel, die Welt ein bisschen besser zu machen, „lohnt es sich allemal. Wenn wir alle ein bisschen tun, dann können wir es gemeinsam schaffen“, sagt sie.
Drei Fragen an Sabrina Wolf,
Projektleiterin KlikKSFrau Wolf, Sie waren bereits für das erfolgreiche Vorläufer-Projekt „KlikK aktiv“ als Mitarbeiterin der Energieagentur Rheinland-Pfalz tätig – was ist jetzt anders?
Antwort: Das neue Projekt ist viel größer angelegt, wird bundesweit angeboten und die Begrenzung auf Kommunen mit weniger als 5000 Einwohnern ist entfallen. Das bedeutet auch, dass die Vernetzung unter den Patinnen und Paten viel größer möglich ist; Erfahrungen und Ideen streuen weiter.
Der Austausch ist also ein wesentlicher Erfolgsfaktor?
Ja – neben dem von uns organisierten fachlichen Input. Wir geben Basiswissen an die Hand, beispielsweise zu Fördermitteln, stellen Leitfäden zur Verfügung, veranstalten Workshops und Coachings. Und wir bieten ganz bewusst verschiedene Formate zum Austausch untereinander an.
Am 16. Juni 2023 gab es den bundesweiten Auftakt mit rund 200 Klimaschutzpat:innen aus acht Bundesländern. Hier haben sich die Klimaschutzpat:innen über die Bundeslandgrenzen zu verschiedenen Klimaschutzthemen ausgetauscht.
Jüngst gab es ein Online-Fachgespräch, das die Bundestagfraktion der Grünen angeregt hatte. Eine weitere gute Gelegenheit zum Austausch, außerdem konnten die Ehrenamtler die Politik auf Hemmnisse und Probleme hinweisen.
Wer kann mitmachen bei „KlikKS“?
Grundsätzlich ist das Projekt offen. Von Kommunen erwarten wir einen Ratsbeschluss, worauf wir ein so genanntes „Onboarding“ liefern: Unterlagen, Schulungsmaterialien, Coaching-Termine. In der Folge können dann Priorisierungs- und Umsetzungs-Workshops stattfinden, eine Zukunftswerkstatt mit Bürgerbeteiligung, Arbeitsgruppen mit dem Gemeinderat. Dann geht es an die Umsetzung und hier kommen die Energieagentur Rheinland-Pfalz und auch das Klimaschutzpat:innen-Netzwerk ins Spiel. Wir unterstützen zum Beispiel bei der Suche nach passenden Fördertöpfen, helfen bei der Antragstellung und die Klimaschutzpat:innen geben wertvolle Tipps, wenn sie bereits ähnliche Vorhaben umgesetzt haben.
Für Klimaschutzpatinnen und -paten gilt: Entscheidend ist die Leidenschaft, die Bereitschaft zum Engagement. Oft sind es Menschen, die über ihre Zeit einigermaßen gut verfügen können. Die sind keineswegs vor allem im Rentenalter, sondern Aktive in Vereinen oder Initiativen, auch „Halb-Profis“ wie Energieberater oder Elektrotechniker.
Datenbox: Das Projekt
Mehr als 200 Klimaschutzpatinnen und -paten sind für 195 Kommunen und Stadtteile aktiv. Am Projekt beteiligen sich acht Bundesländer: Berlin, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Thüringen. Vier Kommunen nehmen ohne Beteiligung ihre Länder teil, aus Bayern, Hessen und Sachsen.
„KlikKS“ ist auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt – bis zum Frühjahr 2025, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.
Auf der Projektwebsite www.klimaschutz-ehrenamt.de findet man alle Informationen zum Projekt und die Ansprechpartner:innen in den Bundesländern und die Klimaschutzpat:innen vor Ort. Bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz:
Sabrina Wolf
Sabrina.wolf(at)energieagentur.rlp.de
0631 / 34371-146Nils Krüger
Nils.krueger(at)energieagentur.rlp.de
0631 / 34371-232Henriette Konrad
Henriette.konrad(at)energieagentur.rlp.de
0631 / 3371-235 -
Reagieren auf die Folgen des Klimawandels
Immer mehr Kommunen erkennen die Notwendigkeit eines Klimaanpassungsmanagements
Einer der jüngeren Ratsbeschlüsse kam in Sinzig zustande, mit großer Mehrheit. Die Stadt im Kreis Ahrweiler, 2021 von der Flutkatastrophe heftig getroffen, will ein Klimaanpassungsmanagement installieren. Die Stellenbesetzung ist inzwischen erfolgt, ebenso im benachbarten Remagen. Diese Kommunen befindet sich damit in einer wachsenden Gesellschaft: In Rheinland-Pfalz sind mittlerweile in mehreren Kommunen Klimaanpassungsmanager*innen tätig, so zum Beispiel im Landkreis Neuwied, in der Verbandgemeinde Kirchen (Sieg) und in der Stadt Kaiserslautern.
Seit 2022 werden im Rahmen des Sofortprogramms Klimaanpassung des Bundesumweltministeriums (BMUV) 100 Klimaanpassungsmanager*innen in Kommunen gefördert. Finanziert werden sie über das BMUV-Programm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“, initiiert im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS).
Die Hauptaufgabe von Klimaanpassungsmanager*innen ist laut Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen das Erstellen und Umsetzen eines Klimaanpassungskonzeptes. Es soll gemeinsam mit den zuständigen Akteuren, zum Beispiel den verschiedenen Referaten sowie Arbeitsgruppen der Kommune, entwickelt werden. Ziel des Klimaanpassungsmanagements ist es, Anpassungsbelange bei sämtlichen Planungen und Entscheidungen mitzudenken und das Thema strategisch und nachhaltig in der Verwaltung zu verankern.
Weitere Tätigkeiten und Aufgaben:
- Initiierung, Begleitung und Koordination von unter anderem Hitzeaktionsplänen, Begrünungsmaßnahmen, Starkregenvorsorge, Förderung privater Maßnahmen etc.
- Beteiligung, Vernetzung und Koordinierung der relevanten Akteure (Referate der Verwaltung, Arbeitsgruppen, Zivilgesellschaften, Bürger*innen und Unternehmen)
- Vorbereitung von Vorlagen für die Räte sowie die Beantwortung von Anfragen aus der Politik
- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Organisation, Durchführung und Abwicklung von Veranstaltungen / Kampagnen / Workshops
- Beratung und Unterstützung der Bürger*innen und Unternehmen zur Klimaanpassung
- Abwicklung von Förderprogrammen sowie die Akquise neuer Fördermittel
- Erstellung der jährlichen Umsetzungsberichte zur kontinuierlichen Information des Rates und der Öffentlichkeit sowie Evaluation und Monitoring von Maßnahmen zur Anpassung an Klimawandelfolgen.
In der Regel wird von Klimaanpassungsmanager*innen ein abgeschlossenes Fach- oder Hochschulstudium, zum Beispiel im Bereich Bau-, Raum- oder Ingenieurswissenschaften und / oder ein Studium mit umweltwissenschaftlichem Schwerpunkt verlangt. Auch ein Studium mit Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit, zum Beispiel Kommunikationswissenschaften, kann von Vorteil sein. Aktuell bietet deutschlandweit nur die TH Bingen einen Bachelor-Studiengang zum Thema Klimaschutz und Klimaanpassung an.
„Mehr Grün, mehr Schwammstadt, mehr Personal“
Die studierte Raum- und Umweltplanerin Anja Jung ist seit April 2021 als Klimaanpassungsmanagerin bei der Stadt Kaiserslautern tätig. Sie erläutert ihre Arbeitsschwerpunkte im Interview.
Wo sehen Sie Chancen und Potenziale, was hat Sie an Ihrer Stelle gereizt?
Vor allem die Vielfalt der Aufgaben und auch die enge, referatsübergreifende Zusammenarbeit. Schon im Studium habe ich mich mit der Klimaanpassung auseinandergesetzt und fand den Bereich sehr interessant. Die Frage, wie die Umsetzung der Theorie in die Praxis in den Städten erfolgt, fand ich sehr spannend. Jede Stadt steht selbstverständlich vor denselben Problemen, ortsspezifische Gegebenheiten erfordern jedoch eine angepasste Vorgehensweise, beziehungsweise ganz spezifische Maßnahmen.
Was sind die Herausforderungen als Klimaanpassungsmanagerin?
Klimaanpassungsmanagement ist ein relativ „junger“ Arbeitsbereich, dessen Rolle in den Kommunen erst noch gefunden und definiert werden muss und der eine dezernatsübergreifende Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Abteilungen beinhaltet. Klimaanpassungsmanager*innen sind auf die Mit- und Zusammenarbeit von sämtlichen unterschiedlichen Referaten angewiesen. Arbeitsaufträge und die Art und Weise der Zusammenarbeit müssen klar geregelt sein, genauso wie die notwendigen Personalressourcen.
Klimaschutz und Klimaanpassung müssen in allen Planungen und Projekten mitberücksichtigt werden. Bei Interessenskonflikten, etwa mit anderen städtebaulichen Zielen (zum Beispiel Innenentwicklung vor Außenentwicklung) müssen die Argumente gegeneinander abgewogen werden. Fehlende finanzielle und personelle Ressourcen erschweren die Umsetzung von Maßnahmen zusätzlich.
Eine Herausforderung ist auch der Umgang mit Skeptiker*innen und Klimaleugner*innen sowie Menschen, die von dem Thema übersättigt sind. Des Weiteren ist Klimaanpassung nicht immer unmittelbar sichtbar und das Aufzeigen der langfristigen Wirkung oftmals schwierig.
Stehen Sie im Austausch zu anderen Klimaanpassungsmanager*innen?
Es gibt ein eigenorganisiertes bundesweites Netzwerk von Klimaanpassungsmanager*innen, das sich alle drei Monate online trifft und austauscht. Außerdem gibt es das Mentoring-Programm des Zentrums für Klimaanpassung, das eine Vielzahl von Angeboten zur Verfügung stellt.
Welche Unterstützungsangebote von Bund und Land werden bereits genutzt und wie bewerten Sie diese Angebote?
Die Stelle der Klimaanpassungsmanagerin wird aktuell – und bis Ende März 2024 – über das Förderprogramm des BMUV „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ finanziert. Vorher konnte zur Finanzierung der Stelle über zwei Jahre auf die alte Kommunalrichtlinie zurückgegriffen werden. Insgesamt gibt es ein umfassendes Angebot an Förderprogrammen mit hohen Förderquoten, allerdings erfordert die Nutzung von Förderprogrammen meist nicht gefördertes Personal zur Projektentwicklung und -umsetzung. Zusätzlich sind die Fristen für Förderanträge meist zu knapp bemessen und die Förderzeiträume von zu kurzer Dauer, um langfristig planen zu können.
Wie steht es um die Akzeptanz von Klimaanpassungsmanager*innen in der kommunalen Verwaltung?
Die Notwendigkeit von Klimaanpassungsmanager*innen wird im Großen und Ganzen gesehen, was sich nicht zuletzt an der Zunahme von Stellenausschreibungen in Kommunen zeigt. Leider fehlen bislang rechtliche Grundlagen für die Klimaanpassung per se, sie ist keine kommunale Pflichtaufgabe. Ein Sonderfall ist beispielsweise die Bauleitplanung; hier bestehen bereits rechtliche Grundlagen. Um die Akzeptanz weiter zu erhöhen, wäre es sinnvoll, das Thema Klimaanpassung auch in Aus- und Fortbildungen sowie Studiengänge der öffentlichen Verwaltung zu integrieren.
Trägt die Bevölkerung Maßnahmen zur Klimaanpassung mit?
Insgesamt ist das Interesse in der Bevölkerung sehr unterschiedlich. Von großer Bedeutung ist für die Bürger*innen die Frage nach der Finanzierbarkeit von Maßnahmen, wie zum Beispiel einer Fassadenbegrünung, die auch mit wiederkehrenden Kosten (wie zum Beispiel Rückschnitt) verbunden ist.
Das Thema Hitzevorsorge ist zunehmend von Interesse, vor allem bei vulnerablen Gruppen, wie zum Beispiel älteren Menschen.
Wo sehen sie die Hauptaufgaben der Klimaanpassung für die Stadt Kaiserslautern in den nächsten zehn Jahren?
Um mit den steigenden Temperaturen umzugehen, ist eine Anpassung der Infrastruktur notwendig. Das beinhaltet auch den Erhalt und die Erhöhung des Grünflächenanteils, insbesondere in den hitzebelasteten Bereichen. Beim Wassermanagement sind multifunktionale Flächen, die auch als Regenrückhalt dienen können, von großer Bedeutung – das Schwammstadtprinzip soll künftig in der Planung berücksichtigt werden. Parallel dazu spielt die Sensibilisierung der Bevölkerung eine große Rolle, insbesondere im Bereich Verhaltensvorsorge – zum Beispiel Hitzeaktionsplan, Objektvorsorge Starkregen – sowie bei Maßnahmen an Bestandsgebäuden.
In welchen Bereichen würden Sie sich mehr Unterstützung wünschen?
Es braucht mehr Personal in den Kommunen. Feste Stellen mit Planungssicherheit sind unerlässlich, um das Thema Klimaanpassung in den Kommunen zu verankern. Kommunales Klimaanpassungsmanagement muss zu einer Pflichtaufgabe werden, mit entsprechenden finanziellen und personellen Mitteln. Hier bedarf es der Unterstützung von Land und Bund.
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Mehr als Schiene - Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken
Kommunen wollen die Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken als Baustein der Verkehrswende nutzen, wie das Beispiel Trier zeigt.
Die Umsetzung der Verkehrswende macht’s möglich: Mit der Reaktivierung stillgelegter Strecken will die Deutsche Bahn zurück in die Fläche und mehr Menschen eine Alternative zum motorisierten Individualverkehr anbieten. In Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen Jahren diverse Strecken für den Personenverkehr oder für der touristischen Ausflugsverkehr ertüchtigt worden. Für die Queichtalbahn zwischen Landau und Germersheim beispielsweise machen sich die Landräte beider betroffenen Landkreise stark. Konkret auf dem Plan steht auch die Strecke zwischen Zweibrücken und Homburg.
Aktuell wird die Trierer Weststrecke für den Schienenpersonenverkehr wiederbelebt. Ab Ende 2024 sollen hier wieder Personenzüge fahren. Für Dr. Thilo Becker, Baudezernent der Stadt Trier, ist die Reaktivierung indes zugleich Baustein eines verkehrsübergreifenden Gesamtkonzepts für eine klimafreundliche und nachhaltige Mobilität in der Region. Ein Interview.
Herr Dr. Becker, ein Mammut-Projekt geht aufs Zielgleis, um im Bild zu bleiben: Ab Dezember 2024 sollen auf der bestehenden Eisenbahnstrecke von Ehrang nach Igel nach mehr als 40 Jahren wieder Personenzüge auf der Trierer Weststrecke regelmäßig verkehren. Was erwartet die Bürgerinnen und Bürger ab Dezember 2024?
Die Bahn-Töchter DB Netz und DB Station & Service werden die derzeit ausschließlich für den Güterverkehr betriebene Weststrecke für den Personennahverkehr reaktivieren. Fünf neue Bahnhaltepunkte werden im Gebiet der Stadt Trier gebaut. Eine Regionalbahn wird stündlich zwischen Wittlich, Schweich, Trier und Luxemburg pendeln. Und es wird eine stündliche Regionalverbindung zwischen Ehrang und Konz und Saarburg geben.
Wie ist denn die Kommune in das Projekt eingebunden?
Die Stadt Trier ist für die Umsetzung der Umfeldmaßnahmen im Bereich der Haltepunkte zuständig, insbesondere Anbindungen für Fußgänger, Radfahrer und Bus an die neuen Haltepunkte. Die Zuständigkeit liegt beim Dezernenten für Planen, Bauen und Gestalten unter hauptsächlicher Mitwirkung der Fachämter StadtRaum Trier, Amt für Stadt- und Verkehrsplanung und Amt für Bodenmanagement und Geoinformation. Seit Dezember 2019 liegt die Federführung bei einer eigens eingerichteten Stabsstelle mit Schwerpunkt Projektmanagement – insbesondere auch als zentrale Anlaufstelle für den Austausch mit der DB Netz und DB Station & Service, die die Reaktivierung auf Seiten der Bahn umsetzen.
Die Weststrecke ist allerdings kein reines Verkehrsprojekt, sondern ist eng verknüpft mit der Städtebauförderung und dem zugehörigen Programm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ im Stadtteil Trier-West. Hierdurch entstehen im unmittelbaren Umfeld zum Beispiel neue Platzflächen, so dass Aufenthaltsflächen für die Nutzer geschaffen werden. Städtebau und Verkehrsplanung müssen zwingend ineinandergreifen.
Was erwartet die Stadt von der Reaktivierung der Weststrecke? Welche Ziele verbinden Sie damit?
Für die Stadt ist die Reaktivierung ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende und das Rückgrat des künftigen öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Der zentrale Ansatz ist es, den Radverkehr durch eine umfassende Verknüpfung mit den anderen Verkehrsmitteln des Umweltverbundes zu stärken und so die Attraktivität des ÖPNV deutlich zu steigern. Diese Alternative zum Auto wird die Grundlage sein, um die Erreichbarkeit zu sichern und gleichzeitig Platz zu schaffen im Straßenraum für andere Zwecke, beispielsweise mehr Grün als Anpassung gegen die zunehmende Hitze.
Hört sich gut an. Aber was bedeutet das im Detail?
Unser zentrales Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern ein umweltfreundliches Mobilitätsangebot auf der gesamten Achse zwischen Schweich, Trier und Konz zu machen, bei der es neben einer ausgebauten Radschnellverbindung auch eine Alternative gibt, etwa bei schlechtem Wetter oder einer Fahrradpanne: die parallel verlaufenden Schienenstrecke und damit verknüpfte Busangebote. Sämtliche Zugangs- beziehungsweise Übergangspunkte zwischen den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes werden dabei so optimiert, dass zum Beispiel die Nutzung von Teilstrecken per Zug, Rad oder Bus jederzeit und problemlos möglich ist.
Im Rückblick: Wie bewerten Sie das Projekt Reaktivierung der Schienen-Weststrecke aus Sicht der Stadt im Hinblick auf die Verkehrswende?
Eines vorab: Die Aufgabe des Personenverkehrs war rückblickend ein Fehler. Diese Erkenntnis gibt es eigentlich schon seit Jahrzehnten. Aber nach dem Motto: „Besser später als nie“, bin ich froh, dass jetzt endlich die Wiederinbetriebnahme erfolgt.
In dem Sinne dann auch der Blick nach vorne: Weite Teile der zentralen Innenstadt werden deutlich besser erreichbar sein. Diesen Riesengewinn für die Stadt begrüßen wir sehr und danken allen beteiligten Stellen für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit.
Es ist aber bereits jetzt absehbar, dass diese neue Infrastruktur auch einen zusätzlichen Bedarf an Fahrtangeboten generieren wird. Aus unserer Sicht sind schon die bestehenden Bestellungen an Zügen nicht ausreichend, um den Zielen der Verkehrswende gerecht zu werden. Es sollte auch genau geprüft werden, dass die Inbetriebnahme der Weststrecke keine Verschlechterung der Verbindungen über den Hauptbahnhof bringt, insbesondere nach Luxemburg.
Besonders positiv ist, dass wir auf der Weststrecke die Voraussetzungen für ein S-Bahn ähnliches Betriebskonzept mit enorm hohem Potenzial für die Verkehrswende schaffen.
Wenn Sie anderen Kommunen eine Empfehlung geben müssten: Was ist aus Ihrer Sicht bei einem Projekt solcher Dimensionen besonders wichtig zu beachten?
Zunächst mal muss der politische Wille vorliegen – insbesondere zur Finanzierung des Projekts. So eine Mammutaufgabe können wir nicht allein stemmen. Deshalb sind wir dankbar, dass wir 90 Prozent der Kosten der Umfeldmaßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert bekommen.
A und O ist die offene und regelmäßige Kommunikation der Projektpartner DB Station & Service AG beziehungsweise DB Netz AG und Stadt Trier und der regelmäßige Austausch auf Leitungsebene. In unserem Fall ist das der Lenkungskreis seit Herbst 2013, bestehend aus Vertretern von SPNV Nord, Ministerium, DB Station & Service, DB Netz AG, Stadt Konz und Stadt Trier. Da müssen alle an einem Strang ziehen. Ebenso wichtig ist das Einbeziehen der Ortsbeiräte sowie die rechtzeitige und transparente Information der Öffentlichkeit.
Die Trierer Weststrecke
Die wechselvolle Geschichte der Strecke beginnt im Sommer 1856. Aus militärischen und wirtschaftlichen Gründen zugleich entscheidet das Land Preußen, eine Eisenbahnverbindung zwischen Saarbrücken, Trier und Luxemburg zu schaffen. In mehr als 150 Jahren werden unzählige Güter und Menschen auf dieser Strecke transportiert. Ihre Bedeutung für den Personenverkehr nimmt aber vor allem in den 1970er-Jahren rapide ab – ein Schicksal, das zahlreiche Bahnstrecken in Deutschland, vor allem im ländlichen Bereich, erleiden: Durch die zunehmende Individualisierung des Verkehrs vor allem durch private Autos sinken die Nutzerzahlen im Bahnverkehr, was wiederum zur Folge hatte, dass wenig unternommen wird, um Strecke für Fahrgäste attraktiv zu halten. Eine Abwärtsspirale nimmt ihren Lauf, die auch vor der Trierer Weststrecke nicht Halt macht. 1983 fährt der letzte Personenzug, während der Güterverkehr bis heute weiter rollt.
Bemühungen, die Strecke auch für den Personenverkehr wieder zu aktivieren, gibt es bereits seit 1992. Was seitdem folgt, ist ein zäher Prozess: Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) führt mehrere Machbarkeitsanalysen zur Umsetzung des Regionalbahnkonzeptes Trier durch. Ab Ende der 90er-Jahre gibt es Bürgerworkshops, in denen stadtteilbezogenen Bürgergutachten und Stadtteilrahmenpläne (SRP) entwickelt werden.
Es folgen eine anhaltende öffentliche Diskussion sowie private Initiativen, wie etwa mehrfache Angebote zur Befahrung der Weststrecke im Rahmen spezieller Aktionstage, zum Beispiel „Mit dem Zug rund um Trier“ des VCD. Aber erst 2008 beschließen das Land Rheinland-Pfalz und der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, dass die Strecke reaktiviert werden soll, um vor allem dem gestiegenen Verkehrsaufkommen in der Region Rechnung zu tragen.Weiteren Schwung erhält der Plan 2009: Die Stadt Trier erarbeitet einen grundlegend neuen Verkehrsentwicklungsplan, genannt Mobilitätskonzept (Moko) Trier 2025: Sämtliche in Rede stehende Verkehrsinfrastrukturprojekte im Stadtgebiet werden darin überprüft und erneut öffentlich diskutiert.
Nach einer Machbarkeitsstudie fällt dann 2014 im Rahmen einer öffentlichen Projektvorstellung der Grundsatzbeschluss des Stadtrates zur Reaktivierung des SPNV. Im selben Jahr werden auch die Planungsvereinbarung zwischen DB AG, dem Land Rheinland-Pfalz und dem SPNV-Nord abgeschlossen. Sieben Jahre später fällt der Planfeststellungsbeschluss durch das zuständige Eisenbahn-Bundesamt; Baurecht wird erteilt. 2022 erfolgen die ersten Ausschreibungen für die Baumaßnahmen. Ab Dezember 2024 sollen wieder Personenzüge auf der Weststrecke verkehren.
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Sauberes Wasser und grüne Energie
Der städtische Wirtschaftsbetrieb Mainz AöR erprobt zukünftig die Verbindung von Klärwerk und Elektrolyse
Mit der „vierten Reinigungsstufe“ im Klärwerk Mombach nähert sich der Wirtschaftsbetrieb Mainz AöR dem Ideal der Kreislaufwirtschaft wieder ein Stück weiter an. Für das Herausfiltern winziger Stoffe wird dort sehr viel Sauerstoff benötigt; gewonnen werden soll er per Elektrolyse, wodurch als Nebeneffekt Wasserstoff anfällt. Jener Stoff, der in den Szenarien einer nachhaltigen Energieversorgung eine zentrale Rolle spielen soll.
Auf rund 600 Tonnen jährlich schätzen die Klärwerksbetreiber den Sauerstoffbedarf. Bei dessen Gewinnung produziert der Elektrolyseur etwa 75 Tonnen Wasserstoff. Zum größeren Teil soll der an einer H2-Tankstelle auf dem Klärwerkgelände vertankt werden, der Rest soll ins Erdgasnetz eingespeist werden.Rechnerisch ließen sich mit dieser Menge rund ein Dutzend Busse ein Jahr lang antreiben, erläutert Jonas Aichinger, Leiter des Innovationsmanagements bei der Mainzer Stadtwerken. Der „grüne“ Treibstoff soll zunächst jedoch nicht nur im ÖPNV eingesetzt werden, sondern dem Schwerverkehr von Unternehmen zukommen. Selbst private Pkw werden ihn tanken können. Perspektivisch planen die Stadtwerke allerdings den massiven Ausbau ihrer Flotte an Wasserstoff-Bussen.
Förderung von Bund und Land
Das Projekt „ARRIVED“, so der Name des Vorhabens, das vom Mainzer Wirtschaftsbetrieb vorangetrieben wird, lobte Landesumweltministerin Katrin Eder bei der Übergabe eines Förderbescheids als „umweltpolitischen Meilenstein“. Das Mainzer Klärwerk werde dadurch zu einer der modernsten Anlagen in Deutschland. Vorab fördert das Land mit 170.000 Euro den Testbetrieb einer Pilotanlage, der noch bis ins kommende Jahr hinein laufen wird.
„Im Speziellen dient die Pilotanlage dazu, parallel zur Ausführungsplanung herauszufinden, wie sich die Ozonbehandlung mit unterschiedlicher Dosierung bzw. die unterschiedliche Fahrweise von Ozonung und Aktivkohle Filter bei Mainzer Abwasser auf die Spurenstoffelimination auswirkt“, erläutert Herbert Hochgürtel, der beim Wirtschaftsbetrieb mit dem Zukunftsprojekt betraut ist.
Zu den geschätzten Gesamtkosten des Leuchtturmprojekts von rund 39 Millionen Euro hat das Land Rheinland-Pfalz Fördermittel in Höhe von 6,5 Millionen Euro eingeplant. Der Bund hat bereits eine Förderung in gleicher Höhe zugesagt.
Vorhandener Strom aus Erneuerbaren Energien
Auf mehr als vier Gigawattstunden kalkuliert der Wirtschaftsbetrieb den Jahresbedarf an elektrischem Strom für die Elektrolyse. Diese Menge soll durch Umwandlung verschiedener vorhandener überschüssiger erneuerbarer Energien – zum Beispiel aus eigenen Photovoltaikanlagen, den Klärgas-Blockheizkraftwerken und der Klärschlammverbrennungsanlage – erzeugt und zu 50 Prozent durch Sekundärregelleistung ergänzt werden – „Power to Gas“. So soll ein besonders ressourceneffizienter Betrieb im Sinne der Energiewende ermöglicht werden, ergänzt um die künftige Produktion von grünem Sauerstoff und Wasserstoff.
Die Mainzer Stadtwerke steuern zu dem Projekt vor allem ihr Know-how bei, das sie bereits seit 2015 beim Betrieb ihres Energieparks in Hechtsheim erworben haben. Unter Einsatz von Zeit und Geld sei es gelungen, die Kinderkrankheiten dieser Technologie hinter sich zu lassen, resümiert Jonas Aichinger; mittlerweile fühle man sich in der Wasserstoff-Wirtschaft zu Hause und könne mit dem eigenen Wissen den Wirtschaftsbetrieb technisch und organisatorisch unterstützen.
Klima- und Gewässerschutz
„Die Energiekrise bestimmt derzeit die politische Agenda; sie betrifft unendlich viele Menschen und Unternehmen. Dennoch dürfen wir unser Engagement für den Klima- und für den Gewässerschutz nicht vernachlässigen“, betont Ministerin Eder. Und ihr Staatssekretär Michel Hauer betonte jüngst bei einem Vortrag auf der Bundesgartenschau in Mannheim, die „wichtige Zielsetzung der Abwasserbeseitigung, weiterhin für sauberes Wasser zu sorgen und gleichzeitig die dafür erforderliche Energie zu reduzieren sowie zur Erzeugung sauberer Energie beizutragen“, wofür das Mainzer Projekt ein beeindruckendes Beispiel sei.
Auch beispielhafte Sektorenkopplung: Mit dem Mainzer ARRIVED-Projekt werden Wasser, Energie und Mobilität mit einander verknüpft.
„Abwasserreinigung bedeutet Gewässer- und damit automatisch auch Umweltschutz“, ergänzt die Vorstandsvorsitzende des Mainzer Wirtschaftsbetriebs, Jeanette Wetterling. „Als Betreiber der größten kommunalen Kläranlage in Rheinland-Pfalz war unser Anspruch deshalb nicht nur, eine möglichst effektive vierte Reinigungsstufe zu installieren, sondern auch eine, die so energieeffizient wie möglich arbeitet.“
Weitere Auskünfte gibt es bei Herbert Hochgürtel , Wirtschaftsbetrieb Mainz AöR, Leiter Zukunftstechnologien, herbert.hochguertel(at)stadt.mainz.de, 06131 - 971 5211.
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Der Club stützt und verpflichtet
Mit dem Beitritt der Verbandsgemeinde Hachenburg gibt es nun acht rheinland-pfälzische Agenda 2030-Kommunen
Es soll weit mehr sein als ein plakativer Akt. Vielmehr setzt die Verbandsgemeinde (VG) Hachenburg darauf, dass durch den Beitritt zum „Club der Agenda 2030-Kommunen“ die Reflektion von Nachhaltigkeit im Verwaltungshandeln gestärkt wird. „Das wird einen unmittelbar positiven und präsenten Einfluss auf das Leben der Menschen im Westerwald nehmen“, sagt Dr. Timo Karl, Nachhaltigkeitskoordinator der VG
Mit dem in diesem Jahr erfolgten Beitritt Hachenburgs sind es unter den mehr als 235 Zeichnungskommunen bundesweit nun acht rheinland-pfälzische, die sich zur Umsetzung der Agenda 2030 auf lokaler Ebene bekannt haben: Bad Bergzabern, Mainz, Mayen, Speyer, Sprendlingen-Gensingen (VG), Trier und die VG Wörrstadt
Unterstützt von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global (EG) haben der Deutsche Städtetag (DST) und die deutsche Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) eine Musterresolution für Kommunen entwickelt. Die trägt den Titel „2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ und fußt auf der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable Development Goals (SDG), die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. SDG elf lautet: „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ und strebt danach, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig zu machen.
Per Ratsbeschluss und Unterzeichnung hat die Verbandsgemeinde Hachenburg nun einen weiteren Schritt getan, um Nachhaltigkeitskriterien in das alltägliche Verwaltungshandeln zu integrieren. Timo Karl berichtet, man befinde sich bereits im Austausch mit der in Bonn ansässigen Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global, die Kommunen bei der strategischen Verankerung der Agenda 2030 betreut, um zu eruieren, wie mittelfristig ein umfassendes Nachhaltigkeitsmonitoring in der Verwaltung implementiert werden kann.
Expertise durch Austausch
Als besonders wichtig gilt zudem der Austausch mit anderen Kommunen. Verbandsgemeindebürgermeisterin Gabriele Greis betont, dass man sich über die Pflichtaufgaben der deutschen Kommunen hinaus insbesondere erhoffe, durch den Beitritt zum Club der Agenda 2030 Kommunen Expertise zu erhalten. So soll beispielsweise die bereits bestehende Partnerschaft mit dem Distrikt Gisagara in Ruanda weiter gestärkt und die in diesem Kontext stattfindenden Programme noch zielgerichteter ausgestaltet werden.
Die alljährlichen Vernetzungstreffen organisiert die SKEW in Abstimmung mit dem Deutschen Städtetag und dem RGRE. Projektleiterin Meike Pfeil, SKEW, weiß von stets ausgebuchten Treffen zu berichten; mit Blick auf die Tagungsorte muss die Teilnehmerzahl begrenzt werden. Der Erfahrungsaustausch steht im Mittelpunkt. Daneben gibt es eine Online-Plattform und Infomaterialien.
„Hausaufgaben“ mitgenommen
Als „immer spannend und sehr wertvoll“ bewertet Dr. Sabine Gresch, Leiterin des Agenda-Büros der Landeshauptstadt, diese Netzwerktreffen. Die Stadt Mainz ist bereits seit 2019 Zeichnungskommune der Musterresolution zur Agenda 2030 und zuvor, seit 1997, in der „lokalen Agenda“ engagiert.
Als „sehr konstruktiv“ lobt Gresch auch das jüngste Treffen, vor wenigen Tagen in Mannheim. Aus der „großen Runde“ (104 Teilnehmer vermeldet die SKEW) habe sie viel mitnehmen können, berichtet sie, auch „einige Hausaufgaben“. Unter anderem den Auftrag, die sogenannte „Eltviller Erklärung“ bekannter zu machen. Darin fordern Kommunalvertreter aus Bayern, Hessen und Niedersachsen von Bund und Ländern eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung, um Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene voranbringen zu können. Rheinland-Pfälzer Kommunen sollten, so Gresch, unbedingt dabei sein; als Anlaufstelle will sie dienen.
Sabine Gresch betont die Wichtigkeit der Öffentlichkeitsarbeit zu den Nachhaltigkeitszielen und „dass man überall die 17 bunten Kacheln der Nachhaltigkeitsziele zu sehen bekommt“. So versucht man in Mainz bei möglichst vielen Veranstaltungen die SDGs sichtbar zu machen: Flaggen, Banner, Roll-ups, dazu Materialien wie Kalender, Hochzeitsführer, Stadtrallye, Woideggel, globale Kochbücher, Hausaufgabenheft für Grundschüler:innen u.a.m. „Das Thema ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ – das erleichtert die Nachhaltigkeitsbemühungen in Mainz, die Projektarbeit und das Wachsen des Agenda-Netzwerks.
Nachhaltigkeit in der Verwaltung
Während für die Agenda 2030 sozusagen eine Halbzeitbilanz ansteht, soll es beim Neumitglied Hachenburg mit viel Elan vorangehen. So will man in der Kommunikation der Verwaltung fortan verstärkt die Bedeutung des Verwaltungshandelns für das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele darstellen.
Für die Verantwortlichen im Westerwald wird es bei der Umsetzung nicht nur um energetische oder klimapolitische Fragen gehen, sondern beispielsweise auch darum, ob der Zugang zu Angeboten der Verwaltung bereits für alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen funktioniert – „denn auch das ist Nachhaltigkeit“.
Auskunft und weitere Informationen gibt es hier:
- Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global: Meike Pfeil, Tel.: (0228) 20717 – 2619, Meike.Pfeil(at)engagement-global.de;
- Verbandsgemeinde Hachenburg:Dr. Timo Karl, Nachhaltigkeitskoordinator, Tel.: (02662) 801 - 183, t.karl(at)hachenburg-vg.de, www.hachenburg-vg.de;
- Landeshauptstadt Mainz, Amt für Stadtforschung und nachhaltige Stadtentwicklung: Agenda-Büro Dr. Sabine Gresch, Malakoff/Rheinstraße 4G, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 12 - 3730, sabine.gresch@stadt.mainz.de , www.mainz.de/agenda2030.
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„Alle Gemeinden profitieren“
Wie Windkraft-Erträge gerechter verteilt werden, erläutert GStB-Chef Karl-Heinz Frieden im Interview
Eine besondere Rolle für die Akzeptanz von Windkraftanlagen spielen für die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) Solidarpakte. Sie hebt die damit verbundene gerechtere Verteilung der Erträge als besonders positiv hervor – zumal Rheinland-Pfalz einer eigenen Untersuchung zufolge als einziges Bundesland derartige Solidarpakte kenne.
Zwar spielten „die Bundesländer eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung“, wie die AEE analysiert. Das Ausverhandeln und die Umsetzung von Solidarpakten finden jedoch stets auf kommunaler Ebene statt, vornehmlich in den Verbandsgemeinden. Zahlreiche Beispiele finden sich beispielsweise in den Landkreisen Rhein-Hunsrück und Cochem-Zell.
Denn „ obwohl die allgemeine Zustimmung für den Ausbau der Erneuerbaren Energien konstant hoch ist, kommt es bei der konkreten Umsetzung vor Ort dennoch immer wieder zu Interessenkonflikten und gelegentlich auch zu starken Widerständen“, heißt es in der Untersuchung der AEE, die im Sommer veröffentlicht wurde.
Wie Solidarpakte konkret wirken und welche Modelle sich als besonders günstig erweisen haben, erläutert Karl-Heinz Frieden in einem Gespräch mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Frieden ist seit 2018 Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes (GStB).
Was sind die wesentlichen Vorteile von Solidar-Pakten?
Alle Solidarmodelle sorgen dafür, dass auch die Gemeinden ohne beträchtliche eigene Erträge aus Erneuerbaren Energien, etwa weil sie nicht über geeignete Standorte verfügen, an der regionalen Wertschöpfung direkt partizipieren. Das ist praktizierte Solidarität.
Zugleich wird damit ein zumindest finanzieller Ausgleich für die mit Windkraftanlagen auch im günstigsten Fall nun einmal verbundenen Belastungen – Landschaftsbild, eventuell auch Schall – für die Einwohner der Gemeinden ohne Standort erreicht. Und schließlich können sie im Einzelfall auch erheblich zur Akzeptanz in der Bevölkerung betragen.
Grundvoraussetzung ist stets der notwendige kommunalpolitische Wille, solche solidarischen Wege zu gehen.
Sie sprachen von mehreren Modellen. Was sind die Unterschiede?
Es gibt zwei Grundmodelle: der sogenannte "schlichte Solidarpakt" und die solidarisch motivierte und unternehmerische gemeinsame Trägerschaft von EE-Anlagen. Den ersten Typus gab es von allem anfangs im Zuge des Auf- und Ausbaus der Windkraft im Lande. Sie bestehen im Kern darin, dass sich die Standortgemeinden solidarisch gegenüber den nicht (bzw. wenig-) Standortgemeinden zeigen, indem – auf vertraglicher Basis und in der Regel auf Verbandsgemeinde-Ebene – ein Teil der Erträge auch diesen zu Gute kommt. Davon gibt es im Land eine gute Handvoll.
In jüngerer Zeit gehen viele Gemeinden – ebenfalls meist auf VG-Ebene – immer mehr dazu über, die Anlagen in gemeinsamer kommunaler Trägerschaft, meist in Form einer AöR, zu bauen und betreiben, vor allem im Bereich der Flächen-PV. Die erzielten unternehmerischen Erträge kommen über die AöR allen Beteiligten über einen jeweils festzulegenden Schlüssel zu Gute.
Der Vorteil des unternehmerischen Solidarpakts liegt zum einen darin, dass nicht nur Pachteinnahmen, sondern auch unternehmerische Gewinne erzielbar sind. Das dem entgegenstehende unternehmerische Risiko ist gut vertretbar. Zudem gibt es hier – anders als beim schlichten Solidarpakt – keine haushaltsrechtlichen Hürden.
In beiden Fällen sind die erzielten Einnahmen nicht umlagerelevant, das Umlagesystem innerhalb einer Verbandsgemeinde an sich wird dadurch nicht berührt und auch nicht beeinträchtigt.
Wer profitiert davon?
In allen Fällen profitieren letztlich alle Beteiligten davon, also eine „Win-win-Situation“: Die „begünstigten“ Gemeinden profitieren wegen der Teilhabe an der regionalen Wertschöpfung, die „abgebenden“ Gemeinden profitieren von höherer Akzeptanz der in ihrem Gebiet stehenden Anlagen in den Nachbargemeinden; das gilt vor allem für die Windkraft.
Aus Sicht des GStB besonders erfreulich ist an dieser Stelle, dass sich auch das Land mit seinen WEA im Staatswald an den Solidarpakten beteiligt, und einen Teil der Erträge an die Standortgemeinden abgibt.
Kennen Sie besonders hervorzuhebende Positivbeispiele?
Alle Solidarpakte, die zustande gekommen sind, sehen wir als gelungen an. Jeder sozusagen auf seine Weise. Dies gilt für beide Grundmodelle. Aus Sicht des GStB sind jedoch aktuell die unternehmerischen Solidarpakte wesentlich vorteilhafter. Und das nicht alleine wegen der bereits erwähnten höheren Ertragserwartung.
Denn die zunächst zu diesem Zweck gegründeten Organisationen können sozusagen eine Keimzelle für weitere Ansätze der interkommunalen Zusammenarbeit sein; die kommunalpolitischen Vorarbeiten sind ja bereits geleistet. So könnten zum Beispiel relativ leicht weitere Aufgaben übertragen werden – wie etwa im Zusammenhang mit der kommunalen Wärmeplanung die Entwicklung neuer Nahwärmeversorgungen – sei es mit Biomasse oder Kalter Nahwärme.
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Schon die Jüngsten schaffen Lebensräume
Salzstangen als Würmer, Rosinen als Käfer. Wenn Klaus Altmeyer Kindern von der Ernährung heimischer Vögel erzählt, dann gestaltet er das plastisch – und schmackhaft. Das dürfte einer der Gründe sein, warum seine regelmäßigen Besuche in der Kita Weltentdecker im pfälzischen Friedelsheim so beliebt sind. „Der Klaus kommt, ich will mitmachen!“, hört die Erzieherin Martina Renner dann aus vielen Kehlen. Klaus Altmeyer ist einer der Kita- Naturbotschafter:innen, die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und NRW ausbildet.
Klima- und Naturschutz sind ihnen schon lange wichtige Themen, heißt es aus dem Team der kommunalen Kita. Deshalb sei man sofort sehr angetan gewesen, als Naturbotschafter Altmeyer seine Mitwirkung angeboten hat. Das war vor mehr als einem Jahr. Zuvor hatte der Elektroingenieur im Ruhestand eine rund anderthalbjährige Ausbildung beim NABU absolviert.
Die Themen rings um Biodiversität stehen im Fokus des Naturbotschafter-Projektes, berichtet Projektkoordinator Robert Egeling. „Wir wollen Kinder mit dem Naturerleben zusammenbringen – und über die Kinder das Thema in das Wohnumfeld tragen“, sagt er. Ganz wichtig seien dabei konkrete Maßnahmen auf den Kita-Geländen: Blühstreifen, Totholz, Erdhügel für Wildbienen, Wildstaudenbeete, Nisthilfen für Insekten . . .
Den Bau solcher Insekten-Kinderstuben hat Klaus Altmeyer in Friedelsheim schon mit den Kindern praktiziert. Außerdem wurden Futterhäuschen für Vögel gebastelt – unter handwerklicher Mithilfe der Eltern – und beim Weihnachtsbasar verkauft. Das Engagement der Eltern, ganz konkret und finanziell über einen Förderverein, lobt der Kita-Naturbotschafter ausdrücklich.
Memory und Vogelgezwitscher
Angefangen hat er mit Rätselspielen, wie Memory: Vögel erkennen, anhand von Bildern (Wer ist denn das?), aber auch an ihren Stimmen (Wer piept denn hier?). Jetzt im Herbst steht bei den Friedelsheimer Weltentdeckern eine Waldwoche an. Da werden bunte Blätter gesammelt, Kienspäne vorgeführt (früher die Kerzen armer Leute) und über Tiere im Wald und im Wasser gesprochen.
Was sich in einem Baum vollzieht, hat Altmeyer bereits bei einer Bastelaktion deutlich gemacht. Dass „der Boden lebt“, zeigt sich unter anderem am Inhalt eines scheinbar leeren Marmeladenglases unter bis zu 400-facher Vergrößerung.
Ein Blühstreifen soll vom kommenden Jahr an die Biodiversität weiter fördern – als Eltern-Kind-Aktion. Dessen Anlage musste warten, weil die Kita derzeit erweitert wird. Geplant ist auch der Bau einer Eidechsenburg mit Resten aus einem nahegelegenen Steinbruch.
Spielen, singen, toben, tanzen
Die nächste Generation heranführen an Umweltthemen, das ist das Ziel des Kita-Naturbotschafter-Projekts und auch Triebfeder für Klaus Altmeyer: „Themen setzen und auch durchhalten“, will er, „nicht in erster Linie Wissensvermittlung – wir wollen nicht Schule vorwegnehmen. Freude und Interesse an und in der Natur wecken, Zusammenhänge deutlich machen: Das wollen wir. Dazu gehören auch spielen, singen, tanzen und austoben lassen.“
Martina Renner und das Kita-Team in Diensten der Verbandsgemeinde Wachenheim sind jedenfalls begeistert „von der tollen Unterstützung“. Alle zwei Wochen dienstags ist Altmeyer vor Ort. Dass sein Engagement Wirkung zeigt, hat er schon aus Rückmeldungen von Eltern erfahren: „Die Kinder kommen nach Hause und sagen:„Die Kinder kommen nach Hause und sagen: ,Der Schotter im Vorgarten ist aber nicht so gut, hat der Klaus gesagt.‘“
Kita-Naturbotschafter:innen
- „Menschen in der nachberuflichen Lebensphase“ sucht der NABU. Sie werden ausgebildet über einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren mit acht ganztätigen Workshops.
- Jedes Jahr stehen zwölf Schulungsplätze in den Regionen Trier, Landau und Bingen zur Verfügung.
- Die Teilnahme ist kostenlos, dank Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und das Landesumweltministerium (MKUEM).
- Ihre Kitas suchen sich die Naturbotschafter:innen selbst, bereits nach dem dritten Workshop.
- Bewerber sollten neben Engagement viel verfügbare Zeit mitbringen, sowohl in der Kita selbst, als auch bei der Vorbereitung ihrer Angebote.
Weitere Informationen beim Projektbüro: NABU-Zentrum Rheinauen, Mainzer Str. 302, 55411 Bingen , Tel. 06721-3509160, Mail: kontakt(at)NABU-Rheinauen.de
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Bürger zu Botschaftern
Die Energiewende mit voranbringen und gleichzeitig unabhängiger von fossilen Energieträgern werden, dieser Wunsch ist auch in Kommunen stark. Oft stellt sich Kommunen jedoch die Frage, wie sie bei angespannter Haushaltslage einen sinnvollen Beitrag leisten oder ihre Bürgerinnen und Bürger beim Umstieg auf nachhaltige Energieformen unterstützen können. Der Kreis Neuwied hat darauf eine ebenso einfache wie effektive Antwort gefunden: Die Bürger zu Botschaftern zu machen.
Wie gehe ich den Umstieg auf erneuerbare Energien an? Worauf muss ich achten? Was ist für mich sinnvoll? Gerade im Privaten stellen sich viele Bürger genau diese Fragen, wenn es darum geht, beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage auf Dach oder Balkon zu installieren, oder eine nachhaltige Wärmeversorgung für die eigenen vier Wände anzuschaffen.
Im Landkreis Neuwied erhalten Bürgerinnen und Bürger schnelle und praxisnahe Antworten auf ihre Fragen rund um Photovoltaik – gerne auch mal direkt vom Nachbarn.
Denn dort hat Klimaschutzmanagerin Janine Sieben die „Solarbotschafter“-Kampagne ins Leben gerufen. Das heißt: Bürgerinnen und Bürger, die bereits eine Anlage auf ihrem Gebäude installiert haben, teilen ihre Erfahrungen mit anderen.
„Damit unterstützt der Kreis die Umsetzung der Energiewende mit einem niederschwelligen und sehr sinnvollen Instrument. Wir möchten Bürger damit motivieren, in die Eigenstromversorgung zu investieren. Die Bereitschaft ist durchaus da, aber es gibt eben noch viele Fragen und Unsicherheiten, die mit dieser Kampagne aber ausgeräumt werden können“, so Landrat Achim Hallerbach. Der Vorteil: Die Solarbotschafter sind direkt vor Ort, neutral und können praxistauglichen Rat geben. Was gerade bei einem recht unüberschaubaren Markt mit unzähligen Angeboten und Informationen wichtig für die eigene Entscheidungsfindung ist.
„Mehr als 30 Solarbotschafter sind mittlerweile im Kreis aktiv – sie sind mit Herzblut bei der Sache und teilen ihr Wissen gern. Und auch vom Austausch untereinander profitieren sie bei regelmäßigen „Gipfeltreffen“ im Kreishaus, denn „jede Anlage ist ein bisschen anders. Wo der eine Solarbotschafter mit Speicher arbeitet, sieht ein anderer kaum einen Bedarf für sich, da er den Strom direkt verbraucht. Wieder andere haben sogenannte Cloud-Lösungen über ihre Stromlieferanten und teilen sich den Strom mit ihren Angehörigen, laden in ganz Deutschland ihre E-Autos mit dem selbstproduzierten Stromkontingent“, sagt Sieben und fasst zusammen: „Vom Selbstbauer über den Wiederholungstäter bis zu autarken Selbstversorgern haben wir bei den Botschaftern alles dabei.“
Umsetzungsquote: rund 50 Prozent
„Etwa 50 Beratungen durch die Solarbotschafter hat es seit dem Start des Projekts vor rund einem Jahr gegeben und davon hat die Hälfte der Interessenten dann tatsächlich eine PV-Anlage installiert“, freut sich Janine Sieben über den durchschlagenden Erfolg.
Der Aufwand für die Kommune ist überschaubar – auch Kosten fallen kaum an. Wichtig sei das Engagement der Botschafter und gleichzeitig ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit. „Dann läuft das fast von selbst“, berichtet die Klimaschutzmanagerin. Mittlerweile werden die Botschafter auch auf Veranstaltungen eingeladen. Beispielsweise organisierte die CDU eine Infoveranstaltung in der Gemeinde zu Balkon-PV bat Solarbotschafter, einen Vortrag zum Thema zu halten.
Das Konzept kann für beliebige Themen angewandt werden – sei es Biodiversität, Smart Home, Klimaschutz – je nachdem, welches Anliegen der Kommune und den Bürgern vorrangig ist. Ebenso ist es skalierbar und kann als Low-Budget-Projekt ebenso realisiert werden wie als groß aufgezogene Kampagne mit Werbung, Messestand und Flyern.
Wärmebotschafter ergänzen Solarbotschafter
Und weil das Konzept so erfolgreich und doch so einfach zu übertragen ist, hat der Kreis die Fortführung gestartet: Das Projekt „Wärmebotschafter“. Die Grundidee ist ein und dieselbe: Bürger beraten Bürger – ohne eigene Verkaufsabsicht. Und so ziehen künftig auch Wärmebotschafter durch die Neuwieder Lande, um in diesem Bereich auf nachbarschaftlicher Ebene und im direkten Gespräch Fragen zu beantworten, Tipps zu geben und von den eigenen Erfahrungen zu berichten.
„Das Projekt ist erst am Anlaufen, aber schon nach dem ersten Aufruf haben sich fast zehn Leute gemeldet. Und es gibt auch schon Anfragen seitens der Bürger nach Beratung“, berichtet die Klimaschutzmanagerin.
Landrat Achim Hallerbach ist überzeugt, dass die Wärmebotschafter genauso erfolgreich sein werden wie die Solarbotschafter. „Wir bauen darauf, dass wir uns bei der Energiewende gemeinsam helfen. Nur so kann sie gelingen. Und die Menschen nehmen das Beratungsangebot gern an“.
Auskunft und weitere Infos zu den Programmen gibt die Klimaschutzmanagerin des Kreises Neuwied, Janine Sieben, telefonisch erreichbar unter 02631 - 803-569 oder per E-Mail: Janine.Sieben@kreis-neuwied.de.
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„Sonnenseiten“ motivieren die Bürgerschaft
Die Verbandsgemeinde Wörrstadt publiziert ein eigenes Umweltmagazin
Beim Thema Nachhaltigkeit reklamiert die Verbandsgemeinde (VG) Wörrstadt eine Vorreiterrolle für sich – in vielen kommunalen Einzelmaßnahmen. „Wir machen das gefühlt schon ewig“, sagt Bürgermeister Markus Conrad etwa, wenn es um Elektromobilitäts- oder Klimaschutzmessen geht. Eigene Förderprogramme für private Investitionen in Erneuerbare Energien gibt es, Beratungsangebote für klimaschonendes Bauen, Hilfestellung bei Fragen zu Solarmodulen oder zur Heizungsoptimierung. Und damit diese Themen in der öffentlichen Wahrnehmung auch möglichst präsent sind, produziert die VG ein eigenes, kostenloses Umweltmagazin: Die „Sonnenseiten“ erscheinen zweimal jährlich.
2017 kam das Nachhaltigkeitsmagazin zum ersten Mal heraus, noch unter dem Titel „Eins“ und mit der Aufforderung an die Leserschaft, einen passenden Namen für das „Baby“ zu finden. Die vom Bund geförderte Klimaschutzmanagementstelle hatte auch ein Budget für Öffentlichkeitsarbeit – diese Mittel sinnvoll einzusetzen, war der Initialgedanke für das Magazin. Das Klimaschutzmanagement ist schon lange verstetigt; rund 10.000 Euro lässt sich die Verbandsgemeinde Wörrstadt heute ihre Sonnenseiten pro Jahr kosten. Ein entsprechender Posten ist im Etat hinterlegt.
Als „tolle Initiative“ würdigte der damalige Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Thomas Pensel, das erste Wörrstadter Magazin in seinem Grußwort und sicherte inhaltliche Unterstützung zu. Bis heute steuert die Landesenergieagentur Daten bei, etwa aus dem Energieatlas, sowie Infos über Neuerungen oder zum Kommunalen Klimapakt, dem die Verbandsgemeinde Wörrstadt beitritt.
Kinderseite und Kalendarium
Acht Seiten hatte der Erstling, die jüngste Ausgabe vom März 2023 deren 16. Die Umfänge können schwanken. Stets aber ist eine Seite mit Informationen für Kinder enthalten, ebenso ein umfassender Terminservice.
Die redaktionelle Verantwortung und die Arbeit liegen bei Daria Paluch, Klimaschutzmanagerin der Verbandsgemeinde. Sie stemmt das weitgehend im Alleingang, freut sich zugleich, dass Nachfragen und Reaktionen zu Sonnenseiten-Beiträgen in der Regel bei ihr aufschlagen. Manchmal sogar noch Jahre später. „Ihr habt doch damals mal was gebracht zu. . .“, bekomme sie dann zu hören – und kann bei solchen Gesprächen ganz gezielt zum Erfolg privater Klimaschutz-Aktivitäten beitragen.
Bisweilen will das Telefon der Klimaschutzmanagerin gar nicht mehr stillstehen, berichtet sie. Die Themen wechseln: Elektromobilität, hydraulischer Abgleich, Photovoltaikmodule für den Balkon. . .
Stützen für das Engagement
Dass das Umweltmagazin die rund 14.200 Haushalte in der VG nicht nur erreicht (der Vertrieb erfolgt zusammen mit dem Amtsblatt), sondern auch gut gelesen wird, das ist in Wörrstadt unbestritten. Die Inhalte stützen zusätzlich das Engagement in der Bürgerschaft, zum Beispiel in den lokalen Agenda-Gruppen – was wiederum ausstrahlt in die kommunalpolitischen Entscheidungsgremien.
„In Rat und Verwaltung“, betont Paluch, „war der Rückhalt für den Klimaschutz immer sehr gut.“ Und Bürgermeister Conrad hebt in einem Zeitungsinterview die Bedeutung von Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in der VG hervor, weshalb das Thema per Stabsstelle direkt bei ihm angedockt ist.
Diese Intensität wird honoriert. Als „Ort der Nachhaltigkeit“ wurde die VG Wörrstadt jüngst ausgezeichnet, gemeinsam vom rheinland-pfälzischen Verbraucherschutzministerium und den drei kommunalen Spitzenverbänden.
Weitere Informationen und Auskunft: Die Webseite mit allen Ausgaben findet sich hier.
Ansprechpartnerin ist Daria Paluch, Leiterin Stabsstelle und Klimaschutzmanagerin, Tel. 06732 – 601-5071, daria.paluch@vgwoerrstadt.de
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Wasserversorgung im Verbund
In der Westeifel nähert sich ein wegweisendes Projekt seiner Vollendung
Wie kostbar sauberes Wasser ist, das werde als Folge des Klimawandels und der dadurch ausgelösten Dürreperioden immer deutlicher. Katrin Eder, rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin, unterstrich mit diesem Statement die Bedeutung eines Großprojektes, das in der Westeifel nicht nur die Wasserversorgung für eine ganze Region mit rund 250.000 Einwohnern verlässlich sicherstellen, sondern zugleich energieeffizient, nachhaltig und damit zukunftsweisend sein soll: das Regionale Verbundnetz Westeifel.
Mit dem Bau dieses neuen Leitungsnetzes wurde 2018 begonnen. Der finale Trassenabschnitt, der schon zu großen Teilen in Betrieb befindlichen Nord-Süd-Trasse startet noch in diesem Jahr und dauert voraussichtlich bis Mitte 2024. Dann wird die gesamte 83 km lange, unterirdische Nord-Süd-Trasse die wichtigsten Knotenpunkte der regionalen Energie- und Wasserversorgung im Projektgebiet zwischen der NRW-Landesgrenze und dem Raum Trier verbinden. Mit dem Bau eines neuen Wasserwerkes und eines neuen Hochbehälters, sollen die wichtigen Hochbaumaßnahmen bis Ende 2024 fertiggestellt sein.
Hier verlegen die Landwerke Eifel (LWE) und ihre Projektpartner je nach Bedarf Trinkwasser-, Glasfaser- sowie Gasleitungen. Der Vorteil dieser gemeinsamen Verbundgrabentrasse liegt auf der Hand: Das gleichzeitige Verlegen mehrerer Leitungen spart Zeit und Geld.
Und es schafft eine leistungsfähige Infrastruktur. Dass dabei mit entstehende Glasfasernetz übernimmt die „neuronale Funktion“ des Verbundsystems und harmonisiert in Echtzeit Energieproduktion und -verbrauch. So gelingt die zentrale Prozesssteuerung sämtlicher dezentraler Erzeuger und Verbraucher. Zudem bietet dieses Glasfasernetz – quasi als Nebeneffekt – das Potenzial zur Versorgung von Gemeinden und Gewerbegebieten mit Breitband. Für die LWE auch ein wirtschaftlicher Impuls für die gesamte Region.
Bergab statt bergauf
Statt vieler einzelner Versorgungsgebiete schafft das Leitungssystem – ergänzt um eine rund 45 km lange Ost-West-Trasse, die u. a. sieben vorhandene Biogasanlagen verbindet, deren erzeugtes Rohbiogas am Flugplatz Bitburg zu Biomethan aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist werden – einen gemeinschaftlichen Trinkwasser-, Energie- und Daten-„Pool“. Unterschiedliche Bedarfe können so leicht ausgeglichen werden, Aufwand verteilt sich auf viele Schultern. Die Vernetzung unterschiedlicher Gewinnungsgebiete bietet die Chance, das Angebot von Talsperren- und Grundwasser im Projektraum dynamisch zu bewirtschaften und so klima-bedingte Versorgungsengpässe auszugleichen.
Außerdem lässt sich der Energie-Einsatz deutlich reduzieren. Denn vereinfachend könnte man sagen, dass die Fließrichtung des Wassers im Verbundsystem umgedreht wird. Statt Trinkwasser wie bisher von Süd nach Nord zu pumpen – sozusagen dem Höhenprofil entsprechend bergauf –, nutzt das Projekt den natürlichen Geländeverlauf, um das Trinkwasser von Nord nach Süd fließen zu lassen, „bergab“.
Die Umkehr der Fließrichtung im Gesamtsystem soll rund eine Million Kilowattstunden pro Jahr einsparen. Durch den Einsatz von Turbinen im Trinkwassernetz lassen sich jährlich obendrein 500.000 Kilowattstunden im Rahmen dieses Projekts an grünem Strom erzeugen.
Photovoltaik und Batteriespeicher
Diesen Beitrag zu einem nachhaltigen Betrieb von Wasserwerks und Leitungsnetz betont Arndt Müller, Verwaltungsratsvorsitzender der Kommunalen Netze Eifel und Vorstand der Stadtwerke Trier. Beim Ministerinnenbesuch in Bettingen gab er zudem einen Ausblick: „Um den Energiebedarf der Anlage aus eigener Kraft zu decken, planen wir den Bau von Photovoltaikanlagen vor Ort. Außerdem möchten wir einen 400 kWh Batteriespeicher in Betrieb nehmen, um den selbst erzeugten Strom optimal zu nutzen.“
Anlass für ihren Besuch war der offizielle Startschuss für die Erweiterung des Wasserwerks. Nach dem Ausbau – geplant für 2024 – wird dessen Kapazität verfünffacht sein, angepasst an die Größe des gesamten Verbundsystems. Die Höhe der Investitionskosten des gesamten Regionalen Verbundsystems Westeifel insgesamt beziffert LWE auf 68 Millionen Euro, wozu das Land rund die Hälfte beisteuert. Mehrfach wurde das Projekt als für ganz Rheinland-Pfalz wegweisend ausgezeichnet.
Mit der Wasserzweckverband im Landkreis Birkenfeld existiert bereits eine Kooperationsvereinbarung: Im Rahmen dieser Zusammenarbeit soll geprüft werden, inwieweit die im Verbundprojekt Westeifel gewonnenen Erkenntnisse für eine klimaangepasste und zukunftsfähige Wasserversorgung auf die Region im Hunsrück übertragbar sind.
Weitere Auskünfte: Helfried Welsch, Tel.: 0651 – 717-1600, helfried.welsch(at)swt.de.
Info: Die Landwerke Eifel
An den Landwerken Eifel sind die Kommunalen Netze Eifel (KNE), der Eifelkreis Bitburg-Prüm, die Stadtwerke Bitburg, Speicher, die Südeifelwerke AöR, der Zweckverband Wasserwerk Trier-Land und der Zweckverband Wasserwerk Kylltal beteiligt. Die Ausführung des Projekts erfolgt maßgeblich durch die Kommunalen Netze Eifel AöR (KNE) in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Trier.Info: Der Wasserpakt
Das Großprojekt in der Westeifel diente auch als Vorbild für den „Wasserpakt“, den Umweltministerin Katrin Eder jüngst mit den kommunalen Spitzenverbänden und den Wasserversorgern geschlossen hat.
Das Ziel dieser gemeinsamen Anstrengung für eine resilientere Trinkwasserversorgung ist eine Verbindung der bestehenden Leitungsnetze. So soll auch in Notfällen oder langanhaltenden Dürrperioden überall im Land genug sauberes Trinkwasser aus den Hähnen fließen. Das Land hat für damit verbundene Investitionen ein Sonderförderprogramm mit 30 Millionen Euro Volumen aufgelegt.
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Gemeinde wird Strom-Unternehmerin
Der 15. April 2023 gilt als symbolischer Tag für die deutsche Energiepolitik: Mit dem Abschalten von drei verbliebenen Kernkraftwerken endet in Deutschland die Ära nuklearer Stromerzeugung. Gleichsam historisch ist dieser Tag allerdings auch für die Energieversorgung von Büchel. Die Ortsgemeinde im Landkreis Cochem-Zell eröffnet zeitgleich eine Photovoltaik-Freiflächenanlage und setzt damit auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit des Eifeldorfs. Als Teil des Virtuellen Kraftwerks Cochem-Zell trägt es zu einer nachhaltigen Stromversorgung einer ganzen Region bei.
Dass die beiden Ereignisse an jenem Tag im Frühjahr zusammenfallen sollten, war von den Beteiligten in Büchel natürlich nicht beabsichtigt. „So etwas kannst du nicht planen“, sagt Tino Pfitzner heute schmunzelnd. Böse drum ist der Ortsbürgermeister von Büchel allerdings nicht, bringt diese Gleichzeitigkeit doch eine gewisse Strahlkraft über die Region hinaus. Honoratioren wie Bewohner waren sich anlässlich der Inbetriebnahme der Anlage nach 850 Tagen Planungs- und Bauzeit einig darüber, dass sich Mut und Innovation gelohnt hätten und das Dorf für die Zukunft gut gerichtet sei.
200 Meter außerhalb des Ortes steht die Anlage auf einer Fläche von rund elf Hektar auf kommunalem Grund in der hügeligen Eifellandschaft, wenig sichtbar für die knapp 1.200 Einwohner. Rund 30.000 Solarmodule stehen dort auf mehr als 1.200 Modultischen. 48 Wechselrichter, vier Trafostationen und eine Übergabestation sorgen dafür, dass der Strom über insgesamt 15 Kilometer verlegte Kabel abfließen kann. Das gesamte Gelände ist von 1.500 Meter Zaun zum Schutz der Anlage umgeben.
Schön sähe die kompakte schwarze Fläche nicht unbedingt aus, meint der Ortsbürgermeister. „Aber wir haben von Beginn an keinen Widerstand gegen die Anlage gehabt“, sagt Tino Pfitzner, „im Gegenteil.“ Zu dem uneingeschränkten Zuspruch kam es, weil die Verantwortlichen ihre Planungen für den Bau des Solarparks mit dem notwendigen Neubau einer Kindertagesstätte, einer Grundschule und eines Jugendraums gekoppelt hatten.
Ökologie und Ökonomie zusammengedacht und -getan
Viele Gespräche mit der zuständigen Kommunalaufsicht sowie eine solide Finanz- und Bauleitplanung seien laut Pfitzner seit Dezember 2020 notwendig gewesen, um das Projekt mit einem Investitionsumfang von acht Millionen Euro für die PV-Anlage und viereinhalb Millionen Euro für die übrigen Gebäude auf den Weg zu bringen. „Unser Plan war es von Beginn an, über den Eigenbetrieb der Anlage und die Einnahmen aus dem Verkauf des Sonnenstroms die Investition für die Anlage selbst sowie sämtlicher Neubauten zu finanzieren und so die Wertschöpfung in der Kommune zu behalten“, erklärt Pfitzner.
Rund 14 Millionen Kilowattstunden produziert die Anlage durchschnittlich im Jahr. Dank einer von der Bundesnetzagentur garantierten Einspeisevergütung von 4,9 Cent je Kilowattstunde, einem mittelfristigen Vertrag mit einem Direktvermarkter und günstiger Bauzinsen in der Vergangenheit geht die Rechnung auf. „Und am Ende bleibt auch noch ein schöner Batzen für die Gemeinde übrig“, rechnet Tino Pfitzner vor.
Virtuelles Kraftwerk liefert Strom für die Region
Etwa 4.000 Haushalte können mit der erzeugten Energie aus der Bücheler Anlage versorgt werden. Das geht weit über die 400 Haushalte des Ortes hinaus. Über die Plattform „Landstrom – Strom aus dem Virtuellen Kraftwerk Cochem-Zell“ steht der Solarstrom auch allen anderen Haushalten im Landkreis Cochem-Zell zur Verfügung. Das virtuelle Kraftwerk startete Anfang Mai 2023. Dazu gehören neben dem Solarpark in Büchel weitere Anlagen, die im Kreis und der Region regenerative Energie erzeugen – getreu dem Motto, dass grüner Strom aus der Region auch dort verbraucht werden sollte. Wir werden in unserer Reihe „Kommunen machen Klima“ in Kürze ausführlich darüber berichten.
Kontakt: Tino Pfitzner, Ortsbürgermeister von Büchel, buergermeister(at)buechel.de
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Bäume gratis für die Bürgerschaft
Ob im eigenen Garten oder auf Grundstücken im Außenbereich: Die an den Klimawandel angepassten Laub- und Obstbäume, die die Stadt Bingen seit einigen Jahren ihren Bürgerinnen und Bürgern kostenfrei zum Einpflanzen überlässt, werden sehr gern genommen.
Seit 2020 gibt es die städtische Aktion „Dein Baum fürs Klima“. Jahr für Jahr stehen seither 12.000 Euro im Etat zur Verfügung, freigegeben jeweils durch einen Beschluss des städtischen Haupt- und Finanzausschusses.
Alle, die über ein geeignetes Grundstück im Gebiet der Stadt Bingen verfügen, können sich an der Mitmach-Aktion beteiligen. Heimische Laubbäume wie Ahorn, Linde oder Ulme gibt die Kommune kostenlos ab, sowie verschiedene Obstbaumsorten – bis zum Limit der Haushaltsmittel.
Deshalb gibt es ein Antragsverfahren, das jetzt eröffnet ist. Bis zum 15. September 2023 nimmt die Umweltabteilung Anträge mit Baumwünschen entgegen. Faltblätter mit einer Kurzinfo zur Aktion liegen in verschiedenen öffentlichen Einrichtungen der Stadt Bingen aus wie in der Bücherei, dem Bürgerbüro oder auf der Burg Klopp. Bei Interesse können weitergehende Informationen und das aktuelle Bestell-Formular per Mail, Telefon oder mit der am Faltblatt angehängten Postkarte angefordert werden.
Nutzen für Klimaschutz und Tierwelt
Gepflanzt wird ab dem Spätherbst. Kurz zuvor können die Bäume im Servicebetrieb Bingen im Ortsteil Büdesheim abgeholt werden. Damit gehen die Bäume in die Verantwortung der teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger über; das Pflanzen und die langfristige Pflege übernehmen sie – zum Nutzen für Artenvielfalt und Klimaschutz.
Neben der Bindung von klimaschädlichem CO² und der Förderung der Biodiversität gewinnt die positive Wirkung von Grün für das Stadtklima immer mehr an Bedeutung. Dabei geht es nicht nur um die stetige Zunahme von Hitzetagen; heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Stadt Bingen: „Die zunehmende Innenverdichtung und Versiegelung geht einher mit einem deutlichen Rückgang von öffentlichen und privaten Grünflächen. Das verbleibende Grün muss von daher immer stärker die vielfältigen Aufgaben wie Lebensraum für Fauna und Flora, Aufenthaltsqualität und eben auch die klimatische Wohlfahrtswirkung übernehmen. Bäumen kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.“
Privates Engagement fördern
Ihrer Bürgerschaft will die Kommune es möglichst leicht machen, selbst einen Beitrag hierzu zu leisten. Gemeinsam mit der Neupflanzung von Bäumen einen positiven Beitrag zur Artenvielfalt und zum Klimaschutz leisten – das ist das erklärte Ziel der Mitmach-Aktion „Dein Baum fürs Klima“ in Bingen.
Alle Informationen sind auch unter www.bingen.de/dein-baum-fuers-klima verfügbar. Weitere Auskünfte gibt die Umweltabteilung der Stadt Bingen, Rochusallee 2 in (55411) Bingen, Tel. 06721 184-134 / -135 oder über baumfuersklima(at)bingen.de.
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Strom vom Balkon boomt
„Balkonkraftwerke“ – eine schnelle und einfache Möglichkeit, um zur Energiewende und zum Klimaschutz beizutragen und in Zeiten hoher Stromkosten die eigenen Energiekosten zu senken. Die Gemeinde Hauenstein unterstützt ihre Bürgerinnen und Bürger in diesem Bemühen – und diese Unterstützung wird in der Bevölkerung dankbar angenommen.
Im Frühjahr 2023 bot die Gemeinde den Bewohnern von Hauenstein und dem Umland an, sich für eine Sammelbestellung von Stecker-Solaranlagen anzumelden und dadurch von einem Rabatt zu profitieren. Durch die Bündelung der Bestellungen durch das Hauensteiner E-Werk wäre bei 60 Bestellungen ein Rabatt von 150 Euro pro Anlage mit zwei Photovoltaik-Modulen zustande gekommen – da die Hauensteiner aber sogar 80 Anlagen mit insgesamt 100 Platten bestellten, erhöhte sich der Mengenrabatt auf 200 Euro, bei Anlagen mit einem Modul auf 100 Euro. „Das war also ein Volltreffer“, zeigt sich Ortsbürgermeister Michel Zimmermann zufrieden, „für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch fürs Klima“. Denn neben der Stromersparnis sorgen die 100 Platten schon bei einer Leistung von nur 50 Prozent dafür, dass sechs Tonnen CO2 Emissionen im Jahr vermieden werden.
Das Interesse war von Anfang an groß: „Schon die Infoveranstaltung, die wir vor Beginn der Aktion anboten, war sehr stark besucht – wir mussten sogar zusätzliche Stühle aufstellen. Das zeigt, dass wir mit dem Thema quasi offene Türen eingerannt haben“. Zusätzlich bot die Gemeinde eine Vor-Ort-Beratung inklusive Erstellung einer Materialliste durch den Elektromeister der Ortsgemeinde für interessierte Bürgerinnen und Bürger an.
Hochwertige Module, „Made in Germany“
Ein solches Solarkraftwerk kann auf dem Balkon oder auf dem Garagendach angebracht werden und besteht in der Regel aus zwei Solarmodulen inklusive Wechselrichter und Verkabelung. „Der Anschluss an das Hausnetz sollte am besten durch einen Elektrofachmann durchgeführt werden,“ sagt Ute Zimmermann, Referentin Erneuerbare Energien bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Und sie ergänzt: „Gerade auch in Mietobjekten sollte der Eigentümer eingebunden werden, um die Hausinstallation bezüglich zusätzlicher Lasten zu prüfen und insbesondere den Sicherungsschutz zu gewährleisten.“ Dass die Befestigung am Balkon sehr sorgfältig erfolgen muss, verstehe sich von selbst.
Die so mittels Sonnenkraft erzeugte elektrische Energie läuft direkt ins Hausstromnetz und wird im Eigenverbrauch genutzt. Dadurch sinkt der zugekaufte Stromverbrauch und entsprechend günstiger fällt die Rechnung des Stromlieferanten aus.
Bei der Auswahl des Lieferanten legte die Gemeinde Wert auf Qualität, betont Ortsbürgermeister Zimmermann: „Uns war es wichtig, unseren Bürgerinnen und Bürgern hochwertige Anlagen zu preisgünstigen Konditionen beschaffen. Die Module, die wir bestellt haben, sind komplett „Made in Germany“ und von hoher Qualität. Außerdem ist die Anlieferung in Hauenstein selbst kostenlos, im Umland fällt nur eine geringe Zustellungspauschale an“.
Die Gemeinde denke über eine Weiterführung des Angebots nach. Weil die Aktion so gut angenommen wurde sei auch eine zweite Bestellrunde denkbar.
Gesammelter Vorteil
Der Vorteil bei solch einer Sammelbestellung: So können Gemeinden auch mit kleinen Aktionen und ohne viel Geld in die Hand zu nehmen, gemeinsam mit den Bewohnern einen Beitrag zur Energiewende leisten.
Denn die Nachfrage nach solchen Stromlieferanten ist da. Das zeigen auch Förderprogramme anderer Kommunen in Rheinland-Pfalz: Etwa die Aktion der Verbandsgemeinde Rhein-Selz: 12 000 Euro stellte die Verbandsgemeinde zur Verfügung, um den Kauf solcher PV-Module seitens der Bürger zu fördern. Am 1. April war Startschuss für Bewerbungen – nach nur 24 Stunden war der Fördertopf bereits geleert. 130 Anträge gingen allein am ersten Tag ein – die 100 schnellsten hatten Glück und können nun mit einem Zuschuss von 120 Euro rechnen.
„Durch unsere Zuschuss-Aktion wollen wir die Kaufentscheidung unserer Bürger:innen aktiv unterstützen, denn es geht um unser Klima, unsere Umwelt, unsere Zukunft.“, so Christina Bitz, Beigeordnete für Klimaschutz der VG Rhein-Selz und ergänzt: „Die Stromkosten verringern sich in der Regel um ca. 10 bis 15 Prozent und die Anschaffungskosten sollten sich nach etwa 5 bis 7 Jahren amortisiert haben.“
Weitere Kommunen, wie beispielsweise Trier, Wittlich, Pirmasens, Urmitz und Mainz stellen ihren Bürgerinnen und Bürgern ebenfalls Fördermöglichkeiten für „Balkonkraftwerke“ zur Verfügung.
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Ein Netz aus Lebensräumen – in der Gemeinde
„Eh da-Flächen“ können einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt leisten
Straßenränder, Bahndämme, Verkehrsinseln, Gemeindegrün – das sind sogenannte „Eh da-Flächen“. Oder auch weder landwirtschaftlich genutzte noch unter Naturschutzgesichtspunkten gepflegte Bereiche. Diese „ohnehin vorhandenen“ Flächen in der Landschaft und eben auch im urbanen Raum aufzuwerten, das haben sich Eh da-Projekte zum Ziel gesetzt. Was sich damit bewirken lässt, ist unter anderem in der Verbandsgemeinde Maxdorf zu bewundern.
Per Minibagger und Traktor sind die groben Erdarbeiten angegangen worden, später ist dann alles Handarbeit: In Fußgönnheim, rund 2700 Seelen zählende Ortsgemeinde in der VG Maxdorf, gestalten Mitglieder des Vereins „ArtenErben“ einen Geländestreifen um. Der Grasbewuchs ist abgetragen, an einer Seite fügen zupackende Hände eine Trockenmauer zusammen – Lebensraum für Eidechsen, etwa.
Denn um das Schaffen von Lebensräumen geht es hier, wie bei den vielen kleinen Eingriffen in den Eh da-Gemeinden. „Im Zentrum stehen dabei Insekten – hier, wie etwa in Altrip oder Kirrweiler, in Sprendlingen, Otterstadt oder Essingen“, berichtet Klaus Ullrich von der gemeinnützigen RLP AgroScience gGmbH, die von ihrem Sitz in Neustadt an der Weinstraße aus bundesweit in Sinne von mehr Biodiversität aktiv ist.
Neben ihrem Arbeitsschwerpunkt nachhaltige Landwirtschaft betreut die AgroScience Gemeinden, die Eh da-Flächen ökologisch verbessern wollen. In Rheinland-Pfalz machen bereits deutlich mehr als 30 Kommunen mit.
Vom Luftbild zum Konzept
Zu Beginn erstellt AgroScience eine Potenzial-Analyse; „unser Handwerkszeug sind Geodaten wie beispielsweise. Luftbilder und Geographische Informationssysteme“, schildert Mark Deubert die Arbeitsweise seines Unternehmens. Gut 60 Hektar potenzielle Eh da-Flächen wurden in der VG Maxdorf identifiziert, etwa 3,6 Prozent der gesamten Gemarkungsfläche.
„Die so identifizierten Flächen werden anschließend genau inspiziert, bevor wir einen Projektvorschlag machen. Und ganz wichtig sind parallel Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit“, setzt Deubert hinzu. Denn als hübsch anzusehen werden die umgestalteten Bereiche nicht von jedermann wahrgenommen; das erfahren die Planer immer wieder. Bunt blühende Wiesen seien selten umstritten, Totholz-Hecken oder den Winter über stehen gelassene Halme – wichtig für den Insekten-Nachwuchs – hingegen durchaus.
Unverzichtbar ist laut AgroScience die Kombination von Lebensräumen. So braucht es sowohl Nistplätze, als auch ein attraktives Futterangebot, all das in räumlichem Bezug zu einander. Ein einzelnes, isoliertes Angebot helfe nur wenig. Und so kommen 84 Ideen zusammen, für 17 Standorte in den drei Orten der Verbandsgemeinde Maxdorf. Zusammen können sie, nach und nach, ein Geflecht aus Lebensräumen bilden; Kommune, Naturschützer und Landwirte im Idealfall zu einem Netzwerk werden.
Beratung zu Selbstkosten
Gemeinden, die ihre Eh da-Flächen mit fachlicher Unterstützung identifiziert bekommen wollen, können sich des Rats der Landesgesellschaft RLP AgroScience versichern. Das Ganze koste in Abhängigkeit der Kommune „in etwa einen mittleren vierstelligen Betrag an reinen Selbstkosten“, sagt Deubert. Die anschließende Umsetzung ist dann Aufgabe der Kommune, die finanzielle Förderung für insektenfördernde Aufwertungsmaßnahmen über das Landesprogramm „Aktion grün“ erwarten darf.
Häufig fänden sich vor Ort ehrenamtliche Paten, die sich beim Umgestalten und Pflanzen engagieren. So wie die „ArtenErben“ von Maxdorf, die sich beim Anpflanzen von Grundschülern zur Hand gehen lassen. So wird ihre Begeisterung an die nächste bzw. übernächste Generation weitergegeben. . .
Informationen und Auskünfte: RLP AgroScience gGmbH, Breitenweg 71 in (67435) Neustadt
Tel.: +49 (0) 6321 / 671-430, Link
Publikation: Deubert et al. (2016): Das Konzept der Eh da-Flächen: Ein Weg zu mehr biologischer Vielfalt in Agrarlandschaften und im Siedlungsbereich. In: Naturschutz und Landschaftsplanung 48 (7), 2016. DownloadDer Ursprung der Idee
Otterstadt – dort lebt seit Jahrzehnten der aus Bayern stammende Biologe Christoph Künast, Honorarprofessor an der TU München. Er gilt als ein Schöpfer des Begriffs „Eh da-Flächen“, und er hat vor mehr als zehn Jahren die Projekt-Idee mit dem Biologen Dr. Friedrich Dechet entwickelt. Künast macht sich stark für die nicht so beliebten Kleintiere. Honigbienen brauchen weniger dringend eine Lobby wie Wildbienen, erst recht Fliegen, Raupen, Larven. Aber: „Ohne Raupen keine Schmetterlinge, ohne Käferlarven keine Käfer“, sagt er. Zu einem breiten Umdenken soll die Eh da-Initiative beitragen; Künast ist durchaus optimistisch. Bundesweit mehr als 100 teilnehmende Kommunen sind ein deutliches Zeichen. Für weitere Verbreitung der Idee könnte sein kürzlich erschienenes Buch sorgen: Eh da-Flächen – Mehr Lebensräume für Insekten (ISBN: 978-3-89937-281-6).
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Gemeinsam stärker - Stadtwerke profitieren von einem Netzwerk
Bundesweit schließen sich immer mehr Stadtwerke zur „Stadtwerke-Initiative Klimaschutz“ zusammen. Ihr Ziel: gemeinsam Klimaschutz vorantreiben und für eine generationengerechte und lebenswerte Zukunft sorgen. Aus Rheinland-Pfalz setzen unter anderem Bad Kreuznach, Kaiserslautern und Speyer auf die Gemeinschaftsinitiative.
„Seit Jahren schon setzen wir vielfältige Maßnahmen um, die dem Klimaschutz dienen. Mit unserer Mitgliedschaft in der Stadtwerke-Initiative werden wir dafür wichtige neue Impulse erhalten und können so künftig noch besser klimaschützend agieren“, sagt Wolfgang Bühring, Geschäftsführer der Stadtwerke Speyer (SWS). „Insofern war es für uns keine Frage, als Gründungsmitglied mit dabei zu sein.“ Auch für Markus Vollmer, Vorstandsmitglied der Stadtwerke Kaiserlautern (SWK), war es schließlich „ein logischer Schritt“, die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens auf diese Weise weiter auszubauen und die mit ihr verknüpften Ziele systematisch umzusetzen.
Am 27. Januar 2022 schlug die Geburtsstunde der Stadtwerke-Initiative Klimaschutz. 48 Mitglieder des Effizienz-Netzwerks für Stadtwerke (ASEW) verpflichteten sich seinerzeit, innerhalb eines Kalenderjahres die eigenen Treibhausgas-Emissionen gemäß anerkanntem Standard regelmäßig zu messen und eine Dekarbonisierungsstrategie festzulegen, um eigene Treibhausgas-Emissionen zielgerecht zu vermeiden und nicht vermeidbare zu verringern. Davon ausgehend sollten generationengerechte Ziele definiert und konkrete Maßnahmen zur Emissionsminderung und -vermeidung abgeleitet werden.
Verzicht auf fossile Brennstoffe
Um den Klimaschutz voranzutreiben, wurde vereinbart, die eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen auf dem Weg zur Dekarbonisierung zu teilen. Ein Aspekt, der für SKW-Vorstand Vollmer besonders in den Vordergrund rückt. „In diesem Netzwerk profitieren alle Mitglieder davon, Fachwissen und Expertise zu bündeln und wichtige Praxis-Erfahrungen zu neuen Technologien zu teilen“ – für ihn ein wesentlicher Vorteil.
ASEW-Geschäftsführerin Daniela Wallikewitz ergänzt das zentrale Anliegen der Initiative: „Unsere Mitglieder erhalten profunde Unterstützung bei allen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen.“ So entstehen eine ganze Reihe von Unterstützungsmaterialien, so etwa ein Leitfaden zur Treibhausgas-Bilanzierung oder ein vielseitig einsetzbares Klimalexikon, das gerade der Kommunikation über soziale Medien zugutekommen soll. Bei Bedarf sei zudem die Erstellung einer THG-Bilanz möglich, sagt Wallikewitz.
Kooperative Herangehensweise
Mittlerweile haben sich weitere ASEW-Mitglieder der Klimaschutz-Initiative angeschlossen. Heute sind es bereits 64 Stadtwerke in ganz Deutschland. In regelmäßigen Arbeitstreffen wird der ursprüngliche Ansatz kontinuierlich weiterentwickelt. Es sei eine kooperative Herangehensweise: „Unternehmen gemeinsam das Thema bearbeiten lassen, dabei im Austausch voneinander lernen, ausgehend vom eigenen Status Quo peu-à-peu besser werden“, sagt Goldy Raimann, die die Initiative von ASEW-Seite aus koordiniert. „Um der sehr heterogenen Stadtwerke-Landschaft gerecht zu werden, haben wir uns für individuelle Ziele betreffend THG-Minderungsquote und Treibhausgasneutralität entschieden. So können Stadtwerke ihre spezifischen Möglichkeiten ausschöpfen, um dem Klimawandel zu begegnen.“
18 Mitglieder erfüllen bereits heute die Kriterien der Initiative, darunter die Stadtwerke Speyer. 36 weitere Mitglieder stehen im oder am Ende des Prüfprozesses, wie die Stadtwerke Bad Kreuznach oder die Stadtwerke Kaiserlautern. „Aufgrund der Energiekrise wurde uns von der ASEW eine Verlängerung der Frist zur Kriterienerfüllung ermöglicht, die wir in Anspruch nehmen mussten, ebenso wie viele andere Stadtwerke auch“, erklärt Markus Vollmer. „Innerhalb der neuen Frist haben wir alle geforderten Unterlagen eingereicht und warten jetzt gespannt auf unser Prüfergebnis.“
Aus Bad Kreuznach heißt es, man könne durch neue Ideen und Prozesse seine Geschäftsfelder stetig erweitern und für die Kunden nachhaltige Lösungen rund um die Energieversorgung anbieten. „Indem wir nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten, machen wir es jedem Kunden in der Kommune möglich, seinen Teil zum Klimaschutz beizutragen“, erklärt deren Geschäftsführer Christoph Nath.
SWK-Vorstand Vollmer ist ebenfalls überzeugt davon, dass diese Initiative der richtige Schritt ist: „Gemeinsam nehmen wir uns in die Verantwortung und geben uns Schub, unsere Ziele im Sinne des Klimaschutzes bestmöglich zu erreichen. Aus dem Netzwerk erfahren wir in vielerlei Hinsicht einen klaren Mehrwert und empfehlen sie auch gerne weiter.“
Ansprechpartner:innen für weitere Informationen:
Stadtwerke-Initiative Klimaschutz
- Maria Möhner, Projektmanagerin Klimaschutz, E-Mail: moehner@asew.de;
- Jonas Lepping, Gruppenleiter Klimaschutz, E-Mail: lepping@asew.de.
Stadtwerke Kaiserslautern
- Dorothea Schröder, Kommunikation, E-Mail: presse@swk-kl.de.
Stadtwerke Speyer
- Sabrina Schaefer, Projektleiterin Erneuerbare Energien, E-Mail: schaefer@sws.speyer.de.
Stadtwerke Bad Kreuznach
- Christoph Nath, Geschäftsführer, E-Mail: presse@stadtwerke-kh.de.
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Umweltbewusstsein in den Klassen
Kommunen fördern Schulprojekte – ob im Ahrtal oder im Kreis Bad Kreuznach
Gezielt sollen junge Menschen motiviert werden, sich für Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft zu engagieren. Über Wettbewerbe und Preisgelder werben verschiedene Kommunen im Land um Teilnehmer. Hier zwei Beispiele…
Die Verbandsgemeinde Brohltal im Landkreis Ahrweiler hat ihren Umweltpreis nach langer Pause kürzlich erstmals wieder vergeben. Die Grundschule am Maar in Niederdürrenbach holte dort den ersten Platz – mit einer Aktion, welche die Schule gemeinsam mit einem ortsansässigen Holzbau-Unternehmen, dem Forstamt und der Ortsgemeinde umsetzt: Seit zwei Jahren tragen die Schülerinnen und Schüler zu einem Aufforstungsprojekt bei, indem sie die zu Pellets gepressten Holzabfälle der Firma in handliche Tragetüten verpacken. Diese sogenannten „3-Bäume-Bags“, je sechs Kilo schwer, werden in einem nahen Lebensmittel-Markt verkauft; und von dem Erlös können pro Tüte drei Setzlinge angeschafft werden.
Esskastanien, Traubeneichen und Weißtannen ersetzen auf diese Weise den bereits vor Jahren dem Borkenkäfer zum Opfer gefallenen Fichtenbestand. 500 Jungbäume gelangen je Pflanzaktion in den Boden. Die Restfläche des Gemeindegrundstücks bietet noch Platz für 1000 Setzlinge, also zwei weitere Aktionsjahre.
„Wertvolle Erfahrungen“
Verbandsgemeindebürgermeister Johannes Bell freut sich, dass „die Schülerinnen und Schüler nicht nur Verantwortung für ihre Umwelt übernehmen, sondern auch wertvolle Erfahrungen sammeln können“. Und Schulleiterin Anette Gotter verspricht: „Die 300 Euro Preisgeld werden in weitere Aktionen zum Thema Umweltschutz fließen.“
Den zweiten Preis gewannen Erstklässler (1 a–c) der Grundschule Burgbrohl. Dabei geht es um Müllvermeidung und direkte Hilfe für Gleichaltrige: Selbst ausgemusterte eigene Spielsachen machen die Schülerinnen und Schüler über einen Flohmarkt zu Geld, das dann an eine Schule im Partnerland Ruanda fließt.
Vom Bund gefördert
Der Landkreis Bad Kreuznach hatte bereits Ende 2019 den Wettbewerb „Energiesparmodelle an weiterführenden Schulen“ ausgelobt. Mit diesem Förderprojekt will der Kreis einen Anreiz schaffen, konkret in der Schule Energie einzusparen und Klimaschutz-Aktivitäten zur Bewusstseinsbildung durchzuführen. Bewertet werden dabei die Aktivitäten der Schulen in Klima- und Umweltschutzmaßnahmen.
Für dieses Engagement wurden nun 16 Schulen belohnt. Insgesamt wurden 9.000 Euro ausgezahlt; der Landkreis erhielt hierfür eine Bundesförderung.
Die Realschule plus Meisenheim hatte den größten Grund zur Freude. Sie belegte dank der Vielfalt ihrer Klimaschutzprojekte und -aktivitäten den ersten Platz und erhielt hierfür neben einem Scheck über 2.000 Euro einen für den Schulgarten gedachten Feigenbaum. Den wollten einige Kinder gar nicht wieder hergeben. „Dieser Gewinn wird direkt in weitere Nachhaltigkeits-Projekte investiert“, erklärte Schulleiter Winfried Baumann mit einem zuversichtlichen Lächeln und kündigte an, im nächsten Jahr auf jeden Fall erneut mit seiner Schule am Energiesparmodell teilzunehmen.
„Eine nachhaltige Zukunft“
„Wir freuen uns sehr über das Engagement der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte“, sagt Klimaschutzmanager Simon Haas. „Alle am Energiesparmodell des Landkreises Bad Kreuznach teilnehmenden Schulen haben einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz geleistet.“
Adrienne Gäb, kommunale Klimaschutzmanagerin im Brohltal, betont die Bedeutung der frühzeitigen Bewusstseinsbildung. Nicht umsonst heißt es in der Ausschreibung für den Wettbewerb: „Gerade die junge Generation hat die Chance, durch ihr Engagement und ihre Initiativen eine nachhaltige Zukunft für sich selbst und kommende Genrationen zu schaffen.“
Auskünfte geben Simon Haas (Tel.: 0671 – 803-1662, Mail: simon.haas(at)kreis-badkreuznach.de) und Adrienne Gäb (Tel.: 02636 – 9740-719, Mail: adrienne.gaeb(at)brohltal.de).
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Der Elektro-Minibus kommt wie gerufen
Die Stadtwerke Trier erproben zwei „Smart Shuttles“ und weiten die Testphase aus
Wie lässt sich das ÖPNV-Angebot möglichst nah an den Kundenwünschen ausrichten? Die Stadtwerke Trier erproben mit dieser Zielsetzung sogenannte „Smart Shuttles“ – zwei Elektro-Minibusse, die sich per Smartphone-App anfordern lassen. Der Testlauf wurde nach dem ersten halben Jahr verlängert und zugleich über weitere Bereiche des Stadtgebiets ausgeweitet.
Die Idee verspricht vielfältigen Nutzen: Verkehrsbetriebe können neben dem klassischen Linienbus auch attraktive Angebote für geringere Nachfragemengen schaffen; die Kundschaft vermeidet lange Wartezeiten oder die Nutzung des eigenen Autos; auf längere Sicht könnte mancher Zweit- oder Drittwagen überflüssig werden, was städtische Straßen und die Klimabilanz entlasten würde. Unterstützt von der Toyota Mobility Foundation erproben deshalb die Stadtwerke Trier (SWT) ein solches Angebot.
Wer den sogenannten „On-demand“-Service nutzen will, braucht ein Smartphone und muss sich zunächst die „Portazon“-App herunterladen. Über die werden der Ruf-Service und auch die Bezahlung der Fahrten abgewickelt. Die Kunden zahlen pro Fahrt den üblichen Bus-Tarif plus 2,50 Euro „Komfortzuschlag“, per Abbuchung vom Konto.
Rund 500 Einwohner der Stadt Trier haben sich seit dem Projektstart im Oktober 2022 in der App für das Smart-Shuttle-Angebot registriert. Stadtwerke-Sprecher Carsten Grasmück wertet diese Zahl als Erfolg – und als solide Basis für die jetzt erfolgte Ausweitung der Versuchsphase. Denn generell brauche es Zeit und Geduld, bis sich ein innovatives Angebot im ÖPNV etablieren kann.
Nicht nur Nachtschwärmer
Ein klares Profil für den „typischen“ Smart-Shuttle-Nutzer habe sich in den ersten sechs Monaten nicht herausgeschält, berichtet Grasmück. Etwa für die Annahme, insbesondere Nachtschwärmer oder Studenten seien überwiegend daran interessiert, bieten die bisherigen Zahlen keine Anhaltspunkte. Durchaus überraschend auch für die Stadtwerke: „Die Nachtfahrten zwischen Innenstadt und den Höhenstadtteilen wurden nicht so stark nachgefragt, wie wir das vermutet hatten“, sagt Grasmück.
Die ausgeweitete Testphase ist nun zunächst bis zum Jahresende 2023 terminiert. Ob das Angebot darüber hinaus erhalten bleibt oder gar verstetigt wird, könne erst auf Basis der dabei erfassten Daten entschieden werden.
Informationen finden sich auf der Homepage der SWT.Auskunft gibt darüber hinaus die Pressestelle: Carsten Grasmück, Tel.: 0651 – 717-1050, carsten.grasmueck(at)swt.de.
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Ein Grund zu feiern - Hohe Akzeptanz von Windkraftanlagen in Kröppen
Bei der Planung und Umsetzung von Windparks weht Kommunen und Betreibern häufig Gegenwind um die Ohren. Aber es gibt auch positive Beispiele, wie es gelingen kann, die Bevölkerung vor Ort mit ins Boot zu holen, wie etwa in der südwestpfälzischen Gemeinde Kröppen.
„Die Stimmungslage war von Anfang an recht entspannt. Wir haben uns im Vorfeld bemüht, die Bürger bestmöglich aufzuklären und mitzunehmen“, berichtet Bürgermeister Steffen Schwarz von der Entstehung des Windparks ‚Kröppen I‘. Auch die Zusammenarbeit mit dem Betreiber sei von Anfang an sehr unkompliziert und offen gewesen.
Natürlich gab es aber auch Kritiker; beispielsweise befürchteten Bürger aus den Nachbargemeinden, die Windräder könnten zu laut seien. Die Anlagen sind allerdings so konzipiert, dass sie mit Ausnahme des direkten Umfelds nur bei absolut ungünstigen Windbedingungen überhaupt zu hören sind. Angesichts von Ukrainekrieg, Energiekrise und stärkerem Bewusstsein für den Umweltschutz sind die kritischen Stimmen nochmals erheblich leiser geworden.
Und die Tatsache, über das mit 241 Metern höchste Windrad in Rheinland-Pfalz zu verfügen, machte viele stolz, was sich schon bei der Anlieferung der Anlage zeigte: Als die riesigen Rotorblätter nachts um 3:30 Uhr ankamen, hatten sich knapp 50 Einwohner an der Baustelle versammelt, um den Konvoi zu empfangen.
Auch zur Eröffnung des Windparks war die Öffentlichkeit eingeladen. Beim Eröffnungsfest informierten Infotafeln und -stände die Besucher zu den Themen Windkraft, Wald und saubere Energiegewinnung sowie über Bau und Funktionsweise eines Windparks. Am 22. Juli wird es mit dem „Rotor-Festival“ eine Open-Air Veranstaltung mit elektronischer Musik im Windpark geben.
Willkommene Finanzspritze
Seit dem Osterpaket der Regierung im vergangenen Jahr gibt es für Kommunen zudem die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung für Bestandsanlagen. Der Betreiber des Kröpper Windparks hatte sich nach einer entsprechenden Anfrage seitens der Gemeinde direkt bereit erklärt, einen entsprechenden Vertrag aufzusetzen. 0,2 Cent je Kilowattstunde zahlt FP Lux Wind nun seit 2022 an die 700-Einwohner-Gemeinde. Pro Jahr kommt somit ein stolzer Betrag zusammen, die Vereinbarung gilt bis 2040.
Aber nicht nur Kröppen, auch die Nachbargemeinden, die im 2,5 Kilometer Radius des Windparks liegen, können sich über einen unerwarteten Geldsegen freuen, denn sie profitieren ebenfalls von der Regelung und erhalten eine finanzielle Beteiligung. Das ist in Zeiten klammer Kassen eine willkommene Finanzspritze und trägt zur höheren Akzeptanz der Windkraftanlagen bei.
Die Windparks Kröppen I und Staustein, ebenfalls auf Kröpper Gemarkung gelegen, können heute schon mehr als 15.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen und haben eine Kapazität von 17,4 Megawatt. „Ich finde das für ein Dorf unserer Größe schon enorm und kann mit Stolz sagen, dass wir einen überdimensionalen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, freut sich der Bürgermeister.
Weiterer Windpark in Planung
Die Gemeinde hat weitere Pläne auf dem Weg der Energiewende: Im künftigen Windpark Kröppen II sollen bis zu drei weitere Windkraftanlagen entstehen. Die Planung läuft gerade; Schwarz ist optimistisch, dass der Park bald realisiert werden kann: „Die extrem langwierigen Verfahren sollen ja nun endlich beschleunigt und vereinfacht werden. Und auch beim Artenschutz soll es einfacher werden, Kompromisse zu finden.“
Bei den künftigen Anlagen soll es auch einen Bürgerstromtarif geben oder die Möglichkeit, als Bürger Anteile an der Anlage zu erwerben. Und das kann sich dann für die Einwohner auch persönlich finanziell lohnen.
Das kleine Dorf ist aber nicht nur in Sachen Windkraft unterwegs, sondern betreibt seit vielen Jahren einen kleinen Solarpark. Den möchten die Kröpper ebenfalls aufstocken: „Wir sind gerade in Gesprächen über die Ansiedlung eines großen Solarparks in der Größenordnung von acht bis zehn Hektar“.
Bei der Umsetzung der Energiewende rät Schwarz anderen Kommunen: „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass es andere schon für uns richten werden, sondern müssen selbst tätig werden und unseren Beitrag leisten. Natürlich gehören Windkraftanlagen nicht zu den attraktivsten Bauwerken, aber es sind keine Monumente für die Ewigkeit. Sie erfüllen ihren Zweck, bis neue Technologien zur Verfügung stehen und können dann jederzeit, mit dem im Voraus hinterlegten Geld, rückstandslos zurückgebaut werden.“
Es gibt zudem zahlreiche Möglichkeiten, einen Beitrag zum Schutz unseres Klimas zu leisten. Sei es die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED, ein klimaangepasstes Waldmanagement oder die Anlage von Solarparks auf landwirtschaftlich schwer zu bewirtschaftenden Flächen. Schwarz ist überzeugt: „Wenn das Bewusstsein erst mal geweckt ist, gibt es viele Möglichkeiten, die als positiver Nebeneffekt der Gemeinde auch einiges an Geld in die klammen Kassen spülen. Wir haben einen sehr jungen Gemeinderat, der sich der Dringlichkeit wohl schon ein Stück weiter bewusst ist, als das in manch anderen Gemeinden der Fall ist“.
Für Rückfragen steht Bürgermeister Steffen Schwarz telefonisch zur Verfügung unter: 01525-3474391
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Die Solarspeicherförderung wirkt
Wie die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain den kommunalen Klimaschutz voranbringt
Wenn die Nachfrage das vorgesehene Budget mehrfach sprengt, dann darf das gewiss als Wertschätzung für ein Angebot gedeutet werden. Bei der Verbandsgemeinde (VG) Betzdorf-Gebhardshain am Nordrand unseres Bundeslandes hat man genau diese Erfahrung gemacht: mit dem VG-weiten Förderprogramm für Photovoltaik-Speicheranlagen zugunsten privater Haus- und Wohnungseigentümer.
Im Jahr 2021 waren im Haushaltsplan 10.000 Euro als Fördersumme eingestellt; etwas mehr als 20.000 wurden jedoch ausgezahlt. Der daraufhin gleich auf 20.000 Euro angesetzte Posten im laufenden Jahr war dennoch bereits im Mai aufgebraucht; der Verbandsgemeinderat hat die Summe verdoppelt.
Man setze sich zum Ziel, „die Erzeugung Erneuerbarer Energien innerhalb der verbandsangehörigen Gemeinenden und der Stadt zu fördern und dadurch einen Ausbau voranzutreiben“, heißt es in den Förderrichtlinien, gültig seit September 2020. Und weiter: „Mithilfe der Erzeugung und Speicherung von nachhaltig generiertem Strom wird der Ausstoß von Treibhausgasemissionen aus fossiler Herkunft vermieden und die Umwelt nachhaltig entlastet.“
Bis zu 500 Euro pro Haushalt
Gefördert werden fest installierte Batteriespeicher für die Aufnahme von Strom aus Photovoltaikanlagen (PV). Mindestens 3 kWh groß müssen sie sein und auf dem aktuellen Stand der Technik. Pro Kilowattstunde Speicherkapazität gewährt die VG einen Zuschuss von 100 Euro, maximal können es 500 Euro sein. Einmalig pro Haushalt und ohne Rechtsanspruch.
Anders als im inzwischen ausgelaufenen Solarspeicherprogramm des Landes gibt es die Förderung auch ohne Neuinstallation vom PV-Kollektoren; die Nachrüstung von Batteriespeichern zu bestehenden PV-Anlagen wird ebenfalls finanziell von der Gemeinde unterstützt. Und die Kombination mit eventuell anderen nutzbaren Förderprogrammen ist ausdrücklich zugelassen.
Teilnahme am Kommunalen Klimapakt
„Wir freuen uns über den Erfolg des Förderprogramms und werden die privaten Klimaschutzmaßnahmen weiter fördern“, erklärt Verbandsbürgermeister Bernd Brato. „Dies auch, weil wir im Verbandsgemeinderat einstimmig beschlossen haben, am Kommunalen Klimapakt des Landes Rheinland-Pfalz teilzunehmen, mit dem wir uns verpflichten, noch mehr für den Klimaschutz und die Klimafolgenanpassung zu tun.“
Klimaschutz und Klimafolgenanpassung stünden ganz oben auf der politischen Agenda. „Deshalb hat die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain im Mai dieses Jahres eine halbe Stelle im Klimaschutzmanagement besetzt und damit die Voraussetzungen geschaffen, die drängenden Aufgaben proaktiv anzugehen“, setzt der Bürgermeister hinzu.
Mit dem Solarpark in Grünebach sei bereits ein Vorzeigeprojekt realisiert. Die Anlage auf einer alten Industriebrache liefert genug Strom, um den gesamten Ort bilanziell autark zu machen. Brato: „Ortsgemeinde und Bürger profitieren.“
Informationen und weitergehende Auskünfte: Jens Weid, Verbandsgemeindeverwaltung Betzdorf-Gebhardshain, Fachbereich „Bauen“, Umwelt- und Klimaschutzmanagement, Rathausplatz 1 in (57580) Gebhardshain, Telefon: +49 2741 291-315, E-Mail: jens.weid(at)vg-bg.de, Homepage: www.vg-bg.de.
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Der Wald der Zukunft ist vielfältig
Nastätten am Taunus setzt auf kommunale Beförsterung
Wir brauchen bunte Wälder“, sagt Martin Janner. Und der Leiter des Forstreviers Oberwallmenach am Taunus sagt es nicht nur, er hat es auch geschrieben. Als Autor des Sachbuches „Der Wald der Zukunft“ genießt Janner derzeit hohe Aufmerksamkeit; er betont dabei aber stets, wie wichtig die enge Zusammenarbeit mit den Kommunen ist, für die er als Kommunalbeamter den Baumbestand pflegt und weiterentwickelt.
Mit vier Ortsbürgermeisterinnen und drei -bürgermeistern stimmt Janner seinen Einsatz ab – und mit dem Nastättener Verbandsgemeindechef Jens Güllering. Dieser ist nicht nur Dienstherr von Janner und den drei weiteren kommunalen Förstern in der Verbandsgemeinde. Güllering ist auch bekennender Anhänger der kommunalen Beförsterung, die vor vielen Jahren schon im Blauen Ländchen eingeführt wurde. „Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt der Bürgermeister, der auch für den rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebund Mitglied im Landeswaldausschuss ist.
„Als Kommunalverwaltung legen wir auch und gerade in den für den Wald schwierigen Zeiten größten Wert auf unser Fachpersonal“, wird Güllering zitiert. Während in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich die Holzernte im Fokus stand, so werden heute die forstwirtschaftlichen Weichen für die künftigen Generationen gestellt. „Dazu brauchen wir von der Planung über die Pflanzung bis hin zur regelmäßigen Bestandspflege Personal, das sein Handwerk gelernt hat und beherrscht“, so Güllering. Nicht nur aus diesem Grund hat die Verbandsgemeinde Nastätten vor einigen Jahren angefangen, Forstwirte auszubilden.
Erfahrungen weitergeben
Seit mehr als 25 Jahren pflegt und entwickelt Janner sein 1500 Hektar großes Revier, gemeinsam mit fünf Forstwirten und zwei Azubis, die außerdem drei weitere Reviere in der VG Nastätten betreuen. Die Ausbildung ist ihm wichtig, das Weitergeben von Erfahrungen und Überzeugungen an die nächste Förster-Generation. Und deshalb nimmt er stets auch Studenten im Praktikum mit, wenn er seine beiden eigenen Rückepferde im Wald arbeiten lässt. Nicht der Romantik wegen, sondern weil „die Kombination von Pferd und moderner Maschine sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich einfach sinnvoll ist. Und das sollen die sehen.“
In diesem Vierteljahrhundert Dienst hat Janner die Auswirkungen des Klimawandels auch am Taunusrand beobachten müssen, und zugleich die sich verändernden Anforderungen seiner Auftraggeber. Waren den Ortsgemeinden früher vor allem die Erträge aus dem Holzverkauf wichtig, hat sich der Fokus mittlerweile zu den ökologischen Funktionen des Waldes hin verschoben. „Keine Vegetationsform kann Wasser so lange speichern wie der Wald“, erläutert Martin Janner. In Zeiten zunehmender Starkregen-Ereignisse biete diese Schwamm-Funktion der Wälder den Menschen in der Region zusätzliche Sicherheit.
Laubgehölze vom Mittelmeer
Neben der Pflege des Bestandes präge das Schaffen neuer, dem Klimawandel angepasster Wälder das berufliche Selbstverständnis der im Forst Arbeitenden überall im Land. Denn die Anpassungsfähigkeit der heimischen Baumarten werde vom Tempo des Klimawandels schlicht überfordert.
43 verschiedene Baumarten hat die jüngste Inventarisierung im Oberwallmenacher Revier ergeben (alle zehn Jahre werden in Rheinland-Pfalz die Wälder von externen Gutachtern begangen). Beim Zupflanzen setzt man dort insbesondere auf Laubgehölze aus dem mediterranen Raum, Esskastanie oder Zerreiche etwa.
„Artenvielfalt ist auch ein Instrument der Risikostreuung“, sagt Janner. „Denn um nachhaltig Erfolg zu haben, brauchen wir beides: Den Wald nutzen, also auch Geld verdienen, und seine Zukunft sichern.“ Der Rückhalt aus den Kommunen sei dafür enorm wichtig, setzt er hinzu und lobt seine „Chefs“ in der Verbandsgemeinde Nastätten dafür ausdrücklich.
Vorbilder: Förster und Kommunen
„Unsere 31 Ortsgemeinden und die Stadt Nastätten als kommunale Waldbesitzer sind sich der vielfältigen Funktionen ihrer Wälder sehr bewusst“, erklärt Güllering. Die über viele Jahre generierten Erträge aus dem Wald seien in die kommunale Entwicklung der Orte geflossen. Doch nach den letzten Jahren der Kalamitäten „befinden wir uns nun in einer Art ,Investitionsphase‘ – die Förster und unser Fachpersonal sowie die zur Entscheidung legitimierten Räte müssen jetzt durch vorausschauendes Handeln und kluge Entscheidungen die Grundlagen für die Zukunft legen“, setzt der VG-Chef hinzu.
Dabei gehe es um mehr, als nur Gewinne aus dem Wald zu ziehen: „Unsere Wälder sind echte Multitalente und übernehmen vielfältige Funktionen, die nachhaltig unser Klima beeinflussen, unser Grundwasser sichern oder auch vor Überflutungen schützen.“
Eine Vorbild-Funktion gebe es nicht nur für die Kommunen, sagt Revierförster Janner, sondern auch für ihn selbst: „Ich kann den Leuten ja nicht Klimaschutz predigen und selbst mit dem SUV in den Wald fahren.“ Wann immer die Witterung es zulässt, fährt er mit dem Elektro-Lastenbike in den Wald.
Weitere Auskünfte sind bei Martin Janner per Mail anzufragen: Forstrevier.Oberwallmenach(at)t-online.de.
Das Buch: Förster Janner wirbt um Respekt
„Zu einem Drittel ist es ein Geschichtsbuch“, sagt Martin Janner. Als Autor bricht er eine Lanze für die Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen, aktuell wie in der Vergangenheit. Dass nicht selten der früheren Forstwirtschaft das Entstehen von Nadelholz-Monokulturen angelastet wird, nennt er ungerecht. Denn ihre Aufgabe sei es stets gewesen, regionale Märkte zu bedienen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts und erst recht nach dem Zweiten Weltkrieg habe man schnell Bauholz und Material für die Schreinereien gebraucht; die Entscheidung für Fichten und Kiefern sei also damals folgerichtig gewesen.
Zentrales Anliegen des Buches ist der Respekt – nicht nur vor den Tun der Förster:innen, auch vor dem Wald selbst und den ihm eigenen Verjüngungskräften. Was „von selbst“ nachwächst, solle als Angebot des Waldes geachtet werden; das gezielte Anpflanzen resilienter Baumarten müsse das allerdings Ergänzen.
Einen respektvollen und pfleglichen Umgang erwartet Janner nicht zuletzt von den Menschen, die den Wald für Freizeit und Erholung nutzen. Im Buch gibt es dazu unter anderem diese Textpassage: „Auf der Rückseite des alten 50-Pfennig-Stücks fand sich einst eine Frau, die eine Eiche pflanzt. Das Bild war Ausdruck großen Respekts und einer tiefen Verbindung mit dem Wald. Und der Zuversicht. Ich wünsche mir von unserer Gesellschaft diese Zuversicht und den Willen, für die Wälder tätig zu werden und dabei auch den eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Jeder und jede von uns ist schließlich mit dem Wald verbunden.“
„Der Wald der Zukunft“ ist im Februar 2023 erschienen (Piper-Verlag, 256 Seiten, ISBN-Nr. 978-3-492-07173-4) und im Buchhandel für 22 Euro erhältlich.
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Fahrgemeinschaften entstehen „im Schildumdreh‘n“
Die Verbandsgemeinde Birkenfeld schafft ein dichtes Netz von Mitfahrerbänken
Mitfahrerbänke haben sich – als Ergänzung zum in der Fläche oft nicht ausreichenden ÖPNV-Angebot – an vielen Orten im Land bereits bewährt. Die Verbandsgemeinde (VG) Birkenfeld hat diese Form der Mobilität nun für sich entdeckt, sozusagen flächendeckend. 46 Standorte in 22 Ortschaften sind damit ausgestattet. Für deren Nutzung wirbt die VG mit dem Slogan „Von A nach B im Schildumdreh‘n“.
Zu jeder der 46 Bänke gehört ein Metallgestell mit Schildern, die verschiedene Zielorte bezeichnen. Durch Drehen lässt sich das gewünschte Ziel deutlich sichtbar machen für näherkommende Autofahrer:innen. Die sollen die „Anhalter“ von der Bank mitnehmen.
In einzelnen Dörfern der Verbandsgemeinde ist dieses Prinzip schon vertraut. Neu ist die flächige Ausbreitung, für die knapp 70.000 Euro investiert wurden. Birkenfeld nutzte eine 60-Prozent-Förderung über europäische „ELER“-Mittel aus dem Budget der LAG Erbeskopf; so reduzierte sich der Eigenanteil auf rund 27.000 Euro.
Elektro-Bürgerauto als Alternative
22 von insgesamt 31 Ortschaften sind mit den Bänken ausgestattet. Außen vor blieben jene, die gut mit Buslinien erschlossen sind, oder eigene Alternativangebote vorhalten. So etwa das Dorf Gimbweiler. Dort existiert nicht nur eine vorbildliche Wärmeversorgung, sondern seit rund vier Jahren auch ein dorfeigenes Elektro-Bürgerauto, mit dem ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer nach vorheriger Anmeldung die Menschen aus dem Dorf zu Einkäufen, Arztbesuchen und weiteren Zielen transportieren.
Als „Masterplankommune 100 Prozent Klimaschutz“ wirbt Birkenfeld intensiv in der eigenen Bürgerschaft für die Nutzung dieses Mobilitätsangebots, um den Treibhausgasausstoß durch Privatfahrten zu verringern. Eine eigene Internetseite und ein Vier-Minuten-Spot, unter anderem gezeigt im Kino-Vorprogramm, sollen den Bekanntheitsgrad des Projekts sicherstellen.
Kurze Wege zu attraktiven Standorten
Damit möglichst viele Bürgerinnen und Bürger davon profitieren können, hat die VG darauf Wert gelegt, dass
- in vielen Gemeinden Mitfahrerbänke stehen,
- an attraktiven Sammelpunkten, die
- zu weite Laufwege vermeiden.
Folglich sind gleich mehrere Mitfahrerbänke je Ortsgemeinde notwendig; 46 sind es. Sie wurden gezielt in der Nähe von ÖPNV-Haltestellen platziert, damit hier Synergieeffekte genutzt werden können. So können schließlich auch Touristen in der Nationalparkregion von dem Angebot profitieren. Wanderer, die an den Bushaltestellen feststellen müssen, dass kein Linienbus mehr fährt an diesem Tag, bekommen über die Mitfahrerbänke eine weitere Chance.
Zur Attraktivitätssteigerung ist zudem die Kooperation mit dem Team des Elektro-Bürgerautos der VG vorgesehen. Immer wenn es unterwegs ist und die Kapazitäten es zulassen, sollen Wartende von den Mitfahrerbänken mitgenommen werden.
„Die Mitfahrbänke stellen für uns eine Ergänzung zum bestehenden Mobilitätsangebot dar. Wir möchten mit gutem Beispiel vorangehen, um aufzuzeigen, dass mehr möglich ist“, sagt Dr. Bernhard Alscher, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Birkenfeld. Und er appelliert an die Bürgerschaft: „Nutzt die Möglichkeit, testet das System und macht Werbung dafür, sodass es auch andere nutzen werden.“
Weitere Informationen vermittelt die Website, Nachfragen beantwortet René Maudet, Tel.: 06782 - 990-111, r.maudet(at)vgv-birkenfeld.de.
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Das Rathaus als Vogelkolonie
Als „schwalbenfreundlich“ ist das Rathaus der Gemeinde Schiesheim im Rhein-Lahn-Kreis bereits ausgezeichnet. Jetzt will der 280-Einwohner-Ort noch mehr tun: An einem Turm nebenan sollen weitere Nisthilfen angebracht werden, für Fledermäuse und Mauersegler.
Vor drei Jahren war Felix Schön, Dorfbewohner und beim Nabu aktiv, auf die damalige Bürgermeisterin Evelin Stotz zugegangen mit der Idee, an der Fassade des Rathauses künstliche Schwalbennester anzubringen. Sie, wie auch ihr Nachfolger Norbert Fey, waren sofort dabei. Vier Brutpaare waren 2019 gezählt worden, heute sind es 25. Und das liegt an den mittlerweile mehr als 60 „Fertighäusern“ für Mehlschwalben, gleich unterhalb des Dachüberstands. Denn die als Glücksbringer traditionell geschätzten Flugakrobaten haben es immer schwerer, Baumaterial für ihre kunstvoll an Fassaden geklebten Nester zu finden: Lehm und Schlamm werden in „aufgeräumten“ Dörfern mit immer mehr versiegelten Flächen rar.
Nistplätze auch am Turm
Was bei den Mehlschwalben erfolgreich gewirkt hat, soll von der kommenden Brutsaison an weiteren Arten helfen. Seit die Zahl alter Scheunen und rissiger Hausfassaden stetig abnimmt, finden Fledermäuse immer weniger Fortpflanzungsquartiere. Und Mauersegler, von vielen Menschen fälschlich als „große Geschwister“ der Schwalben angesehen, können angesichts fortschreitender Gebäudesanierungen zusätzliche Nistplätze ebenfalls gut gebrauchen. „Die Gemeinde Schiesheim wird ihren Beitrag leisten – und hofft auf viele Nachahmer in anderen Kommunen“, sagt Ortsbürgermeister Norbert Fey. Möglichst viele Nachahmer würden ihn freuen – ob kommunal oder privat.
Weitere Informationen bei Felix Schön, felixschoen98(at)gmail.com.
Was Vögel brauchen
Felix Schön, Initiator der Nisthilfe-Aktion in der Gemeinde nahe der Hessischen Landegrenze und aktiv im Nabu, erläutert im Interview, wie man es richtig macht.
Schwalben an der Hauswand sind vielen Menschen durchaus willkommen. Worauf muss man achten, damit es den Vögeln und den Menschen auch gut bekommt?
Wichtig ist genug Dachüberstand, als Wetterschutz für das Nest. Außerdem sollte das Nest hoch genug an der Hauswand sein, möglichst über drei bis vier Meter, und direkt davor keine hohen Büsche oder Bäume. Unter den Nestern können so genannte Kotbretter helfen, Verschmutzungen an der Fassade zu vermeiden. Solche Bretten müssen mindestens 60 cm unterhalb vom Nest angebracht sein, damit Marder oder Katzen sie nicht für Raubzüge nutzen können.
Durch die – für den Klimaschutz dringend nötige – Sanierung alter Häuser verlieren viele Insektenfänger potenzielle Nistplätze. Gibt es Abhilfe oder Ersatz?
Es gibt im Handel Nistkästen aus Holzbeton, die in die Fassadendämmung integriert werden können. Wenn früher vorhandener Rauputz ersetzt wird, können Rauputzstreifen unter dem Dachüberstand oder Kunstnester helfen. Naturschützer vor Ort wissen in der Regel, wo Nisthilfen zu haben sind, auch übers Internet sind sie zu finden. Bei speziellen Modellen kann die Lieferzeit durchaus länger sein. Mauersegler sind so ortstreu, dass neue Nisthilfen möglichst an gewohnten Stelle anzubringen sind. Nester dürfen ohne Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde nicht entfernt werden; Ersatz schaffen ist außerdem vorgeschrieben – meistens im Verhältnis zwei zu eins.
Was wünschen Sie sich darüber hinaus?
Lehmpfützen in den Gärten wären toll, und in Nistplatz-Nähe. Eine Kuhle mit Lehm und Wasser drin, backblechgroß, reicht schon. Ganzjähriger bediente Futterplätze helfen sehr, eine insektenfreundliche Gartengestaltung und seltenes Mähen ebenfalls. Natürlich Gärtnern ohne Pestizide. Und im Naturschutz engagieren!
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Gemeinden helfen Bürgern beim Stromsparen
Glühbirnen gegen LED: Das kostenlose Tausch-Angebot verbreitet sich im Land
„Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung.“ Oscar Wilde, dem dieses Zitat zugeschrieben wird, müsste demnach besonders viel Freude gehabt haben an der kleinen Hunsrückgemeinde Schnorbach. Denn deren Gemeinderat hat nicht nur eine eigene Energiesparrichtlinie entwickelt, um Teile seiner Windkraft-Erträge an die Bürgerschaft zurückzugeben, sondern in diesem Kontext auch einen LED-Tauschtag eingeführt. Diese Idee breitet sich mittlerweile aus im Land.
Um auch in vielen Privathaushalten Ansporn zum Energiesparen zu geben, „muss man klein anfangen“, sagt Bernd Kunz, als Ortsbürgermeister von Schnorbach sozusagen einer der Erfinder des gemeindefinanzierten Leuchtmittel-Wechsels. „Große Investitionen wie Fassadendämmung oder Photovoltaik aufs Dach, das kann sich nicht jeder leisten“, erläutert Kunz. Aber die Kostenersparnis durch den niedrigeren Stromverbrauch der LED-Leuchten, „die spürt jeder – und geht danach eventuell den nächsten Schritt“.
Mit einem niedrigschwelligen Angebot erstmal Bewusstsein wecken oder verstärken – auf diesen Effekt setzen inzwischen weitere Kommunen im Land, und keineswegs nur kleine Ortschaften. Rund 2000 Glühbirnen zog etwa die Stadt Worms so aus dem Verkehr, publikumswirksam auf dem Weihnachtsmarkt. Wegen der übergroßen Nachfrage bot man dort Ende vergangenen Jahres gleich einen zweiten LED-Tauschtag an. Bürgermeisterin Stephanie Lohr freute sich laut städtischer Verlautbarung sehr über die rege Teilnahme: Die ausgegebenen kostenfreien LED-Leuchtmittel sollten den Wormserinnen und Wormsern als Anreiz dienen, die heimische Beleuchtung auf ihre Effizienz zu überprüfen und den kompletten Austausch für geringes Geld eigenständig zu vollenden, heißt es darin.
Vom Hunsrück nach Rheinhessen
Ingelheim nutzte den Wochenmarkt zum Tausch. Zunächst in Bad Sobernheim, wenig später in Meisenheim (beides Verbandsgemeinde Nahe-Glan), waren die bereitgestellten LED-Vorräte ebenfalls jedes Mal schnell aufgebraucht. Hier, wie auch in Worms, gab es nur jeweils drei Energie sparende Leuchtmittel im Austausch gegen alte Stromfresser.
Im Hunsrück sind die Gemeinden im Allgemeinen weitaus großzügiger. Durchschnittlich 50 Euro je Haushalt lassen sich die Orte ihr Umtausch-Angebot kosten. Da die Einwohnerzahlen in der ländlich geprägten Region überschaubar sind, bewegen sich die finanziellen Lasten für den Stadtsäckel gleichwohl im vierstelligen Bereich – trotz bis zu 15 Glühlampen oder Neon-Röhren, die dort kostenfrei durch LED ersetzt werden.
„Wir wollten es einfach machen für die Leute“, sagt Bürgermeister Kunz, der zwischenzeitlich auch für die Energieagentur Rheinland-Pfalz tätig war. „Und es muss sich lohnen, dann klappt’s auch.“ Im Nebeneffekt profitiere auch das Zusammengehörigkeitsgefühl im Dorf durch solche Aktionen.
700.000 Kilowattstunden eingespart
Zum „Jubiläum“ – der 25. LED-Tauschtag im Rhein-Hunsrück-Kreis hat jüngst in Rayerschied stattgefunden – zog Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle stolz Bilanz: In den teilnehmenden 25 Städten und Gemeinden sowie im Zuge einer sozialen Zusatzkampagne für Hilfeempfänger sind bereits in 2.367 Haushalten 31.979 Leuchtmittel kostenfrei ausgetauscht worden. Die Stiftung der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück hatte 10.000 Euro für eine soziale Zusatzkampagne bereitgestellt; die Kosten für die Dorfkampagnen werden von den jeweiligen Städten und Ortsgemeinden getragen.
Den Effekt für Umweltschutz und Kostenersparnis der 25 Aktionen im Kreis nennt Uhle beachtlich: „Eine durchschnittliche Stromersparnis von 30 Watt und eine Brenndauer von zwei Stunden am Tag im Jahresdurchschnitt unterstellt, ergibt sich durch die 31.979 eingesetzten LED-Leuchtmittel kreisweit eine jährliche Stromersparnis von 700.000 Kilowattstunden (kWh) sowie eine Stromkostenersparnis von deutlich über 200.000 Euro im Jahr für die 2.367 teilnehmenden Haushalte. Die CO2-Einsparung macht rund 294 Tonnen jedes Jahr aus.“
Schon früh hat die Energieagentur Rheinland-Pfalz Kommunen beim Organisieren und Bewerben der LED-Tauschtage unterstützt, im Hunsrück ebenso wie in Rheinhessen. Denn mit dem gewachsenen Bewusstsein in der Bürgerschaft können Gemeinden auch bei weiterreichenden Projekten auf verstärkten Rückhalt und Zuspruch in der Bevölkerung rechnen.
Für weitere Auskünfte zu den LED-Tauschtagen stehen Frank-Michael Uhle in der Kreisverwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises (fm.uhle@rheinhunsrueck.de, Tel.: 06761 – 82 611) sowie bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz Sarah Bernhardt-Vautz (Region Rheinhessen-Nahe, Tel.: 06131 - 48 01 841, sarah.bernhardt-vautz@energieagentur.rlp.de) und Dominik Loch (Region Mittelrhein, Tel.: 06761 - 967 89 31, dominik.loch@energieagentur.rlp.de) zur Verfügung.
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Kinder bringen Blüten in die Welt
Das Projekt „Kleine Bienenretter“ wird getragen von der Lebenshilfe und den Gemeinden im Westerwald
Lebenshilfe und Kommunen im Westerwald engagieren sich gemeinsam für Klimaschutz und Biodiversität. Das Projekt „Kleine Bienenretter“, 2019 gestartet an einigen Schulen und Kindergärten in der Region, gedeiht prächtig. Mittlerweile ist es angewachsen auf rund 50.000 teilnehmende Kinder in ganz Deutschland – und es ist praktisch gelebte Inklusion.
Initiator ist Rolf Koch, ehrenamtlicher Chef der Lebenshilfe Westerwald e.V. und zugleich Umweltbeauftragter der Verbandsgemeinde Westerburg. Seit vielen Jahren engagiert sich Koch für Klima- und Naturschutz, schon 1994 wurde er von Loki Schmidt, der Frau des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt als „Umweltschützer des Jahres“ in Deutschland ausgezeichnet.
Ein Vierteljahrhundert später entstanden die „Kleinen Bienenretter“, zunächst gedacht für die Kinder der integrativen Tagesstätte Sonnenblumental in Höhn. Doch schon im ersten Jahr konnten rund 1000 Samentütchen verteilt werden – und das zeigt sichtbar Wirkung in der Region: 22 angelegte Blumenwiesen, teilweise in Ortslagen, teilweise rings um den Wiesensee.
Rat vom Umweltbeauftragten
Kochs Rolle als kommunaler Umweltbeauftragter trägt zu einer guten Vernetzung mit Politik und Verwaltung bei. Neben Stadt und Verbandsgemeinde Westerburg macht auch die Verbandsgemeinde Rennerod beim Projekt mit. Und im Zweifel holt man sich Rat bei ihm: „Der Erste Beigeordnete hat mal angefragt, ob Blumenwiesen vor dem Winter gemäht werden sollen“, erzählt Koch. „Nicht mähen!“, habe er gesagt, „damit Insektenlarven in den Stängeln überwintern können. Die Gemeinde hat das befolgt, auch wenn in der Bevölkerung nicht alle das hübsch finden mögen.“
Mit einem Mal- und Fotowettbewerb hat die Stadt Westerburg den Bekanntheitsgrad der Aktion weiter gesteigert. Die im Rathaus eingegangenen Bilder waren der Kommune Sach- und kleine Geldpreise für die besten Beiträge wert.
Unterstützung seit der Pandemie
Den Anfang dieser intensiven Zusammenarbeit markierte Corona. Als Schulen und Kindergärten wegen der Pandemie geschlossen waren und die Verteilung der Blumensamen zu scheitern drohte, konnte die Stadt die Aktion im vergangenen Jahr retten. Die Tütchen konnten im Rathaus abgeholt werden; außerdem ging sie mit gutem Beispiel voran: „Unser Bauhof legte große Bienenweiden an – an der Hofwiese sowie an anderen Stellen in der Stadt“, sagt Bürgermeister Janick Pape.
Nun soll laut Pape mehr daraus werden. „Gemeinsam mit dem Umweltbeauftragten möchte die Stadt Westerburg Konzepte entwickeln, um eine ansprechende gärtnerische Gestaltung des Stadtbildes mit Natur- und Artenschutzaspekten zu verbinden.“ Und auch nach dem Ende der Pandemie-Einschränkungen werden Tütchen mit Blumensamen und kleine Bücher kostenlos zur Verfügung gestellt.
Der große Erfolg der „Kleinen Bienenretter“ macht nachhaltige Unterstützung erforderlich. Denn die Samentütchen und Kinderbüchlein wollen finanziert sein. Neben dem kommunalen Engagement ist das Projekt daher auch auf Spenden angewiesen; seine weitere Ausbreitung würde sonst an der Kostenlast scheitern.
Weitere Auskünfte und Informationen gibt es bei der Lebenshilfe Westerwald, Frau Müller simone.mueller(at)lebenshilfe-ww.de, Tel.: 02664 – 99 77 80, oder direkt bei Rolf Koch eisvogel.rolf.koch(at)web.de, Tel.: 170 – 462 90 25.
Infobox Rolf Koch
Rolf Koch ist 1. Vorsitzender der Lebenshilfe Westerwald e. V., Träger der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und seit Juni 2022 auch der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz.
Er ist Autor einer Reihe von Kinderbüchern, passend zum Projekt „Kleine Bienenretter“. Der vierte Band dieser Reihe ist kürzlich in einer Auflage von 7000 Stück erschienen. Sein Titel: „Goldwabe und die Honigdiebe“.KiTas und Schulen aus ganz Deutschland bekommen die Kinderbüchlein und dazu je einen Blumensamentütchen (solange der Vorrat reicht) kostenlos zur Verfügung gestellt. Die vorausgegangenen Bücher heißen „Sam Goldwabe und die kleinen Bienenretter“ (Band 1), „Prinzessin Aurea und das Geheimnis des alten Baumes“ (Band 2) sowie „Raffi und Justus Goldwabe und die Gefahr aus dem Süden“ (Band 3). -
Saubere Luft für Koblenz
Auf der Suche nach Möglichkeiten, die Luftqualität in der City zu verbessern, setzen die Stadt Koblenz und die Energieversorgung Mittelrhein (evm) auf Digitalisierung.
Dicke Luft in deutschen Innenstädten. Einer der Hauptverursacher dafür ist nach wie vor der Autoverkehr. Auch in Koblenz am Rhein. Rund ein Viertel des Verkehrs in deren City wird dabei von Parkplatzsuchenden verursacht. Eine Anfrage der evm vor drei Jahren kam der Stadtverwaltung gerade recht: Der Energieversorger schlug vor, bei einem Pilotprojekt des Stadtwerke-Netzwerkes Thüga, zu dem die evm gehört, den Einsatz digitaler Technik vor Ort zu testen – um herauszufinden, wie durch digitale Anwendungen die Umweltqualität zu verbessern ist. Der Test war erfolgreich.
Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Stadt und des Energieversorgers wurde gegründet und ein Projektdesign entwickelt. Man fasste neben einer intelligenten Parkraumsteuerung weitere smarte Anwendungsmöglichkeiten, wie die Routenoptimierung städtischer Fahrzeuge ins Auge – ebenfalls mit dem Ziel, durch weniger Verkehr die Luftbelastung zu reduzieren.
„Weniger Verkehr, weniger Abgase sowie Lärm und mithin mehr Umwelt- und Lebensqualität“, umreißt Christian Schröder, Bereichsleiter Marktmanagement und Innovation, das Smart-City-Projekt. Es wird von der Thüga-Gruppe und vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr finanziert und soll zeigen, wie sich Klimaschutz mit innovativen und digitalen Lösungen in Städten umsetzen lässt.
„Geburt“ einer Klimastraße
So wurde die Löhrstraße in der Koblenzer Innenstadt als geeignet identifiziert. Die Macher des Projekts gaben ihr den Namen „Klimastraße“, der fortan zum Markennamen wurde: eine Einbahnstraße mit Geschäften, Restaurants, einem Kino, aber auch vielen Wohnungen zu beiden Seiten. Für Koblenzer und Auswärtige eine attraktive Meile, die zum Einkaufen, Kneipen- oder Kinobesuch oder auch nur zum Bummeln einlädt.
Parkplätze waren (und sind hier immer noch) Mangelware. Autofahrer kurvten mehrfach um den Block, um geeignete Abstellmöglichkeit für ihre Fahrzeuge zu finden. Weniger Rücksichtsvolle stoppten sogar auf der Straße, um mal eben beim Bäcker hineinzuspringen, was auf der engen Straße nicht selten zu Staus führte. Das nervte nicht nur Autofahrer und Anwohner. Abgase und Lärm wurden zur Belastung für Umwelt und Menschen.
Sensoren geben Auskunft in Echtzeit
Im Sommer 2020 wurden Parkplätze in einem Teilstück der Löhrstraße mit intelligenten Bodensensoren ausgestattet. „Die geben in Echtzeit Auskunft über besetzte und freie Parkplätze. Im zweiten Teilabschnitt sind Overhead-Sensoren an Straßenlaternen angebracht worden und können bis zu 100 Parkplätze ebenfalls in Echtzeit in der näheren Umgebung erfassen“, berichtet Nico Pinger, Abteilungsleiter bei der Koblenzer Wirtschaftsförderung und Projektleiter auf städtischer Seite. Per anonymisierter Bildanalyse erkennen die Sensoren die Belegung einzelner Parkplätze. Digitale Anzeigetafeln an den Kreuzungen zeigen Autofahrern auf Basis dieser gesammelten Informationen, wie viele Parkplätze noch frei sind. „Der Datenschutz ist hierbei vollständig gewährleistet, denn die Sensoren zeichnen weder Videos noch Fotos auf, sondern geben nur Informationen nach dem Muster ,belegt‘ und ,nicht belegt‘ weiter“, ergänzt Christian Schröder.
Neben dem Smart Parking werden innerhalb des Projektes noch weitere intelligente Anwendungen zur Luftreinhaltung ausprobiert. Verschiedene Papiercontainer im Stadtgebiet sind mit Füllstandssensoren ausgestattet worden, die anzeigen, wann ein Behälter voll ist. „Die Idee dahinter ist, dass die Stadtreinigung die Behälter nur dann anfährt, wenn diese wirklich voll sind und geleert werden müssen“, erklärt Pinger.
Messen und melden
Ähnlich ist es mit den öffentlichen Blumenkästen in der Klimastraße: Mit Sensoren ausgestattet, messen sie die Bodenfeuchte und melden, wenn die Erde trocken ist. So können die Fahrten der Gärtner zur Bewässerung optimal angepasst werden.
Die Basis für den Einsatz dieser Smart-City-Techniken hatten die Energienetze Mittelrhein zuvor geschaffen. Die Netzgesellschaft der evm installierte dazu ein „Long Range Wide Area Network“. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk, in dem Daten über hohe Reichweiten übertragen werden können und das sich über einen großen geografischen Bereich erstreckt.
„Alle gesammelten Daten von der Parkplatzbelegung bis zur Emissionsmessung werden uns nach Projektende im Februar 2023 helfen, den Projektverlauf und die Ergebnisse zu bewerten und Schlüsse zu ziehen“, sagt Bereichsleiter Schröder. Ein erwünschtes Ziel scheint sich allerdings schon abzuzeichnen: Die in der Klimastraße installierten Emissionssensoren registrierten zuletzt weniger Schadstoffe und damit eine verbesserte Luftqualität.
Alles ist möglich – aber ist es auch sinnvoll?
Fest steht: Ein Zurück wird es nicht geben. Christian Schröder sieht einen hohen Erkenntnisgewinn: „Wir haben im Laufe des Projekts sehr viele positive Erfahrungen machen und sammeln können, die wir auch als Anbieter von Smart City-Technologien andernorts einsetzen können.“ Aber auch die Erkenntnis, dass es mit dem Erfolg von Technologien immer auch Handlungsänderungen der beteiligten Menschen einhergehen müssen.
Deshalb müssten die Beteiligten möglichst frühzeitig in den Projektprozess eingebunden werden, ist Nico Pinger überzeugt. „Durch eine bürgerorientierte Digitalisierung wird es für die Mitarbeitenden in der Verwaltung einfacher, eine zukunftsfähige ressourcenschonende Stadtentwicklung zu forcieren“.
Die kommunalen Entscheider haben damit ein weiteres Instrument, um die Lebensqualität der Menschen im urbanen Raum zu verbessern.
Kontakt: Nico Pinger, Abteilungsleiter Standortentwicklung / Digitales, Wirtschaftsförderung Stadt Koblenz, Email: nico.pinger(at)stadt.koblenz.de; Christian Schröder, Bereichsleiter Marktmanagement und Innovation, E‑Mail: Christian.Schroeder(at)evm.de
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Wie „Klimahelden“ als Ansporn dienen
Der Donnersbergkreis zeichnet regelmäßig gute Ideen und Projekte aus
Unternehmen verzichten auf Kunststoff-Verpackungen oder setzen vorbildlich Erneuerbare Energien ein. Hausmeister lassen sich in effizientem Heizungsbetrieb schulen; Bauherren verwenden ausschließlich regionale und ökologisch unbedenkliche Baustoffe. Sie alle und viele weitere Engagierte im Donnersbergkreis dürfen sich, per Urkunde verbrieft, „Klimahelden“ nennen.
Mittlerweile im dritten Jahr verleiht die dortige Kreisverwaltung monatlich den Klimahelden-Titel. In der vergangenen Woche war es wieder so weit – und diesmal streut die Auszeichnung sogar europaweit: Neben der Berufsbildenden Schule in Eisenberg werden zugleich die Lehrerkräfte und Schüler:innen der europäischen Partnerschulen für ihr gemeinsames Projekt „DemEcol22“ in den Heldenstatus erhoben. Sie haben jeweils vor Ort die Raumtemperaturen und den entstandenen Energieverbrauch eine Woche lang bei unterschiedlichen Bedingungen gemessen und die Daten dann ausgewertet; dabei kam der Energiemesskoffer des Donnersbergkreises zum Einsatz – in Eisenberg, Budapest, Wien, Lens und Pamplona.
Landrat Rainer Guth hat die Teams aus Frankreich, Österreich, Spanien, Ungarn und aus dem Donnersbergkreis ausgezeichnet und betont: „Klimaschutz ist nicht auf Regionen beschränkt, sondern auch ein europäisches Projekt.“ Da die Schülerinnen und Schüler für knapp eine Woche zum Austausch über ihre Ergebnisse und Erneuerbare Energien in der Pfalz zusammengekommen waren, ließ sich die gemeinsame Preisverleihung gerade jetzt organisieren.
Ideen und Projekte
Viele gute Ideen würdigt der Kreis seit inzwischen mehr als zwei Jahren. Da gibt es die Kaffeerösterei, die ihre Liefertouren per Elektro-Lastenbike statt mit dem Auto erledigt. Jungunternehmer pflanzen Bäume und schaffen Lebensraum für Kleintiere; Grundschulklassen ziehen regelmäßig los, um rings um ihre Schule Müll aufzusammeln; und auch das Engagement der ehrenamtlichen Klimaschutzpaten aus dem „KlikK-aktiv“-Projekt der Energieagentur Rheinland-Pfalz ist unter den Preisträgern aufgelistet. Das Engagement ist facettenreich.
„Neben dem Klimaschutz ist uns das betriebliche Gesundheitsmanagement sehr wichtig“, erklärt Sabine Schmitt. Sie ist stellvertretende Personalleiterin beim Evangelischen Diakoniewerk Zoar, das an verschiedenen Standorten rings um die Zentrale in Rockenhausen insgesamt rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt. Seit ziemlich genau einem Jahr zählt Zoar zum wachsenden Kreis der Klimahelden.
Per Rad statt mit dem Auto
Das so gewürdigte Projekt hat bereits 2016 begonnen: Die Zoar-Beschäftigten Mitarbeiter können seither vom Fahrrad-Leasing durch den Arbeitgeber profitieren. Über eine gemäßigte monatliche Netto-Belastung bekommen sie ein E-Bike ihrer Wahl und können damit den Weg zur Arbeit und private Touren umweltfreundlich bewältigen. Annähernd 350 Räder sind auf diese Weise beschafft worden, weshalb der Arbeitgeber jetzt zusätzlich zum vorhandenen Fahrradkeller spezielle Stellplätze mit Ladepunkten plant.
Mehr Fahrräder werden perspektivisch auch mehr Teilnehmer bringen bei den regelmäßig vom Unternehmen angebotenen großen Radtouren – „ein „gemeinschaftlicher Ausflug von Mitarbeitern und Betreuten, in der Regel zweitägig mit Übernachtung“, wie Sabine Schmitt erzählt. „Gut fürs Team, gut für die Gesundheit, gut für die Umwelt.“
Von Nachbarn abschauen
Die Vielfalt der Ideen und konkreten Projekte ist in den Augen von Klimaschutzmanagerin Lena Gilcher eine wesentliches Element der Klimahelden im Donnersbergkreis, außerdem die räumliche Nähe: „Das sind Nachbarn, zum Teil Leute aus dem Bekanntenkreis.“ Was ein zusätzlicher Ansporn sein könne fürs Nachahmen oder Entwickeln eigener Initiativen.
Weitere Informationen gibt es bei der Kreisverwaltung unter klimaschutz(at)donnersberg.de oder telefonisch bei Lena Gilcher, 06352 – 710 - 328.
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Durchblick bei der Hochwasservorsorge
Die Flut im Ahrtal im vergangenen Jahr hat uns auf dramatische Weise gezeigt, wie zerstörerisch Starkregen und Hochwasser wirken können. Konzepte zu Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge wurden bereits zuvor in vielen Kommunen erstellt. Deren Umsetzung wird aktuell mit immer mehr Nachdruck vorangetrieben.
In diesen örtlichen Vorsorgekonzepten analysieren die Kommunen zunächst die aktuelle Situation. Darauf basierend werden Risiken und Maßnahmen definiert, um Überflutungen und Schäden bestmöglich vorzubeugen. Diese gilt es anschließend umzusetzen – sowohl im öffentlichen Raum als auch durch private Hand, wenn es sich um private Grundstücke handelt.
Wichtig ist dabei, angesichts zahlreicher unterschiedlicher Maßnahmen und einer teils über Jahre dauernden Umsetzungsphase, den Überblick nicht zu verlieren. Die VG Altenkirchen-Flammersfeld hat deshalb die Initiative ergriffen und für mehr Überblick gesorgt.
Grundlage: Geoinformationssystem
Viele Kommunen nutzen ein Geoinformationssystem (GIS), um Maßnahmen und Planungen digital zu kartieren, zu verwalten und zu speichern. Oft fehlt aber die Möglichkeit, alle vorhandenen Detail-Informationen zu jedem einzelnen Projekt im System zu hinterlegen.
„Wir arbeiten häufig mit unserem Geoinformationssystem, um Daten zu erfassen, zum Beispiel bei Anträgen für Hausanschlüsse. Bei der Erstellung des Hochwasservorsorgekonzepts stellte sich dann aber die Frage, wie man sich innerhalb des Systems alles auf einmal vor Augen halten und die vielen Maßnahmen im Blick behalten kann“, erklärt Thirza Selvi von der VG Altenkirchen-Flammersfeld.
Zusatzmodul zur Informationsspeicherung
Die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld ist deshalb einen Schritt weiter gegangen. Für die 66 Ortsgemeinden und die Stadt Altenkirchen hat sie mit Unterstützung der OrgaSoft KommunalGmbH ihr Geoinformationssystem so erweitert, dass alle vorhandenen Daten für jede einzelne Maßnahme hinterlegt werden können. „Denn genau das ist wichtig, damit alle Beteiligten aus den unterschiedlichen Kommunen und Werken einen kompletten Überblick haben und die Beteiligten alle auf dem gleichen Stand sind“, betont Selvi.
Dafür wurde ein kleines Fachkataster programmiert, genannt KiS-KAT-HSVK. Darin können alle Maßnahmen des Hochwasservorsorgekonzepts für die 225 Quadratkilometer große Fläche mit farbigen Punkten in der Karte markiert und unter der schon im Konzept vergebenen Maßnahmennummer abgespeichert werden.
So erhält jeder Nutzer auf Anhieb einen guten Überblick über Anzahl und den aktuellen Stand der Projekte. Blaue Punkte symbolisieren Maßnahmen auf Privatgelände, Maßnahmen der öffentlichen Hand sind je nach Projektstand eingefärbt: rot = neu, noch nicht umgesetzt, gelb = in der Umsetzung oder grün = bereits umgesetzt und abgeschlossen. Bei Änderung des Verfahrenstands ändert sich automatisch auch die Farbe. In die Karte wurden zusätzlich die Abflusskonzentrationen eingetragen, was nochmals die Abflusswege und die Gefahrenstellen deutlich vor Augen führt.
Einfach und unkompliziert
Die Handhabung des Systems ist laut Selvi einfach: „Man kann die Infos dazuschalten, die man gerade benötigt, und kann beispielsweise auch den Stand der Förderung oder die notwendigen Wasserrechte einsehen.“ Zu jeder Maßnahme können die Mitarbeitenden zusätzlich zur Maßnahmen-Nummer den Rechts- und Hochwert, eine Kurzbeschreibung und einen groben Kostenansatz, den Umsetzungshorizont und weitere Dokumente, beispielsweise Bilder, hinterlegen.
Auch der Datenimport ist unkompliziert: Alle Daten zu den einzelnen Punkten können entweder einzeln oder in einer gebündelt in einer Excel-Tabelle importiert werden.
Der Vorteil dieser Lösung: Sämtliche Daten sind in einem System gespeichert und verfügbar. Das heißt, alle beteiligten Abteilungen können darauf zugreifen. Damit kann zum Beispiel nicht nur der Sachbearbeiter Gewässer, sondern auch das Tiefbauamt, die Bauleitplanung oder die Baugenehmigungsbehörde sehen, welche Maßnahmen gerade wo und wie umgesetzt werden. Dadurch wird die Hochwasser- und Starkregenvorsorge transparenter und leichter zu handhaben, was auch die Umsetzung der Projekte beschleunigt und das Bewusstsein stärkt.
Bisher wurden 400 Vorschläge für Einzelmaßnahmen ins Konzept aufgenommen – für private Grundstücksbesitzer wie auch für die öffentliche Hand. Die Maßnahmen werden zusätzlich für jede Ortsgemeinde nochmals in einem Einzelkonzept zusammengefasst und aufgearbeitet. Erste Maßnahmen sind bereits in der Umsetzung – und alle Informationen dazu sind selbstverständlich im neuen System dokumentiert.
Kontakt:
Thirza Selvi
Verbandsgemeindewerke Altenkirchen-Flammersfeld
Fachbereich 6 – Kommunale Betriebe
Telefon: 02681 / 85-184
E-MailHomepage: www.vg-altenkirchen-flammersfeld.de
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Ludwigshafen baut jetzt klimaneutral
Neue Richtlinie trifft weitreichende Vorgaben für eigene Gebäude
Klimaneutralität bei eigenen Gebäuden – das hat sich die Stadt Ludwigshafen als Verpflichtung auferlegt. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat kürzlich gefasst; in der Richtlinie enthalten ist die verbindliche Vorgabe, „städtische Bauprojekte müssen nachhaltig geplant und realisiert werden“.
Zu 100 Prozent klimaneutral sollen ab jetzt sämtliche Neubauten der Stadt Ludwigshafen ausgeführt werden. „Und das gilt auch für fette Sanierungen“, erläutert Alexander Thewalt, seit 2020 Baudezernent. Für den parteilosen Bauingenieur ist der Ratsbeschluss nicht nur ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr kommunalem Klimaschutz, sondern auch ein messbarer Beitrag zum sparsamen Umgang mit Haushaltsmitteln.
Thewalt verhehlt nicht, dass klimaneutrales Bauen teurer kommt als der konventionelle Standard. Doch zugleich nennt er die Fixierung auf die reine Investitionssumme kurzsichtig: „Die Betriebskosten werden oft viel zu wenig berücksichtigt – auch in Aufsichtsbehörden, die bei finanziell knappen Kommunen mitreden. Über die Nutzungsdauer von Gebäuden betrachtet, rechnet sich der höhere Aufwand in jedem Fall.“
180 Euro pro Tonne CO2
Das drückt sich in Wirtschaftlichkeitsberechnungen nachlesbar aus. Und darin setzt Ludwigshafen ab sofort die Kosten für eine Tonne CO2 mit 180 Euro an; auch dies ist Teil des Stadtratsbeschlusses. Das städtische Baudezernat sieht sich mit diesem Vorgehen, die gesellschaftlichen Kosten anzusetzen, in bester Gesellschaft: Das ortsansässige Großunternehmen BASF etwa rechne mit einem Betrag von 200 Euro, die Bundesregierung taxiere die volkswirtschaftliche Belastung durch jede Tonne CO2 gar auf 650 Euro.
Zwei Schulbau-Projekte stehen in naher Zukunft in Ludwigshafen an. Deren Planung unterliegt bereits den beschlossenen Regeln: hochwirksamer Wärmeschutz und effiziente Anlagentechnik, basierend auf Erneuerbaren Energien oder treibhausgasarmen Energieträgern. Photovoltaik muss stets mit eingeplant werden.
Recycling wird eingeplant
Zudem soll das „Prinzip des zirkulären Bauens“ angewendet werden. Neubauten werden dabei als Rohstofflager betrachtet. Schon bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass „nach dem Ende der Gebäudenutzung der größtmögliche Anteil an Komponenten wiederverwendet werden kann. Neu eingebrachte Baumaterialien sind so zu wählen, dass sie möglichst schadstofffrei sind und den geringstmöglichen CO2-Fußabdruck aufweisen“, heißt es in der Richtlinie.
Die Stadt Ludwigshafen übernimmt mit ihrer weitreichenden Selbstverpflichtung eine Vorreiter-Rolle im Land. Baudezernent Thewalt lobt ausdrücklich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Dezernat für ihr Engagement. Denn das war so überzeugend, dass der Stadtrat der Beschlussvorlage einstimmig zugestimmt hat.
Die Richtlinie „Klimaneutrale städtische Gebäude der Stadt Ludwigshafen am Rhein“ ist mittlerweile auch online unter folgendem Link zu finden: https://www.ludwigshafen.de/nachhaltig/planen-bauen-wohnen/klimaneutrale-staedtische-gebaeude. Als Ansprechpartner stehen Frau Petra Schreiner (Abteilungsleiterin Projektentwicklung) und Herr Marco Schnell (Sachbearbeiter Energie und Smart-Building), Tel. 0621-504-4610 und 0621-504-4720, Email: petra.schreiner@ludwigshafen.de und marco.schnell@ludwigshafen.de bei der Stadtverwaltung Ludwigshafen, Bereich Gebäudewirtschaft, zur Verfügung.
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Hühner bereichern das Dorfleben
Doch im Eifeldorf Bleckhausen tut sich viel mehr in Sachen Nachhaltigkeit
Bürgerbeteiligung belebt die Dorfgemeinschaft. Die Ortsgemeinde Bleckhausen im Vulkaneifelkreis, knapp 300 „Seelen stark“, beweist dies seit Jahren beispielgebend. Und dafür wurden die Bleckhausener jetzt mit dem „Kommune-schafft-Zukunft“-Preis des Gemeinde- und Städtebundes (GStB) Rheinland-Pfalz ausgezeichnet, in der Kategorie Nachhaltigkeit.
Aus der Vielzahl von Initiativen und Projekten ragen in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem die „Dorfhühner“ heraus. Vor rund zwei Jahren bauten zehn Familien unterschiedlichsten Alters ehrenamtlich ein Hühnergehege samt Stall auf dem alten Sportplatz; das Grundstück hatte die Ortsgemeinde zur Verfügung gestellt.
Die Dorfhühner decken nicht nur den Bedarf an frischen Eiern für viele Familien im Dorf. Vielmehr ist es erklärtes Ziel des Projektes, Jung und Alt einen verantwortungsvollen Umgang mit Tieren zu ermöglichen, indem sie in die täglichen Arbeiten mit eingebunden und dadurch für sie die Abläufe bei der „Herstellung“ gesunder Lebensmittel transparenter werden. „Die Wertschätzung eines tierischen Produktes soll durch diese aktive Teilnahme steigen und in Zeiten der industrialisierten Haltung von Nutztieren soll die Wiederbelebung des Kontaktes zwischen Mensch und Tier dadurch gefördert werden“, heißt es in dem Bewerbungsschreiben der Ortsgemeinde für den Zukunftspreis des GStB.
Jung und Alt im Austausch
Und das gelingt sogar über die Gemarkungsgrenze hinaus: Seit diesem Jahr besucht die Kita St. Elisabeth des Nachbarortes Üdersdorf regelmäßig die Dorfhühner und den Mehrgenerationenplatz, damit die Kinder den artgerechten Umgang mit Tieren schon früh spielerisch erlernen. Außerdem wurde das Projekt bereits mehrfach nachgeahmt, in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Hessen.
Ältere Dorfbewohner:innen, die sich nicht mehr beteiligen können, werden gelegentlich mit Eiern versorgt. Und dabei erzählen die Alten den Jungen, wie sie in früheren Jahren selbst Hühner gehalten haben. Heute sind es in Bleckenhausen bevorzugt seltene, heimische Rassen und nicht solche, bei denen eine hohe Legeleistung im Vordergrund steht: Rheinländer, das Bielefelder Kennhuhn oder Welsumer.
Von den Hühner zu Bienen und Insekten
Angeregt durch das erfolgreiche Dorfhühnerprojekt, haben die Bleckhausener auf ihrem Mehrgenerationenplatz jüngst die ersten „Dorfbienen“ angesiedelt. Auch dabei stehen Nachhaltigkeit, Artenvielfalt und der gemeinsame Austausch im Vordergrund, betont Ortsbürgermeister Markus Göbel: „Jung und Alt sollen die Herstellung natürlicher und gesunder Lebensmittel kennenlernen und wertschätzen. Gerade Bienen und Insekten sind für uns unverzichtbar – sie versorgen uns nicht nur mit Honig, sondern bestäuben im Frühjahr die Obstbäume, sodass sie Früchte tragen können.“
Bienenweiden und Blühstreifen, gemeinsam mit der Kreisverwaltung Vulkaneifel angelegt, ergänzen das Projekt; auf einer gemeindeeigenen Wiese entsteht eine große Streuobstwiese. Jedem Kind unter 18 Jahren soll ein Obstbaum geschenkt und so der Bezug zum Thema „gesunde und regionale Lebensmittel“ persönlich geschaffen werden. Schon seit Jahren können die Kinder des Dorfes im Herbst bei der Apfelernte auf den schon vorhandenen Streuobstwiesen mitarbeiten und beim Pressen von frischem Apfelsaft zusehen und mittun.
Weihnachtsbäume aus heimischem Anbau
Die Liste weiterer Nachhaltigkeitsprojekte in Bleckhausen ist lang: von der Pflege des Naturschutzgebietes Wacholderheide über Dorfmärkte mit ausschließlich regionalen Produkten und einer Jugendwerkstatt bis hin zu Weihnachtsbäumen aus heimischem Anbau. Jede Dorfbewohnerin und jeder Dorfbewohner kann sich gegen einen kleinen Obolus bei der Ortsgemeinde den Weihnachtsbaum selber schlagen. „Das verhindert lange Anfahrtswege – und die Bäume sind ohne Pflanzenschutzmittel groß geworden“, erläutert Bürgermeister Göbel.
Wochenlange Kühlung der Bäume entfällt – und nach Weihnachten bringen Jugendliche aus dem Ort sie zur Grüngutsammelstelle der ART in Bleckhausen, wo sie umweltgerecht entsorgt und als Dünger wieder auf die Felder der Gemeinde gebracht werden.
Weitere Informationen gibt es bei Ortsbürgermeister Markus Göbel, Auf der Held 11 in (54570) Bleckhausen, Tel.: 06572 – 933 42 76, eMail: ortsgemeinde.bleckhausen(at)vgdaun.de
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Beispielhaftes Contracting
Projekt in Nieder-Olm wurde auch wegen guter Übertragbarkeit ausgezeichnet.
„Das ist nach 2019 und 2020, in denen wir nacheinander zweimal den bedeutenden Energy Efficiency Award der Deutschen Energieagentur gewonnen haben, die dritte Auszeichnung mit einem begehrten Preis der Energiebranche auf Bundesebene“, freut sich Christoph Zeis, Geschäftsführer der EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG) über den Gewinn des Contracting-Award 2022. Für den Landkreis Mainz-Bingen und die weiteren kommunalen Gesellschafter sowie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei dies ein weiterer Beweis für die Leistungsfähigkeit der EDG, deren Erfolg alle und zu Recht mit Stolz erfüllt.
Mit dem „Energieeffizienz-Cluster Schulzentrum Nieder-Olm“ hatte sich die EDG dem Wettbewerb um den Contracting-Award gestellt. Alle zwei Jahre, seit 1997, küren der Verlag „Energie und Management“ und der „Verband für Energiedienstleistungen, Effizienz und Contracting (vedec)“ herausragende Energiedienstleistungen, um sie besser ins Rampenlicht zu rücken.
Wertschöpfung vor Ort
Das Siegerprojekt der EDGüberzeugte die Jury mit seiner engen Zusammenarbeit mit den kommunalen Beteiligten, der Einbeziehung örtlicher Wertschöpfungsketten sowie seiner hohen Skalierbarkeit. Das Projekt im Schulzentrum Nieder-Olm lasse sich beliebig für größere kommunale Liegenschaften sowie auch für Wohngebiete übertragen – alles mit dem Ziel, die schwerpunktmäßig fossilen Energien basierenden Heizsysteme zu dekarbonisieren.
„Das Besondere und mit Leuchtturmcharakter zu bezeichnende Energiekonzept der EDG ist die Umstellung der Wärmeversorgung des Nieder-Olmer Schulzentrums auf erneuerbare Energien mittels Biomasse in Verbindung mit hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung“, erläutert die Verbandsgemeinde auf ihrer Homepage. So werde auch der Strombedarf aller Gebäude durch Eigenerzeugung gedeckt.
Schulzentrum, Sporthallen, Kita
In ganzheitlicher Betrachtung hat die EDG darüber hinaus Energiesparmaßnahmen an den Wärmeverteilsystemen durchgeführt, um den Betrieb des Nahwärmenetzes zu optimieren. An dem Netz hängen, neben dem Gymnasium, der IGS und der Liesel-Metten-Sonderschule, noch mehrere Sporthallen und die Traglufthalle des Tennisclubs Nieder-Olm. Und ganz aktuell ist auch die Kindertagesstätte Löwenzahn der Verbandsgemeinde Nieder-Olm hier angeschlossen worden; deren alte Gasheizung konnte dadurch stillgelegt werden.
„Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Krise auf den Energiemärkten mit Gasmangellage und drastischen Preissteigerungen sind Energieeffizienz und Umstellung der Wärmeerzeugung auf erneuerbare Energien zentrale Aufgaben, sagt EDG-Geschäftsführer Zeis. Mit Nachdruck und hoher Geschwindigkeit müssten diese Aufgaben angegangen werden – auch mit Fokus auf den Klimaschutz.
850 Tonnen CO2 weniger
Im Schulzentrum Nieder-Olm konnte die EDG den Gasverbrauch um 2,6 Mio. kWh reduzieren, was immerhin dem Durchschnittsverbrauch von 150 Einfamilienhäusern entspricht. Ihren kommunalen Klimaschutzauftrag erfüllt die EDG hier mit einer CO2-Einsparung von 850 Tonnen jährlich.
Die mit Fachleuten besetzte Jury zur Preisverleihung des Contracting-Awards 2022 lobte insbesondere die Übertragbarkeit des Energiekonzeptes der EDG auf eine Vielzahl vergleichbarer Projekte im Bereich der Objekt- und Quartiersversorgung auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Auskunft: EnergieDienstleistungsGesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH, Christoph Zeis, T: 06136 – 921510, M: 0171 - 1208432, E: christoph.zeis(at)edg-mbh.de.
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„Meilensteine“ bringen Weilerbach voran
Verbandsgemeinde will „Zero Emission Village“ werden – und motiviert ihre Bürgerschaft
Mehr als 40 Bürgerinnen und Bürger aus der Verbandsgemeinde (VG) Weilerbach dürfen sich auf den kommenden Mittwoch freuen. Denn dann vergibt VG-Bürgermeister Ralf Schwarm zusammen mit den Ortsbürgermeistern die „Meilenstein“-Plaketten; mit ihnen honoriert die Kommune privates Engagement für Klimaschutz und Energiewende. Die „Meilensteine“ der VG-Weilerbach gibt es bereits seit 2014, insgesamt 209 wurden bisher verliehen.
cht Ortschaften im Landkreis Kaiserslautern gehören der Verbandsgemeinde an, insgesamt knapp 15.000 Menschen leben dort. Weilerbach hat sich auf den Weg gemacht zum „Zero Emission Village“ (emissionsfreien Dorf) – und dabei stehen kommunale Förderprogramme und die Ansprache der Bürgerschaft im Zentrum.
Über eine Punktesystem vergibt die Gemeinde finanzielle Zuschüsse, etwa für
- vorbildliche Sanierungen im Gebäudebestand (Effizienzhäuser und Einzelmaßnahmen),
- energiesparende Anlagentechnik, Nutzung Erneuerbarer Energien und Kraftwärmekopplung sowie intelligente Anlagensteuerung,
- kleine Nahwärmenetze,
- vorbildliche Neubauten,
- Photovoltaikanlagen mit Batteriespeicher,
- rein elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge sowie BAFA-geförderte Hybridfahrzeuge in Kombination mit Eigenstromproduktion oder
- Innovationen, zum Beispiel kleine Windkraft, Speichertechnologien.
Zum Juli des vergangenen Jahres sind die Vergabekriterien zuletzt angepasst worden – mit Rücksicht auf das Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die damit verbundene Einführung der neuen Bundesförderung energieeffizienter Gebäude (BEG) bei den Förderprogrammen des Bundes, an die das Meilenstein-Programm größtenteils eng gekoppelt ist. Seither können unter anderem Vermieter*innen, die selber nicht in der VG Weilerbach wohnhaft sind, und Nichtwohngebäude berücksichtigt werden.
Plaketten für die Hauswand
30.000 Euro stehen jährlich dafür im Haushalt bereit. Mehr als 140 Meilenstein-Punkte haben die Bürgerinnen und Bürger in der VG mit ihren Projekten im laufenden Jahr erzielt, sodass durchschnittlich auf jeden gut 220 Euro entfallen. Und neben der finanziellen Anerkennung winkt für den Beitrag zu den „Zero Emission Village“-Zielen beim Fest am 7. Dezember als Lohn die Plakette, vorgesehen zum Anbringen am Haus.
Bei der Vision vom „Zero Emission Village“ stehen neben dem Themenfeld Mobilität vor allem Gebäudesanierung und -effizienz im Mittelpunkt. Die VG Weilerbach hat das Ziel formuliert, den Gesamt-Energieverbrauch in der Verbandsgemeinde um 40 Prozent zu verringern und auf Erneuerbare Energien umzustellen. Sie rät deshalb Hausbesitzer:innen zu einer umfassenden energetischen Sanierung. Die Investition sei „in mehrfacher Hinsicht lohnend“, heißt es in dem Appell, denn ein vergleichbarer finanzieller Aufwand wie für die Sanierung falle „ohne Dämmung ohnehin über die nächsten 10 bis 20 Jahre für vermeidbare Energiekosten“ an.
Erfolgreiche Projekte dokumentiert
Die Erfolgsgeschichte ihrer Klimaschutz-Bemühungen listet die Kommune anhand von Beispielen in ihrer Broschüre „Du bist Zero Emission Village“ auf. Zehn ganz besondere Projekte werden darin im Detail vorgestellt, sowie kleine Fotos von circa 150 Projekten. Jedes Projekt, das im Kleinen zeigt, dass die große Vision vom „emissionsfreien Dorf“ umsetzbar ist, bekommt die Auszeichnung. Einige Beispiele:
- 2 Windparks (insgesamt 16 MW),
- 5 Nahwärmenetze (insgesamt 350 Gebäude), 8 kleine Nahwärmenetze,
- 9 große Photovoltaikfreiflächenanlagen/ große Dachanlagen (insgesamt 10 MW),
- 62 Sanierungen mit einer Einsparung > 50 Prozent,
- 27 Neubauten (Passivhaus oder Energiegewinnhaus)
- 1 Bebauungsplan,
- 39 zu 100 Prozent erneuerbar versorgte Gebäude (Holz, Sonne, Biogas, Speichertechnologien, Wärmepumpen),
- 5 Blockheizkraftwerke (davon 1 Biogas und 2 Klärgas).
„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern“, zitiert Bürgermeister Ralf Schwarm in diesem Zusammenhang ein afrikanisches Sprichwort. Und er setzt hinzu: „Wir alle können mit unserem noch so kleinen Beitrag am Ende vieles gemeinsam erreichen und dafür sorgen, dass sich die Welt in die richtige Richtung verändert.“
Ansprechpartnerin für das Meilensteinprojekt ist die KlimaschutzmanagerinDipl.-Ing. Anja Zoske, Verbandsgemeinde Weilerbach, Rummelstr. 15, 67685 Weilerbach, Tel.: 06374 922-275, E-Mail: Anja.Zoske(at)vg-weilerbach.de (Internet: https://www.weilerbach.de/).
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Eichenbänke klären auf
Der Naturpark Rhein-Westerwald vermittelt in Bad Hönningen Rastenden einen Einblick in den persönlichen CO2-Anteil
Wie viel CO2 entsteht durch unseren jährlichen Stromverbrauch, wie viel wird bei einer Flugreise nach Mallorca freigesetzt? Und welche Auswirkungen haben die Herstellung von Kleidung oder der Fleischkonsum?
Alles, was hergestellt, bewegt und in den Handel gebracht wird, verbraucht Energie und setzt entsprechend auch Treibhausgase (THG) frei. Während jeder einzelne von uns verschiedene Möglichkeiten hat, seinen persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, gibt es auf der Erde auch natürliche Speicher, die dabei helfen, das Gas aus der Luft zu filtern: unsere Wälder!
Wälder sind nicht nur die „grüne Lunge“ unseres Planeten – sie wirken auch als Puffer im Klimasystem. Bäume absorbieren Kohlendioxid (CO2) aus der Luft und speichern es in Form von Kohlenstoff in ihrer Biomasse. Die Wälder unserer Erde speichern aktuell etwa 653 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, sie sind einer der größten Kohlenstoffspeicher an Land. So kompensieren die Bäume einen Teil unseres Umweltverhaltens.
Lernen an der Rheinpromenade
Um die Zusammenhänge zwischen unserem Konsum, Treibhausgasen, der Wichtigkeit von Wäldern und die Auswirkungen auf unser Klima zu veranschaulichen, hat der Naturpark Rhein-Westerwald Klimabänke bauen und aufstellen lassen: zuerst am Unkeler Rheinufer, danach in Waldbreitbach, jetzt stehen sie an der Rheinpromenade von Bad Hönningen. Auf insgesamt sechs Bänken werden die Konsumfelder Kleidung, Flug, Papierverbrauch, Autofahrten, Stromverbrauch und Fleischkonsum thematisiert. Wie lange muss ein Baum zur Kompensation dieses THG-Ausstoßes wachsen?
Bei den Klimabänken handelt es sich um unterschiedlich dicke und lange Eichenstämme, in denen eine Sitzfläche integriert ist. Das jeweilige Thema verdeutlicht ein ins Holz geschnitztes farbiges Symbol. Eine Infotafel und die Angabe zum gespeicherten CO2-Gehalt in Kilogramm ergänzen jeweils die Bank.
Nachhaltige Forstwirtschaft
„Die Klimabänke sind nicht nur informativ und verdeutlichen auf anschauliche Art und Weise, dass unser Leben direkte Auswirkungen auf das Klima hat, sondern sie sind auch ein echter Hingucker, der das Interesse vorbeigehender Spaziergänger sofort auf sich zieht“, so Geschäftsführerin Irmgard Schröer. Zudem sei die Verwendung von langlebigen Holzprodukten aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern wichtig für das Klima.
Die Klimabänke werden als „Wanderausstellung“ im Naturpark aufgestellt und zweimal im Jahr versetzt. Dadurch sollen sie möglichst vielen Menschen in den Mitgliedsgemeinden des Naturparks zugänglich gemacht werden.
Die Idee der Klimabänke stammt ursprünglich von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Der Bau der Bänke durch den Naturpark Rhein-Westerwald wurde zu 80 Prozent mit Mitteln des rheinlandpfälzischen Klimaschutzministeriums gefördert. Nähere Informationen finden sich unter www.naturpark-rhein-westerwald.de.
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Klimaresiliente Wälder: Edelkastanie als Antwort auf den Klimawandel
Die Edel- oder auch Esskastanie ist in deutschen Wäldern bisweilen eher selten zu finden. Von den Römern einst als Nahrungsmittel nach Mitteleuropa gebracht, erlebt die Kastanie heute allerdings eine Art „Renaissance“. Sie ist einer der Hoffnungsträger in klimagebeutelten Wäldern. Denn die Edelkastanie gilt als anpassungsfähig, kommt mit wenig Niederschlag und höheren Temperaturen zurecht.
Aber unter welchen Bedingungen wächst die Kastanie wie an? Wie entwickeln sich Esskastaniensaaten auf trocken-warmen Standorten?
Um das herauszufinden, hat Ann-Kathrin Alfes, angehende Försterin, für ihre Bachelor-Arbeit gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Forstamt Soonwald einen Versuch gestartet. Das Revier wird von trockenen, warmen Zonen dominiert, der Klimawandel macht sich dort bereits deutlich bemerkbar. Genau die richtigen Voraussetzungen für den Versuchsaufbau von Ann-Kathrin Alfes.
Anspruchsvolle Flächen
Für den Versuch haben die Forstleute drei Versuchsflächen, die je 30 auf 30 Meter groß sind, angelegt und eingezäunt, um das Saatgut vor Wild zu schützen. Bei der Auswahl der Flächen wurde auf unterschiedliche Standortbedingungen geachtet:
Zum einen handelt es sich um relativ freies Gelände ohne Überschirmung, das dem Wetter voll ausgesetzt ist, zum zweiten um eine Fläche im Lohrer Wald mit Buchen-Altbeständen, die die jungen Pflanzen vor Wind, Frost und Hitze schützen. Dort sind auch der Nährstoffgehalt und Wasserhaushalt gut. Die dritte Fläche befindet sich im Bereich der Hardt, wo es sehr trocken ist und die Böden steinig sind.
Saatgut statt Setzlinge
Das Besondere an diesem Versuch: Bei den Kastanien handelt es sich nicht um Setzlinge aus einer Baumschule, sondern um Saatgut unterschiedlicher Herkunft: Es stammt aus dem städtischen Forst in Bad Kreuznach, aus dem Staatswald des Forstamtes Annweiler und aus dem Gemeindewald Oberotterbach und wurde vom Forstlichen Genressourcenzentrum (FOGZ) in Trippstadt und der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft zur Verfügung gestellt.
Je 15 Kilogramm Saatgut wurden im November und Dezember 2021 auf den drei Flächen ausgebracht. „So können wir sehen, wie das Saatgut unter den jeweiligen Bedingungen Wurzeln ausbildet und anwächst“, so Alfes. „Wir möchten Erkenntnisse über die Anbauwürdigkeit der Ess-Kastanie auf trockenen Standorten, wie sie im Raum Bad Kreuznach überwiegend vorkommen, erlangen“. Diese Erkenntnisse können dann auch für Regionen in Rheinland-Pfalz und Deutschland hilfreich sein, in denen sich das Klima wahrscheinlich in Zukunft in eine wärmere Richtung entwickeln wird. Ein Klima also, wie es gegenwärtig im Raum Bad Kreuznach bereits herrscht. Denn nicht nur dem Bad Kreuznacher Wald machte die Trockenheit in den vergangenen Jahren extrem zu schaffen: Viele Wälder kommen mit der zunehmenden Trockenheit schlecht zurecht, Bäume sind geschwächt und fallen häufig Schädlingen zum Opfer.
Erste Erkenntnisse
Erste Beobachtungen zeigen: „Das Saatgut hat sich gänzlich unterschiedlich entwickelt. Sowohl innerhalb der Herkünfte als auch auf den Versuchsflächen sind große Unterschiede zu verzeichnen“. Auch seien die Ausfälle auf den Versuchsflächen unterschiedlich hoch. Zusätzlich kamen noch Störfaktoren hinzu: wenig Niederschlag und Mäusebefall, was die Entwicklung des Saatgutes ebenfalls stark beeinflusst hat.
„Generell sind Esskastanien natürlich für Aufforstungen geeignet. Jedoch ist diese Eignung immer abhängig vom jeweiligen Standort, das heißt von Boden-, Wasser-, Licht-, Nährstoff- und Konkurrenzverhältnissen“, erklärt Alfes. Aber auch das Klima und die zu erwartenden Niederschläge seien zu betrachten.
Übertragbar sind die bisherigen Ergebnisse noch nicht. „Es lassen sich lediglich grobe Prognosen für ähnliche Flächen oder Bestände ableiten. Es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wie sich die Ess-Kastanien auf den unterschiedlichen Standorten unter Beachtung des sich ändernden Klimas entwickeln“, blickt die angehende Försterin in die Zukunft. Deshalb werden sich Forstwirte, Studierende oder auch Forschungsanstalten in den nächsten Jahren intensiv mit dem Anwuchserfolg, den Unterschieden zwischen den drei verschiedenen Esskastanien-Herkünften sowie möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die jungen Bäumchen auseinandersetzen.
Info: Edelkastanienvorkommen in Rheinland-Pfalz (Quelle: Landesforsten RLP)
Die Hälfte aller deutschen Edelkastanienvorkommen befinden sich mit etwa 3000 ha in den südpfälzischen Forstämtern Annweiler und Haardt. Im Bereich Annweiler ist die Edelkastanie auf über 700 ha - vor allem in den Kommunal- und Privatwäldern - bestandsbildend. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im Bereich des Ostabfalls des Pfälzerwaldes - der Haardt - oberhalb der Weinberge in Höhenlagen zwischen 200 und 400 Meter über Normal Null.
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Die „Knaudel-Ecke“ heimst einen Preis ein
Wiederverwertung und Pädagogik am Wertstoffhof Kapiteltal in Kaiserslautern
Guten Service und einen Blick für die Wiederverwertung, das bescheinigt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) der Zentralen Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK). Und sie zeichnete die kommunale Gesellschaft wegen ihres Beitrags zum Ressourcen- und Klimaschutz mit dem Titel „Grüner Wertstoffhof“ aus.
In einem bundesweiten Wettbewerb hatte sich die ZAK gegen ähnliche Einrichtungen in der Kategorie „Städtische Region“ durchgesetzt. Dr. Mareike Hoffmann, Projektmanagerin Kreislaufwirtschaft bei der DUH, hob bei der Preisübergabe die Bedeutung der Wertstoffhöfe für den nachhaltigen Umgang mit Abfällen hervor. Neben dem guten Service, der Abfallvermeidung und Wiederverwertung lobte die DUH ausdrücklich die verschiedenen Bildungsprogramme, digitale Angebote wie die ZAK-App sowie die „Knaudel-Ecke“ als Tauschbörse.Als typisch westpfälzisches Idiom bezeichnet Dirk Leibfried, Pressesprecher der ZAK, das Verb „knaudeln“. In Kaiserslautern habe es sich jedenfalls als Begriff für das Angebot auf dem Wertstoffhof etabliert: „Die Hälfte der Leute sagt, ,wir gehen zum ZAK‘, die andere Hälfte geht einfach auf die Knaudel.“
100.000 Besucher pro Jahr
ZAK-Vorstand Jan Deubig wertet die Auszeichnung als „Ansporn und Motivation für uns“. Das niederschwellige Angebot für die Bewohner aus der Stadt und dem Landkreis Kaiserslautern prädestiniere den ZAK-Wertstoffhof Kapiteltal zum „Vollsortimenter und Center-Wertstoffhof“. Bis zu 100.000 Anlieferer, statistisch gesehen also jeder Haushalt in Stadt und Landkreis, besuche einmal jährlich den Wertstoffhof Kapiteltal. In der Annahmestelle für Problemabfälle werden rund 10.000, am Umweltmobil weitere knapp 17.000 Anlieferer gezählt.
Wanderweg mit Rätseln uns Spielen
Von der Deutschen Umwelthilfe gemachte Anregungen seien bereits umgesetzt worden, stellt der ZAK-Vorstand fest. So werden aktuell die umweltpädagogischen Ansätze an die Lehrpläne angepasst. Eine eigens von der ZAK konzipierte Wander-App lässt Schülergruppen einen gut ausgebauten Waldpfad von der Eselsfürth bis zum ZAK-Gelände per Fuß erklimmen und an interaktiven Stationen in der Natur spannende Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben zu den Themen Forstwirtschaft, Geschichte, Astronomie und Abfallwirtschaft lösen.
Ansprechpartner: ZAK Pressestelle, Ansprechpartner: Dirk Leibfried, Telefon: 0152 - 24104334, Mail
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Ein Wasserkanister für trockene Zeiten
Eine Renaturierung stärkt Bäche und Flüsse im Klimawandel. Die Aktion Blau Plus unterstützt rheinland-pfälzische Kommunen finanziell bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung und Klimaresilienz.
Ausgetrocknete Flussbetten, staubige Äcker nach wochenlangen Hitzetagen in diesem Sommer. Reißende Flüsse, überflutete Städte und Dörfer, vielfache Zerstörung nach sintflutartigen Starkregen im Jahr davor. Der Klimawandel beschert extreme Wetterlagen und -ereignisse, denen stark vom Menschen überprägte Öko-Systeme offensichtlich nicht standhalten können. „Das wird bei der Bewirtschaftung und Gestaltung von Fließgewässern und Flusslandschaften besonders deutlich“, sagt Raimund Schüller. Der Diplom-Geograf aus Rheinbach ist Experte für Auen- und Gewässerentwicklung und Berater rheinland-pfälzischer Landeseinrichtungen und Kommunen bei der Renaturierung von Fließgewässern. Sein Credo lautet: „Zurück zur Natur!“ Schüller kennt eine Reihe positiver Beispiele, etwa den Eisbach im südpfälzischen Landkreis Bad Dürkheim.
Frage: „Zurück zur Natur!“ Das klingt sehr einfach und pauschal. Was meinen Sie denn damit?
Schüller: Wir bekommen jetzt drastisch zu spüren, dass unsere teilweisen massiven Eingriffe in natürliche Prozesse katastrophale Folgen haben können. Das gilt nicht nur für das Öko-System Fließgewässer, sondern für quasi alle Bereiche unserer Umwelt. Die Wahrheit ist doch: Wir haben unsere natürlichen Lebensgrundlagen an unsere Wirtschaftsweise und Lebensverhältnisse angepasst und mit allen Mitteln versucht, im Sinne der Effizienz zu optimieren, wo es nur geht. Jetzt bekommen wir die Quittung.
Im Grunde heißt Re-Naturierung ja nichts anderes als „Zurück zur Natur“. Wir müssen uns die Prozesse in der Natur ganz genau anschauen und wieder daraus lernen. Wir müssen der Natur wieder ihren Raum zurückgeben und sich entwickeln lassen. So bekommt das „Zurück“ eine positive Bedeutung für die Zukunft.
Was bedeutet das mit Blick auf Fließgewässer?
Schüller: Erstens: Kein Bach, kein Fluss fließt – sofern er über eine Aue verfügt – einfach nur geradeaus. Er schlängelt sich oder mäandert mit mal mehr, mal weniger Gefälle durch die Landschaft. In der Folge fließt das Wasser sehr langsam ab, die auftretenden Energiepotenziale sind viel geringer und der Wasserrückhalt in der Landschaft ist deutlich höher.
Wir haben in Jahrzehnten oder Jahrhunderten Flüsse begradigt oder gar kanalisiert, zum Beispiel um sie schiffbar zu machen, Hochwasservorsorge zu betreiben, Anbaufläche zu generieren, um an den Ufern zu bauen, Landwirtschaft oder Industrie zu betreiben.
Die flächendeckende Entwässerung unserer Kulturlandschaften und die weitgehende Reduzierung unserer Fließgewässer auf den möglichst schnellen Abtransport von Wasser stellt unter den gegebenen klimatischen Entwicklungen, das heißt zunehmende Trockenheit in den Sommermonaten, ein Problem dar, das bei Weitem nicht nur auf die Fließgewässer beschränkt bleibt. Wir wirtschaften mittlerweile innerhalb unserer Kulturlandschaft nahezu flächendeckend in einem labilen Grenzbereich.
Zweitens: Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind unsere Bach- und Flusslandschaften ursprünglich in eine Waldlandschaft eingebettet. Sowohl die Baumarten der Aue wie auch die Lebewesen im Fließgewässer haben sich an die spezifischen, häufig extremen Bedingungen angepasst. Wald im Allgemeinen und Auenwald im Besonderen puffern das Wasser im Boden, geben es verzögert ab und bilden quasi den Reservekanister für trockene Zeiten. Die Waldböden der Auen wirken wie ein Schwamm, die Gehölze selbst zudem wie ein Kamm, der bei Hochwasser umgefallene Baumstämme und andere Feststoffe auffängt und diese daran hindert, ungebremst weiterzutreiben.
Und drittens: Gehölze spenden Bächen und kleinen Flüssen Schatten. Sie verhindern im Sommer einen übermäßigen Anstieg der Wassertemperatur. In dem kühlen Wasser ist ausreichend Sauerstoff für Fische und Pflanzen vorhanden. Schlägt man die Ufergehölze ab, verstärkt sich die Sonneneinstrahlung. Die Wassertemperatur steigt um bis zu sechs Grad Celsius an. Das hat Auswirkungen auf viele darin lebende temperatursensible Organismen. Fische sterben mitunter massenhaft, wie wir im vergangenen Sommer gesehen haben. Im Extremfall trocknet der Bach aus. In Rheinland-Pfalz sind in mehr als 50 Prozent der Fließstrecken von Flüssen und Bächen überhaupt nicht mehr mit Gehölzen bewachsen. In ökologischer Hinsicht fehlt damit eine essenzielle Komponente für die Lebensraumqualität eines Baches.
Die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen sind?
Schüller: Wir müssen unseren Fließgewässern wieder mehr Raum geben, damit sich stabile und gesunde Ökosysteme entwickeln können. Mehr Raum für Gehölz- und Waldbiotope und damit einhergehend auch mehr Raum für eigendynamische Prozesse. Bach- und Flusslandschaften stellen Systeme mit mehreren Systemkomponenten dar. Der überwiegende Teil dieser Systemkomponenten wurde im Laufe der Jahrhunderte so eingestellt, dass er bestmöglich an den menschlichen Nutzungsansprüchen ausgerichtet war. Das funktionierte bereits unter Normalbedingungen mehr schlecht als recht. Hochwasser existierten schließlich immer schon. Unter Extrembedingungen ist es mit Milliardenschäden verbunden. Es ist an der Zeit, die Systeme wieder naturnäher zu justieren.
Investitionen in natürliche Hochwasservorsorge und Klimaschutz ist kein rausgeschmissenes Geld. Technische Hochwasservorsorge hat in bebauten Bereichen ihre Berechtigung, in nicht bebauten Bereichen hat sie dagegen in aller Regel nichts verloren. Hier ist das natürliche System von Bach-und Flusslandschaft in der erforderlichen Größenordnung zu regenerieren. Dies ist billiger, effizienter und klimaschonender als jede technische Maßnahme.
Aber Renaturierung ist doch kein neues Thema. In den vergangenen Jahren ist viel passiert.
Schüller: Das stimmt und das ist auch gut so. Aber: Das waren in der Regel ingenieurtechnische Planungen und Lösungen, die dem natürlichen Prozessgefüge einer Bachlandschaft nur eingeschränkt Rechnung trugen. Die Maßnahmen waren eher statisch und hatten mit einer ökologischen Sichtweise, die Lebensräume schafft beziehungsweise erhält, wenig zu tun. Deshalb finde ich den Begriff „Gewässerentwicklung“ auch passender. Aber noch einmal: Nachhaltige Entwicklung ist nur über fortlaufende Veränderungen im System möglich. Das braucht Raum und natürlich auch Zeit.
Was können Kommunen für die Gewässerentwicklung tun? Können Sie Beispiele nennen, wo das besonders gut gelingt?
Schüller: Wichtig wäre es, das Gesamtsystem einer Bachlandschaft mehr in den Blick zu nehmen. Die Maßnahmen der Vergangenheit bleiben in aller Regel auf das bestehende Gewässerbett oder die angrenzenden Uferbereiche beschränkt. Das System Bachlandschaft besteht aber in aller Regel aus Bach und Aue. Beide Systemkomponenten müssen naturnah justiert werden, wenn es nennenswerte Vorteile für Ökologie und Hochwasservorsorge bringen soll. Der Mehrwert einer Maßnahme erhöht sich mit dem bereitgestellten Entwicklungsraum sowie dem Regenerationsgrad von Landschaftswasserhaushalt und Vegetationsentwicklung in der Aue, wie etwa einem Schwarzerlen-Auwald. Im Hinblick auf die Klimaresilienz kommt weiterhin schattenspendenden Ufergehölzen sowie Auwaldbereichen als Schutzschild gegen Schwemmgutverlagerung eine herausragende Bedeutung zu.
Eine solch umfassenden Herangehensweise einer Gewässerrevitalisierung innerhalb eines Entwicklungskorridors findet sich zum Beispiel am Eisbach bei Obrigheim und Ebertsheim im Landkreis Bad Dürkheim. Dort haben die Verbandsgemeinde Leiningerland, die Struktur- und Genehmigungs-Direktion Süd sowie das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz den Eisbach aus seinem gleichförmigen und langegestreckten Trapezprofil befreit und ein natürliches mäandrierenden Niedrigwasserbett geschaffen.
Wie können Kommunen solche Maßnahmen finanzieren?
Schüller: In Rheinland-Pfalz gibt es bereits seit den 1990er-Jahren die Aktion Blau, die heute Aktion Blau Plus heißt. Die Kommunen können für entsprechende Projekte Fördermittel aus diesem Topf beantragen (siehe dazu Info-Box: Unterstützung für Kommunen).
Die Fragen stelle Michael Kalthoff-Mahnke im Auftrag der Energieagentur Rheinland-Pfalz
Kontakt: Raimund Schüller, Büro für Auen- und Gewässerentwicklung, E-Mail geogen(at)t-online.de
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Nachhaltig Wohnen – zu bezahlbaren Kosten
Im Bad Kreuznacher Solar-Quartier realisiert eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft Zukunftsmodelle
Bezahlbares Wohnen und bezahlbares Heizen – beides will das kommunale Wohnungsbau-Unternehmen Gewobau im Bad Kreuznacher Solar-Quartier Wirklichkeit werden lassen. Die ersten drei Häuser für sechs Mietparteien sind inzwischen fertig; auf insgesamt 28 Gebäude ist das Projekt angelegt. Und sie alle produzieren mehr Energie als sie verbrauchen.
„Nachhaltigkeit war uns immer schon wichtig", erklärt Gewobau-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger – nicht nur beim Projekt Solar-Quartier, das auch als ,,Kreuznacher Modell" bezeichnet wird. Grundsätzlich berücksichtig die Gewobau bei allen neuen Projekten die „graue Energie", vor allem bei den Bereichen Transport und Logistik.
Grundlegend für klimaneutrales Bauen sind für Seeger eine nachhaltige Materialauswahl, die modulare, schnelle und präzise Fertigungsweise sowie ein möglichst kurzer Transportweg. Eingesetzt wird daher ein neuartiger Holzspanstein, dessen Hohlkammern zu 80 Prozent mit Holzabfällen befüllt werden. Wände und Mauern der Häuser werden vor Ort in Bad Kreuznach seriell vorgefertigt und legen beim Transport höchsten zweieinhalb Kilometer bis zur Baustelle zurück.
Partner der Gewobau ist der ortsansässige Hersteller FUTUREhaus. „Gemeinsam leisteten beide Unternehmen, in einer ideenfördernden Partnerschaft, echte Pionierarbeit", lobte Kreuznachs ehemalige Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kastner-Meurer, die auch Vorsitzende des Aufsichtsrats der Gewobau war, die Zusammenarbeit und hob – neben dem die bereits jetzt erreichten technischen Standard – die angestrebte Entwicklung hin zu einem Wasserstoff-Quartier hervor.
Erdwärme und Sonnenstrom
Geothermie aus einer Tiefenbohrung speist die Wärmeversorgung und Kühlung. Der Strom wird über Photovoltaik auf den Dächern erzeugt. Die Bewohner können ihren Stromverbrauch nicht nur kontrollieren, sondern via App auch steuern. Der Energieüberschuss kann in einer zentralen Batterie zwischengespeichert werden und steht allen Mieterinnen und Mietern im Quartier zum Laden der integrierten Carsharing E-Flotte zur Verfügung.
Insgesamt können die Bewohner im Quartier drei E-Fahrzeuge und zehn E-Bikes sowie zwei Lastenräder nutzen. Für Gewobau-Geschäftsführer Karl-Heinz Seeger ein wichtiger Aspekt: ,,Mobilität dient damit nicht länger der Status-Symbolik, sondern wird Teil eines Sharing-Gedankens, der die Gemeinschaft und das Miteinander im Sinne einer guten Nachbarschaft fördert."
„Besonders beeindruckend“ nennt der Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Dr. Tobias Büttner, die Verknüpfung von Energie sparendem Bauen und Wohnen mit einem eigenen Mobilitätsangebot für die Mieter: „Dieser Ansatz erlaubt uns einen Blick darauf, wie in Zukunft hohe Lebensqualität im Einklang mit Klima- und Umweltschutz stehen kann.“
Integrative Lösungen
Auch die rheinlandpfälzische Landes-Bauministerin Doris Ahnen betonte bei einem Besuch des Solar-Quartiers die Verknüpfung von Energiegewinnung und Mobilität. „Das Projekt zeigt sehr gut, was Stand der Technik ist und was darüber hinaus bereits jetzt möglich ist. Gerade im Innovationsprozess spielen die Wohnungsbaugesellschaften eine große Rolle und leisten bei der Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und bezahlbarem Bauen mit integrativen Lösungen einen wichtigen Beitrag", wird die Ministerin in einer Pressemitteilung des städtischen Wohnungsbauunternehmens zitiert.
Ziel der Landesregierung sei es, die Wohnungsbauprogramme auf neue Herausforderungen und klimapolitische Ziele auszurichten. Dabei sollen die Bau- und Wohnkosten aber trotzdem bezahlbar und transparent bleiben. All dies sieht Karl-Heinz Seeger im Solarquartier-Baugebiet „In den Weingärten" beispielgebend umgesetzt – und er ergänzt: „Wir wollen weg von einer Netto-Kaltmiete und hin zu einer All-Inclusive-Miete.“
Für weitere Informationen zum Projekt steht Karl-Heinz Seeger (Geschäftsführer, Dipl. Oec.), Durchwahl 0671/84184-12, E-Mail zur Verfügung.
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"Kannebäcker Blaue Spitze"
„Komm, wir gehen in den Garten“, so lädt die Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen ihre Bürgerinnen und Bürger in diesem Jahr ein. Sie verbindet diese Einladung mit dem Ziel, für mehr Diversität und Artenvielfalt in den Gärten zu sorgen. Deshalb hat sich die Verbandsgemeinde eine besondere Aktion überlegt: Statt einen Umweltpreis wie bisher alle zwei Jahre zu verleihen, wurden kürzlich 100 Pfostenhocker aus Keramik an diejenigen verteilt, die sich zuerst gemeldet hatten.
Die neuen Besitzer können die kleinen Hingucker nun in ihren Gärten oder auf dem Balkon aufstellen oder -hängen. „Die Aktion kommt sehr gut an. Die Leute sind sehr angetan von der Idee und freuen sich über die Pfostenhocker, die eine schöne Deko für den Garten sind, aber gleichzeitig auch eine nützliche Funktion haben, indem sie als Behausung für Insekten dienen“, berichtet Yvette Weidner von der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen, die die Pfostenhocker verteilt. Gefüllt mit etwas Holzwolle oder Stroh dienen die Pfostenhocker zum Beispiel Schlupfwespen, Ohrenkneifern oder anderen kleinen Gartenbewohnern als Unterschlupf.
„Kost und Logis“
Thilo Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen erklärt, was hinter der Aktion steckt: „Gemeinsam mit unseren Bürgerinnen und Bürgern möchten wir damit einen Beitrag zur Biodiversität und zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Dabei legen wir das Augenmerk nicht auf ein großes Projekt, sondern möchten durch kleine Akzente in vielen Gärten in der Verbandsgemeinde die Natur unterstützen“.
Um den Insekten aber nicht nur eine Unterkunft, sondern „Kost und Logis“ zu bieten, sollen die Bürgerinnen und Bürger für die Pfostenhocker auch ein blühendes Umfeld schaffen. Als zusätzlicher Anreiz dient im weiteren Verlauf für die Teilnehmer am Umweltpreis-Wettbewerb ein Fotowettbewerb, bei dem die „Hotelbesitzer“ eine kurze Projektbeschreibung ihres blühenden Gartens oder Balkons und Fotos – natürlich mit dem Pfostenhocker – einreichen können. Die Jury der Verbandsgemeinde entscheidet anschließend, wer einen der vier mit 300 Euro dotierten Preise gewinnt.
„So bringt jedes der 100 „Insektenhotels“ neben einer hübschen Aufwertung im Garten auch noch einen kleinen Teil zur Unterstützung der Artenvielfalt mit – und davon haben wir letztendlich alle etwas“, sagt Yvette Weidner.
Keramiktradition und Diversität
Die Pfostenhocker „Kannenbäcker Blaue Spitzen“ stellt eine ortsansässigen Töpferei her. „Keramik spielt hier im Kannenbäckerland, einem traditionellen Zentrum für keramisches Kunsthandwerk, natürlich eine große Rolle. Damit können wir die Vorteile für Natur und Umwelt mit der regionalen Tradition verknüpfen“, freut sich Weidner. Das Kannenbäckerland im Westerwald wurde durch ein großes Tonvorkommen und das darauf sich gründende Töpferhandwerk bekannt. In der Region befinden sich die größten zusammenhängenden Tonlagerstätten Deutschlands.
Kontakt: Yvette Weidner, Verbandsgemeindeverwaltung, Fachbereich Bauen und Umwelt, Rathausstraße 48 in 56203 Höhr-Grenzhausen, Telefon: (0 26 24) 104-215, E-Mail: yvette.weidner(at)hoehr-grenzhausen.de
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Nachwachsende Rohstoffe füllen das Erdgasnetz auf
Angesichts der aktuellen Gasmangel-Lage und explodierende Energiepreise erfährt ein Projekt in der Eifel derzeit besondere Aufmerksamkeit. Denn es zeigt im Kleinen, wie man der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und Importeuren etwas entgegensetzen kann. Die Rede ist von den Biogaspartnern Bitburg, die seit 2020 eigenes Bio-Erdgas erzeugen und damit in vielerlei Hinsicht einen nachhaltigen Beitrag für die Region leisten. Zentraler Partner des Projekts sind die Stadtwerke Trier (SWT).
Die Bilanz des ersten Betriebsjahres ist so vielversprechend, dass die Betreiber bereits einen zweiten Standort in der Eifel planen und prüfen, ob sich das Konzept auch in den Hunsrück übertragen lässt. Denn das Projekt zeigt, wie Bestands-Biogasanlagen nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung fortbestehen können und dazu beitragen, den Anteil an regionalem Bioerdgas zu steigern.
Seit 2020 sammeln die Biogaspartner Bitburg Rohbiogasaus sieben regionalen Anlagen, um es zu veredeln. Für den Transport der Energie hat die SWT Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH im Rahmen des Projekts Verbundnetz Westeifel ein rund 45 Kilometer langes Biogasnetz aufgebaut. Ein Projekt, für das die Betreiber schon zwei Mal ausgezeichnet wurden, zuletzt im Frühjahr 2022 mit dem Nachhaltigkeitsaward in Silber von der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).
Flexibel einsetzbar
Mit der Einspeisung in das vorhandene Erdgasnetz kann das regional erzeugte Bioerdgas an unterschiedlichen Stellen effizient genutzt werden: in Blockheizkraftwerken mit dauerhafter Wärmenutzung oder als (Beimisch-)Produkt für die Energieversorgung der Menschen in der Region. Das Produkt heißt Landgas Eifel und wird von der Landwerke Eifel Vertriebs-GmbH verkauft.
Die intelligente Steuerung des Gesamtsystems durch künstliche Intelligenz ermöglicht es, die bei den Landwirtschaftsbetrieben installierten Blockheizkraftwerke im Bedarfsfall als Flexibilitätsoption zu nutzen. So leistet die vorhandene Infrastruktur einen zusätzlichen Beitrag, um die schwankende Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie auszugleichen.
„Vorhandene Ressourcen nutzen“
„Die Biogaspartner Bitburg leisten einen wichtigen Beitrag für den regionalen Energieabgleich in unserer Region. Sie zeigen, wie wir vorhandene Ressourcen und Infrastruktur zu Gunsten von Umweltschutz und Versorgungssicherheit nutzen können. Deshalb sind wir stolz darauf, Mitglied dieser regionalen Partnerschaft zu sein“, sagt Arndt Müller, Vorstand der Stadtwerke Trier, die neben dem Entsorgungsbetrieb Luzia Francois GmbH und der Kommunalen Netze Eifel AöR an der Biogaspartner Bitburg GmbH beteiligt sind. Die erforderliche Biogas-Infrastruktur haben die Partner im Rahmen des Regionalen Verbundprojekts Westeifel mit verlegt.
Bei der Inbetriebnahme der Anlage vor knapp zwei Jahren lobte die damalige Umweltministerin Ulrike Höfken, hier zeige sich „das Potenzial von speicherbarem Biogas für die Sektorenkopplung. Es ist in dieser Form ein herausragendes Projekt, das bundesweit Nachahmung finden könnte und sollte.“
Methan und Kohlendioxid
Den Produktionsablauf erklären die Stadtwerke Trier detailliert auf ihrer Homepage. Vereinfacht und verkürzt: Landwirte produzieren Rohbiogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen (Gülle, Festmist, Futterreste) und nachwachsenden Rohstoffen. Dieses Rohprodukt besteht zu etwa 53 Prozent aus Methan (CH4) und ca. 46 Prozent aus Kohlendioxid (CO2); es wird gereinigt und gekühlt, dann über ein rund 45 Kilometer langes Rohbiogasnetz zur zentralen Aufbereitungsanlage nach Bitburg transportiert.
In Bitburg wird das einströmende Rohbiogas in einem bis zu 5300 Kubikmeter fassenden Speicher gesammelt und zur Aufbereitungsanlage geleitet, wo das CO2 entfernt wird. Das Biogas besteht nun zu 98 Prozent aus Methan. Das abgetrennte CO2 bietet optimale Voraussetzungen für den Aufbau einer Power-to-gas-Anlage. So kann aus regionalem Überschuss-Strom erzeugter grüner Wasserstoff zu Bioerdgas umgewandelt und in der bestehenden Infrastruktur gespeichert werden.
Monokulturen vermeiden
Erdgas unterscheidet sich je nach Netzgebiet in seinen brennstoffspezifischen Kennwerten. Daher übernehmen die Stadtwerke Trier als Betreiber des Erdgasnetzes die Aufgabe, das aufbereitete Rohbiogas auf die exakten Brennstoffeigenschaften des Bitburger Erdgasnetzes zu überführen und auf den erforderlichen Netzdruck anzupassen.
Die Biogaspartner Bitburg haben sich darauf verständigt, den Maiseinsatz zur Erzeugung von Rohbiogas zu begrenzen, um dem Anbau von Monokulturen entgegen zu wirken.
Derzeit wird bei den SWT untersucht, inwiefern regionale Reststoffe aus Industrie und Gewerbe zur Biogasproduktion eingesetzt und damit als Maisersatz genutzt werden können. Das Erdgasnetz wird derweil als übersaisonales Speichernetz konzipiert.
Weitere Auskünfte unter Anne.Paris(at)swt.de.
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Neuer Lebensraum für das „Wappentier“
Die Gemeinde Kerzenheim kann von einer Kooperation mit der TH Bingen profitieren. Wildwuchs soll dort das neue Chic werden.
„Vom unvoreingenommenen Blick Anderer profitieren, neue Ideen bekommen.“ Das ist im Kern der entscheidende Vorteil, den Karsten Bessai in einem gemeinsamen Projekt mit der Technischen Hochschule (TH) Bingen sieht. Sechs Student:innen haben in einem Praktikum zum Thema Landschaftsökologie drei Brachflächen der pfälzischen Gemeinde Kerzenheim untersucht. Bessai, ehrenamtlichen Klimaschutzpate seiner Kommune, hatte über das KlikK-aktiv Projekt der Energieagentur Rheinland-Pfalz den Kontakt zwischen Hochschule und Gemeinderat hergestellt.
Herausgekommen ist eine beachtliche Vielfalt von Vorschlägen, wie die bereits grünen Flächen für die Menschen attraktiver und zugleich im Sinne der Biodiversität wertvoller gestaltet werden können. Denn das war der Ansatz der Kerzenheimer: im Angesicht des Klimawandels Lebensräume für Kleintiere zu schaffen. Karsten Bessai erkennt dabei durchaus auch mögliche Zielkonflikte mit Teilen der Bürgerschaft: „Nur ordentlich, aufgeräumt und sauber – so dürfen solche Flächen eben nicht sein. Wildwuchs kann und muss das neue Chic werden.“
Seit zwei Jahren ist Bessai als Klimaschutzpate für seinen Ort aktiv. Zuvor war er im Rahmen einer Aktion im nicht weit entfernten Ort Bennhausen mit dem Projekt „KlikK aktiv“ der Landesenergieagentur in Berührung gekommen – in seinem Hauptberuf als Koch. Die Projektidee nahm in gefangen: Anstöße zu liefern, wie auch kleine Gemeinden ohne große Finanzmittel im Klimaschutz Akzente setzen können.
Ein solcher Akzent könnte die Umgestaltung jener Freiflächen am Kerzenheimer Ortsrand sein, für die in der Einschätzung des Gemeinderates sinnvollere Nutzungen wünschenswert wären. Mehrere Hektar Gemeindeland beiderseits eines Fahrwegs haben die Studierenden der TH Bingen im Zuge ihrer Arbeit untersucht. Den Winter über entstand ihre Studie; eine erste Kurzpräsentation für den Gemeinderat hat Klimaschutzpate Bessai geliefert. Eine umfassende Bürgerinformation ist in Vorbereitung.
Denn die Bevölkerung soll sich ebenfalls anstecken lassen von der Begeisterung für das Projekt, die aus den Vorschlägen der Studie spricht. Die drei Flächen könnten einen bewusst ganz eigenen Charakter bekommen, jeweils verschiedenen Ansprüchen genügen. Eher als Lebensraum für Tiere gedachte Bereiche würden etwa als Blühweise gestaltet, ergänzt um Steinhaufen und Totholz-Streifen; die Menschen könnten sich an Weidenzelt oder Baumstamm-Mikado, an Barfußpfad oder Kräuterschnecke erfreuen.
Die in enger Abstimmung mit den Entscheidern vor Ort entwickelten Vorschläge sind Teil der universitären Ausbildung an der TH Bingen. Professorin Elke Hietel lässt jeweils im Wintersemester ein gutes Dutzend Studierenden-Teams ausschwärmen, um konkrete Planungen für Gemeinden zu erarbeiten.
Von den realitätsnahen Aufgaben profitieren die angehende Landschaftsökologen, die kommunalen Partner und die Hochschule. Professorin Hietel ist „froh über die Vielfalt an unterschiedlichen Herausforderungen, die sich aus der Zusammenarbeit mit den Gemeinden immer wieder neu ergeben“, sagt sie.
Ab Oktober werden wieder neue Projekte in Angriff genommen. Die Projekt-Liste ist knapp voll; wenige kurz entschlossen schnell handelnde Gemeinden haben aber durchaus noch eine Chance teilzunehmen. Die Vergabe erfolgt über das „KlikK aktiv“-Nachfolgeprojekt „KlikKS“ bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
In Kerzenheim wird der Gemeinderat entscheiden, welche Einzelbausteine aus dem Katalog der studentischen Vorschläge umgesetzt werden. Dabei wird die Resonanz aus der Bürgerschaft durchaus eine wesentliche Rolle spielen.
Für den ehrenamtlichen Klimaschutzpaten Karsten Bessai steht aber schon jetzt fest: „Die Studis haben einen tollen Job gemacht.“ Und das macht er nicht zuletzt daran fest, dass sie auf Kerzenheimer Besonderheiten gezielt eingegangen sind. In ihren Lebensraum-Konzepten spielen Unterschlupf- und Sonnenplätze für Eidechsen eine bedeutende Rolle. Die Eidechse, sagt Bessai „ist sozusagen unser Wappentier“.
Info: Das neue Projekt „KlikKS“
Das Projekt „Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen durch ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen“ (KlikKS) verknüpft die Themen Ehrenamt und Klimaschutz.
Engagierte können sich ehrenamtlich am Klimaschutz in ihrer Gemeinde beteiligen und gemeinsam mit der Kommune neue Ansätze und Wege des Klimaschutzes finden. Unterstützung finden die Klimaschutzpat:innen und Kommunen im Projekt durch die Regionalmanager:innen der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Gemeinsam mit sieben weiteren Partnerbundesländern knüpft „KlikKS“ an den Erfolg vom Projekt KlikK aktiv an, das 2021 mit dem „Climate Star“ des europäischen Städtenetzwerks ausgezeichnet wurde. Im Rahmen dieses Pilotprojektes wurden 44 ehrenamtliche Klimaschutzpat:innen in 37 Kommunen aktiv und setzten 178 Projekte in ihren Kommunen um.
Ansprechpartner beim Projekt KlikKS der Energieagentur Rheinland-Pfalz sind die Regionalmanager Sabrina Wolf, Telefon 0261 – 57 94 19 56, sabrina.wolf@energieagentur.rlp.de, und Nils Krüger, Telefon 0631 – 34 371-232, nils.krueger@energieagentur.rlp.de.
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Rheinland-Pfalz radelt fürs Klima
Ob mit dem „herkömmlichen“ Fahrrad oder einem modernen E-Bike – beim STADTRADELN in die Pedale zu treten und damit etwas fürs Klima zu tun hat sich in zahlreichen rheinland-pfälzischen Städten und Gemeinden mittlerweile etabliert. 2022 nehmen in Rheinland-Pfalz so viele Kommunen teil wie noch nie: Erstmals wurde mit 109 Teilnehmerkommunen die 100-er Marke geknackt.
Wege neu überdenken
Drei Wochen lang gilt es, möglichst viele Alltagswege mit dem Rad zurückzulegen und damit das Klima zu schonen. Die geradelten Kilometer lassen sich mittels der aktivierten Stadtradeln-App aufzeichnen oder händisch im Stadtradeln-Konto eintragen, und jeder Teilnehmende bekommt die Treibhausgas-Einsparungen angezeigt. Mitradeln können alle, ob Bürgerinnen und Bürger, Verwaltungsmitarbeitende oder Vertreter aus Politik und Verbänden.Hintergrund der Aktion ist es, Alternativen zu Autowegen aufzuzeigen und die Lust aufs Fahrradfahren zu wecken. „Die Aktion Stadtradeln ist ein tolles Instrument, um die Menschen zu animieren, ihre Wege und Fortbewegungsmittel zu überdenken“, sagt Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, die Kommunen bei der Planung und Umsetzung der Aktion unterstützt. „Um dazu anzuregen, über weitere Möglichkeiten nachzudenken, wie man im Alltag klima- und umweltbewusster handeln kann, schlagen wir den Kommunen vor, in dem Aktionszeitraum Mitmachaktionen zum Thema Klimaschutz anzubieten“, fügt Scholtissek hinzu.
Spannende Aktionen vor Ort
Schon jetzt wird beim Stadtradeln in vielen rheinland-pfälzischen Kommunen nicht nur geradelt. Die Gemeinden, Verbandsgemeinden und Landkreise organisieren vielmehr zusätzlich kreative Events rund ums Fahrradfahren – ob geführte Radtouren, ein Radler-Frühstück wie in der Verbandsgemeinde Wachenheim oder einen Fahrrad-Flohmarkt in Haßloch, bei dem alles rund ums Fahrrad angeboten wird – Fahrräder, Anhänger, Kindersitze, Helme, Zubehör und Ersatzteile.
Jede Verbandsgemeinde, Stadt bzw. Gemeinde im Landkreis Bad Dürkheim organisiert beispielsweise auch eine „Rallye“. Dabei müssen die Teilnehmenden beim Radfahren zu bestimmten Orten Fragen beantworten – in vielen Fällen zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz – und können anschließend Preise gewinnen.
Auch Hans-Ulrich Ihlenfeld, Landrat für den Landkreis Bad Dürkheim, ist beim Stadtradeln wieder mit dem Fahrrad unterwegs. „Ich freue mich sehr, dass wir dieses Jahr wieder für das gute Klima radeln und hoffe, dass wir an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen können. Wir wollen auch in diesem Jahr mit der Aktion Stadtradeln unsere Bürgerinnen und Bürger für das Fahrradfahren begeistern. Ich denke, die Vorteile des Radfahrens sind jedem bewusst: die Bewegung an der frischen Luft, die Vermeidung des CO2-Ausstoßes, die Einsparung der Benzinkosten und natürlich der Stress-Abbau. Umsteigen auf das Fahrrad ist außerdem ein wichtiger Teil der Energie- und Mobilitätswende.“
Alte Hasen und Neulinge
Kaiserslautern nimmt schon seit vielen Jahren am Stadtradeln teil – 2009 starteten erstmals 275 Personen in neun Teams und radelten 74.413 Kilometer. Generell steigen die Teilnehmerzahlen kontinuierlich – auf 1389 Personen in 94 Teams in diesem Jahr, die insgesamt rund 278.000 Kilometer strampelten. „Das Stadtradeln ist ein fester Termin in unserem Kalender, der für uns wichtig ist, um das Radfahren mehr ins Bewusstsein zu rücken. Denn die Stärkung des Radverkehrs ist ein wichtiges Ziel unseres Mobilitätsplans ‚Klima + 2030‘“, erklärt Julia Bingeser, Radverkehrsbeauftragte der Stadt Kaiserslautern. Dazu zählen Neuplanungen von Radverkehrsanlagen, die Umverteilung von Straßenraum zugunsten des nicht motorisierten Verkehrs, die Schaffung weiterer Abstellmöglichkeiten oder auch die Verbesserung des Verkehrsflusses.
Kombiniert wurde das Stadtradeln in diesem Jahr mit dem „Europäischen Tag des Fahrrades“, anlässlich dessen eine ganztägige Radtour zu EU-geförderten Projekten rund um Kaiserslautern angeboten wurde. Beispielsweise konnten die Teilnehmenden dabei eine virtuelle Zeitreise unternehmen und einen Planetenweg erkunden.„Erstmals wurde auch ein Schulradeln speziell für Schulteams angeboten. Das ist eine tolle Idee, die in den Schulen sehr gut ankam. Gerade die junge Generation zu sensibilisieren ist wichtig, denn die jungen Leute müssen die Klima- und Verkehrswende mittragen“, so Bingeser.
Beim Schulradeln treten Schülerschaft, Lehrkräfte und Eltern für „ihre“ Schule in die Pedale – 150 Schulen haben sich in Rheinland-Pfalz angemeldet und bis Anfang Juli schon mehr als 750.000 Rad-Kilometer gesammelt.
Neben zahlreichen Kommunen, die schon zum wiederholten Male mitmachen, sind auch einige „Neulinge“ am Start: beispielsweise die Verbandsgemeinde Westerburg. „Wir möchten das Thema in die Köpfe der Leute zu bringen, also dass Alltagswege auch gut mit dem Rad statt mit dem Auto bewältigt werden können. Das ist ein Beitrag zum Klimaschutz, den jeder leisten kann“, erklären die beiden Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Westerburg, Christina Becher und Thomas Henritzi.Radfahrer als Störungsmelder
Über die Vorteile für Mensch und Klima hinaus können die Teilnehmenden in vielen Kommunen auch zur Verbesserung der Radwege beitragen: Über eineMeldeplattform sind Schlaglöcher, plötzlich endende Radwege oder eine unübersichtliche Verkehrsführung direkt in einem digitalen Stadtplan zu vermerken, sodass die Verwaltung diese Hinweise für Ausbesserungen und die künftige Radverkehrsplanung nutzen kann.
Info Stadtradeln:
Das Klima-Bündnis veranstaltet seit 2008 jedes Jahr die Aktion STADTRADELN. Mit der Kampagne steht Kommunen eine bewährte, leicht umzusetzende Maßnahme zur Verfügung, um in der Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit für nachhaltige Mobilität aktiv(er) zu werden. Im Rahmen des Wettbewerbs treten Teams aus Kommunalpolitiker:innen, Schulklassen, Vereinen, Unternehmen und Bürger:innen für Radförderung, Klimaschutz und Lebensqualität in die Pedale. Im Zeitraum 1. Mai bis 30. September sollen an 21 aufeinanderfolgenden Tagen möglichst viele Kilometer beruflich und privat CO2-frei mit dem Rad zurückgelegt werden. Wann die drei Stadtradeln-Wochen stattfinden, ist jeder Kommune frei überlassen.
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Grünpflege ohne Motorenlärm
Die städtischen Servicebetriebe Neuwied (SBN) gehen neue Wege bei der Pflege von Grünflächen: Sie setzen nun sowohl auf energieeffiziente Elektrogeräte als auch auf „vierbeinige Gärtner“.
Drei Freischneider für Unkraut, drei Blasgeräte für Laub und ein Rasenmäher wurden jüngst in Neuwied in Dienst gestellt. Die Geräte sind besonders energieeffizient und klimafreundlich; sie arbeiten zudem leiser als die bisher eingesetzten benzinbetriebenen. „Wir möchten einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leisten und energieeffizientes Arbeiten in unserem Betrieb fördern“, erklärt Kai Poveleit von den SBN. Ein Teil der alten Geräte war ohnehin technisch überholt oder defekt; beim Austausch setzte man auf umweltfreundlicheren Ersatz.
Die Elektrogeräte erzeugen im Betrieb weniger Motorenlärm, sie verbrauchen keine Kraftstoffe. So wirkt sich ihr Einsatz positiv auf die Abgasbelastung durch weniger CO2-Emissionen aus. Und es fallen keine
zusätzlichen Kraftstoffkosten an.Nachhaltig eingekauft
„Unsere Kollegen freuen sich vor allem über den Tragekomfort der neuen Geräte. Zum einen sind sie leichter als die alten und zum anderen sorgen die ergonomischen Tragesysteme auf dem Rücken für völlige Bewegungsfreiheit und mehr Effizienz über den Arbeitstag“, berichtet Poveleit. Die Gurte könnten individuell nach Körpergröße und -gewicht eingestellt werden.
Insgesamt sieben Elektrogeräte, Akkus, Ladegeräte und Gurte wurden für eine Investitionssumme von knapp 19.000 Euro angeschafft. Bei der Auswahl sei wichtig gewesen, Leistung und Langlebigkeit der Geräte miteinander zu kombinieren. heißt es weiter in einer Mitteilung der Servicebetriebe. Die Anschaffung weiterer Elektrogeräte sei zum Jahresende geplant.
Die Artenvielfalt verbessern
Und wie kann man der Biodiversität helfen? Mit dem reinen Umgestalten von Wiesen- zu Blühflächen sei es nicht getan, erklärt SBN-Bereichsleiter Thomas Riehl: „Die Beschaffenheit des Bodens verändert sich nicht von einem auf den anderen Tag.“ Getestet würden daher verschiedene Techniken der Mahd, um zu schauen, wie sich der Boden entwickelt. Und neuerdings setzt man zudem auf Tiere statt Technik.
Eine Grünfläche im Ortsteil Oberbieber wird von Schafen einige Wochen lang beweidet. Festgelegt werden die Flächen von der Stadt: „Wir erhoffen uns, die Artenvielfalt zu verbessern und so mit einer weiteren Maßnahme dem Insektensterben entgegenzuwirken“, sagt Alena Linke vom Bauamt.
Langsam abfressen statt mähen
Was aber macht den Unterschied, wenn Schafe die Fläche pflegen? Die Vorteile benennt Bereichsleiter Riehl: „Die Schafe reduzieren den Pflanzenaufwuchs viel langsamer als Maschinen. So bleibt immer ein Teil des Vegetationsbestands stehen, auf den die Insekten ausweichen können.“ Nach der Testphase wird Bilanz gezogen.
Zunächst kommen fünf Tiere in einem umzäunten Bereich zum Einsatz. Die Gesamtfläche von rund 5500 Quadratmetern wird in einzelne Parzellen unterteilt, um die Ergebnisse besser auswerten zu können. Bewährt sich der Test, werden weitere Grünflächen hinzugenommen, kündigt die Stadt Neuwied an.
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Grün, grün, grün sind all unsre Kommunen
Jedes Jahr im Frühling explodiert die Natur, es grünt und blüht. Auch in Städten und Gemeinden wachsen wieder Blumen, Gras und Büsche. Zahlreiche Kommunen sorgen mit einer neuen Art der Bewirtschaftung oder gezielten Aktionen, die die Bürger mit einbinden, für mehr Vielfalt und Farbe in Stadtparks, auf Grünstreifen oder Wiesen. Damit tun sie etwas für Klima, Tierwelt und mehr Lebensqualität.
Hohes Gras statt Rasenmäher
Ob Koblenz, Worms oder Neuwied – viele Städte kommen deutlich grüner daher als in früheren Jahren. Statt sorgfältig gestutzter Rasenflächen wachsen mancherorts heute hohes Gras, Wildblumen und Kräuter.
Das Stadtbauamt und die Servicebetriebe Neuwied haben in den vergangenen Jahren viel für Biodiversität und Insektenschutz getan und für mehr Grün in der Stadt gesorgt: Die Mitarbeitenden pflanzten zahlreiche neue Bäume, Sträucher und Stauden. Im Schlosspark wurden auf zwei Experimentierflächen unterschiedliche Saatgutmischungen ausgesät, um herauszufinden, welche sich am besten entwickelt. Und auch die Bewirtschaftung von Grünflächen hat sich verändert: Gemäht wird teilweise nur noch einmal jährlich, insbesondere Blühstreifen bleiben stehen, um Insekten Lebensraum und Nahrungsquellen zu bieten.
Das findet in der Bevölkerung durchaus Zuspruch, Kritik gibt es aber auch: Unordentlich sähen die Grünflächen aus, finden manche Bürger. Doch zu einer naturnahen, insektenfreundlichen Bewirtschaftung und dem Erhalt der Biodiversität gehört „Wildwuchs“ einfach dazu. „Wir klären auf, was es mit den Blühwiesen auf sich hat, beispielsweise stellen wir in den nächsten Wochen an den entsprechenden Flächen Schilder auf, die mittels QR-Code weitere Infos liefern.“ Alena Linke, zuständig für Umweltplanung bei der Stadt Neuwied, hofft, damit Skeptiker vom Sinn der neuen Ansätze zu überzeugen.
Begrünte Wartehäuschen
Gemeinhin sind Buswartehäuschen kein Exempel für Stadtgrün. Anders sieht das an der Mainzer Bushaltestelle „Straßenbahnamt“ aus. Dort steht das erste Mainzer Buswartehäuschen mit begrüntem Dach. „Gründächer geben den Bewohnerinnen und Bewohnern ein Stück Natur zurück und leisten einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Umwelt und zum Erhalt der Biodiversität“, sagt Daniel Gahr, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Stadtwerke. Außerdem trügen sie zu einer besseren Luft mit geringerer Feinstaubbelastung. Und die Gründächer sorgen für einen weiteren angenehmen Effekt: In den darunterliegenden Wartehäuschen ist es an heißen Tagen kühler als in ihren kahlen Pendants. Neue Haltestellen sollen – sofern das am jeweiligen Standort sinnvoll ist – künftig nur noch mit begrünten Dächern entstehen. Ein ähnliches Programm gibt es auch in Trier.
Grün statt Schotter
Schottergärten geht es in zahlreichen Kommunen an den Kragen. Auch die Stadt Andernach möchte die Zahl der „Steinwüsten“ reduzieren. Denn nicht nur die Artenvielfalt leidet darunter, die Steine heizen im Sommer zudem extrem auf und geben die Hitze nachts ab. Andernach erlässt jedoch kein Verbot, will stattdessen Hausbesitzer aufklären und animieren, ihre Gärten grüner zu gestalten. Beispielsweise mit einer Aktion, bei der die Stadtverwaltung im März 2022 rund 2000 Stauden an interessierte Bewohner verschenkte, um Schotterflächen wieder zu begrünen. Außerdem hat die Stadt einen Mustervorgarten und einen Schottergarten angelegt und mittels Infotafeln und Temperaturmessung die Vorteile einer begrünten Fläche sichtbar gemacht.
Pflanzen nutzen einander
Aber nicht nur in den Städten, auch im ländlichen Bereich stehen Biodiversität, Insektenschutz und Maßnahmen gegen den Klimawandel auf der kommunalen Agenda. In Trechtingshausen lautet das Stichwort „Dynamischer Agroforst“. Was darunter zu verstehen ist, erklärt die Klimaschutzbeauftragte der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe, Sarah Wendel: „Bei dieser nachhaltigen Anbaumethode werden Pflanzen in hoher Vielfalt und Dichte eingebracht. Die Pflanzen sollen sich gegenseitig unterstützen, sowohl durch Stoffaustausch als auch die gegenseitige Abwehr von Krankheiten oder Schädlingen." Alles was an Biomasse anfällt, beispielsweise durch Beschnitt, verbleibt im Gelände. Durch die Bodenbedeckung werden Verdunstung und Erosion vermindert, Humusbildung und CO2 Speicherung steigen.
Begeistert zeigt sich Wendel auch davon, dass durch den neuen Garten „das Ortsbild aufgewertet wird: Er ist nützlich für Natur, Klima und die Bürgerinnen und Bürger. Denn letztendlich soll Klimaschutz auch den Menschen nutzen“.
Finanziert wird das Projekt über den Landkreis Mainz-Bingen mit dem Preisgeld aus dem Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“. Mit im Boot ist auch die Naturschutzorganisation Naturefund, die das Konzept des Dynamischen Agroforsts entwickelt hat.
Bäume für BürgerDie Kreisverwaltung Südwestpfalz hat vor zwei Jahren eine Aktion ins Leben gerufen, bei der sie jedes Jahr im Herbst Obstbäume an interessierte Bürgerinnen und Bürger der 84 Ortsgemeinden verschenkt. Die 100 Birnbäume, die 2021 eingeplant waren, waren so schnell weg, dass die Anzahl kurzerhand auf 200 verdoppelt wurde. Auch dieses Jahr verschenkt die Kreisverwaltung wieder Obstbäume – inklusive insektenfreundlicher Blühmischungen mit einheimischen Wild- und Kulturpflanzen.
„Mit dieser Aktion leisten wir direkt vor Ort einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz und binden die Bürgerinnen und Bürger aktiv mit ein“, erklärt Landrätin Susanne Ganster. Neben Privatpersonen haben auch Schulklassen und Pflegeeinrichtungen in den vergangenen Jahren fleißig Bäume gepflanzt und damit für mehr Grün in den Kommunen gesorgt. Die Reaktionen auf die Baumpflanzaktion sind laut Manfred Seibel, Klimaschutzbeauftragter im Kreis Südwestpfalz, durchweg positiv; und auch die Kosten halten sich mit rund 6.000 Euro für 200 Bäume inklusive Blühmischungen im Rahmen.
Paten als Betreuer
Eine „Suchaktion“ startet derweil der Kreis Neuwied: Dort suchen Beete Paten, die sich um die Flächen kümmern, sie bepflanzen, pflegen und gießen. Verfügbare Flächen werden mit einem „Beet sucht Pate“-Schild gekennzeichnet. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Baumscheiben, Verkehrsinseln oder Grünflächen innerhalb der Ortsgemeinden. Ist die Fläche an einen Paten vergeben, wird das „sucht“ durch mit einem „hat“ Aufkleber überklebt.
Viele Beete haben bereits Paten gefunden; die Aktion kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern gut an. „Die Flächen sind nicht groß, sodass die Paten nicht zu viel Arbeit haben. Aber wenn man durch die Gemeinden geht, fallen die gestalteten Beete richtig ins Auge“, freut sich Gabi Schäfer, zuständig für Klima- und Umweltschutz bei der Kreisverwaltung Neuwied. Und das zeige doch, „wieviel auch kleine Beiträge bringen – sowohl für die Verschönerung der Dörfer als auch für die Insekten“.
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Die Zukunft: klimaneutral
Bioenergiedorf Gimbweiler
Sonne und Holzhackschnitzel heizen die Wohnzimmer der Bürgerinnen und Bürger in Gimbweiler. Ein innovatives Nahwärmenetz macht es möglich.
Ganz Deutschland stöhnt unter dem Joch explodierender Energiepreise. Ganz Deutschland? Nein! Die Bürgerinnen und Bürger von Gimbweiler, einem rheinland-pfälzischen Dörfchen an der Grenze zum Saarland, können sich entspannt zurücklehnen. Zumindest diejenigen, deren Wohnhäuser am örtlichen Nahwärmeversorgungsnetz hängen. Denn das wird zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. Für die Gemeinde war die Inbetriebnahme des Leuchtturmprojekts im September 2021 ein mutiger Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit und Klimaschutz zugleich, auch wenn auf dem Weg nicht immer alles glatt lief.
Weltweites Interesse
Martin Samson ist sicht- und hörbar stolz auf das, was in seiner Ortsgemeinde in den vergangenen sieben Jahren geleistet wurde. Mittlerweile ist er „Bürgermeister a. D.“, aber als einer der maßgeblichen Initiatoren und Förderer des Projekts „Bio-Solarenergie-Nahwärmeversorgung Gimbweiler“ führt er heute immer noch gerne interessierte Fachleute von Nah und Fern über den eigens geschaffenen „Gimbweiler Energieweg“, um ihnen die Schritte zur kompletten ökologischen Nahwärmeversorgung vor Ort anschaulich zu erklären. Und das Interesse ist gerade in diesen Zeiten enorm. Aus Berlin reisten Bundespolitiker an, regionale, überregionale und europäische Nachbarn waren dort. Sogar kommunale Vertreter aus Afrika zeigten sich beim Rundweg zu einzelnen Stationen beeindruckt.
Dabei hatte sich Gimbweiler, Teil der Masterplankommune Verbandsgemeinde Birkenfeld, bereits zur Jahrtausendwende mit der energetischen Sanierung des lokalen Vereinsheims auf den Weg zu seiner ganz eigenen Energiewende gemacht. Seit 2010 kamen unter anderem vier Windkraftanlagen mit zehn Megawatt und eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 1,3 Megawatt auf Gemeindeflächen hinzu. Zudem hat die Gemeinde frühzeitig seine gesamte Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt.
Innovatives Konzept
Den Grundstein für den nächsten Schritt in der kommunalen Energiewende legten die Gimbweiler dann 2015. Ein „Energieteam“ um Martin Samson hatte sich das Ziel gesetzt, ein Bioenergiedorf zu gestalten, das seine Heizenergie für Raumwärme und Warmwasser komplett aus „Erneuerbaren“ bezieht. Mit fachlicher Unterstützung des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) am Umwelt-Campus der Hochschule Birkenfeld entwickelte die Gemeinde ein innovatives Konzept für eine bioenergetische Nahwärmeversorgung mit einer solarthermischen Freiflächenanlage und einer zugehörigen Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromversorgung der Heizzentrale. Als die Verbandsgemeinde Birkenfeld im Juli 2016 vom Bundesumweltministerium (BMUB) im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative in die Reihe der bundesweit 41 Masterplan-Kommunen aufgenommen wurde, war auch die Finanzierung über einen Förderzeitraum von vier Jahren gesichert.
Die Bewerbung beim zuständigen Bundesumweltamt war erfolgreich: Rund 3,7 Millionen Euro aus der nationalen Klimaschutzinitiative sowie weitere Fördermittel aus dem Förderprogramm ZEIS (Zukunftsfähige Energieinfrastruktur) der Landes Rheinland-Pfalz sowie von der KfW wurden für die Projektumsetzung bereitgestellt. Die Nahwärmeversorgung Birkenfeld GmbH (NVB) gewann die Ausschreibung zur Realisierung des Vorhabens. Gesellschafter sind bis heute die Verbandsgemeinde Birkenfeld und die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe mbH (EDG), die als Generalunternehmerin Netz und Anlagen gebaut hat und heute den laufenden Betrieb managt.
Wertschöpfung bleibt in der Region
Nachdem die Förderbescheide ergangen und die Verträge mit potenziellen Abnehmern der Nahwärme geschlossen waren, fiel 2019 der Startschuss für den Bau des vier Kilometer langen Nahwärmenetzes inklusive der Heizzentrale und Solarenergieanlage, wodurch im Endausbau rund 100 Haushalte versorgt werden. Herzstück des Netzes ist die Heizzentrale, die mit zwei Holzhackschnitzelkesseln und einer solarthermischen Freiflächenanlage eine nahezu 100-prozentige Wärmeerzeugung sicherstellt. „Die Holzhackschnitzel kommen aus der unmittelbaren Umgebung“, erklärt Inga Klawitter, Klimaschutzmanagerin der Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld. Die Wertschöpfung bleibe in der Region. Der in der Produktion notwendige Strom werde zum größten Teil von einer Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher gedeckt. Ein Zusatznutzen am Rande: „Hier gibt es auch einen Ladeanschluss für das Bürgerauto Gimbi-E der Ortsgemeinde“, so Klawitter.
Die CO2-Bilanz nach dem ersten Betriebsjahr von April 2020 bis März 2021 übertraf bereits alle Erwartungen. „Die klimarelevanten Treibhausgabe wurden nahezu auf null reduziert“, unterstreicht Christoph Zeis, Geschäftsführer des Netzbetreibers EDG den Projekterfolg. „Die Bürgerinnen und Bürger profitieren von stabilen Wärmepreisen und haben dauerhaft preiswerte Heizkosten, die gegenüber einer unplanbaren CO2-Abgabe resilient sind.“ Die Bio-Nahwärmeversorgung Gimbweiler sei beliebig übertragbar „insbesondere in den ländlichen Raum, in dem es gilt, erneuerbare Energien zur klimaneutralen Wärmeversorgung zu etablieren, um die schwerpunktmäßig auf Heizöl basierenden Heizsysteme zu dekarbonisieren.“ Für diesen bahnbrechenden Ansatz wurde das Projekt 2021 zum Energy Efficiency Award der Deutschen Energie Agentur nominiert.
Bürgerdialog ist ein Erfolgsfaktor
Und was halten die Gimbweiler von ihrem Wärmenetz? Die angeschlossenen Haushalte seien zufrieden, sagt Frank Kley, der als Mitglied im Gemeinderat und Förderer des Projekts stets die Hand am Puls der Menschen im Ort hat. Wenngleich das nicht immer so war. „Anfangs gab es auch große Skepsis gegenüber den Plänen“, erinnert sich Kley. „Gewohnte Bahnen zu verlassen, braucht viel Überzeugungsarbeit. Gerade hier in der ländlichen Region.“ Vor allem die wirtschaftlichen Vorteile der Nahwärmeversorgung standen dabei im Fokus, weniger die ökologischen. „Wer sich zu so einem umfangreichen Vorhaben aufmacht, muss die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig mit ins Boot holen“, bilanziert Kley.
Information und Kommunikation waren damals wie heute Martin Samson wie auf den Leib geschneidert. „Das war eine aufregende und oft auch anstrengende Zeit, in der viele Hürden überwunden werden mussten“, sagt er rückblickend. Aber es habe sich gelohnt: „Wir haben eines der fortschrittlichsten Projekte in Rheinland-Pfalz entwickelt, und die Menschen in Gimbweiler profitieren von unseren Investitionen. Vor allem in Zeiten von steigenden Öl- und Gaspreisen“, sagt der damalige Bürgermeister, führt eine weitere Besuchergruppe über den „Energieweg Gimbweiler“ und denkt vielleicht schon an den nächsten Schritt auf dem Weg der Energiewende.
Kontakt: Inga Klawitter, Klimaschutzmanagerin, Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld,
Schneewiesenstraße 21, 55765 Birkenfeld, Telefon +49 6782 990 192, E-Mail: i.klawitter(at)vgv-birkenfeld.de
Masterplan fördert Vorbildfunktion
Die Verbandsgemeinde Birkenfeld gehört seit dem 01.07.2016 zu den bundesweit 41 Masterplan-Kommunen. Diese werden vom Bundesumweltministerium (BMVU) im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative über vier Jahre gefördert. Im Gegenzug verpflichten sich diese Kommunen dazu, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und den Endenergieverbrauch bis 2050 um 50 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
Die teilnehmenden Kommunen sollen hierbei eine Vorbildfunktion im Klimaschutz übernehmen, damit der Beschluss des europäischen Rats, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren, umgesetzt werden kann. In Rheinland-Pfalz gehören seit 2016 neben der Verbandsgemeinde Birkenfeld auch die Städte Mainz und Kaiserslautern, die Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen sowie der Kreis Cochem-Zell den Masterplan-Kommunen.
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Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Der Klimawandel betrifft uns alle – auch auf kommunaler Ebene passiert immer mehr, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und um Städte und Kommunen vor den Folgen zu schützen. Viele Kommunen haben schon vor Jahren umfassende Vorkehrungen getroffen, die Vorbildcharakter haben. So auch die südwestpfälzische Stadt Pirmasens, die im Rahmen eines Klimaanpassungskonzeptes ihr Entwässerungssystem an den Klimawandel und dessen Folgen angepasst hat und dabei neue Wege ging.
Bereits im Jahr 2010 hat Pirmasens ein erstes Klimaanpassungskonzept auf den Weg gebracht. Ziel war es, Überflutungen durch Starkregen vorzubeugen und damit Schäden an Gewässerläufen, Feld- und Waldwegen sowie Flora und Fauna zu vermeiden.
Konzept ausgezeichnet
Zunächst mussten die besonders von Überflutungen gefährdeten Gebiete definiert werden. Das Team aus Mitarbeitenden des städtischen Tiefbauamtes, der Stadtplanung, des Brand- und Katastrophenschutzes sowie Landesforsten Rheinland-Pfalz konnte sie mit Hilfe eines speziellen Computerprogramms ausmachen, das verschiedene Extremniederschlagssituationen simulierte und so Schwachstellen im eigenen System aufzeigte. Gemeinsam mit zahlreichen lokalen Akteuren konnten die Verantwortlichen so Gegenmaßnahmen entwickeln und umsetzen.
Dabei legten die Pirmasenser Wert auf naturnahe Lösungen. Wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist ein abgestufter Holzkastenverbau, ähnlich traditionellen Gebirgsbachabsicherungen in den Alpen. Bei diesem Prinzip sind mehrere doppelwandige Holzkastensperren hintereinander angebracht, über die das Oberflächenwasser abgeleitet wird und dann in einem flachen Geländeabschnitt versickern kann. Im Vergleich zu anderen Methoden ist diese Art der Ableitung sehr naturnah, ressourcenschonend, langlebig und kostengünstig. Das Konzept überzeugte auch die Jury eines Bundeswettbewerbs, die die Stadt 2017 als „Klimaaktive Kommune“ auszeichnete.
Situation verschärft
Aber damit war nicht Schluss: Pirmasens beschäftigt sich auch aktuell intensiv mit dem Thema. „Die Situation hat sich durch den Klimawandel immer mehr verschärft. Die Gewitter im Stadtgebiet wurden häufiger. Die Unwetter sind zwar meist örtlich eng begrenzt, aber gerade im Sommer oft so heftig, dass die örtliche Kanalisation überlastet wird“, berichtet der Pirmasenser Bürgermeister Michael Maas.
Von Juni bis August herrscht eine Extremniederschlagssituation, zugleich ist es wochenlang sehr trocken. Dadurch dörrt der Untergrund aus und ist extrem hart. Bei sehr starkem Regen kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen und es fließt dann auch in unversiegelten Bereichen – ähnlich wie auf Straßenflächen – ungebremst ist Tal.
Fortschreibung des Klimaanpassungskonzepts
Die Zunahme der Extremwettersituationen, aber auch die guten Erfahrungen mit dem Klimaschutzkonzept und die positiven Auswirkungen der umgesetzten Maßnahmen bestärkten die Stadt darin, das Klimaanpassungskonzept fortzuschreiben und auf die Vororte auszudehnen. Bis Ende Sommer 2022 soll das Konzept stehen. Sehr wichtig ist der Stadtverwaltung dabei, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren, aufzuklären und zu sensibilisieren.
Ein wichtiges Thema ist dabei der Schutz von Gebäuden. „Die Kanalisation wird nach den geltenden technischen und gesetzlichen Vorgaben auf ein fünfjähriges Ereignis dimensioniert. Also so, dass einmal in fünf Jahren Wasser überstaut und aus dem Kanalschacht auf die Straße austritt“, erklärt Maas. Das Wasser schießt in einem solchen Fall aus den Gullydeckeln heraus und auf der Straße in Richtung Tallage. Im Ortsbezirk Windsberg kam ein solches Fünfjahresereignis in den vergangenen fünf Jahren aber schon drei Mal vor – der Klimawandel macht sich bemerkbar. Die Problematik wurde dadurch verschärft, dass es zunächst sehr stark hagelte. Die Eisklumpen verstopften die Abläufe, sodass der folgende, extrem heftige Regen nicht abfließen konnte und Straßen unterspülte.
Neue Gräben
Wenn die Hausanschlüsse und Abläufe der Gebäude unterhalb der Rückstauebene – also der Straßenoberkante – nicht gegen Rückstau gesichert sind, können dann die Keller volllaufen. Wichtig ist der Stadt deshalb, die Menschen vor Ort mit ins Boot zu holen und zu beraten, damit sie ihre Häuser, beispielsweise durch Rückstauklappen oder Hebeanlagen, vor Überflutungen schützen.
„In Windsberg wird aktuell noch mehr getan, um vorzubeugen. Beispielsweise sind neue Entwässerungsgräben außerhalb des Ortes geplant, um das Wasser vom Ort weg zu führen. Innerhalb des Ortes müssen wir auch baulich ran, etwa durch den Bau einer Notentlastung an der Kanalisation“, zählt Bürgermeister Maas die Gegenmaßnahmen auf. „Außerdem tauschen wir uns auch mit Ortskundigen aus, zum Beispiel Landwirten oder langjährigen Anwohnern. Die kennen ihr Umfeld sehr gut und können über Veränderungen in Wald und Flur berichten. Diese Hinweise können uns helfen, etwa bei der Ausrichtung von Entwässerungsgräben.“
Bürger wirken mit
Auch im Vorort Niedersimten, das durch seine Lage in einem Talkessel besonders gefährdet ist, ist ein Eingreifen nötig. Dort existieren bereits Regenrückhaltebecken und kleinere Rückhaldemulden im umliegenden Wald. Nun sollen zusätzliche Erdmulden und ausgebaggerte Löcher Abhilfe schaffen. Außerdem wurden die Anlieger des Baches dazu angehalten, den Bachlauf frei zu halten und im Uferbereich kein Material wie beispielsweise Brennholz zu lagern. „Denn alles, was in Bachnähe gebaut oder aufgeschichtet ist, kann bei Starkregen wie ein Stauwehr wirken und zu Überflutungen führen“, erklärt Maas. „Uns liegt viel daran, die Bürgerinnen und Bürger aufzuklären und zu sensibilisieren, sodass sie von sich aus mitwirken und keine strengeren Maßnahmen unsererseits notwendig werden“.
Pirmasens scheint gut gerüstet. Auch für ein Jahrhundertereignis.
Info: Hochwasser- und Starkregenvorsorge in Rheinland-Pfalz
Zur kommunalen Hochwasser- und Starkregenvorsorge fördert das Land Rheinland-Pfalz die Aufstellung umfassender örtlicher Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte mit bis zu 90 Prozent der Kosten. Das Kompetenzzentrum für Hochwasservorsorge und -risikomanagement (KHH) sowie das Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) beraten und unterstützen Kommunen bei der Erstellung solcher Konzepte.
Kontakt: Stadtverwaltung Pirmasens, Maximilian Zwick, Leiter Pressestelle, Tel.: +49(0)6331 / 84-2222, E-Mail: presse(at)pirmasens.de.
Info Pirmasens:
Die rund 40.000 Einwohner zählende Stadt Pirmasens liegt am südwestlichen Rand des Pfälzerwalds. Im Zeitraum von 2005 bis 2015 hat die Kommune mehr als 20 Millionen Euro in die Regenwasserbewirtschaftung und die Hochwasservorsorge investiert.
Weitere knapp 20 Millionen Euro wurden in die Sanierung und Erneuerung der insgesamt 271 Kilometer umfassenden Kanalisation investiert. -
Kaltblüter ersetzen schwere Maschinen im Forst
Es war seine erste eigene Erfahrung mit Pferden im Wald, berichtet Johannes Rottländer – und eine durchaus positive. Zuvor hatte der Forstinspektor dem Einsatz von Rückepferden nur im Forstamt Donnersberg einmal zuschauen können. Jetzt, im Freinsheimer Ganerbenwald, haben zwei so ausgebildete Tiere ganze Arbeit geleistet. Rottländer ist „davon durchaus angetan“, wie er sagt.
In jenem Teil des Stadtwaldes von Freinsheim stehen Eichen, für deren Anpflanzung vor rund 50 Jahren offenbar viel Geld in die Hand genommen und Sachverstand genutzt wurde. Das hat sich gelohnt, denn heute sind viele der Stämme auf dem Weg zu edlem Wertholz. Um diese Entwicklung zu fördern, definieren die Förster sogenannte „Zukunftsbäume“, denen sie mehr Luft und Licht verschaffen, indem sogenannte „Bedränger“ gefällt werden.
Denn die „Zukunftsbäume“ sollen für ihre Kronen mehr Raum erhalten. „Die Krone eines Baumes ist sein Wachstumsmotor“, erläutert Rottländer. Kann sie sich weiter ausbreiten, legt der wertvolle Stamm – möglichst astfrei – schneller an Dimension zu. Je Zukunftsbaum würden maximal zwei bis drei zu nahe stehende „Bedränger“ entfernt.Lex und Odin ziehen die Stämme
Und mit diesem Einschlag kommen die Pferde ins Spiel. Im Wald der Stadt Freinsheim sind es zwei Kaltblüter des Westerwälder Spezialisten Stefan Golz, „Lex“ und „Odin“ gerufen. Sie können dort Stämme aus dem Wald ziehen, wo schweres Gerät schlecht hinkommt oder der Waldboden nicht durch ihren Einsatz geschädigt werden soll.
„Bei der Waldbewirtschaftung wird der Boden hinsichtlich des Klimawandels und des Artensterbens immer wichtiger: Für den Klimaschutz als CO2-Senke, für den Wasserrückhalt, für die Versorgung mit sauberem Wasser und für den Schutz der Artenvielfalt“, hat Landesumweltministerin Katrin Eder jüngst bei einem Fachworkshop zum Thema Holzrücken festgestellt. Gesunde Böden seien zudem „Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit der Wälder an die Auswirkungen der Erderhitzung. Sie sind das Fundament des Waldes. Deshalb müssen wir alles daransetzen, sie noch mehr zu schützen und ihre Funktionen zu erhalten.“
Topographie, Zuwegung und Lasten
An geeigneten Einsatzorten werden deshalb vermehrt Pferde eingesetzt. Dabei gibt es Johannes Rottländer zufolge einige Kriterien zu beachten: den Abstand zu den Zuwegungsschneisen, das Gefälle im Gelände und nicht zuletzt Größe und Gewicht der herauszuholenden Stämme. „Der Acht-Tonnen-Seilwinde ist die Last egal, aber eben nicht für die Pferde“, sagt der Revierförster. Beim Freinsheimer Einsatzgebiet sei es um ein Brennholz-Sortiment gegangen – für die Tiere unproblematisch zu bewältigen.
„Natürlich sind wir stolz auf unseren Waldbestand“, sagt der Freinsheimer Bürgermeister Matthias Weber, der zu jung ist, um sich an die damalige Pflanzaktion selbst erinnern zu können. Aber vertraut sind ihm die Anstrengungen der Gemeinde aus den 1980-er Jahren um eine nachhaltige Forstwirtschaft. Und er ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir heute sagen können: "Die haben damals etwas wirklich Gutes gemacht!" -
Anlieger atmen auf: Strom statt Diesel
Die Stadt Andernach unternimmt einen zweiten Anlauf. Nachdem bereits einmal der Plan gescheitert war, die Landungsbrücken am Rhein mit Strom-Verteilern auszustatten, hat nun die Verwaltung die Haushaltskontrolleure von der Wirtschaftlichkeit der Investition überzeugen können und ein Stadtratsbeschluss ebnete den Weg für eine konkrete Planung. Herauskommen soll eine Anlage, die mit dem Vorbild der Stadt Koblenz vergleichbar sein wird. Profiteure werden ufernah wohnende Menschen und dort angesiedelte Gastronomiebetriebe sein – und vor allem die Umwelt.
Denn der Ausstoß von Treibhausgasen ist auch während der Liegezeiten von Schiffen erheblich. Ob Gütertransport oder „Weiße Flotte“: Sie alle benötigen für den Betrieb der Technik an Bord ständig Energie – und ohne Stromanschluss bleibt nur das weiterlaufenlassen von Dieselaggregaten. Die Stadt Koblenz hat deshalb bereits vor Jahren, zur Bundesgartenschau 2011, in die Stromversorgung am Peter-Altmeier-Ufer investiert; im vergangenen Jahr wurden die Anlagen umfassend modernisiert und erweitert, von Bund und Land mit 80 Prozent Fördersumme bezuschusst.
„Die Schifffahrt ist für den Tourismus und den Gütertransport in Rheinland-Pfalz von zentraler Bedeutung. Mit dem Einstieg in die Landstromförderung in Koblenz machen wir die Schifffahrt attraktiver und die Luft an den Anlegestellen sauberer“, erklärte der damalige Landesverkehrsminister Volker Wissing den Förderbescheid. Man setze auf „eine emissionsarme und klimaschonende Energieversorgung der Schiffe“ und stärken damit den Tourismus- und Wirtschafstandort Rheinland-Pfalz.
291.233 Euro für Koblenz war dies der Landesregierung im vergangenen Jahr wert, 873.698 Euro kamen vom Bund aus dem „Energie- und Klimafonds zur Planung und zum Bau von Landstromanlagen“. Mit bis zu 1.600 Schiffsanläufen jährlich allein am Moselufer gilt Koblenz laut Landeswirtschaftsministerium als zentrale Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe in Rheinland-Pfalz. Für alle diese Schiffe ist an den Koblenzer Liegeplätzen die Nutzung der Stromanschlüsse verpflichtend – so werden pro Jahr in der Koblenzer Altstadt der Ausstoß von fast 900 Tonnen CO2 vermieden. Weniger Lärm- und Abgasbelastung für die Menschen am Ufer kommen dazu.
Dem Koblenzer Beispiel folgen inzwischen weitere Strom-Anlieger. So steht eine Planung für den Mainzer Hafen an, ist aber noch nicht so weit fortgeschritten wie die Planung der Andernacher. Dort rechnet man mit rund 3 Millionen Euro Investitionssumme, wenn man dem Koblenzer Muster folgt. Genaue Zahlen kann erst die derzeit laufende Arbeit eines Fachbüros liefern – und die werden dann auch Grundlage sein für die Förderung von Bund und Land.
Daten der Koblenzer Anlage:
- 2 unterirdische Trafostationen mit einer Gesamtleistung 5000 kVA
- Versorgung von 8 Schiffen mit je 800 Ampere (pro Schiff zwei Powerlockanschlüsse à 400 Ampere), sechs davon mit Anschlussverpflichtung
- 2 Plätze gehören dem Bund, werden vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) verantwortet und aktuell von Frachtschiffen genutzt. Hier arbeitet Koblenz-Touristik als Betreiber an einer Anschlussverpflichtung; bislang ist der Anschluss hier für die Frachtschiffe nur fakultativ, es entscheidet letztlich die Bundesbehörde.
- Über die konkreten Emissionseinsparungen informiert die Grafik oben. Die Einsparungen basieren auf der 2019 über die Anlage an Hotelschiffe gelieferten Strommenge. Die Einsparung dürfte künftig höher ausfallen.
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Klimaschutz vor der eigenen Haustür
Volkshochschulkurse in vielen Kommunen regen zum Mitmachen an
Wir müssen handeln! So lautet der dringliche Appell des IPCC (Weltklimarat) der Vereinten Nationen zum aktuellen Weltklimabericht 2022. Denn die Situation ist noch dramatischer als bisher angenommen.
Am Klimawandel kommt keiner von uns vorbei. Immer mehr Menschen wollen aber etwas dagegen unternehmen und sich persönlich engagieren. Was wir selbst vor unserer eigenen Haustür gegen den Klimawandel und für den Schutz von Klima und Umwelt tun können, das möchte die Kursreihe „klimafit“ engagierten Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen. Die Veranstaltungsreihe wird im Frühjahr an zahlreichen Volkshochschulen in ganz Deutschland in Kooperation mit der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) und dem Helmholtz Verbund für regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM) angeboten.
So auch an der Volkshochschule in Speyer. Die Speyerer Klimaschutzmanagerin Katrin Berlinghoff erzählt im Interview, was die Teilnehmenden erwartet und was sich die Veranstalter und die Stadt Speyer vom Kurs erhoffen.
Welchen Ansatz verfolgt der Kurs „klimafit“?
Katrin Berlinghoff: Wir möchten über dieses Angebot die breite Bevölkerung ansprechen und die Teilnehmenden dann als Multiplikatoren für den Klimaschutz gewinnen. Ganz wichtig ist uns, dass der Kurs einen sehr starken Praxisbezug bietet. Also weg von der reinen Theorie – die natürlich auch thematisiert wird – aber vor allem geht es um die Frage: Was geht im Klimaschutz auf lokaler Ebene, in meiner Stadt?
Was erwartet Interessenten, die sich für den Kurs anmelden möchten?
Katrin Berlinghoff: „Was kann ich selbst tun, um meiner Stadt beim Klimaschutz zu helfen?“ Das ist die Frage, die im Mittelpunkt steht und die in diesem Kurs beantwortet wird. Die Teilnehmenden erfahren in den sechs Terminen mehr über die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf Kommunen. Auch der persönliche Bezug wird direkt mit einer kleinen Aufgabe hergestellt: Jeder sucht sich eine von 15 Klimaschutzmaßnahmen aus und findet mit Hilfe eines speziellen Programms auf der „klimafit challenge“-Internetseite heraus, wieviel CO2 damit eingespart wird. Beispielsweise können die Teilnehmenden ermitteln, was es bringt, wenn man vier Wochen kein Fleisch konsumiert. Der direkte Austausch mit Experten steht ebenso auf dem Programm wie Tipps zu Energie, Mobilität und Ernährung. Und es stellen sich lokale und regionale Initiativen im Klimaschutzbereich vor.
Klimaschutz ist ja in aller Munde. Wie groß ist das Interesse an diesem Kurs? Und wer wird angesprochen?
Katrin Berlinghoff: Einige wenige Plätze sind noch frei, aber das Interesse ist sehr groß. Das zeigt, dass sich immer mehr Menschen auch persönlich engagieren und mehr über kommunalen Klimaschutz wissen möchten. Wir möchten mit dem Kurs die gesamte Bandbreite der Bevölkerung ansprechen, ob junge oder ältere Menschen, alle sind willkommen. Eine möglichst breite und diverse Gruppe ist optimal, um die Bevölkerung in ihrer Diversität abzubilden und abzuholen.
Wie können sich die Teilnehmenden konkret in den Klimaschutz mit einbringen, wo werden Brücken zum kommunalen Klimaschutz gebaut?
Katrin Berlinghoff: Ein Hauptziel ist die Vernetzung. Es senkt meiner Erfahrung nach die Hemmschwelle, jemanden anzusprechen, wenn man ihn oder sie bereits persönlich kennengelernt hat. Und auch ich als Klimaschutzmanagerin bin bei allen sechs Terminen mit dabei. Ich sehe darin eine große Chance. Denn so habe ich die Möglichkeit Ehrenamt, Hauptamt und weitere Gruppen besser miteinander zu vernetzen und Kontakte herzustellen. Wenn beispielsweise ein Teilnehmender sich gerne im Bereich Energie mit einbringen möchte, dann kann ich, sobald bei mir Energiethemen aufkommen, die eine Beteiligung möglich machen, diese Person ansprechen und eine Mitarbeit vermitteln.
Welche Effekte erwarten Sie als Klimaschutzmanagerin von diesem Kurs?
Katrin Berlinghoff: Ich erhoffe mir, dass die Bürgerinnen und Bürger ein größeres Verständnis für Klimaschutz-Maßnahmen entwickeln und dieses auch weitertragen, mit Mitmenschen darüber sprechen, dass sich Freude für neue Entwicklungen ergibt und das Thema immer breitere Kreise zieht. Denn mein Eindruck ist, dass fast alle Menschen Klimaschutz befürworten und Handeln fordern. Aber Veränderungen sind auch oft mit Ängsten verknüpft. Das zeigt sich häufig, wenn ganze konkrete Maßnahmen vor der eigenen Haustür umgesetzt werden. Dann entsteht zum Beispiel eine Gegenwehr, wenn der öffentliche Parkplatz wegfällt, weil dort eine Grünfläche oder Fahrradwege geschaffen werden. Die Sorge ist etwa: ‚Dann finde ich keinen Parkplatz mehr‘. Und tatsächlich muss man vielleicht 200 Meter laufen. Es könnte aber genauso der Gedanke kommen: ‚Okay, im Alltag bewege ich mich sowieso zu wenig, dieser kurze Fußweg tut mir ja eigentlich gut‘. Veränderungen haben auch viel Positives. So wie wir uns zum Beispiel ans Auto gewöhnt haben, können wir uns sicher an die Vorteile von weniger Autos gewöhnen und weniger Lärm und mehr Platz auf Straßen für andere Nutzungen genießen. Wir möchten, auch mit dem Kurs, ein Bewusstsein schaffen, Ängste nehmen und erreichen, dass die Menschen offener sind für Neues und statt Skepsis die Motivation und Freude daran überwiegt.
Wie passt dieses Angebot zu den Klimaschutzaktivitäten der Stadt Speyer?
Katrin Berlinghoff: Vom Ansatz und Zeitpunkt her passt der Kurs sehr gut, da wir in Speyer gerade unser Klimaschutzkonzept überarbeiten. Und dazu brauchen wir die Bürgerinnen und Bürger ganz dringend. Wir möchten kein Expertengremium, das zwar tolle Ideen entwickelt, die dann aber nicht umsetzbar sind, weil sie von den Menschen nicht angenommen werden. Wir möchten die Speyerinnen und Speyrer direkt mit einbinden und Akzeptanz schaffen.
Und mit dem Kurs haben wir die Möglichkeit, unmittelbares Feedback zu erhalten und wir sehen, wo noch Hürden sind, die es zu überwinden gilt. Wir möchten also mit dieser Art von Bildungsarbeit die Menschen einbinden, um das bestmögliche Ergebnis fürs Klima, Speyer und natürlich die Bürger zu erzielen.Ihr Fazit lautet…
Katrin Berlinghoff: Die explodierenden Energiepreise sind greifbar, sie sind akut, begegnen uns allen täglich und werden deshalb sehr intensiv wahrgenommen. Die globale Klimakrise an sich ist aber oft nicht greifbar und dann wird die Dringlichkeit weniger wahrgenommen. Der Kurs bietet eine tolle Chance, das Thema auf den Tisch zu bringen und die Bürgerschaft verstärkt in die Prozesse einzubinden. Nur so kann es gelingen, ein besseres Bewusstsein für Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen, die von einer möglichst breiten Bevölkerung nicht nur mitgetragen, sondern vorangetrieben werden.
Kontakt:
Katrin Berlinghoff, Klimaschutzmanagerin Stadt Speyer,
Tel.: 06232 14-2596, E-Mail: katrin.berlinghoff@stadt-speyer.deInfo VHS Speyer
Die Volkshochschule der Stadt Speyer zählt laut eigener Homepage „zu den sieben größeren Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz. Mit ihrem Weiterbildungsangebot von jährlich über 500 langfristigen Kursen, 80 Vorträgen und 25 Studienreisen erreicht sie mehr als 10.000 Teilnehmende pro Jahr.“ -
Den Solarcheck gibt es gratis
In Bad Dürkheim sollen bis 2035 alle geeigneten Dächer Sonnenenergie einfangen
Die Stadt Bad Dürkheim macht es ihren Bürgerinnen und Bürgern so einfach wie möglich. Jedenfalls wenn es um die Nutzung von Sonnenenergie geht. Als Teil ihrer „Solarstrategie“ bietet Bad Dürkheim über eine Kataster-Nutzung hinausgehend Vor-Ort-Begutachtungen an, ob sich ein Dach für Photovoltaik oder Solarthermie eignet. Die Kosten für diese Expertise trägt die Gemeinde; Interessenten müssen lediglich einen Termin vereinbaren.
Ambitionierte Ziele hat sich die Stadt an der Haardt gesteckt: Bis 2040 will man im Stromsektor bilanziell klimaneutral sein, bis 2035 sollen alle geeigneten Dachflächen in der Stadt mit Sonnenkollektoren belegt sein. Als Vorbild will die Kommune vorangehen, berichtet Jennifer May vom städtischen Klimaschutzmanagement: Die eigenen Liegenschaften seien auf ihre Eignung hin überprüft; konkrete Planungen zur Reihenfolge bei der Umsetzung derzeit in der Mache: Die lukrativsten Flächen sollen zuerst belegt werden. Denn natürlich könne Bad Dürkheim nicht alle infrage kommenden Dächer auf einen Schlag für die Nutzung von Sonnenenergie ausrüsten.
Um Bürgerschaft und Gewerbetreibende zu ermutigen, wurde ein Solarportal erstellt, das alle notwendigen Informationen zur Planung, zum Bau und zur Wartung einer Solaranlage vereint. Die benutzerfreundliche Plattform informiert grundlegend über die solare Eignung möglicher Dächer – perspektivisch auch der Fassaden – und ermöglicht eine erste überschlägige Wirtschaftlichkeitsberechnung, basierend auf dem Solarkataster Rheinland-Pfalz. Förderprogramme, Finanzierungs- und Kooperationsmodelle, Erfolgsbeispiele sowie der Verweis auf lokale Beratungsangebote ergänzen das Angebot.
Von Erfahrungen profitieren
Von der ersten Idee bis zur fertigen Anlage soll das Solarportal durchgängig als Beratungsinstrument dienen. Dazu zählen ergänzend Informationen rund um Stromspeicher in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen und die Nutzungsmöglichkeiten von Solarstrom für E-Mobilität.
„Solarbotschafter:innen“ berichten zudem von eigenen Erfahrungen mit Photovoltaik und/oder Stromspeichern. Interessierte können auf diese Weise vom Wissen anderer profitieren.Große Nachfrage
Offenbar wirkt dieses Bündel aus Hilfsangeboten. Mehr als 200 Interessensbekundungen für einen Besuch durch den Berater vor Ort sind seit Start des Projekts vor wenigen Monaten bereits eingegangen. Sie alle sollen, sowie weitere Nachfragende in Zukunft auch, Besuch erhalten von Energieberatern der Ingenieur- und Gutachtergesellschaft Christian Persohn mbH, die in städtischem Auftrag das Potenzial des Gebäudes unter die Lupe nehmen. „Solarcheck“ heißt dieses Angebot. Zu den Prüfkriterien des Beraters zählen unter anderem Dachtyp, -zustand und -neigung, mögliche Verschattung sowie Art der vorhandenen Heizungsanlage und Anschlussmöglichkeiten.
Nach dem Vor-Ort-Termin, der auch andere Fragen einer nachhaltigen Energienutzung umfassen kann, bekommen die potenziellen Solarenergie-Nutzer ein Beratungsprotokoll mit Empfehlungen – sowohl zu technischen, als auch wirtschaftlichen Fragen. Es soll als Basis für das weitere Vorgehen dienen.Vorreiter und Vorbild
„Als Kommune möchten wir unseren Teil zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels beitragen – und dazu brauchen wir natürlich auch das Engagement der Bürger:innen“, erläutern die beiden Klimaschutzmanagerinnen der Stadt. „Photovoltaik ist dabei die beste Möglichkeit, schnell die Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig eine wirtschaftliche und unabhängige Stromversorgung zu ermöglichen.“
Die Bad Dürkheimer Solarstrategie fußt auf einem umfassenden Klimaschutzkonzept, das der Stadtrat im Oktober 2019 verabschiedet hat. Darin wird eine Vorreiter-Rolle der Gemeinde so definiert: „Bad Dürkheim setzt Impulse für eine klimafreundlichere Gegenwart und Zukunft – nach innen und nach außen. Über ihre hoheitlichen Aufgaben hinaus wirkt die Stadt als Klima-Botschafter und Diplomat in die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen. Sie fördert als Aktivator, Motivator, Innovator und Infrastrukturgestalter proaktiv den Klimaschutz.“
Auskunft zur Solarstrategie geben die Klimaschutzmanagerinnen der Stadt Bad Dürkheim, Anja Balthasar (Tel.: 06322 – 935-2132, anja.balthasar@bad-duerkheim.de) und Jennifer May (Tel.: 06322 – 935-2133, jennifer.may@bad-duerkheim.de)
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Pfiffige Azubis sorgen für besseres Klima in ihren Kommunen
Projekt bildet Nachwuchskräfte in Kommunalverwaltungen zu Klimascouts aus
Ob in der Fußgängerzone, vor der Kneipe oder an der Bushaltestelle – achtlos weggeworfene Zigarettenstummel liegen überall herum. Nicht gerade ein schöner Anblick. Und die Zahlen sprechen für sich: Bis zu 80 Prozent aller Zigarettenstummel landen dort, wo sie definitiv nicht hingehören: nämlich in der Umwelt. Zusammengerechnet wird daraus schnell ein großer, giftiger Haufen Müll. Schon eine einzige Kippe kann 40 bis 60 Liter Grundwasser verunreinigen. Dadurch wird das Pflanzenwachstum beeinträchtigt. Das Nikotin schädigt die Umwelt und begünstigt damit die Klimabelastung.
Den Auszubildenden Leonie Brahimi, Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth aus der Stadtverwaltung und den Stadtwerken Schifferstadt ist das Problem ebenfalls aufgefallen: „Auf unserem täglichen Weg vom Bahnhof zur Stadtverwaltung lagen immer jede Menge Zigarettenstummel. Das störte uns schon länger. Und so kam uns die Idee, die Lösung dieses Problems zu unserem AzuKlim-Projekt zu machen“, berichtet Alyssa Trautmann, angehende Verwaltungsfachangestellte der Stadtverwaltung Schifferstadt.
Azubis als kommunale Klimascouts
„Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“, kurz AzuKlim, ist ein Projekt, das das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) gemeinsam mit Energie- und Klimaschutzagenturen als Projektbegleiter anbietet. Dabei werden Auszubildende (Azubis) in Kommunalverwaltungen und deren Eigenbetrieben „klimafit“ gemacht. Konkret heißt das: Die Teilnehmenden werden zu Klimascouts ausgebildet – mit dem Ziel, für den Klimaschutz in ihren Kommunen und Verwaltungen mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen.
„Über die jüngere Generation durch Klimaschutz-Projekte neue Ideen in die Kommunen zu tragen und darüber den Vorbildcharakter der Kommunen für ihre Bürgerinnen und Bürger zu stärken, das ist ein toller Ansatz“, sagt Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. „Und für die Azubis ist es auch eine wertvolle Erfahrung: Sie können ihr eigenes Projekt entwickeln, von der Idee bis zur Umsetzung.“
Blick in die Zukunft
Das Difu und die Energieagentur Rheinland-Pfalz schulten im Herbst 2021 rund 20 Azubis in fünf AzuKlim Online-Modulen zu den Themen Klimawandel, Klimaschutz und Energie. Dabei kamen Fragen auf den Tisch wie: Wie kann die klimafreundliche Kommune von morgen aussehen? Wie können die Menschen vor Ort vom kommunalen Klimaschutz profitieren? Außerdem vermittelten die Schulungsleiter den angehenden Klimascouts Grundlagen zu Projektmanagement und Kommunikation.
Den Abschluss bildete eine Ideen-Werkstatt, in der die Auszubildenden in acht Kleingruppen ihre Ideen für eigene Projekte diskutierten und Projektgruppen gründeten. Anschließend konzipierten die jungen Frauen und Männer in den Gruppen eigenständig ein Klimaschutzprojekt und setzten dieses vor Ort um. Unterstützt wurden sie dabei von Mentorinnen und Mentoren aus ihren Kommunen, etwa aus dem Klimaschutz- oder Energiemanagement oder der Ausbildungsleitung.Handaschenbecher und Sammelaktion
Und genau als solches Projekt verwirklichten die drei Azubis ihre Idee zur Vermeidung von Zigarettenstummeln in Schifferstadt: Unter dem Motto „Filter von morgen im Ascher entsorgen“ animierten Leonie Brahimi, Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth die Bürgerinnen und Bürger zum Aufsammeln von Zigarettenstummeln. Bei der Aktion kamen rund fünf Kilogramm Kippen zusammen.
Außerdem organisierten die frisch gebackenen Klimascouts einen Aktionsstand auf dem Wochenmarkt in Schifferstadt, wo sie kleine Handaschenbecher verteilten. Darin können Zigarettenreste auch unterwegs gesammelt werden und landen nicht in der Umwelt. Das ist aber noch nicht alles, denn im Februar sorgten die drei Klimascouts dafür, dass im Stadtgebiet fünf Ascher für Zigarettenkippen aufgestellt wurden.
„Unser Projekt kam super an. Erst fanden wir es schwierig, weil es doch ein ziemlich großes Projekt ist und wir so etwas noch nie gemacht hatten. Aber wir haben es, auch mit der Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen, geschafft“, erzählt Klimascout Alyssa Trautmann. „Und die Reaktionen sind überwältigend“, setzt sie hinzu: „Uns rufen Leute an und fragen, wie sie helfen können, ob wir noch weitere Ascher aufstellen und ob sie weiter Zigarettenstummel sammeln und abgeben können.“
Mentorin Lea Bannas von der Stadtverwaltung Schifferstadt zeigt sich begeistert: „Das war eine tolle Idee! Wir werden die Ascher auch künftig bei neuen Projekten im Rahmen der ,Sozialen Stadt Schifferstadt´ und darüber hinaus einplanen.“
Und die gesammelten Zigarettenstummel? Je nach Zustand werden sie zu neuen Sammelbehältern recycelt oder aber die organischen Bestandteile werden beispielsweise in Abfallvergärungs- oder Biogasanlagen in Strom oder Wärme umgewandelt. Und tragen damit zum Schutz von Umwelt und Klima bei.
AzuKlim:
Im Pilotprojekt „Kommunale Klima- und Energiescouts“ hat das Difu 2018 und 2019 bundesweit rund 120 Auszubildende in mehr als 50 Kommunen zu Initiatoren und Multiplikatoren von kommunalen Klimaschutzaktivitäten qualifiziert.
Das 2021 in Kooperation mit Klimaschutz- und Energieagenturen in den jeweiligen Regionen gestartete Projekt „Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“ (AzuKlim) baut darauf auf. Ziel des Projektes ist es, die Azubis so zu qualifizieren, dass sie eigene Projekte realisieren und den Klimaschutz in unterschiedliche Ressorts der Kommunen tragen.AzuKlim in Rheinland-Pfalz
In der aktuellen Runde wurden rund 20 Auszubildende aus neun rheinland-pfälzischen Kommunen, einem Stadtwerk sowie vom Bezirksverband Pfalz zu Klimascouts ausgebildet. In acht Klein-Gruppen entwickelten die Azubis Ideen für eigene, ganz unterschiedliche Projekte. Gemeinsam ist Ihnen, dass Sie realisierbare Idee liefern, mit denen Umwelt und Klima geschützt werden können. Beispielsweise haben die Klimascouts neben dem Recycling von Zigarettenstummeln Konzepte zu Müllvermeidung und Upcycling erstellt, oder auch Klimatipps, eine digitale Broschüre zum Thema Klimawandel und ein Kommunikationskonzept mit dem Motto „Eco Not Ego“. Ebenfalls mit dabei: Ein Projekt zur E-Mobilität.
Aus diesen Projekten werden im März die drei besten ausgewählt, die dann am Bundesentscheid teilnehmen. Ihnen winkt ein Preisgeld von je 3.000 Euro, wenn sie es auf einen der ersten drei Plätze im Bundeswettbewerb schaffen.
Im Herbst 2022 startet eine neue Wettbewerbsrunde. Interessierte können sich bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz anmelden.Kontakt: Isa Scholtissek, Regionalreferentin Mittelhardt & Südpfalz,
Tel: 06332 – 954 24 06, E-Mail: isa.scholtissek@energieagentur.rlp.de -
Kühl plus warm gleich heiß
Kalte Nahwärme gilt als eine Schlüsseltechnologie in der Energiewende
Die Energiepreise schießen durch die Decke. Öl und Gas sind so teuer wie nie zuvor. Private Haushalte, Unternehmen und Organisationen, öffentliche Einrichtungen – alle stöhnen über rasant steigende Kosten. Da mutet das Konzept der „Kalten Nahwärme-Versorgung“ wie eine Zaubertechnologie an, um enteilende Energiepreise und künftige Klimaziele zugleich in den Griff zu bekommen.
Von Zauberei will Professor Thomas Giel gleichwohl nichts wissen. Kalte Nahwärme sei nicht die Lösung aller Klimaprobleme, so der Mainzer Hochschullehrer für Technisches Gebäudemanagement und Technische Gebäudeausrüstung. Aber zu Netzwerken verknüpft sieht Giel in dieser Technologie einen wichtigen Baustein der Energiewende und dazu noch einen mit technischen und wirtschaftlichen Vorteilen für alle Beteiligten.
Ruhig und besonnen klingt Thomas Giel am Telefon. Dabei ist der Experte für Kalte Nahwärme aktuell stark gefragt und von daher viel unterwegs. Ein Termin jagt den nächsten. In Rheinland-Pfalz, aber mittlerweile auch in gesamt Deutschland und über die Grenzen hinaus. Denn bei dem, was Giel vorträgt, geht es um nichts Geringeres als um die effiziente Gestaltung in der Energiewende. „Wenn die Energiewende scheitern sollte, dann liegt es nicht an der Technik“, so der Professor. Man müsse neue Wege gehen, lautet sein Credo. Weg von einer zentralen Energieversorgung, hin zu dezentralen beziehungsweise lokalen Lösungen. Deshalb sind vor allem Vertreter von Kommunen und Energieversorgern an seinem Wissen interessiert und besuchen seine Vorträge und Seminare.
Energie aus der Erde heben
Die Lösung liegt mitunter so nah, quasi direkt vor jeder Haustür. Rund einhundert Meter tief unter der Erdoberfläche hat der Untergrund ganzjährig eine Temperatur von etwa zehn bis zwölf Grad Celsius. Die „Kalte Nahwärme-Versorgung“ nutzt diese konstante Temperatur und fördert diese über Erdsonden und einer Ringleitung zu den Verbrauchern.
„In einem Kalten Nahwärmenetz zirkuliert das Wärmeträgermedium direkt aus den
Erdwärmesonden“, erklärt Professor Giel. Die Energie aus dieser so genannten Sole wird über ein zentrales Bohrfeld erzeugt, welches an unterschiedlichen Standorten in dem Neubaugebiet untergebracht werden kann. Die in diesem Bohrfeld gewonnene Energie wird über eine Ringleitung zu den einzelnen Verbrauchern geführt. Die Gebäude der einzelnen Verbraucher docken an diese Ringleitung an. Die Wärmepumpen in den jeweiligen Gebäuden werden somit mit dem in den Ringleitungen zirkulierenden Wärmeträgermedium versorgt.Über die Ringleitung gelangt die Sole zu den einzelnen Abnahmestellen im Haus. Hier hebt eine Wärmepumpe die Sole anschließend auf die gewünschte Temperatur an. Neben der Erzeugung von Wärme und Warmwasser bietet das Prinzip der Kalten Nahwärme die Möglichkeit, die Häuser bei großer Hitze in der heißen Jahreszeit auch kostenlos zu kühlen. Dieses „Freecooling“ ist ein willkommener Effekt bei der Aussicht auf immer heißere Sommer.
Wärmeversorgung rechnet sich
Bereits seit 2007 propagiert Professor Giel das Prinzip der passiven kalten Nahwärmenetze. Ein erstes Projekt dazu gab es 2008 in Baden-Württemberg. Durchgesetzt hatte sich die Technologie aber nicht. Vor allem durch die hohen Investitionskosten für die Bohrungen konnte die kalten Nahwärme im Vergleich zu anderen Versorgungskonzepten nicht punkten.
Das hat sich mittlerweile geändert. Zwar sind die Anfangsinvestitionen nach wie vor relativ hoch. Dafür aber sorgen die wesentlich geringeren Betriebs- und Wartungskosten, die handelsüblichen technischen Komponenten, die staatlichen Fördermittel sowie eingesparte CO2-Abgaben dafür, dass sich so ein Wärmeversorgungssystem rechnet. „Passive Kalte Nahwärmenetze haben aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus keine Leistungsverluste“, weiß Giel. „Deshalb ist eine Dämmung der Leitungen nicht erforderlich, womit weitere Kosten gesenkt werden.“
In Schifferstadt startet Pilotprojekt
In Schifferstadt wissen Kommune, Stadtwerke und Nutzer die Vorteile von passiven kalten Nahwärme-Netzen bereits zu schätzen. Im dem 2015 erschlossenen Wohngebiet in Schifferstadt heizen und kühlen die Bewohner ihre Häuser CO2-neutral und nahezu emissionsfrei. „Zunächst wollten wir die Wärmeversorgung über ein zentrales Blockheizkraftwerk oder einer Pelletheizung sicherstellen,“ sagt Gerd Baumann, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Schifferstadt zurückblickend. „Unsere Berechnungen hatten seinerzeit allerdings ergeben, dass die Energieverluste in so einem System zu groß gewesen wären, um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben.“
Über die Energieagentur Rheinland-Pfalz wurde dann der Kontakt zu Professor Giel hergestellt, dessen Idee von passiven kalten Nahwärmenetzen bei allen Verantwortlichen der Stadtwerke Schifferstadt und auch in der kommunalen Politik sofort auf großes Interesse stieß. Der erste Spatenstich erfolgte im November 2015. Das letzte Gebäude wurde Ende 2018 an das Ringnetz angeschlossen.
Wenig Wartungsaufwand
Und heute? „Es gibt nur Vorteile“, unterstreicht Baumann. Die Anlagen laufen problemlos und quasi wie von selbst; der Wartungsaufwand sei sehr gering. Die Stadtwerke Schifferstadt betreiben die gesamte Anlage einschließlich der sich in den einzelnen Wohnhäusern befindlichen Wärmepumpen.
Die Anwohner haben mit dem kommunalen Energiedienstleister langfristige Contracting-Verträge abgeschlossen und haben monatlich gleichbleibende, überschaubare Kosten, die frei sind von den Schwankungen eines volatilen Energiemarktes. „Mit dieser Flatrate sind Nutzer und Stadtwerke auf der sicheren Seite“, sagt Baumann. Beide würden sich langfristig binden und seien verlässliche Partner. Für die Stadtwerke sei dies ein interessantes neues Geschäftsmodell.
Mehr Projekte braucht das LandDas Modell einer annähernd energieautarken Wärmeversorgung kommt in Rollen. Auch andernorts in Rheinland-Pfalz steigt die Nachfrage nach der Technologie, die nicht nur wärmt, sondern auch kühlt. „Es wird – zumindest in Rheinland-Pfalz – derzeit kein Neubaugebiet erschlossen, bei dessen Energiekonzept nicht auch die Versorgung der Neubauten durch passive kalte Nahwärmenetze auf der Tagesordnung steht“, weiß Professor Giel.
Die entsprechenden Erschließungsarbeiten im Baugebiet Eulbusch in Maikammer starteten im Oktober 2020. Ebenso laufen die Arbeiten im Neubaugebiet „Südlich Wooggraben“ in Harthausen. In beiden Projekten arbeiten die Kommunen mit den Pfalzwerken zusammen. Im Modellprojekt in Maikammer erziele man mit dem Einsatz einer Kilowattstunde Strom für die Pumpen rund fünf Kilowattstunden Wärme, hat Projektleiter Peter Freudig von den Pfalzwerken errechnet. Das sei ein enormer Wirkungsgrad.
In Boppard steht die Verwaltung ebenfalls in den Startlöchern. „Wir warten auf eine neue Richtlinie für die Förderung erneuerbarer Wärmenetze“, sagt Dominik Nachtsheim, Klimamanager der Stadt Boppard, unserer Redaktion. Man prüfe derzeit, wie innovative Konzepte für die Wärmeversorgung aussehen könnten.
In den meisten Projekten steht die Energieagentur Rheinland-Pfalz den Kommunen mit Rat und Tat zur Seite. Vor allem, wenn es um staatliche oder EU-Fördergelder geht. „Der Wärmesektor ist für die Erreichung der Klimaschutzziele von essenzieller Bedeutung: In Rheinland-Pfalz werden etwa 55 Prozent des gesamten Bruttoendenergieverbrauchs in Form von Wärme und Kälte verbraucht und der Anteil der Erneuerbaren Energien liegt bei rund elf Prozent“, weiß Paul Ngahan, stellvertretender Abteilungsleiter Nachhaltige Energieversorgung und Referent für Nachhaltige Wärmeversorgung bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz. „Mit dem Wärmekonzept für Rheinland-Pfalz hat das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Instrumente und Maßnahmen beschrieben, die die Umsetzung der Wärmewende in Rheinland-Pfalz unterstützen und begleiten sollen.“
Kalte Nahwärme auch im Bestand möglich
Während lokale Kalte Nahwärmenetze immer stärker in den Fokus von Kommunen, Energieversorgern und Bauherren rücken, geht Professor Giel schon wieder einen Schritt voraus: „Die örtlichen Netze können in alle Richtungen wachsen. Sie lassen sich problemlos zusammenfügen.“ In seinem Kopf entsteht ein großes rheinland-pfälzisches Nahwärmenetz von Landau bis Koblenz.
Mittlerweile ist der Einsatz dieser Technologie auch für Bestandsgebäude für Giel keine Utopie mehr. In Kürze starten in Schifferstadt und im Ahrtal Projekte, in dem entsprechende Erkenntnisse gesammelt werden sollen.
Kontakte:
Gerd Baumann, Stadtwerke Schifferstadt, Stellvertretender Werkleiter / Technischer Leiter, Telefon +49 (0) 6235 4901-665, E-Mail g.baumann@sw-schifferstadt.de
Professor Thomas Giel, Hochschule Mainz, Technisches Gebäudemanagement und Technische Gebäudeausrüstung, Holzstraße 36, 55116 Mainz, Telefon +49 (0) 6131 628-1328, E-Mail thomas.giel@hs-mainz.de.
Paul Ngahan, Energieagentur Rheinland-Pfalz, Stellvertretender Abteilungsleiter Nachhaltige Energieversorgung & Referent für Nachhaltige Wärmeversorgung, Telefon +49 (0) 631 34371-130, E-Mail paul.ngahan@energieagentur.rlp.de
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Die Verbandsgemeinde Westerburg lockt Beschäftigte auf die Sättel
Förderung von Fahrradkauf – für mehr Bewegung in der Freizeit und Klimaschutz auf dem Weg zur Arbeit
Es geht vorrangig um Klimaschutz, aber nicht nur. Mit einem Angebot an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will die Verbandsgemeinde Westerburg zugleich dazu animieren, deren Gesundheit zu fördern – und kann sich zugleich positive Effekte auf Arbeitsfreude erhoffen. Den Schlüssel dazu bieten zinslose Darlehen, welche die VG ihren Beschäftigten für die Anschaffung eines Fahrrads gewährt.
Diese Förderung bezieht sich auf Pedelecs wie auf herkömmliche Drahtesel, auf neue, wie auf gebrauchte. Und die sollen durchaus in der Freizeit genutzt werden. Sind sie darüber hinaus für den Weg zur Arbeit im Einsatz, und zwar an Stelle eines Autos, dann profitieren alle von einer verbesserten Luft, weniger Lärm und Treibhausgasen, von weniger Gedränge auf den Straßen und Parkplätzen.
Bis zu 2.600 Euro pro Kopf stellt die Verbandsgemeinde ihrer Belegschaft als Gehaltsvorschuss zur Verfügung, zinslos. Steuerrechtliche Gründe setzen das Limit für solche Leistungen auf eben diese Summe fest. Die Tilgung des Darlehens erfolgt in maximal 36 Monatsraten per Dauerauftrag an die Verbandsgemeinde. Der Darlehensnehmer ist jederzeit berechtigt, das Darlehen ganz oder teilweise zu tilgen.
Die so erworbenen Fahrräder befinden sich von Beginn an im Eigentum der Beschäftigten; bei ihnen liegen folglich auch alle eventuellen Kosten für Reparaturen und Wartungen. Näheres wird in einem separat mit dem Beschäftigten zu schließenden Darlehensvertrag geregelt.
„Dieses Angebot wurde bereits im vergangenen Jahr von vielen Beschäftigten wahrgenommen und fand in der Belegschaft sehr guten Zuspruch“, berichtet Bürgermeister Hof. „Auch für das Jahr 2022 haben wir in den Haushalt der Verbandsgemeinde für die Mitarbeiterdarlehen 13.000 Euro eingestellt; dieser Betrag reicht für fünf weitere Darlehen“.Klimaschutzmanagerin Christina Becher „freut sich sehr darüber, dass den Mitarbeitern der Verbandsgemeinde Westerburg diese Möglichkeit geboten wird. Es wäre schön, wenn diese Idee andere Kommunen zum Nachmachen motiviert.“
Alternative: Leasing über drei Jahre
Die Verbandsgemeinde Westerburg wählt mit ihrem Angebot bewusst einen anderen Weg als das in einigen Kommunen im Land diskutierte „Jobrad“-Modell. Dabei handelt es sich um Leasing-Verträge, von der Kommune mit einem gewerblichen Anbieter geschlossen. Ein entsprechendes Angebot will jetzt zum Beispiel die Stadt Frankenthal auf den Weg bringen; als Starttermin ist dort April im Gespräch.
Beschäftigte der Frankenthaler Stadtverwaltung können – ebenfalls für den dienstlichen wie den privaten Gebrauch – fabrikneue Fahrräder leasen. Die Kosten über die gesamte dreijährige Leasing-Dauer sollen dabei zwischen 750 und 7500 Euro liegen – je nach Ausstattung der Räder. Enthalten sind darin sämtliche Kosten für Versicherung, Wartung und Reparaturen.
Auch in Frankenthal werden die Raten direkt vom Brutto-Gehalt einbehalten. Für die Stadt fallen so keinerlei Kosten an. Nach Ende der Leasing-Laufzeit können die Räder von den Nutzern übernommen werden.
Trocken und sicher geparkt
Die Verwaltung in Westerburg unterstützt das Radeln zur Arbeit zusätzlich auf ganz praktische Weise: Seit Herbst vergangenen Jahres gibt es in der Tiefgarage der Stadthalle Westerburg eine Fahrradgarage, welche für die Mitarbeitenden der VG nutzbar ist. Diese ist abgetrennt und verschlossen, sodass ein Diebstahl oder Vandalismus an den Rädern verhindert werden soll. Und die Räder stehen dort trocken – nicht unwichtig, wenn die Fahrt zur Arbeit mit dem Rad nicht nur an warmen Sommertagen das Klima entlasten soll.
Informationen zur Westerburger Fahrrad-Aktion (und zu den weiteren Klimaschutz-Aktivitäten der Verbandsgemeinde) gibt Klimaschutzmanagerin Christina Becher, Verbandsgemeindeverwaltung Westerburg, Neumarkt 1 in 56457 Westerburg, Tel.: 0 26 63 - 291 - 410 / 502, Fax.: 0 26 63 - 291 - 444, Mail: klimaschutz@vg-westerburg.de
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Intelligente Verbindung schafft Effizienz
Die Stadt Koblenz setzt am Bildungs- und Sportzentrum Asterstein auf Solarenergie und Kraft-Wärme-Kopplung
Individuell, sauber, innovativ – das neue Bildungs- und Sportzentrum im Koblenzer Stadtteil Asterstein soll künftig weitgehend stromautark sein: Durch ein intelligentes System aus Photovoltaik-Anlage, Batteriespeichersystem und Blockheizkraftwerk kommt der Strom, der vor Ort verbraucht wird, direkt aus der eigenen Produktion. Die Stadt Koblenz will damit ein weithin sichtbares Zeichen für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit setzen.
Mit dem Neubau von KiTa und Mehrzweck-Sporthalle und den bereits bestehenden Gebäuden des Gymnasiums, der Real-, Förder- und Grundschule ist auf dem Asterstein das umfassendste Bildungs- und Sportzentrum der Stadt Koblenz entstanden. „Bei der Planung und Umsetzung der beiden Neubauten stand aus energetischer Sicht von Anfang an ein ganzheitlicher Ansatz im Fokus“, erklärt Hubert Kroh, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt Koblenz, der das Projekt initiiert hat. Die Flachdächer wurden begrünt und jeweils vollflächig mit Solarmodulen bestückt. Eine Kombination, die sich auszahlt: Vor allem im Sommer, wenn die Sonne die Dachflächen aufheizt, bieten die Pflanzen eine gewisse Kühlung für die Solarmodule und erhöhen damit deren Effizienz.
„Die beiden Photovoltaikanlagen decken überwiegend den Eigenstrombedarf des Bildungs- und Sportzentrums“, erklärt Hubert Kroh. Die installierte Anlagenleistung der insgesamt 1.032 Solarmodule beträgt 320 Kilowatt peak (kWp), die Bezeichnung für die Leistung, mit der eine Photovoltaik-Anlage unter genormten Bedingungen arbeitet. Im Einzelnen: Die 866 Module auf dem Dach der Sporthalle leisten etwa 268,5 kWp, die 166 Module auf der KiTa rund 51,5 kWp Strom. Neben der Versorgung der Gebäude solle der erzeugte Solarstrom genutzt werden, um künftig zwei E-Mobil-Ladesäulen und zwei E-Bike-Ladeboxen mit Grünstrom zu betreiben. Der überschüssige Strom werde im Sinne des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) ins öffentliche Versorgungsnetz eingespeist und dabei einer Direktvermarktung zugeführt.
Großer Batteriespeicher als Puffer
Um den Eigenstromverbrauch noch weiter zu optimieren, wird in Kürze ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von zunächst 67 kWh integriert. Es speichert den erzeugten Strom, der nicht sofort benötigt wird, kurzzeitig zwischen. „Auf diese Weise können wir unsere so genannte Eigenstromverbrauchsquote erhöhen“, sagt Kroh. Was auch bedeutet: Pro Jahr können von rund 178 Tonnen klimaschädliches Kohledioxid vermieden werden. Und damit auch bei grauem Winterhimmel und leerem Batteriespeicher die Lichter im Bildungs- und Sportzentrum nicht ausgehen, wurde das vorhandene, erdgasbetriebene Blockheizkraftwerkes ebenfalls in das Stromversorgungssystem eingebunden.
Der klügste Schachzug war das elektrotechnische Zusammenschalten der Neubauten mit den Bestandsgebäuden. Durch die Neugestaltung der gesamten Elektroverteilung, unter anderem mit einer neuen Kabeltrasse und zusätzlichen Transformatoren, entstand so ein großer zusammenhängender Stromkreis mit nur einem Anschlusspunkt ins öffentliche Stromnetz. Damit wurde erst die Grundlage geschaffen, um mit Hilfe von dezentralen Erzeugungsanlagen wie Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplung eine umfangreiche Eigenversorgung aufzubauen und zugleich ein intelligentes Lastmanagement mit Lastspitzenregelung installieren zu können.
Mit dem Ergebnis ist Amtsleiter Kroh sehr zufrieden: „Wir haben jetzt ein geschlossenes System, welches uns vor allem Spielraum für Optimierungen oder Erweiterungen bietet.“ Er denkt in die Zukunft. Weitere Stromerzeuger, aber auch Verbraucher, könnten problemlos in das Stromnetz des Zentrums integriert werden. „Das macht uns an dem Standort sehr flexibel.“
Unregelmäßige Nutzung durch Pandemie
„Mit den drei Bausteinen Photovoltaik-Anlage, Batteriespeichersystem und Blockheizkraftwerk zusammen wollen wir hier am Standort mittelfristig einen Strom-Autarkiegrad von mindestens 70 Prozent erreichen“, prognostiziert Hubert Kroh. „Dies bedeutet, dass dann im Jahresverlauf nur noch höchstens etwa 30 Prozent des benötigten Stroms aus dem öffentlichen Netz bezogen werden müssen.“
Im vergangenen Sommer habe man phasenweise keinen Strom mehr aus dem öffentlichen Netz ziehen müssen. Zu Euphorie veranlasse ihn das aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sagt Kroh, denn: „Repräsentative Messwerte über den veränderten Lastgang können wir derzeit noch gar nicht ermitteln. In den vergangenen Monaten sind Kita, Sporthalle und die Schulen durch die Pandemie-Situation mit den Schließungen und Lockdowns sehr unregelmäßig genutzt worden.“ Da sei zeitweise kaum Strom verbraucht worden. Kroh schätzt, dass erst in ein bis zwei Jahren, wenn hoffentlich wieder „Normalbetrieb“ eingekehrt sei, verlässliche Aussagen über den Grad der Stromautarkie gemacht werden können.
Leasing vom Energieversorger
„Es handelt sich damit um die bislang mit Abstand größte PV-Anlage, welche von der Stadt Koblenz in Eigenregie betrieben wird“, sagt Hubert Kroh. Das Gesamtprojekt wird in Form eines Leasingmodells mit einer Laufzeit von 18 Jahren realisiert. Dabei tätigt der Leasinggeber, die Energieversorgung Mittelrhein (evm), die Investition und kümmert sich um Lieferung, Montage, Installation, Anschluss sowie Inbetriebnahme. Darüber hinaus sorgt evm während der Vertragslaufzeit für die ständige Betriebsbereitschaft sowie sie Instandhaltung der technischen Anlagen. Die Stadt Koblenz als Leasingnehmer gestattet die unentgeltliche Nutzung der benötigten Flächen für die Errichtung der genannten Anlagen und zahlt für deren Nutzung beziehungsweise Betrieb eine monatliche Leasingrate.
Kontakt:
Hubert Kroh, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt Koblenz, Tel.: 0261 / 129- 6502 und -6503, E-Mail: zgm@stadt.koblenz.de. -
Im verschachtelten Schulgebäude wirkt hocheffiziente Technik
Die Verbandsgemeinde Bodenheim schuf im rheinhessischen Lörzweiler ein Vorzeigeobjekt für Sanierung im Bestand
Dass es ein Schulgebäude sein sollte, an dem die Verbandsgemeinde Bodenheim modellhaft die Umsetzung des zuvor erarbeiteten Klimaschutzkonzeptes demonstrieren wollte, war eine ganz bewusste Entscheidung. Der praktizierte Klimaschutz der Verbandsgemeinde wurde so für viele sicht- und erlebbar: Eltern, Schüler, Lehrkräfte. Und die Grundschule am Alten Schloss ist zudem durch Veranstaltungen und Feiern so in den Gemeindealltag von Lörzweiler eingebunden, dass praktisch jeder der 2.300 Einwohner den Baufortschritt wahrnehmen konnte.
Anspruchsvolle Ziele hatten sich die Planer gesetzt. Der Primärenergieverbrauch sollte nach der Sanierung um bis zu 85 Prozent reduziert werden, die CO2-Einsparung der gesamten Grundschule mehr als 80 Prozent ausmachen.
All das wurde erreicht – und zudem wird der zergliederte Gebäudekomplex seither immer wieder von Besuchergruppen aus anderen Verbandsgemeinden in Augenschein genommen. Denn in zwei Punkten gilt das Projekt als besonders vorbildlich: zum einen wegen der von Beginn an eingeplanten Gebäudeleittechnik und der damit verbundenen Möglichkeit des kontinuierlichen Monitorings, zum anderen wegen der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
„Dabei spielt Corona heute natürlich eine besondere Rolle“, erläutert der Klimaschutzmanager, Markus Forschner. Das Virus war zum Zeitpunkt der Planung noch unbekannt. Aber, „dass eine wirklich gute Lüftung für eine Grundschule sehr wichtig ist, war uns von vornherein klar“, setzt er hinzu.
Die Umsetzung beeindruckt. Mit einem einzigen Knopfdruck können Lehrerinnen und Lehrer zum Ende ihrer Stunde die „Pausenlüftung“ einschalten, 15 Minuten quasi Stoßlüftung mit voller Kraft. Zusätzlichen Nutzen bietet die integrierte sommerliche Nachtkühlung; angesichts zunehmender Hitzetage gewinnt der Aspekt der Temperaturabsenkung in den Klassenräumen mehr und mehr an Bedeutung.
Sanierung schrittweise
Die Umgestaltung geschah in mehreren Schritten – und weitgehend während der Ferien, um den Schulbetrieb nicht unterbrechen zu müssen. Nur die Umstellung der Heizung von Gas auf Pellets ließ sich nach Ende der Heizperiode auch zu Schulzeiten erledigen.
Die bereits erwähnte Gebäudeleittechnik (GLT) mit Energiemonitoring bildete anfangs nur einen kleinen Teil der energetischen Sanierung. Später jedoch wurde sie – wie bei der Planung erwartet – eines der entscheidenden Arbeitsmittel für den Gebäudebetrieb und die Kontrolle des Energieverbrauchs mit der Ermittlung der CO2-Einsparung. Deshalb werden seither alle technischen Erneuerungen über die GLT gesteuert und im Energiemonitoring überwacht.
Eine permanente nutzerangepasste Nachregelung per Fernzugriff ist so möglich, Verbräuche lassen sich gegebenenfalls optimiert reduzieren. Aktuelle Verbrauchsdaten, minutengenau geliefert, sind dafür unabdingbar.
Weniger Treibhausgas, mehr Komfort
An dem in den Sommerferien 2018 begonnenen Sanierungsprojekt hat nicht erst seit dessen Fertigstellung 31.07.2020 auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Dr. Robert Scheurer, seine besondere Freude: „Die Grundschule Am Alten Schloss ist über die Jahre mit den Bedürfnissen mitgewachsen. Daher war klar, dass energetisch viel nachzuholen ist. Dass unser Modellprojekt nun so gut gelungen ist, dass es dem Kollegium wie den Kindern ein tolles Lernumfeld bietet und noch dazu als landesweites Vorzeigeobjekt dient, macht mich glücklich und stolz zugleich.“
Nach speziellen Herausforderungen gefragt, verweist Klimaschutzmanager Forschner auf die vorhandene Bausubstanz: „Gewachsene Strukturen, vielfach an- und umgebaut. Darin hocheffiziente Technik unterzubringen, ist eine komplexe Aufgabe. Aber genau das ist uns gelungen – und den Komfort konnten wir dabei auch erheblich steigern.“
Ansprechpartner bei der Verbandsgemeinde Bodenheim ist Klimaschutzmanager M. Eng. Markus Forschner, Tel.: (06135) 72-125, Fax: (06135) 72-263, E-Mail: klimaschutz@vg-bodenheim.de.
Die Lüftungsanlage
Die Lüftungsgeräte sind mit einem Enthalpie-Wärmetauscher ausgestattet und arbeiten mit einer Kanal-Gegenstrom-Wärmeübertragung mit einem maximalen Wärmebereitstellungsgrad von rund 80 Prozent und zusätzlicher Feuchte-Übertragung. Dies sichert ausreichende Frischluftzufuhr für die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler; es trägt zur Vermeidung von Schimmelbildung in den Räumen bei und vermindert die Ansteckungsgefahr in Pandemie-Zeiten. Die Einzelraumlüftungsgeräte verfügen über eine bedarfsgeführte Lüftungssteuerung mit Wochenzeitschaltuhr, einen CO2-Luftgütesensor und einen Pausenschalter, der einen maximalen Luftwechsel durch einen 100-Prozent-Luftvolumenstrom ermöglicht.
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Ab aufs Wasser!
Schwimmende Photovoltaik-Anlagen können zum erforderlichen schnellen Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien beitragen
Beim massiven und schnellen Ausbau der Solarenergie ist Kreativität gefragt. Wo überall lassen sich die blau- oder schwarz-glänzenden Module energieeffizient installieren und wirtschaftlich betreiben? Unsere Nachbarn in den Niederlanden gehen neue Wege: Sie nutzen ihre Wasserflächen, um darauf Photovoltaik (PV)-Anlagen schwimmen zu lassen. „Floating-PV“ nennen das die Fachleute. In Rheinland-Pfalz gibt es bisher ein Beispiel dafür, auf einem Baggersee bei Leimersheim (Landkreis Germersheim). Und im Hunsrück wird über ein solches Projekt in kommunaler Trägerschaft diskutiert, auf der Steinbach-Talsperre.
Schwimmende Photovoltaik sei keineswegs auf die an Wasserflächen so reichen Niederlande beschränkt, sagt Dr. Henrik te Heesen: „Das ist auch hier möglich!“ Te Heesen ist Professor für Technologien der Erneuerbaren Energien und Direktor des Instituts für Betriebs- und Technologiemanagement (IBT) am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er, ob und wie das in rheinland-pfälzischen Kommunen funktionieren könnte.
Frage: Herr Professor te Heesen, Offshore-Windkraftanlagen draußen auf dem Meer sind allgemein bekannt. Mit der Idee der schwimmenden Fotovoltaik-Anlagen geht jetzt auch die Solarenergie aufs Wasser. Was steckt dahinter?
Prof. Henrik te Heesen: Die Idee wird in den Niederlanden vielfach umgesetzt. Dort sind große Landflächen für Photovoltaik-Anlagen knapp und damit teuer. Deshalb hat man sich dort überlegt, auf großen Seen PV-Module auf Schwimmkörper auf Kunststoff zu montieren, aufs Wasser zu setzen und zu einem Solarkraftwerk zusammenzuschalten. Eigentlich ganz trivial. Die bislang größte Anlage auf dem Bomhofsplas, einem See in der Nähe von Zwolle, erreicht eine Leistung von 27,4 Megawatt. Zurzeit entsteht am Uivermeertje nahe Nijmegen die größte Floating-PV-Anlage in Europa mit einer Leistung von 29,8 Megawatt.
Frage: Welche Gewässer eignen sich am besten dazu?
Antwort: Eigentlich jede größere Wasserfläche, die nicht als Freizeit- und oder Badesee ausgewiesen ist. Sehr gut eigenen sich Baggerseen und Kiesgruben, aber auch Stauseen, die zur reinen Trinkwassergewinnung genutzt werden. Ebenso könnte man solche Anlagen auf gefluteten ehemaligen Tagebauen installieren.
Frage: Welche Vorteile haben solche schwimmenden Solarkraftwerke?
Antwort: Die Stromausbeute ist wesentlich höher als zum Beispiel bei PV-Anlagen, die auf Dächern montiert sind. Gerade im Sommer, wenn bei großer Hitze kein Lüftchen weht, können die Solarzellen nicht optimal arbeiten und verlieren an Wirkungsgrad. Das ist auf dem Wasser anders: Die Wasseroberfläche kühlt die Module gleichzeitig von unten und sorgt so für optimale Funktionsbedingungen. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg geht von einer um zehn Prozent höheren Stromausbeute einer Floating-PV- gegenüber einer auf festem Grund montierten Anlage aus.
Frage: Und die Nachteile?
Antwort: Ein Nachteil kann der Abtransport der erzeugten Energie sein. Meist gibt es in der Nähe der Gewässer keine Möglichkeit, den Solarstrom in ein öffentliches Stromnetz einzuspeisen. Also müsste zugleich eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Das ist natürlich grundsätzlich möglich, erhöht aber die Investitionskosten mitunter enorm. Deshalb wäre ein Verbrauch des Stroms vor Ort wesentlich effizienter, beispielsweise für den Betrieb der Maschinen eines Kieswerks oder die Pumpen einer Trinkwasseraufbereitung. Aber das ist letztendlich eine betriebswirtschaftliche Rechnung.
Frage: Wirkt es sich auf Fauna und Flora aus, wenn eine Wasserfläche mit Solarmodulen belegt wird? Ändert sich die Wasserqualität durch die schwimmenden Kunststoffkörper?
Antwort: Den bisherigen Erfahrungen zufolge gibt es keine negativen Auswirkungen auf die Ökologie. Im Gegenteil: Durch die Abschattung durch die Solarmodule erwärmt sich die Oberfläche des Sees weniger. Dadurch bilden sich weniger Algen und das „Umkippen“ des Sees wird verhindert, was gerade bei stehenden Gewässern ein Problem sein kann. So eine schwimmende PV-Anlage kann auch den Nährstoffhaushalt eines Gewässers positiv beeinflussen, was wiederum Fischen, aber auch Wasserpflanzen zugutekommt. Hinzu kommt: Es verdunstet weniger Wasser, der Wasserspiegel verändert sich nicht wesentlich, was bei Trinkwasserspeichern vorteilhaft sein kann.
Frage: Wie verhalten sich schwimmende PV-Anlagen bei schwerem Wetter wie zum Beispiel Starkregen oder Sturm? Was gibt es dabei zu beachten?
Antwort: Floating PV-Anlagen unterliegen keinen besonderen Beschränkungen im Vergleich zu Freiflächenanlagen. Auf Seen gibt es in der Regel auch keine kritische Wellenentwicklung wie auf dem Meer.
Frage: Können Floating-PV-Anlagen auch modellhaft für rheinland-pfälzische Kommunen oder kommunale Träger sein?
Antwort: Zweifelsfrei ja. Es gibt Überlegungen, die Steinbachtalsperre im Kreis Birkenfeld mit einer Floating-PV zu belegen. Das Trinkwasserreservoir wird zurzeit saniert. Der Kreiswasserweckverband hat bei unserer Hochschule angefragt, wie das gehen könnte. Eine weitere Anlage ist auf einem Baggersee im Kreis Germersheim installiert. Betreiber ist ein regionaler Energieversorger, die Erdgas Südwest GmbH. Der erzeugte Strom wird vorwiegend im benachbarten Kieswerk eingesetzt, der Rest ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Es sind also verschiedene Modelle und Konstellation vorstellbar, wie kommunale Partner zusammenarbeiten und mit Floating-PV die Energiewende vorantreiben können.
Frage: Wie viel Geld für Investition und Betrieb müsste eine Kommune für so ein Projekt in die Hand nehmen? Und welche Erlöse ließen sie erzielen?
Antwort: Die Kosten hängen natürlich stark von der Größe der Photovoltaikanlage ab. Die Investitionskosten für Floating-Photovoltaikanlagen sind zehn bis fünfzehn Prozent höher als bei Freiflächenphotovoltaik. Dennoch ergeben sich Kosteneinsparungen insbesondere beim Eigenverbrauch des Stroms aus der schwimmenden Photovoltaikanlage, da die Kosten für den Strombezug über das Energieversorgungsunternehmen in den nächsten Jahren weiter ansteigen werden.
Herr Professor te Heesen, haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch.
Kontakt:
Prof. Dr. Henrik te Heesen
Technologien der Erneuerbaren Energien
Direktor des Instituts für Betriebs- und Technologiemanagement (IBT)
Prodekan Fachbereich Umweltplanung/Umwelttechnik
Studiengangsleitung Erneuerbare Energien (B. Sc.) und Umweltorientierte Energietechnik (M. Sc.)
Telefon +49 6782 17-1908
E-Mail h.teheesen@umwelt-campus.de -
Die Energiewende mit Hirnschmalz lösen
So geht Energiewende: Auf dem Gelände einer stillgelegten Kartonagenfabrik im Norden von Trier entsteht Zug um Zug der Energie- und Technikpark Trier. Jederzeit CO2-neutral und energieautark, gilt das Vorhaben als ein ökologisches Vorreiterprojekt der Römerstadt. Teile davon wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.
Wenn Arndt Müller vom Energie- und Technikpark (ETP) Trier erzählt, schwingt eine große Portion Stolz in seinen Worten. Man könnte den Geschäftsführer der Stadtwerke Trier (SWT) schließlich als „Vater“ des Öko-Gewerbequartiers bezeichnen. Er gab 2013 den ersten Impuls zur Umwandlung einer ehemaligen Industrieanlage zu einem Leuchtturmprojekt der regionalen Energiewende, welches SWT-Architekt Christian Reinert und sein Team dann quasi als Geburtshelfer zunächst in Pläne gossen und bis Ende 2022 nun Zug um Zug in die Realität umsetzen.
„Wir hatten uns seinerzeit vorgenommen, unser dortiges Hauptklärwerk klimaneutral zu machen“, erinnert sich Müller. Dabei fiel der Blick auf die Fläche der angrenzenden Kartonagenfabrik, 43.000 Quadratmeter groß und schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Betrieb. Die Hallen und Gebäude waren noch tadellos in Schuss. Die Idee für eine zukunftsorientierte Nutzung war relativ schnell geboren: ein klimaneutraler Standort für den Betriebshof und Fuhrpark der Stadtwerke nebst Verwaltung, der sich selbst mit Energie versorgt und substanziell so gestaltet und gebaut ist, dass er heutigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Ansprüchen gerecht wird.
Mit dem Grundstückseigentümer wurde man sich schnell einig. Ein Jahr später, 2014, startete das komplexe Projekt, das Ende nächsten Jahres vorerst beendet sein wird. Aber schon heute liegen die Pläne für weitere Entwicklungen in der Schublade.
Vom Klärwerk zum Kraftwerk
Rund acht Millionen Kubikmeter kommunaler Abwässer reinigt das Hauptklärwerk jährlich. Der Energieeinsatz dabei war früher enorm. „In den letzten Jahren konnten wir durch eine Effizienz-Initiative den Stromverbrauch bereits um rund 20 Prozentsenken“, sagt Christian Reinert. Das war aber noch nicht alles. Reinert: „Parallel dazu haben wir die Stromerzeugung vor Ort durch zwei Blockheizkraftwerke ausgebaut, Photovoltaik-Anlagen auf nutzbare Dachflächen montiert und eine Wasserkraftanlage in den Wasserablauf zur Mosel eingebaut.“
„So konnten wir die Anlage vom größten kommunalen Energiefresser zu einem Energie-Plus-Klärwerk ertüchtigen“, fügt Geschäftsführer Müller hinzu. Soll heißen: Seit 2016 versorgt die Anlage nicht nur sich selbst CO2-neutral mit der in ihr erzeugten Energie, sondern auch andere. Ein künstliches neuronales Netz regelt die Stromproduktion und den Verbrauch in Echtzeit. „Die Energiewende werden wir nur mit Gehirnschmalz lösen“, unterstreicht Arndt Müller. Es gehe um das Zusammenbinden von Technik zu smarten Lösungen. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Mehr als ein Energieeffizienz-Konzept
Die Überschussenergie aus dem Hauptklärwerk bildet eine wichtige Säule der Energieversorgung des Energie- und Technikparks nebenan. Für Rheinland-Pfalz ein bislang einmaliges Projekt, das vielfältige Weiterentwicklungs- und Übertragungsmöglichkeiten für andere Regionen im Bundesland und ganz Deutschland bietet.
Des Weiteren wurden auf den Dachflächen der Gebäude und Hallen Photovoltaikanlagen installiert, die zur Energieversorgung des Standorts beitragen. Und schließlich: „Bei der Sanierung der Gebäude haben wir ganz besonders darauf geachtet, den Energieverbrauch möglichst gering zu halten, zum Beispiel durch den Einbau einer hochwirksamen und ökologisch verträglichen Fassadendämmung“, sagt Reinert.
Damit der Energie- und Technikpark aber neben dem Aspekt der Energieeffizienz so richtig nachhaltig wird, setzen die Stadtwerker auf einen ökoeffektiven Umbau. „Wir haben unseren Blick geweitet und das Gelände einschließlich der Bestandsgebäude insgesamt einer wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Betrachtung unterworfen, bei der Ressourcen geschont werden“, sagt Arndt Müller.
Und diese Betrachtung hat unter anderem dazu geführt, dass für den Ausbau nur Holz aus der Region als klimaneutraler Baustoff eingesetzt wurde, der auf kurzen Transportwegen zur Baustelle gebracht werden konnte. „Wir haben insgesamt bei dem eingesetzten Material darauf geachtet, dass dieses nach einem Einsatz im Energie- und Technikpark gleichwertig weiter- oder wiederverwendet werden kann“, sagt Christian Reinert. Dieses Prinzip des Cradle-to-cradle („Von der Wiege bis zur Wiege“) wurde in Deutschland entwickelt und ist mittlerweile eine weltweit anerkannte Methode zur nachhaltigen Entwicklung und Produktion von Waren und Stoffen aller Art.
Die Nutzer: Stadtwerke und Stadtverwaltung
Die Umbauarbeiten im Energie- und Technikpark dauern noch an. Gleichwohl zieht nach und nach Leben in die modernisierten Gebäude und Industriehallen ein. Die ersten Mitarbeitenden der Stadtwerke sind bereits aus der Trierer Innenstadt an den nördlichen Stadtrand umgezogen, ebenso wie Mitarbeitende der städtischen Ämter Tiefbauamt, StadtGrün Trier und Stadtreinigungsamt, die als weitere Mieter für den Standort gewonnen werden konnten.
„Die Zusammenarbeit zwischen betrieblichen Einheiten von Stadtwerken und Stadtverwaltung verspricht vielfältige Synergieeffekte und bietet den Mitarbeitenden beider Institutionen moderne und zukunftsweisende Arbeitsplätze“, sagt Geschäftsführer Müller. Zudem würden die innerstädtischen Flächen und Gebäude für neue Nutzungen freigezogen, wodurch die City attraktiver und bürgernäher gestaltet werden könnte.
Weitere Pläne in der Schublade
Ende 2022 sollen die Umzüge in den Energie- und Technikpark zunächst einmal abgeschlossen sein. Dann werden alle technischen Abteilungen, der Betriebshof und die Verwaltung der Stadtwerke sowie der Stadtverwaltung am mit insgesamt 450 Mitarbeitenden neuen Standort beheimatet sein. Und dann? „Wir konnten in der Zwischenzeit eine weitere angrenzende Fläche in einer Größe von 27.000 Quadratmetern erwerben“, blickt SWT-Geschäftsführer Arndt Müller in die nahe Zukunft. „Die werden wir ebenfalls klimaneutral entwickeln und dann vor allem privaten und gewerblichen Nutzern zur Verfügung stellen.“ Die Energiewende ist in aller Munde. In Trier wird sie Realität.
Ansprechpartner für weitere Informationen ist Christian Reinert, Architekt bei den Stadtwerken Trier, Telefon 0651 – 717-2310.
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Gemeinde und Kreis helfen bei der Gebäudesanierung
Sprendlingen-Gensingen und Mainz-Bingen haben eigene Förderprogramme aufgelegt
Ganz wichtig ist: Wir kommen mit den Leuten ins Gespräch. Und oft wird dann mehr daraus als das, wofür es die Fördermittel gibt.“ Vivienne König, Klimaschutzmanagerin in der Verbandsgemeinde (VG) Sprendlingen-Gensingen, spricht bei dieser Einschätzung vom kommunalen Förderprogramm für energetische Gebäudesanierung. Schon 2011 begann die Ortsgemeinde Gensingen mit einer eigenen Förderung für energetisches Sanieren; die guten Erfahrungen damit ließen 2016 die Verbandsgemeinde eigene Etatmittel zur Verfügung stellen. Private Hauseigentümer erhalten bei der energetischen Ertüchtigung von Wohngebäuden finanzielle Unterstützung, zusätzlich zu den bekannten Programmen von Bafa und KfW.
„Das Programm ist seither stetig erweitert worden“, berichtet König: Seit 2019 werden beispielsweise auch solarthermische und seit 2020 Photovoltaik-Anlagen bezuschusst. Darüber hinaus umfasst der Katalog der Förderrichtlinie „Klassiker“ wie Heizungspumpentausch oder die Dämmung von oberster Geschoss- und Kellerdecke, aber auch ausgefallenere Maßnahmen, etwa den Einbau eines Magnet-Schlammabscheiders an der Heizungsanlage, was den ebenso geförderten Effizienzpumpen zu mehr Langlebigkeit verhilft.
Als Richtschnur für sachgerechte Maßnahmen gilt das Gebäude Energie Gesetz (GEG). Anders als bei den meisten Förderprogrammen für private Hauseigentümer muss in Sprendlingen-Gensingen nicht erst eine Förderzusage abgewartet werden, bevor die Sanierung beginnt. Vielmehr heißt es in der Förderrichtlinie, „die Antragstellung muss innerhalb eines Monats nach Durchführung der Maßnahme(n) erfolgen“ – Sanierungswillige können also direkt loslegen, müssen anschließend ihr Tun dokumentiert nachweisen.
Der Anreiz wirkt
Weiterer außergewöhnlicher Punkt: Wer in Eigenleistung saniert, bekommt bei einigen Maßnahmen mit 25 Prozent einen höheren Zuschuss als bei Vergabe an einen Fachbetrieb (20 %). Für manchen ein zusätzlicher Anreiz.
Denn als Impulsgeber, als Anreiz anzufangen, verstehen Bürgermeister Manfred Scherer, der Verbandsgemeinderat und das VG-eigene Klimaschutzmanagement ihr Förderprogramm. Für Klima- und Umweltschutz unterhält die VG eine eigene Agentur mit drei unbefristeten Vollzeitstellen.
Und seit auch Solaranlagen bezuschusst werden, zieht dieser Anreiz unerwartet stark: Der 20.000-Euro-Topf war im laufenden Jahr schnell erschöpft, und auch die nachgelegten 8000 Euro zusätzlich sind längst aufgezehrt.
Die überraschend ausgeprägte Bereitschaft in Photovoltaik zu investieren, mag auch damit zusammenhängen, dass sogar Balkon-Module gefördert werden, etwa für Mieter. Vivienne König freut sich jedenfalls über die Nachfrage: „Lange stand bei Photovoltaik die Skepsis im Vordergrund, ob das auch rentabel ist. Offenbar hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich diese Stromerzeugung zum Eigenverbrauch richtig lohnt – übrigens auch ohne unseren Förderzuschuss, mit ihm aber natürlich erst recht.“
Grüne Dächer und Fassaden
Neu ist in Sprendlingen-Gensingen ein parallel zur Gebäudesanierung aufgelegter Fördertopf für Fassaden- und Dachbegrünungsmaßnahmen. Der zielt vor allem auf das Eindämmen der Klimawandelfolgen durch Erwärmung; außerdem kommen solche Projekte dem Ortsbild und dem Erhalt der Artenvielfalt zugute. Die Verbandsgemeinde fördert aber nur, soweit nicht der übergeordnete Landkreis Mainz-Bingen bereits Fördermittel gezahlt hat.
Beim Landkreis gehen die vielfältigen Förderangebote weit über Gebäudesanierung und -begrünung hinaus. Sie sind Teil eines Masterplans Klimaschutz und seit dem laufenden Jahr unter dem Titel „KLIMAFIT – DURCHSTARTEN“ zusammengefasst. Der Kreis Mainz-Bingen unterstützt damit seine Bürgerschaft, Vereine und Genossenschaften, Kommunen und im Kreis ansässige Unternehmen in den Bereichen Gebäude, Klimaanpassung und Mobilität.
Ins letzte dieser drei Felder gehören – als nur ein Beispiel herausgegriffen – Lastenfahrräder. Ob allein mit Muskelkraft oder motorunterstützt angetrieben, der Landkreis fördert mit einem Viertel der Anschaffungskosten, gedeckelt auf 1.000 Euro je Rad bzw. 1.500 Euro für die Schwerlastvariante.
Töpfe werden regelmäßig ausgeschöpft
In der Summe lässt sich der Kreis Mainz-Bingen sein Förderprogramm bis zu eine halben Million im Jahr kosten; alljährlich fasst der Kreistag einen entsprechenden Beschluss. Diese Mittel sind, so berichtet Martina Schnitzler, Fachbereichsleiterin für Klimaschutz, „Jahr für Jahr flott weg, werden eigentlich immer ausgeschöpft“. Auch beim Kreis registriert man besonders großes Interesse an der Förderung von Photovoltaik und Batteriespeichern. „Dabei haben wir“, sagt Schnitzler, nur ganz wenig Werbung gemacht.“
Kreis und Verbandsgemeinde eint diese Einschätzung: Nicht zuletzt mithilfe der Förderprogramme sind die Möglichkeiten für persönliche Beiträge zum Klimaschutz bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen.
Weitere Informationen gibt es bei der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen auf der Homepage (www.vg-sg.de/energieagentur) und unter Telefon 06701 – 201-215, Mail sowie bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen über die Website, bzw. unter der Mailadresse schnitzler.martina(at)mz-bin.de
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Klimaschutz-Maßnahmen gezielt steuern
Ein „Joker“ für Kommunen: das Projekt „KomBiReK“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz
Der entscheidende Vorteil ist: Die Daten ergeben einen sehr guten Anhalt, wohin die Kommune sich beim Klimaschutz entwickeln soll. Es wird sichtbar, in welchen Bereichen sich der Einsatz begrenzter Ressourcen am meisten lohnt.“ Der das sagt, ist Christoph Benkendorff, heute Inhaber eines auf Bauphysik spezialisierten Planungsbüros und bis vor Kurzem jahrelang als Klimaschutzmanager in der Verbandsgemeinde Birkenfeld tätig. Und in dieser Funktion hat er nachdrücklich positive Erfahrungen gesammelt mit dem Bilanzierungstool Klimaschutz-Planer zum Erfassen der Emissionen von Treibhausgas (THG). Dieses Tool stellt die Energieagentur Rheinland-Pfalz im Rahmen ihres „KomBiReK“-Projektes Kommunen zur Verfügung.
Am kommenden Freitag wird das Angebot in diesem von der europäischen Union und dem Land Rheinland-Pfalz geförderten Projekt deutlich erweitert: Neben der bereits seit Jahren verfügbaren Bilanzierungssoftware gehen die ersten regionalen Klimaschutzportale online: Landkreise vernetzen sich dort mit ihren Kommunen und Bürgern digital zu allen Belangen rund um den Klimaschutz.
In der ersten Phase wurde das Angebot in der Pilotregion im Süden der Pfalz mit drei Landkreisen und Landau als kreisfreier Stadt entwickelt. Im nächsten Schritt können im Rahmen des KomBiReK-Projektes mit fünf weiteren interessierten Kreisen und Städten Portale landesweit installiert werden. Die erste Auswahl für einen Teil wurde bereits getroffen.
Bürgerbeteiligung im Fokus
In den Portalen können sich Bürgerinnen und Bürger zu Maßnahmen aus Klimaschutzkonzepten ebenso informieren wie zu aktuellen Themen und Veranstaltungen. Im Fokus steht die Beteiligung, etwa durch das Melden eigener Projekte oder Ideen oder bei der Teilnahme an Abstimmungen verschiedenster Art. Darüber hinaus werden die THG-Bilanzen, Emissionsminderungspotenziale und Szenarien in der Region dargestellt. Grundlage dafür ist die Bilanzierung mit dem Klimaschutz-Planer.
Zusätzliche Motivation sich zu beteiligen erwartet Dr. Stefan Jergentz (vom Projektpartner Universität Koblenz-Landau): „Die interaktive Darstellung der Zahlen im Klimaschutzportal macht es lebendiger und anschaulicher; außerdem können sich Bürger selbst auf einfache Art und Weise einbringen.“
Das Tool verbreitet sich im LandDie THG-Bilanzierung mit der Software Klimaschutz-Planer hat sich im Land inzwischen weit verbreitet. Nicht zuletzt auch wegen des kostenfreien Datenservices für viele der nicht-kommunalen Daten. Aktuell haben 69 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte, 49 Prozent der verbandsangehörigen und -freien Städte und Gemeinden sowie 265 Ortsgemeinden eine Lizenz des Klimaschutz-Planers über KomBiReK beantragt. Damit haben 367 Verwaltungseinheiten die Möglichkeit einer Bilanzierung der Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen, fünfzehn Prozent bereits mit einer Folgelizenz, wobei einige Kommunen bereits die zweite Folgelizenz nutzen. (Stand: 01. Oktober 2021).
Die Verbandsgemeinde (VG) Birkenfeld war als eine der ersten Kommunen dabei – und ist dabeigeblieben, mittlerweile re-zertifiziert. Christoph Benkendorff erinnert sich an die positiven Auswirkungen zu Beginn: „KomBiReK lebt davon, dass brauchbare Daten vorhanden sind; bei den kommunalen Daten funktioniert es am besten, wenn ein Energiemanagement bereits vorhanden ist. In Birkenfeld hat KomBiReK als Anschub gedient für ein gutes Energiemanagement der kommunalen Liegenschaften zusätzlich zur THG-Bilanzierung für die gesamte Kommune.“
Eine solche Planstelle besteht weiterhin in der VG-Verwaltung, neben der Funktion der Klimaschutzmanagerin. Diese Aufgabenteilung hält Benkendorff auch für zwingend erforderlich – zumal die zu erzielenden Einsparungen bei den Energiekosten „eine solche Stelle locker finanzieren – und weit mehr als das“.Vielerorts fehlen die Planstellen
Diese Erkenntnis habe sich in vielen Gemeinden – anders als in Birkenfeld – leider noch nicht durchgesetzt, beklagt Christoph Benkendorff. Denn sonst müssten eigentlich überall im Land die Planstellen für kommunale Energiemanager*innen und das Klimaschutzmanagement eingerichtet und verstetigt sein.
Einen Zusammenhang zwischen positiver Klimaschutzbilanz und dauerhaft engagiertem Fachpersonal sieht auch Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, in deren regionalem Arbeitsgebiet die Idee zu dem Projekt entstanden ist. „KomBiReK“ sorgt mit der einheitlichen Methodik und dem zentralen Datenservice auch in diesem Punkt bereits für Transparenz und schafft Vergleichbarkeit zwischen den nutzenden Kommunen. Die jetzt neue entstehenden Klimaschutzportale sind dafür ein weiterer Sprung nach vorn.“
KomBiReK nutzen
Die Angebote im Projekt „Kommunale Bilanzierung und regionale Klimaschutzportale in Rheinland-Pfalz (KomBiReK) sind für Kommunen kostenfrei. Neben den Lizenzen für die Bilanzierungssoftware Klimaschutz-Planer und Datenservice erhalten die kommunalen Bilanzierer oder deren Beauftragte eine Möglichkeit zur Schulung in der Software. Das gleiche gilt für die kommunalen Klimaschutzportale, für die Bilanzen mit dem Klimaschutz-Planer erstellt werden müssen.
Die Methodik des Klimaschutz-Planers folgt mit der Bilanzierungssystematik Kommunal (BISKO) den Vorgaben der Kommunalrichtlinie und ermöglicht so den Zugang zu Fördermitteln des kommunalen Klimaschutzes. Interessenten wenden sich per Email an bilanzierungstool(at)energieagentur.rlp.de.
Weitere Informationen auf der Projektseite, www.energieagentur.rlp.de/kombirek, Ansprechpartnerin ist Dr. Christel Simon, Tel.: 0631 – 34 371-132. -
Wie reagieren Weinbau und Tourismus auf den Klimawandel?
Die Flutkatastrophe an der Ahr dürfte „Wasser auf die Mühlen“ auch dieses Projektes geben – Stichwort Klimawandelfolgen. Natürlich ist dies ebenso ein aktuelles Thema wie eine Herausforderung für die Mosel-Region. Insbesondere für den Weinbau und den Tourismus, zumal beide Wirtschaftszweige eng verzahnt sind. Schnittstelle von Wissenschaft, Praxis und kommunaler Selbstverwaltung will daher das im Mai 2020 gestartete Projekt „Mosel-AdapTiV“ sein.
Die Universität Trier und die Stadt Traben-Trarbach sind die Initiatoren des Projektes. Eine Förderung – gestützt durch einen Beschluss des Deutschen Bundestages – steuert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit bei. Das Projekt soll überregionale Strahlkraft und Leuchtturm-Charakter haben.
Schon der Faktencheck ist eindrucksvoll: 2800 Winzer (Stand 2019) sorgen an der Mosel für das unverwechselbare, einzigartige Landschaftsbild mit den typischen Steillagen. Die gesamte Rebfläche, wobei jene an den Nebenflüssen Saar und Ruwer hinzugerechnet werden, beträgt 8600 Hektar. Aus dem dortigen Traubengut werden durchschnittlich 810.000 Hektoliter Wein gewonnen, die zu 80 Prozent im Inland verbleiben.
Und die Moselweine wie die Kulturlandschaft selbst sind Zugpferde für den Tourismus. Fast 7,2 Millionen Übernachtungen zählte das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz für 2019. Damit war die Mosel-Region mit zirka 28 Prozent an allen knapp 25,9 Mio. Übernachtungen im Bundesland beteiligt. Der Umsatz durch den Mosel-Tourismus belief sich auf rund 1,263 Milliarden Euro brutto.
Bereits zwei Studien zu den Auswirkungen
Wie gut sind Weinbau und Tourismus auf den Klimawandel vorbereitet? Welche Folgen hat er für den Tourismusmagnet Traben-Trarbach? Welche Anpassungsmaßnahmen sind notwendig? – Diese Fragen stellen sich die Beteiligten von „Mosel-AdapTiV“.
Zwar musste die geplante Auftaktveranstaltung 2020 wegen der Corona-Einschränkungen ausfallen, dafür gab’s persönliche Gespräche mit den betroffenen Akteuren. Entstanden sind daraus zwei Studien: eine zu den Klimawandel-Auswirkungen auf den Tourismus, die andere zu den erwarteten und bereits registrierten Veränderungen im Weinbau. Erste detaillierte Ergebnisse stehen auf der Projekt-Webseite.
Oft fehlt Kommunen noch das Problembewusstsein
„Was sich deutlich zeigte: Dieses Megathema wird von den Zielgruppen unterschiedlich wahrgenommen“, resümiert Projektmitglied und Tourismusgeographin Katharina Horvath. Wie zu erwarten, seien Betroffenheit und Problembewusstsein „sehr stark ausgeprägt“ bei den Winzern. Im Gegensatz zu vielen Kommunen: In deren offiziellen touristischen Konzepten spiele der Klimawandel „noch keine große Rolle“. Katharina Horvath: „Veränderungen im Weinbau werden sich aber langfristig auch im Tourismus spiegeln. Daher ist jetzt schon eine ganzheitliche Betrachtung wichtig.“
Erfolgsfaktor Vernetzung
In diesem Zusammenhang setzen Projektleiterin Prof. Antje Bruns (verantwortlich für den Fachbereich „Nachhaltige räumliche Entwicklung und Governance“ an der Uni Trier) und das Projektteam um Katharina Horvath vor allem auf Vernetzung. Partner von „Mosel-AdapTiV“ sind das Rheinland-Pfalz-Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum – DLR – Mosel in Bernkastel-Kues, die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, die IHK Trier, kommunale Entscheidungsträger in Traben-Trarbach, die Universität Trier sowie die Touristikmanager und Winzer vor Ort.
Man wolle weg von der „Jeder-macht-etwas-Mentalität“, hin zu einem gemeinsamen, strukturierten Vorgehen mit fachspezifischen Fragestellungen. Die damit verbundenen Anpassungsmaßnahmen würden von „Mosel-AdapTiV“ aufbereitet und als kommunikationsorientierte Wissensplattform zur Verfügung gestellt.
Nach Ahr-Flut Projektziel aktueller denn je
Was sind gegenwärtig die größten Herausforderungen des Projektes? „Den langfristigen Handlungsbedarf deutlich zu machen!“, sagt Horvath. Die kommunale Ebene habe den Klimawandel bislang eher als „abstrakte Bedrohung“ wahrgenommen. Bislang. Die Bilder der Flutkatastrophe an der Ahr könnten diesem Bewusstsein eine andere Richtung geben. Zumal auch in Traben-Trarbach jüngst Starkregenfälle zu verzeichnen waren. Das Hochwasser überflutete wieder einmal Keller und verursachte erhebliche Gebäudeschäden. In den Weinbergen führten die Regenfälle zu Bodenerosion.
Das Gesamtziel von „Mosel-AdapTiV“ ist also aktueller denn je. Die Folgen des Klimawandels im Weinbau und Tourismus zu bewältigen, setzt notwendige Anpassungsmaßnahmen voraus. „Und wir setzen uns dafür ein,“, sagt Katharina Horvath, „die Kapazität der Anpassung zu erhöhen.“ Denn es stehe die Zukunftsfähigkeit von Traben-Trarbach einerseits und der Mosel-Region als Wein- und Tourismusziel andererseits auf dem Spiel. Nicht mehr und nicht weniger.
Weitere Informationen: Projekt „Mosel-AdapTiV“, Katharina Horvath, Bahnstraße 22 in 56841 Traben-Trarbach, Telefon 0175 – 649 56 777, E-Mail: mosel-adaptiv[at]traben-trarbach.de, Webseite: www.mosel-adaptiv.uni-trier.de.
Fragen an den Weinbau
Rebsorten:
- Können veränderte Schnittsysteme (Stichwort Minimalschnitt) die Leitsorte Riesling vor allem im Bestand vor Sonnenbrandschäden zu schützen und die Reife hinauszuzögern?
- Sollten eher hitze- und trockenheitsresistente (Rot-)Weinsorten ebenso wie pilzwiderstandsfähige Reben (so genannte „PIWIs“) angebaut werden?
Bodenerosion:
- Vorbeugen durch mehr Zwischenzeilenbegrünung, insbesondere mit heimischem Saatgut?
- Begrünung im Unterstock-Bereich mit der Anbaubaumöglichkeit einer Zweitkultur (etwa Kräuter wie Thymian oder Oregano)?
Wirtschaftlichkeit:
- Kann ein Ausbau der Querterassierung den Arbeitsaufwand (und -kosten) in Steillagen deutlich verringern und gleichzeitig die Fähigkeit der Weinberge zur Wasserspeicherung erheblich verbessern?
- Brachflächen reaktivieren bzw. umnutzen?
Die Projektziele
Beispielhafte Projektziele von „Mosel-AdapTiV“ bis 2023:
- Maßnahmenkataloge als regionalspezifische Leitfäden zum Anpassen von Weinbau/Tourismus an den Klimawandel.
- Berücksichtigung des Themas Klimaanpassung in kommunalen und touristischen Entwicklungskonzepten.
- Erstellen von Weiterbildungsmodulen für Gäste-Begleiter zum Klimawandel (Folgen / Anpassung).
- Aufbau eines Klimawandel-Weinlehrpfades.
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Holz statt Beton – vorbildlich
Wer sich im Wörther Ortsbezirk Schaidt nicht gut auskennt, der muss sich durchfragen. Kein Schildchen weist (zumindest noch nicht) auf das Vorzeigeprojekt hin, das den Ort am Nordwestrand des Bienwaldes schmückt. Wer Einheimische gefragt hat, stößt jenseits von Sportanlagen und Schützenhaus auf die Kulturhalle – und damit auf ein Prachtexemplar des Holzbaus in kommunaler Hand.
Der Standort hat Architektur und Bauausführung mitgeprägt – bei der Materialauswahl und der vollverglasten Rückfront der Halle, wo es über die Terrasse zum Wald übergeht. Professor Michael Schanné vom Kaiserslauterner Architektenbüro AV1 berichtet aus der Planungsphase, dass der vorgeschlagene besonders nachhaltige Holzbau die Gemeinde als Bauherrin von Beginn an überzeugt hat. Was nicht selbstverständlich sei: Gemeinhin habe es der Holzbau etwas schwerer, sagt Schanné, gerade auf dem Land. Anfangs sei meist einiges an Überzeugungsarbeit vonnöten, um Vorbehalte bezüglich Dauerhaftigkeit und Brandsicherheit auszuräumen.
Dabei war Holz viele Jahrhunderte lang der hierzulande bei weitem wichtigste Baustoff. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es von Stein und Stahl abgelöst, bevor nur wenige Jahrzehnte später Beton an allen anderen Baumaterialien in einer steilen Kurve vorbeizog. Mit der Folge einer erheblichen Verschlechterung der Bilanz beim Ausstoß von Treibhausgasen. Das hohe Treibhauspotenzial von Zement und Beton liegt im aufwendigen Herstellungsprozess. Brennvorgänge oder das Schäumen von Zuschlagstoffen setzen sehr viel CO2 frei. Der regenerative Rohstoff Holz schneidet in der Ökobilanz erheblich besser ab.
Klimaschutzziele erreichen
Holzbau und die intelligente stoffliche Holzverwendung sind wichtige Bestandteile im Klimaschutzkonzept des Landes Rheinland-Pfalz. Und auch im „New Green Deal“ von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spielt er eine bedeutsame Rolle: Im Projekt „Neues Europäisches Bauhaus“.
Die Holzbauweise birgt erhebliches Potenzial für einen nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudebestand: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, Abfälle aus Holz sind biologisch abbaubar oder können zur Wärmegewinnung genutzt werden. Bäume filtern schädliches CO2 aus der Luft und reichern sie mit Sauerstoff an.
Der Rohstoff Holz hat, gerade in waldreichen Regionen wie Rheinland-Pfalz, durchaus Bedeutung für die regionale Wertschöpfung. In der Summe tragen Holzbauten und die vermehrte Verwendung von Holzbaustoffen im Gebäudebereich maßgeblich dazu bei, die Klimaschutzziele zu erreichen.
Derzeit wird nur etwa jedes vierte Privathaus in Holzbauweise errichtet; im öffentlichen Bereich ist die Quote deutlich geringer und zumeist handelt es sich dann um Kindergärten oder -tagesstätten. Die Liste gelungener Beispiele in diesem Bereich ist inzwischen lang – hier ein paar willkürlich herausgegriffene Beispiele: die Städtische Kindertagesstätte Hanni Kipp in Alzey, die Katholische KiTa St. Peter in Wittlich oder die „Mäuseburg“ in Speyer, allesamt prämiert im Rahmen der Aktion „H.ausgezeichnet“ von der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Baumaterial aus dem Stadtwald
Bei ähnlich Projekten gewinnt die Holzbauweise an Zuspruch: In Mayen entsteht zurzeit ein neuer Kindergarten in der Weiersbach, weitgehend gebaut mit Holz aus dem eigenen Stadtwald; das Hunsrückdorf Wiebelsheim plant nach Beschluss der Gemeinderäte einen komplett aus Holz gebauten Kindergarten für einen übergreifenden Zweckverband.
Offene Bereiche und große Sichtholzflächen sind kennzeichnend für all diese Gebäude. Und das gilt auch für die eingangs erwähnte Kulturhalle in Schaidt. Philipp Wendel, für AV1 als Bauleiter dort eingesetzt, hebt die lichtdurchfluteten Arkaden im Foyer und den Blick durch das helle Gebäude ins Grüne als besondere Attribute des Bauwerks hervor. Denn das Bauen mit Holz biete viele positive Aspekte, vom Wohlfühl-Effekt durch die warmen Holztöne im Innern über die Langlebigkeit des Materials, das in dieser Hinsicht etwa Gipskarton gegenüber weit überlegen sei, bis hin zum Faktor Bauzeit: Durch den hohen Grad an Vorfertigung stand die Kulturhalle viel schneller, als dies in traditioneller Stein-auf-Stein-Bauweise zu schaffen gewesen wäre.
Kommunen setzen sichtbar Zeichen
Auch Architekt Wendel lobt die kommunalen Entscheider für ihr klares Votum zugunsten nachhaltiger Bauweise. Ihrer Vorbildfunktion werde die Gemeinde mit öffentlichen Bauten aus Holz sichtbar gerecht.
Spektakulärer Architektur setzt der Baustoff Holz kaum noch Grenzen. Rund 80 Meter misst das derzeit höchste Holzhaus, es steht in Norwegen. Berlin will diesen Titel allerdings erobern und plant ein Wohnhochhaus von beinahe 100 Metern Höhe. Für große Spannweiten im Tragwerk stehen ebenfalls vielfältige Lösungen zur Verfügung.
Fachinformationen nachgefragt
Der langen Liste von Vorteilen – nicht nur für den Klimaschutz – stehen nur wenige Nachteile gegenüber: Neben den derzeit stark gestiegenen Preisen für Bauholz nennen Experten im Wesentlichen erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und kompliziertere Genehmigungsverfahren. Wie diese Herausforderungen zu bewältigen sind, das vermitteln unter anderem stark nachgefragte Informationsveranstaltungen, die die Energieagentur Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Gemeinde- und Städtebund alljährlich anbietet, fachlich unterstützt vom Holzbaucluster Rheinland-Pfalz sowie einer ganzen Reihe weiterer Kooperationspartner.
Am 29. September lautet das Thema „Sanierung, Erweiterung und Aufstockung in Holzbauweise“. Die Referenten stellen anhand von Praxisbeispielen aktuelle planerische und technische Entwicklungen und Möglichkeiten vor. Eine Anmeldung zur – coronabedingt online angebotenen – Veranstaltung ist erforderlich, bis Montag, 27. September (Anmeldung unter events-energieagentur-rlp.de/event.php. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Gebühren fallen nicht an.
Für weitere Informationen steht bei der Landesenergieagentur Christiane Heimerdinger zur Verfügung, stv. Abteilungsleiterin Nachhaltige Prozesse & Gebäude, unter Telefon 0631 - 343 71 156, Mail: christiane.heimerdinger(at)energieagentur.rlp.de.
Info: Stämme bestmöglich nutzen
Die Schneidetechnik beherrschen bisher nicht viele Sägewerke. Und das erschwert es den Erfindern, ihre besonders nachhaltige Methode so häufig einzusetzen, wie sie es sich wünschen. Im Architekturbüro Neubauer in Emmelshausen (Rhein-Hunsrück-Kreis) haben Vater Harald und Sohn Daniel („vor allem er“, sagt der Vater) eine einleuchtende Idee zur Produktionsreife gebracht: Statt in rechteckige Balken und Bretter wird der Stamm in Pizzastück-ähnliche Achtel zerlegt. Diese Achtel ergeben, in wechselnder Ausrichtung neben einander gestellt, eine massive gerade Wand; zugleich neutralisieren sich so die Kräfte im Holz, das sogenannte „Arbeiten“.Zusätzlicher Clou: Die Verbindung zwischen den Holz-Elementen ist ohne Schrauben oder Nägel möglich, allein durch ebenfalls hölzerne Schwalbenschwanz Verbindungen, die in passend ausgefräste Nuten getrieben werden (siehe schematische Darstellungen). Ein perfektes Bausatz-Prinzip – alle Elemente lassen sich zerstörungsfrei wieder auseinandernehmen und für andere Projekte erneut verwenden.
Vorteil für Kommunen und andere Bauherren: Durch das Weglassen künstlicher Materialien wie Folien aus Plastik sowie metallische Verbindungen wie Nägel, Schrauben oder Klebstoffe, wird das Gebäude nicht nur mit deutlich weniger umweltbelastender Energie für die Herstellung der Materialien errichtet, im Innern verbessert sich auch das Wohnklima. Daniel Neubauer: „Ein naturnaher, nachhaltiger und gesunder Lebensstil beginnt bereits beim Planen der Gebäude.“
Information und Kontakt unter www.architekturbuero-neubauer.de
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Die Natur hat andere Ansprüche als der Mensch
Von einem Experiment spricht Bürgermeister Gerd Heim, noch dazu von einem, „das man der Bevölkerung erklären muss“, sagt er. Denn nicht alle sind – zumindest anfangs – davon angetan, wie sich die städtischen Grünflächen derzeit präsentieren: scheinbar wild wuchernd, jedenfalls nicht gemäht.
Weißenthurm hat das regelmäßige Mähen auf einigen Flächen eingestellt. Und zwar nicht mit der vorrangigen Absicht, Arbeit und Geld einzusparen. Vielmehr geht es um einen Beitrag zum Klimaschutz, für den Erhalt der Artenvielfalt. Um den möglichst gut zu gestalten, hat sich die Stadt fachkundigen Rat geholt, beim Ingenieurbüro für Umweltplanung in Koblenz. Nach einer Ortsbegehung wurde dann gemeinsam eine Procedere entwickelt, wie in den jeweiligen Bereichen das Mähen künftig umgesetzt werden soll und vor allem, wie und in welchen zeitlichen Abständen man mähen sollte.
„Es war uns sofort bewusst, dass das mit Sicherheit nicht direkt von allen akzeptiert werden würde“, erläutert Bürgermeister Heim. Schließlich waren die Weißenthurmer und Weißenthurmerinnen daran gewöhnt, dass Wiesen und Beete stets akkurat gepflegt wirken. Deshalb setzt Heim, auch über die Homepage der Kommune, auf Aufklärung: Wer erfährt, was mit weniger konsequenten Mähdurchgängen zu erzielen ist, werde eher geneigt sein, den Anblick hinzunehmen.
Die Böden trocken immer mehr aus
„Was wird denn wirklich damit erreicht?“, fragt Heim im Online-Auftritt der Stadt und fährt dort fort: „Wir stellen fest, dass durch die extrem starke Trockenheit im Sommer die Böden immer mehr und tief austrocknen und versanden. Fällt dann starker Regen auf diese Flächen, dringt das Wasser kaum in den Boden ein, sondern festigt zudem die Oberfläche. Bei den ungemähten Flächen halten sich zwischen den Grashalmen viele Insekten auf, die als Nahrung für viele andere Tiere wichtig sind. Wir stellen fest, dass es immer weniger Vögel gibt und die Artenvielfalt der Bodentiere abnimmt. Jeder Mähvorgang tötet dabei diese Bestände an Insekten ab und die Folgen kann sich jetzt jeder selbst ausmalen. Alles Kleingetier, was uns zum Teil oft verborgen bleibt, ist für andere Tiere Teil einer Nahrungskette.“
Blumenbeete, Insektenhotels, Nistkästen
Auf zahlreiche Unterstützer in Weißenthurm setzt der Stadtrat, der dieses Vorgehen beschlossen hat. Viele Bürgerinnen und Bürger engagierten sich bereits für Klimaschutz und Artenvielfalt, indem sie mit zusätzlichen Blumenbeeten, Insektenhotels, oder dem Anbringen von Nistkästen für unterschiedliche Vogelarten einen wichtigen eigenen Beitrag leisteten.
Der Mensch solle bereit sein, auch einmal ungemähte Bereiche zu akzeptieren und der Natur, die für uns alle so wichtig ist, den Vorrang zu lassen, heißt es auf der Homepage der Stadt dazu. Und weiter: Es gibt in unserer Stadt viele Bürgerinnen und Bürger die das unterstützen und selbst stark daran mitwirken, der Natur mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sich für sie einzusetzen und durch eigene Initiativen, der Biodiversität, dem Klimaschutz und der Artenvielfalt gerecht zu werden.
Unterstützung vom Kreis
Zu den Unterstützern zählt zweifelfrei Dr. Rüdiger Kape, von der Stabsstelle Integrierte Umweltberatung bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz. „Ein regelmäßig gemähter Rasen ist unter dem Aspekt der Biodiversität eigentlich eine weitgehend tote Fläche“, sagt er und betont, der Kreis kümmere sich bereits seit einigen Jahren um das Thema Biodiversität, auf verschiedenen Ebenen: So initiiere das vom Land geförderte Projekt „Mehr als Grün“ so genannte Vorzeigeflächen, die insekten- und vogelgerechter sind.
Und zudem berate der Kreis Mayen-Koblenz Kommunen, Schulen und Kitas zur Grüngestaltung pro Biodiversität. Eine solche Beratung hat auch die Stadt Weißenthurm genossen; das Nichtmähen ist laut Kape auch ein Ausfluss dieser Beratung; der ohnehin motivierte Stadtrat griff die Vorschläge auf.Die Stadtspitze betont den Charakter eines Probelaufs, steht aber auch ausdrücklich zu dessen Zielen. In der Bürgerinformation heißt es dazu: „Biodiversität, Klimaschutz, Schutz der Artenvielfalt. Das sind die Herausforderungen, denen auch wir uns in der Stadt Weißenthurm stellen müssen. Die Natur hat andere Ansprüche als der Mensch und der Mensch muss ständig dazulernen, will er mit der Natur und einer großen Artenvielfalt an Fauna und Flora weiter bestehen.“
In diesem Sinne startet parallel die Verbandsgemeinde Weißenthurm den Wettbewerb „Aus Grau mach Bunt“. Bis zum 29. Oktober können sich Bürgerinnen und Bürger um Preise bewerben, wenn sie zuvor Schottergärten in grüne oder blühende Oasen verwandelt und dies auch dokumentiert haben.Weitere Informationen bei der Verbandsgemeinde Weißenthurm unter Telefon 02637 – 91 33 43 (Klimaschutzbeauftragte Jennifer Vogt, , Mail jennifer.vogt@vgwthurm.de) oder bei der Kreisverwaltung Mayen Koblenz, Dr. Rüdiger Kape, Telefon 0261 / 108-420,
E-Mail: ruediger.kape@kvmyk.de.on einem Experiment spricht Bürgermeister Gerd Heim, noch dazu von einem, „das man der Bevölkerung erklären muss“, sagt er. Denn nicht alle sind – zumindest anfangs – davon angetan, wie sich die städtischen Grünflächen derzeit präsentieren: scheinbar wild wuchernd, jedenfalls nicht gemäht.
Weißenthurm hat das regelmäßige Mähen auf einigen Flächen eingestellt. Und zwar nicht mit der vorrangigen Absicht, Arbeit und Geld einzusparen. Vielmehr geht es um einen Beitrag zum Klimaschutz, für den Erhalt der Artenvielfalt. Um den möglichst gut zu gestalten, hat sich die Stadt fachkundigen Rat geholt, beim Ingenieurbüro für Umweltplanung in Koblenz. Nach einer Ortsbegehung wurde dann gemeinsam eine Procedere entwickelt, wie in den jeweiligen Bereichen das Mähen künftig umgesetzt werden soll und vor allem, wie und in welchen zeitlichen Abständen man mähen sollte.
„Es war uns sofort bewusst, dass das mit Sicherheit nicht direkt von allen akzeptiert werden würde“, erläutert Bürgermeister Heim. Schließlich waren die Weißenthurmer und Weißenthurmerinnen daran gewöhnt, dass Wiesen und Beete stets akkurat gepflegt wirken. Deshalb setzt Heim, auch über die Homepage der Kommune, auf Aufklärung: Wer erfährt, was mit weniger konsequenten Mähdurchgängen zu erzielen ist, werde eher geneigt sein, den Anblick hinzunehmen.
Die Böden trocken immer mehr aus
„Was wird denn wirklich damit erreicht?“, fragt Heim im Online-Auftritt der Stadt und fährt dort fort: „Wir stellen fest, dass durch die extrem starke Trockenheit im Sommer die Böden immer mehr und tief austrocknen und versanden. Fällt dann starker Regen auf diese Flächen, dringt das Wasser kaum in den Boden ein, sondern festigt zudem die Oberfläche. Bei den ungemähten Flächen halten sich zwischen den Grashalmen viele Insekten auf, die als Nahrung für viele andere Tiere wichtig sind. Wir stellen fest, dass es immer weniger Vögel gibt und die Artenvielfalt der Bodentiere abnimmt. Jeder Mähvorgang tötet dabei diese Bestände an Insekten ab und die Folgen kann sich jetzt jeder selbst ausmalen. Alles Kleingetier, was uns zum Teil oft verborgen bleibt, ist für andere Tiere Teil einer Nahrungskette.“
Blumenbeete, Insektenhotels, Nistkästen
Auf zahlreiche Unterstützer in Weißenthurm setzt der Stadtrat, der dieses Vorgehen beschlossen hat. Viele Bürgerinnen und Bürger engagierten sich bereits für Klimaschutz und Artenvielfalt, indem sie mit zusätzlichen Blumenbeeten, Insektenhotels, oder dem Anbringen von Nistkästen für unterschiedliche Vogelarten einen wichtigen eigenen Beitrag leisteten.
Der Mensch solle bereit sein, auch einmal ungemähte Bereiche zu akzeptieren und der Natur, die für uns alle so wichtig ist, den Vorrang zu lassen, heißt es auf der Homepage der Stadt dazu. Und weiter: Es gibt in unserer Stadt viele Bürgerinnen und Bürger die das unterstützen und selbst stark daran mitwirken, der Natur mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sich für sie einzusetzen und durch eigene Initiativen, der Biodiversität, dem Klimaschutz und der Artenvielfalt gerecht zu werden.
Unterstützung vom Kreis
Zu den Unterstützern zählt zweifelfrei Dr. Rüdiger Kape, von der Stabsstelle Integrierte Umweltberatung bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz. „Ein regelmäßig gemähter Rasen ist unter dem Aspekt der Biodiversität eigentlich eine weitgehend tote Fläche“, sagt er und betont, der Kreis kümmere sich bereits seit einigen Jahren um das Thema Biodiversität, auf verschiedenen Ebenen: So initiiere das vom Land geförderte Projekt „Mehr als Grün“ so genannte Vorzeigeflächen, die insekten- und vogelgerechter sind.
Und zudem berate der Kreis Mayen-Koblenz Kommunen, Schulen und Kitas zur Grüngestaltung pro Biodiversität. Eine solche Beratung hat auch die Stadt Weißenthurm genossen; das Nichtmähen ist laut Kape auch ein Ausfluss dieser Beratung; der ohnehin motivierte Stadtrat griff die Vorschläge auf.Die Stadtspitze betont den Charakter eines Probelaufs, steht aber auch ausdrücklich zu dessen Zielen. In der Bürgerinformation heißt es dazu: „Biodiversität, Klimaschutz, Schutz der Artenvielfalt. Das sind die Herausforderungen, denen auch wir uns in der Stadt Weißenthurm stellen müssen. Die Natur hat andere Ansprüche als der Mensch und der Mensch muss ständig dazulernen, will er mit der Natur und einer großen Artenvielfalt an Fauna und Flora weiter bestehen.“
In diesem Sinne startet parallel die Verbandsgemeinde Weißenthurm den Wettbewerb „Aus Grau mach Bunt“. Bis zum 29. Oktober können sich Bürgerinnen und Bürger um Preise bewerben, wenn sie zuvor Schottergärten in grüne oder blühende Oasen verwandelt und dies auch dokumentiert haben.Weitere Informationen bei der Verbandsgemeinde Weißenthurm unter Telefon 02637 – 91 33 43 (Klimaschutzbeauftragte Jennifer Vogt, , Mail jennifer.vogt@vgwthurm.de) oder bei der Kreisverwaltung Mayen Koblenz, Dr. Rüdiger Kape, Telefon 0261 / 108-420,
E-Mail: ruediger.kape@kvmyk.de. -
Die Nahwärme im Visier
Obwohl er der zweitkleinste rheinland-pfälzische Landkreis ist und der fünftkleinste bundesweit gesehen, gilt Cochem-Zell als Vorzeigeadresse in Sachen Klimaschutz. Nicht von ungefähr erhielt diese Gebietskörperschaft in der nördlichen Mitte von Rheinland-Pfalz bereits 2014 den „European Energy Award“. Inzwischen avancierte sie auch zur „Bioenergie-Region“. Und das Bundesumweltministerium zeichnete Cochem-Zell im Rahmen des Förderprogramms „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ für sein herausragendes Engagement aus. Schon 2008 hatte der Kreistag beschlossen, „Null-Emissions-Landkreis“ zu werden. Bis 2020 solle sich der CO2-Ausstoß um die Hälfte verringern. Wie sieht die aktuelle Bilanz aus und welche Faktoren spiel(t)en eine entscheidende Rolle?
Soviel vorab: Der aktuelle Energiespiegel kann sich sehen lassen. Der Stromverbrauch im Landkreis Cochem-Zell wird schon zu 190 Prozent durch Ökostrom gedeckt (Stand 2019). Er stammt zu jeweils 40 Prozent aus Wind- und Wasserkraft. Den Rest steuern Photovoltaik-Anlagen (zwölf Prozent) und Biomasse bei (acht Prozent). Inzwischen sind immerhin schon mehr als 500 Elektroautos und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge kreisweit im Einsatz.
Potenzial von bis zu 500 Gebäuden
Besondere Aufmerksamkeit erzeugt der Landkreis Cochem-Zell mit seinen Anstrengungen, Nahwärmeverbünde in Dörfern mit gemeinschaftlichem, dorfübergreifendem Quartiersmanagement (Ermittlung Gebäudebestand mit Einsparpotenzial) zu koppeln. Nicht ohne Grund: Im Wärmesektor werden zirka 60 Prozent der Endenergie verbraucht, und hier entstehen etwa über 50 Prozent der Treibhausgase. Auch wenn gegenwärtig erst in drei Kommunen Dorfwärmenetze Realität werden, gilt ein Anschluss von bis zu 500 privaten, gewerblichen und kommunalen Gebäuden als realistisch. Je nach Größe der Kommune, sind CO2-Einsparungen in der Größenordnung von jährlich 750 bis 1.400 Tonnen wahrscheinlich.
Neben diesen Dorfwärme-Netzen entstanden in den letzten Jahren auch mehrere kleinere Nahwärmeverbünde. Beispielhaft dafür stehen die Grünschnitt-Heizungsanlagen in den Schulzentren Zell und Kaisersesch. Hier wird der regional anfallende Grünschnitt energetisch in einem Stromkreislauf und in Verbindung mit Solarthermie-Anlagen genutzt.
Rund 20 Mio. Euro Investitionsvolumen
Vor dem Hintergrund des neuen Landesförderungsprogrammes „ZEIS“ (mit einer höheren Förderquote) sollen fünf weitere Kommunen Interesse an einem Dorfwärmeprodukt angemeldet haben. Damit wäre ein Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro verbunden. Jeder Teilnehmer erhält übrigens einen Highspeed-Glasfaseranschluss dazu.
Als Treiber der Nahwärmeprojekte gelten die Energieagentur „unser-klima-cochem-zell e.V.“ (mit dem Projekt „Cochem-Zeller-Energiedorf“) und die Kreiswerke Cochem-Zell (mit eigenem Betriebszweig Nahwärme). Dirk Barbye bilanziert: „Im Ergebnis können wir den Bürgerinnen und Bürgern eine günstige, klimafreundliche Wärmeversorgung anbieten!“ Als Leiter des Fachbereiches Kreis-Entwicklung und Klimaschutz bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell weiß Barbye natürlich, dass es stets projektbezogene Verbesserungspotenziale gibt. „Aber dies ist auch immer der bestehenden Förderkulisse geschuldet. Heute gibt es passgenauere Förderprogramme.“
Pandemie kontra Masterplan?
Barbye hofft, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie das Umsetzen der Energieziele im Landkreis nicht bremsen. Dann blieben die Zielvorgaben im aktuellen „Masterplan 100 % Klimaschutz für Cochem-Zell“ bestehen: Halbierung des Endenergiebedarfs bis 2050 und Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen bis zu diesem Zeitpunkt um 95 Prozent gegenüber 1990. Bereits zwischen 1990 und 2014 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) konnte der CO2-Ausstoß von annähernd 890.000 Tonnen um 32 Prozent auf rund 600.000 Tonnen jährlich gesenkt werden.
Ein Schlüsselfaktor zur Erreichen der Klimaziele ist Dirk Barbye zufolge das konsequente Einbinden der Bevölkerung, nicht zuletzt der politisch motivierten Jugend (wie die „Fridays for trees“-Bewegung im Landkreis Cochem-Zell).
Weitere Informationen: Kreisverwaltung Cochem-Zell, Dirk Barbye, Leiter des Fachbereiches Kreis-Entwicklung und Klimaschutz, Telefon 02671-61 680, Mail: dirk.barbye@cochem-zell.de
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Das Dorfauto zieht Kreise
Carsharing und Elektromobilität auf dem Land? Für kommerzielle Anbieter kaum vorstellbar. Der Rhein-Hunsrück-Kreis will zeigen, wie es dennoch funktionieren kann. Sein auf drei Jahre angelegtes modellhaftes Projekt „E-Dorfauto“ tritt zur Mitte seiner Laufzeit soeben in eine neue Phase – und es wird gleichzeitig in angrenzenden Regionen übernommen.
Zwei vorrangige Ziele hatten Landrat Dr. Marlon Bröhr und Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle vor dem Projektstart im Dezember 2019 formuliert: erstens die Praxistauglichkeit der Elektromobilität individuell überprüf- und wortwörtlich „erfahrbar“ zu machen und zweitens Carsharing im ländlichen Raum vorzuführen. Das Regionalbüro der Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützte den Ansatz von Beginn an und bis heute intensiv. Beide Zielvorgaben galten für die ersten Standorte bereits nach wenigen Monaten als erreicht, so groß war der Zuspruch. Seit dem „Umzug“ der Fahrzeuge zu ihren nächsten Standorten im vergangenen Dezember sind weitere Dorfbewohner in den Genuss dieser Erfahrung gekommen.
Acht Elektroautos vom Typ Renault Kangoo maxi Z.E. sind im Kreis „unterwegs in die Zukunft“, weithin sichtbar kenntlich gemacht als Dorfauto und dabei mit diesem Slogan werbend. Jedes dieser Fahrzeuge kann von den Bürgerinnen und Bürgern des jeweiligen Standort-Dorfes kostenfrei genutzt werden. Registrierung und Nutzungsvertrag sind Voraussetzung, dann wird ein kleiner Chip auf den Führerschein geklebt, mit dem sich das Auto öffnen lässt. Vorher muss gebucht werden, über eine eigene Software im Internet.
Jedes Auto jeden Tag gebucht
Mehr als 600 Rhein-Hunsrücker haben sich seit dem Projektstart vor anderthalb Jahren als Nutzer registrieren lassen, um von dem Schnupper-Angebot Gebrauch zu machen. Statistisch ist jeder Wagen mehr als einmal täglich gebucht; durchschnittlich rund 35.000 Kilometer ist jedes Dorfauto emissionsfrei gelaufen – weit mehr als das Doppelte dessen, was Car-Sharing-Betreiber üblicherweise erwarten.
„Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich unser Dorfauto-Konzept innerhalb der Bürgerschaft so großer Beliebtheit erfreut“, erklärt Landrat Bröhr. Und er verbindet es mit der Erwartung, „dass wir zeitnah einige Gemeinden gewinnen können, die die Idee auf eigene Rechnung nachahmen.“
Bis zu 20 Dorfautos – auf Dauer
Nachdem der Rhein-Hunsrück-Kreis dafür einen monatlichen Zuschuss von 250 Euro ausgelobt hat für Gemeinden, die in Eigenregie ein Dorfauto unterhalten wollen, zeichnet sich eine Reihe von Folgeprojekten konkret ab. Nach einer gemeinsamen Informationsveranstaltung von Kreis und Energieagentur liegen bereits mehrere Anträge vor. Bis zu 20 elektrisch betriebene Dorfautos will der Kreis zwei Jahre lang fördern.
Das verstetigte Angebot dürfte dann allerdings in der Regel nicht mehr kostenlos sein; allerdings sind moderate Nutzungsentgelte vorgegeben und der Kreis wünscht sich die erste Mietstunde gebührenfrei. Jede Gemeinde kann selbst definieren, ob und wie sie Kosten auf die Nutzer umlegt. Verschiedene Modellrechnungen hat die Energieagentur vorgelegt.
Nachahmer finden sich auch außerhalb des Rhein-Hunsrück-Kreises. Die Dörfer Staudt im Westerwald sowie Illerich in der Eifel haben je ein Elektro-Dorfauto angeschafft. Der benachbarte Landkreis Mayen-Koblenz hat gar das komplette Modell aus dem Hunsrück 1:1 übernommen und stellt demnächst zehn Fahrzeuge für seine Gebietskörperschaften bereit. Der dortige Landrat Dr. Alexander Saftig begrüßt die positiven Reaktionen auf das niederschwellige Angebot seines Kreises: „Ich freue mich sehr, dass uns bereits zahlreiche Bewerbungen aus Kommunen des Landkreises vorliegen.“
Verkehr belastet die Klimabilanz
„Die Elektromobilität gehört aufs Land!“ Diese oft vorgetragene These von Klimaschutzmanager Uhle ist also offenbar auch anderswo auf Zustimmung gestoßen. Denn überall dort, wo ein erheblicher Teil der Bevölkerung als Pendler ihr Brot verdient, gilt der Verkehrssektor als „Sorgenkind“ in der Klimabilanz. Bernd Kunz, als Regionalreferent der Energieagentur vor Ort und als früherer „Kümmerer“ in der Dorfauto-Gemeinde Schnorbach gleich doppelt in das Projekt involviert, hat die Zahlen für den Rhein-Hunsrück-Kreis parat: Seit 1990 hat sich die Zahl der hier zugelassenen Kfz um 22 Prozent erhöht – und weil zugleich die Fahrleistung pro Auto zugenommen hat, ist der dadurch verursachte Ausstoß an Triebhausgasen um 88 Prozent angestiegen.
Für eine nachhaltige Verkehrswende wird neben der Abkehr vom Verbrennungsmotor auch ein anderes Verhältnis zum Auto-Besitzen notwendig sein. In den Gemeinderäten und den Wohnhäusern in einigen Hunsrück-Dörfern reift nun die Erkenntnis, dass es ganz gut auch ohne eigenen Zweitwagen funktioniert, die ohnehin im Durchschnitt 23 Stunden am Tag in der Garage oder auf dem Hof stehen. Das Teilen schont nicht nur die Umwelt, es entlastet obendrein enorm die privaten Haushaltskassen.
Ansprechpartner für das Dorfauto-Projekt sind bei der Kreisverwaltung Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle, Telefon: 06761 / 82-611, Mail: fm.uhle(at)rheinhunsrueck.de und Bernd Kunz von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Tel.: 06761 / 967 89 31, Mail: bernd.kunz(at)energieagentur.rlp.de. Grundlegende Informationen zu alternativen Antrieben bietet die Lotsenstelle der Energieagentur: www.energieagentur.rlp.de/projekte/kommune/lotsenstelle-alternative-antriebe.
Die KostenLeasing- und Software-Gebühren pro Jahr und
Fahrzeug ca. 7500 bis 8000 Euro, Vollkasko-
Versicherung mit 500 Euro SB eingeschlossen.
Der Kreis übernimmt 120.000 Euro für sieben
Fahrzeuge und die ersten beiden Projektjahre
(Fahrzeug acht stellt auf eigene Kosten die
ehemalige Verbandsgemeinde Simmern), das
dritte Jahr bezahlen die vier Verbandsgemeinden
und die Stadt Boppard.Weitere 120.000 Euro stellt der Kreis als Anschub-
finanzierung bis zu 20 Ortsgemeinden zur Verfügung,
die auf „eigene Kappe“ ein Dorfauto anbieten wollen.
Evtl. anfallende Installationskosten für Ladepunkte
tragen die Standort-Gemeinden.Der Rhein-Hunsrück-Kreis
Auf 991 km² Fläche leben rund 103.000 Einwohner,
verteilt auf 137 Ortsgemeinden und Städte. Fast
70.000 Pkw sind im Kreis zugelassen.
Der Kreis ist stark ländlich geprägt, 75 % der Orte
haben weniger als 500 Einwohner.
Landrat ist seit 2015 Dr. Marlon Bröhr (CDU).
Der Kreis hat seit 2011 ein Klimaschutzkonzept
und fast ebenso lange Frank-Michael Uhle als
Klimaschutzmanager. -
Milchstraße, Andromeda und Antares im Blick
Das Dorf Rumbach im Dahner Felsenland hat es als erste Kommune zum Titel „Gemeinde unter den Sternen“ gebracht. Ressourcen und Kosten spart sie obendrein.
„Mach’s Licht aus, dass wir die Sterne besser sehen!“ Mit diesem Satz zitiert Ralf Weber, Ortsbürgermeister der 450-Einwohner-Gemeinde Rumbach im Dahner Felsenland, Gäste eines Restaurants am Ortsrand. Denn von jener Terrasse aus lasse sich der Nachthimmel über der pfälzischen Gemeinde besonders angenehm genießen. Als erste und bislang einzige Kommune überhaupt hat Rumbach den Titel „Gemeinde unter den Sternen“ errungen – eingebettet in das Projekt „Sternenpark Pfälzerwald“.
Für die Zertifizierung braucht es Punkte in mehreren Kategorien, etwa Lichtmenge und -lenkung (möglichst zentriert Richtung Boden), Leuchtdauer und Farbspektrum des Lichts. Gerade das letzte Kriterium macht es manchen potenziellen Interessenten schwer: Viele Gemeinden haben erst vor kurzem ihre Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgerüstet – und ausgerechnet die besonders sparsamen Leuchten erfüllen die Anforderungen an die Lichtfarbe nicht.
Darin sieht Anna Katharina Prim, Projektkoordinatorin von „Sternenpark Pfälzerwald“ einen Grund, warum Rumbach bisher als einziger Ort zertifiziert ist. Den durchaus anspruchsvollen Silber-Standard haben die Rumbacher bereits geschafft, „Gold“ wollen sie noch erreichen – mit vielerlei Maßnahmen. Das reicht vom Herunterdimmen der 80 Straßenlampen auf weniger als die halbe Leuchtkraft (was auch deutlich Kosten spart) über den Verzicht auf alle unnötigen Lichtemissionen bis hin zum Einbeziehen der Bürger, die auf störende Beleuchtung an ihren Häusern und drum herum verzichten.
Vielfältige Bürgerbeteiligung
Denn die Bevölkerung zieht toll mit, berichtet Bürgermeister Weber voller Stolz. Und das nicht nur im Sternenpark-Projekt. An erfolgreichen Gemeinschaftsaktion zählt Weber beispielhaft den Bau von Fledermauskästen auf, die Bepflanzung von Blühstreifen und Blumenbeeten, die Vorarbeiten für das Aufstellen von „Insektenhotels“ – all das unter reger Bürgerbeteiligung. Ein gemeinsam geschaffener Generationenpark mit Boule-Feld, Wasserspielen und Kneipp-Becken, Spielmöglichkeiten und behindertengerechter Toiletten-Anlage hat sich als Dorf-Treffpunkt fest etabliert. Dieser gelebte Gemeinsinn ließ Rumbach auch zum ersten „fair-trade-Dorf“ überhaupt werden.
Den Laden mit fair gehandelten und regionalen Produkten nutzen Einheimische und Touristen in gleicher Weise. Das macht das professionell geführte Geschäft profitabel – übrigens auch für die zahlreichen Vermieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern im Ort.
Erweiterter Service der Vermieter
Als „Gastgeber unter den Sternen“ können sich Vermieter ebenfalls zertifizieren lassen. Dazu müssen sie, über den Verzicht auf unnötige Außenbeleuchtung hinausgehend, einigen Zusatz-Service bieten: beispielsweise das Vorhandensein von Taschenlampen mit spezieller Lichtfarbe für die Orientierung draußen bei tiefer Dunkelheit, oder im Hotelbetrieb deutlich ausgeweitete Frühstückszeiten – damit die Freude am nächtlichen Sternenhimmel nicht zu Stress am Morgen führt.
Die Ferienwohnungsnutzer werden hingegen den Laden direkt vor der Tür zu schätzen wissen. So wie den spektakulären Anblick von Milchstraße und Co. über ihnen.Stille, Kühle, klare Luft
Ortsbürgermeister Ralf Weber, seit rund sieben Jahren im Amt, betont im Gespräch die Doppelfunktion des Ortes als Wohn- und Touristikgemeinde. Die Teilhabe am ihn begeisternden Sternenpark-Projekt komme allen zugute – angesichts von mehr als 100 Gästebetten im Ort und zwischen 13.000 und 14.000 Übernachtungen im Jahr.
Das Dahner Felsenland zieht Besucher von weither an. Neben den Pluspunkten Stille, Kühle und reine Luft ist für den Bürgermeister der Titel „Gemeinde unter den Sternen“ ein weiterer touristisch wirksamer Faktor.
Zusätzlich schätzt Weber die Wirkung ins Dorf und die Region hinein als äußerst wertvoll ein: „Wir verfolgen die Intention, die Leute aufzuklären, dass man auch im Kleinen etwas machen und bewirken kann.“ Und darin seien sich Bürgermeister und Gemeinderat absolut einig.Der „Sternenpark Pfälzerwald“ muss noch entstehen
Das Projekt entstand 2016 aus einer Machbarkeitsstudie der Universität Kaiserslautern, die zu dem Ergebnis kam, dass die Dunkelheit in dem großen zusammenhängenden Waldgebiet ausreichen dürfte. Seit 2018 wird es aus Mitteln der EU und des Landes gefördert.
Die Ziele des Projekts reichen von der Sensibilisierung für das Thema Lichtverschmutzung über die Förderung von an die nächtliche Dunkelheit angepasste Tourismus-Angebote bis zum Beitrag zu Biodiversität und Ressourcenschutz.
Die weltweite „Sternenpark“-Bewegung geht zurück auf die „International Dark-Sky Association“ (IDA), gegründet Ende der 1980er Jahre in den USA. Deren Anforderungen sind sehr hoch: 80 Prozent aller Gemeinden in einem Projektgebiet müssen teilnehmen, um die Kriterien für eine Zertifizierung nach IDA-Standard zu erfüllen.Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, räumt Projekt-Koordinatorin Anna Prim ein. Bewusstsein fördern nennt sie als vordringliche Aufgabe: „Die Leute sollten wissen, welchen Schatz sie hier am Himmel haben“, sagt sie. Und verweist als Beispiel auf den vom Projekt geschaffenen „Sternwandelweg“ bei Lemberg, nahe Pirmasens. Dort informieren zwölf großformatige Tafeln u.a. über die Bedeutung der Sternenkunde oder die Folgen der zunehmenden „Lichtverschmutzung“.
Ansprechpartner: Für das Sternenpark-Projekt Anna Katharina Prim, Telefon 06325 / 9552-87, Mail: a.prim(at)pfaelzerwald.bv-pfalz.de; für die Gemeinde Rumbach Ortsbürgermeister Ralf Weber, Kirchdöll 1 in (76891) Rumbach, Telefon +49 (6394) 99 38 78, Mail: ralf.weber(at)wald-rlp.de.
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Der „Heißzeit“ entgegenwirken
In den Städten können sommerliche Tages- und Nachttemperaturen zur Gefahr werden / In Worms läuft ein Leuchtturmprojekt gegen die Folgen des Klimawandels
Wie viele weitere heiße Tage und tropische Nächte wird es in diesem Jahr geben? Auf eine exakte Voraussage wollen sich die „Wetterfrösche“ zurzeit nicht festlegen lassen. Fest steht: Durch den Klimawandel werden die sommerlichen Hitzeperioden länger, die Tage mit Spitzentemperaturen mit bis zu 40 Grad und Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt, werden häufiger. Extreme Belastungen also für Menschen und Umwelt – besonders in den Städten. Mit der Entwicklung eines Hitzeaktionsplans bereitet sich Worms auf die im Wortsinn „heißeste Zeit“ eines Jahres vor. Ein Projekt mit Leuchtturmcharakter.
Sommer 2018. Viele Wormserinnen und Wormser erinnern sich noch gut an die drückende Hitze, die sich vor drei Jahren im Juli und August über Tage und Wochen hinweg über die Stadt legte. Der Startschuss für die Entwicklung und Etablierung eines städtischen Hitzeaktionsplans fiel dagegen in der eher kalten Jahreszeit: Im November 2020 trafen sich Vertreter*innen der Stadtverwaltung, des Städtenetzwerks Klima-Bündnis e. V., der Hochschule Fulda, des Uni-Klinikums München und des Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen zum Projektauftakt.
Als eine der ersten Städte in Deutschland hatte Worms sich das Ziel gesetzt, die hitzebedingten Erkrankungen und Todesfälle nachhaltig zu reduzieren und einen umfassenden vorbeugenden Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Adolf Kessel, Oberbürgermeister der Nibelungenstadt, appellierte seinerzeit an die Beteiligten: „Wir brauchen dringend Strategien für den Umgang mit Hitzeereignissen – als zentralen Beitrag zur Gesunderhaltung der Menschen.“
Extreme Hitze gefährdet Gesundheit
Das aktuelle Leuchtturmvorhaben mit dem etwas sperrigen Titel „Hitze Sicher/Worms – gemeinsam Handeln“ unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen des Förderprogramms „Anpassung an den Klimawandel“ nun für zwei Jahre mit einer Gesamtsumme in Höhe von 300.000 Euro. „Es geht darum, kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um die Bevölkerung vor den Hitzefolgen wirksam und umfangreich zu schützen“, erklärt Selma Mergner, die in der Abteilung „Umweltschutz und Landwirtschaft“ in der Wormser Stadtverwaltung für das Projekt verantwortlich ist.
Es komme zu einer Häufung hitzebedingter Erkrankungs- und Todesfälle, insbesondere bei „vulnerablen Personengruppen“. Zu denen zählt die Klimaschutzmanagerin und Expertin für nachhaltiges Wirtschaften ältere Menschen, Kleinkinder und Säuglinge, Menschen mit psychischer und physischer Beeinträchtigung, Menschen, die viel im Freien arbeiten, Menschen, die wohnungslos sind oder in Gemeinschaftsunterkünften leben, und Sportler.
Ein Frühwarnsystem, das auf Informationen des Hitzewarndienstes des Deutschen Wetterdienstes fußt und worüber die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen erreicht werden sollen, gehört zu den kurzfristigen Maßnahmen des Projekts. In einem weiteren Schritt werden mittelfristig Netzwerke aufgebaut, die in akuten Hitzephasen mit geeigneten Maßnahmen helfen und unterstützen können. Dazu gehören Feuerwehren, Rettungsdienste, Hilfsorganisationen, Kirchen sowie Fachleuten aus Gesundheitsversorgung und Pflege, Schulen, Kindegärten und Baugenossenschaften.
Selma Mergner setzt dabei auch auf Nachbarschaftshilfe und bürgerschaftliches Engagement. Es sei wichtig, dass die Menschen in solchen extremen Situationen aufeinander Acht geben. Deshalb hatte Klimamanagerin Mergner alle Akteure eingeladen, die mit sogenannten hitzevulnerablen Bevölkerungsgruppen zusammenarbeiten, um bei der Erstellung des Aktionsplans mitzuwirken.
Die Ergebnisse aus vier Workshops liegen jetzt vor. Sie werden zu Maßnahmenpaketen gebündelt und zum Hitzeaktionsplan verdichtet; ab 2022 wird es an die Umsetzung gehen. Ein Leitfaden soll andere Kommunen motivieren und ihnen helfen, eigene Aktionspläne zum Hitzeschutz zu entwickeln (siehe Info am Ende).
Städtebauliche Maßnahmen unabdingbar
Langfristig wird ein effektiver und nachhaltiger Hitzeschutz um städtebauliche Maßnahmen allerdings nicht herumkommen. Denn: „Es braucht zum Beispiel mehr Grünflächen, mehr Frischluftschneisen, um die sogenannte Hitze-Resilienz zu erhöhen“, weiß Selma Mergner. Dies gehe nur durch die Entwicklung von langfristigen Strategien und stadtplanerische Maßnahmen. Bei der Planung und beim Bau neuer Gebäude müsse zudem künftig unbedingt ein umfassender Hitzeschutz berücksichtigt werden.
Ungeteilte Unterstützung findet das Wormser Projekt bei Dr. Astrid Kleber vom Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Wobei die Expertin zugleich warnt: „Das Hitzejahr 2018, in Worms das bislang zweitheißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881, gilt als Zeigerjahr für die Zukunft. Setzen wir nicht alles daran, uns in den nächsten Jahren um einen starken Klimaschutz zu bemühen, wird der prognostizierte Anstieg der Temperaturkurve kaum abflachen.“
Info: Nachmachen erwünscht
Bei dem Projekt „Hitze Sicher/Worms“ handelt es sich um ein Leuchtturmvorhaben, dessen Ergebnisse und Erfahrungen anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Dafür wird gegen Ende des Projekts ein Leitfaden zur Erstellung eines Hitzeaktionsplans erstellt und auf der Internetseite des Stadt Worms abrufbar sein (Quelle: www.hitze-worms.de). Weitere Informationen bei Selma Mergner, Stadt Worms, Abteilung 3.05 - Umweltschutz und Landwirtschaft, Telefon 06241 853-3501, E-Mail: selma.mergner(at)worms.de.
Auch in einer Reihe weiterer Gemeinden wird aktiv am Schutz vor zu großer Hitze gearbeitet – beispielsweise in Ingelheim am Rhein. Dort läuft seit November 2020 das Projekt „KlimPraxIng “, gesteuert vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadtverwaltung, gefördert vom Bundesumweltministerium. Anfang Mai wurden auf dem Fridtjof-Nansen-Platz in Ingelheim zwei Prototypen von mobilen vertikalen Gärten aufgestellt. Die Aufstellung ist Bestandteil des KlimPraxIng Projekts und wird in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule (TH) Bingen realisiert, welche die Gärten wissenschaftlich betreut. Die Systeme sollen insbesondere dort eingesetzt werden, wo eine dauerhafte Begrünung nicht umsetzbar ist.
Auskunft zum Projekt in Ingelheim und zu den mobilen Gärten gibt die KlimaWerkstatt: klimaschutz(at)ingelheim.de, Telefon 06132-782 319. Projektinformationen KlimPraxIng.
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Vom Solidarvertrag profitieren alle
In der Verbandsgemeinde Zell an der Mosel herrscht Einigkeit: Erlöse aus Freiflächen-Solaranlagen und Windkraft-Repowering werden geteilt
Gelebte Energiewende: gemeinschaftlich getragen und gemeinsam profitieren! Die Verbandsgemeinde Zell hat aus der misslichen Erfahrung, dass Windkraftprojekte durch die fehlende Akzeptanz aller scheitern, gelernt. Die Lösung zeigt sich jetzt im Solidarvertrag für Freiflächen-Photovoltaik und Erneuerbare Energien, der alle Ortsgemeinden von den Pachterlösen profitieren lässt – über die reduzierte Kommunalumlage. Ein Gespräch mit Verbandsgemeinde-Bürgermeister Karl Heinz Simon.
Herr Bürgermeister Simon, was war Ihre zentrale Motivation für diesen Solidarvertrag?
Karl Heinz Simon: Schon seit Jahren beschäftigen wir uns mit Erneuerbaren Energien – in Sachen Windkraft. Aber wir wollten gerne noch aktiver in der Energiewende unterwegs sein. Die Möglichkeiten dazu sind in der VG Zell aber begrenzt – durch die Ausweisung als FFH-Schutzgebiet, die Einflugzone zum Flughafen Hahn, Vogelschutzgebiete und den Schutz des Moseltals, der sich bis in den Hunsrück auswirkt-
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Konkurrenz der Gemeinden letztendlich keinem genutzt hat. Wir wollen aber, dass alle partizipieren. Als das Thema Freiflächen-Photovoltaik aufkam, haben wir jeden Gemeinderat besucht und offen diskutiert.Welche Hemmnisse waren zu überwinden, um den Konsens zu erreichen?
Bürgermeister sind zunächst dafür da, die Interessen der eigenen Gemeinde zu vertreten. Da ist der erste Gedanke, durchaus ordentliche Pachterlöse zu generieren, die auch in der Gemeinde verbleiben.
Aber wir als Verbandsgemeinde haben schon deutlich gemacht, dass eine Fläche, die ins Rennen geschickt wird, nicht automatisch auch als genehmigte Fläche aus dem Verfahren wieder herauskommt. Über den Solidarvertrag sind alle Gemeinden beteiligt – auch die, die keine geeigneten Flächen aufweisen oder solche, die zum Schluss nicht genehmigungsfähig sind.Also sanfter Druck über den Genehmigungsvorbehalt?
Nein, ganz im Gegenteil! Wir sehen uns als eine kommunale Familie, die große Gemeinschaft aller. Dabei sind alle in einem Boot und alle profitieren davon. Darauf sind wir sehr stolz!
Druck auszuüben ist nicht unsere Philosophie, denn damit würde man statt Einigkeit nur das Gegenteil erreichen.Hat sich der Solidarpakt-Prozess auf die Zusammenarbeit mit den Ortsgemeinden ausgewirkt?
Die Gemeinsamkeit wurde gestärkt, Vertrauen zusätzlich aufgebaut. Die ehrenamtlichen Ortsbürgermeister haben erkannt, dass die VG hinter ihren Absichten steht. Unsere Verwaltungserfahrung hat zu weitaus besseren Abschlüssen mit den Betreibern verholfen. Die Arbeit mit den Projektierern verläuft im Übrigen durchaus positiv, dem Solidarfonds sind bereits Gelder zugeflossen: Reservierungszahlungen, die sich im Haushalt 2021 widerspiegeln.
Demnach wird der Solidarpakt bereits gelebt?
Aber ja! Allein Flächenreservierungszahlungen von den Projektierern entsprechen rund 1,3 Prozentpunkten der Umlage, in Zahlen: 232.000 Euro.
Kritiker argumentieren ja häufig, es gehe bei all dem nur ums Geld ...
Für uns steht die Klimathematik klar im Vordergrund. Sicher, auch die finanzielle Seite ist wichtig – aber: Wir, die Kommunen, müssen uns den klimapolitischen Zielen stellen und die von Bund und Land gestellten Rahmenbedingungen füllen. Umgesetzt wird in den Kommunen und Gemeinden.
Die Verbandsgemeinde stellt sich dieser Aufgabe. Weil wir es für eine gute Sache halten. Rentabel darf sie durchaus gern auch noch sein.
Die Verbandsgemeinde Zell (Mosel)
Der Verbandsgemeinde Zell (Mosel) gehören neben der Stadt Zell (rund 4000 Einwohner) weitere 23 Ortsgemeinden an, Gesamt-Einwohnerzahl: ca. 15.500.
Die VG Zell erstreckt sich über das Moseltal und angrenzende Bereiche der Hunsrückhöhe, Gesamtfläche: 194 km2.
Bürgermeister ist seit mehr als 20 Jahren der Sozialdemokrat Karl Heinz Simon.
Weitere Informationen: www.zell-mosel.deDer Solidarfonds
Start am 01.01.2021,
Verhandlungen 12/2019 bis 12/2020,
Potenzialflächenstudie zur Errichtung großflächiger Photovoltaik-Freiflächenanlagen 12/2019 bis 06/2020,
Vertragsabschluss Solidarfonds 11.03.2021 (nachdem zuvor alle 24 Kommunen per Gemeinderatsbeschluss zugestimmt haben),
Vertragsabschluss Projektierer (Zeitraum von 12/2019 bis 02/2021),
Änderung des FNP (Verfahren seit 12/2019),
Bebauungsplanverfahren (frühzeitige Beteiligung ab 04/2021) (Gemeindespezifische Umsetzung),
erste finanzielle Erfolge: Umlagen-Reduzierung um 1,5 % Punkte der verbandsgemeindeangehörigen Gemeinden durch Anrechnung von Reservierungsentgelten. -
Bienenweiden aus dem Automaten
Saatgut statt Kaugummi: Mit einer weiteren originellen Idee will die Stadt Pirmasens weiter aufblühen
Viele blühende Oasen im urbanen Siedlungsraum – diese Vision soll in der westpfälzischen Stadt Primasens Wirklichkeit werden. Um das Vorhaben zu beschleunigen und möglichst viele „Mitmacher“ zu gewinnen, entwickelte der Jugendstadtrat eine originelle Idee: Ein Kaugummi-Automat, umgerüstet auf mit Saatgut gefüllte Kapseln, lässt Bürgerinnen und Bürger teilhaben am Einsatz gegen das Insektensterben und für mehr Artenvielfalt.
Quittegelb leuchtet der Bienenfutter-Automat vor dem Rathaus am Exerzierplatz im Herzen der Stadt, nicht zu übersehen. Jan Weimann, Vorsitzender des Pirmasenser Jugendstadtrates, nennt die Aktion „eine sympathische Ergänzung zu den zahlreichen Aktivitäten der Verwaltung für Insekten. Jeder Mensch hat es selbst in der Hand, etwas gegen das Artensterben zu unternehmen“, sagt der 19-Jährige. Der Jugendstadtrat hat die Patenschaft für den Automaten übernommen.
Vielerorts leiden Wild- und Honigbienen sowie Schmetterlinge unter einem zu geringen Nahrungsangebot. Die Folge: Insektenbestände gehen massiv zurück, überall.Jeder Quadratmeter Grün zählt
Unter dem Titel „Pirmasens blüht auf“ hat die Stadtverwaltung bereits in der Vergangenheit eine breit angelegte Kampagne auf den Weg gebracht: Gemeinsam mit der Bürgerschaft will sie ein blühendes Band mit einem bunten Angebot an Nektar und Pollen durch die „Siebenhügelstadt“ ziehen. Dafür wurde Pirmasens im Herbst mit dem begehrten Gütesiegel „StadtGrün naturnah“ ausgezeichnet. „Auch noch so kleine Blühflächen sind wichtige Nektar-Tankstellen, die zum Erhalt der Bienenpopulation beitragen“, erläutert Grün-Dezernent Michael Maas. Deshalb zähle bei diesem Projekt jeder Quadratmeter neuer Lebensraum.
„Das fängt vor der eigenen Haustür an“, wirbt Jan Weimann für kleine blühende Oasen im Vorgarten oder im Blumentopf auf dem Balkon. Lebensraum für Hummeln, Bienen & Co. zu schaffen, sei kinderleicht. Und darauf soll auch der knallgelbe Automat vor dem Rathaus-Eingang aufmerksam machen. Kunden finden auf dem quietschbunten Kästchen einen QR-Code und kommen so zu Tipps für die Anlage einer Blühwiese und weiterführenden Informationen zum Schutz von Insekten. Verlinkt ist dort auch der soeben angelaufene städtische Pflanzwettbewerb „Pirmasens blüht auf“, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen sind.
Möglichst viele Bienenretter
Oberbürgermeister Markus Zwick freut sich besonders über das Engagement der Kinder und Jugendlichen: „Ich bin dem Jugendstadtrat für diese tolle Idee sehr dankbar und wünsche mir, dass ganz viele Pirmasenser zu Bienenrettern werden.“ Denn den Bienen komme eine Schlüsselrolle in der Biodiversität zu, sagt der Verwaltungschef. Der umfunktionierte Kaugummi-Automat sei ein gelungenes Beispiel für Nachhaltigkeit – und ein absoluter Hingucker an prominenter Stelle in der Stadt.
Dessen Bedienung ist einfach, erfordert allerdings ein wenig Kraft: 50-Cent-Münze einwerfen, am Griff bis zum Anschlag drehen und die Mehrweg-Kapsel landet im Ausgabeschacht. Gefüllt sind die durchsichtigen Kugeln mit unterschiedlichem Saatgut. Zur Auswahl stehen zwei Sorten: eine mehrjährige artenreiche Blühmischung für Garten und Brachflächen sowie eine ein- bzw. zweijährige niedrigwachsende Blühmischung, die speziell für Balkon und Kübel geeignet ist.Kunststoff wird eingesammelt
Ein kleiner Briefkasten neben dem ehemaligen Kaugummi-Automaten dient als Rückgabebox für die Kunststoffkapseln. Den Einsatz von Kunststoff nennt Pressesprecher Maximilian Zwick unvermeidlich, um das Saatgut gegen vorzeitiges Aufquellen zu schützen. Um der Umwelt nicht zu schaden, werden die leeren Kapseln deshalb gesammelt und anschließend von Menschen mit Unterstützungsbedarf von Hand neu befüllt.
Der Erlös aus dem Automaten soll in die Nachbestellung von Saatgut reinvestiert werden. Kooperationspartner des Pirmasenser Jugendstadtrates ist die ehrenamtliche Initiative Bienenretter-Manufaktur, ein Projekt des Frankfurter Instituts für nachhaltige Entwicklung.
Alle wichtigen Informationen zum Bienenfutter-Automaten sowie eine ausführliche Aussaat-Anleitung mit wertvollen Tipps zur Schaffung naturnaher Gärten als Lebensraum heimischer Pflanzen- und Tierarten gibt es auf der Homepage der Stadtverwaltung unter www.pirmasens.de/ summt.
Hintergrund
Nachhaltigkeit steht in Pirmasens hoch im Kurs. Davon zeugen zahlreiche innovative Projekte, mit denen die Siebenhügelstadt bereits bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt hat und mehrfach prämiert worden ist.
Mit dem Gütesiegel „StadtGrün naturnah“ kam 2020 eine weitere renommierte Auszeichnung dazu (Pirmasens war als eine von 14 Kommunen in acht Bundesländern für die Teilnahme an dem bundesweiten Zertifizierungsverfahren ausgewählt worden). Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ honorierte damit die Bestrebungen der Verwaltung für mehr Natur in der Stadt sowie den Schutz heimischer Pflanzen- und Tierarten.
Zu der umfassenden Biodiversitätsstrategie zählen neben den insektenfreundlichen Blühoasen Projekte wie „essbare Stadt“ oder die Renaturierung der 15 Hektar großen Talaue des Blümelsbachs. -
Ein Taunus-Dorf wird klimaneutral
Aus dem Gemeinderat von Strüth entwickelten sich Initiativen vom Solarstrom bis zum Carsharing
Als „Basisjahr“, in dem die Entwicklung ihren Anfang nahm, gilt 2015. Heute, kaum sechs Jahre später zählt die 300-Einwohner-Gemeinde Strüth im Taunus zu den Vorzeige-Kommunen im Land, was praktizierten Klimaschutz angeht. Vier Elektroautos werden als Carsharing-Angebot von dort aus betrieben, es gibt eine solar gespeiste Pkw-Ladestation und einen kostenlosen Bürger-Fahrdienst, Photovoltaik liefert Strom von kommunalen wie vielen privaten Dächern und aktuell geht es an die Verbesserung des Radwegenetzes.
Ausgangspunkt war die vom Gemeinderat gewünschte Umstellung der Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik, erinnert sich Klaus Steinbeck, der seit mehr als 20 Jahren und bis heute im Rat aktiv ist. Man gründete einen Umwelt- und Energieausschuss, der auch den ersten Umwelttag noch im Jahr 2015 organisierte (weitere stark frequentierte Umwelttage folgten alljährlich bis 2019, dann kam die Pandemie). Bereits im März 2016 gründete sich die Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal, kurz EGOM, hervorgegangen aus der Ortsgemeinde, die selbstverständlich auch Mitglied ist. So wie inzwischen auch die Verbandsgemeinde Nastätten – und sogar der Landkreis Rhein-Lahn macht mit.
Bis 2030 will das Dorf Strüth klimaneutral sein, berichtet Ortsbürgermeister Heiko Koch, auch er von Beginn an eine treibende Kraft hinter den kommunalen Klimaschutz-Bestrebungen. „Energie da erzeugen, wo sie gebraucht wird“, war und ist ein Leitmotiv, das heute auch Teil des EGOM-Logos ist. In diesen Kontext gehört das aktuell diskutierte Projekt einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage, die gemeinsam mit PIONEXT (einer gemeinsamen Gesellschaft der Mainzer Stadtwerke, EWR AG und der Pfalzwerke AG) in der Gemarkung des Nachbardorfes Lipporn auf zehn Hektar Fläche entstehen soll.
Sonnenenergie steht weiterhin im Zentrum der Strüther Aktivitäten. Nachdem 2016/17 die erste PV-Anlage aufs Dach vom Bürgerhaus kam – ergänzt um eine Ladesäule und finanziert über das „LEADER“-Programm – ging die Genossenschaft dazu über, Photovoltaik zu installieren auf Privathäusern, deren Eigentümer die Dächer selbst nicht nutzen wollen. EGOM übernimmt dann kostenfrei die Dachfläche, liefert im Gegenzug 20 und mehr Jahre lang Strom zum Festpreis von 25 Cent an die Eigentümer des Hauses.
Von Erfahrungen anderer gelernt
Bei ihrem Genossenschaftsmodell haben die Strüther übrigens von bereits bestehenden Vorbildern gelernt: der „Rabenkopf“-Initiative Wackernheim im Landkreis Mainz-Bingen. Und ihre eigenen Erfahrungen haben die Genossen von Strüth später weitergegeben können – etwa nach Monzelfeld an der Mosel, wo die „Energiewende Hunsrück-Mosel e.G.“ inzwischen ihrerseits Carsharing und Elektromobilität anbietet.
Aus dem ersten elektrischen Renault Zoe der EGOM-Genossenschaft sind mittlerweile vier geworden; sie werden coronabedingt derzeit etwas weniger nachgefragt. Mit ihrer Auslastung könne man dennoch zufrieden sein, sagt Bürgermeister Koch. Die kurzen Strecken ins nahe Nastätten fallen wegen der Pandemie-Beschränkungen halt seltener an. In Zukunft sollen sie zumindest teilweise auch ganz ohne Auto umweltfreundlich und sicher zu bewältigen sein: Die Gemeinde arbeitet an einem Konzept für eine gute Radwege-Verbindung dorthin. Um Pedelecs, egal ob von Dorfbewohnern oder Touristen, bei Bedarf mit Sonnenstrom betanken zu können, wird eine Ladestation in privater Initiative gleich mitgeplant.
Attraktiv für junge Familien
Strüth war außerdem Gastgeber-Gemeinde zum Auftakt der „Wärme-Effizienz-Kampagne“, eines Modellprojekts der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Es soll Hauseigentümer motivieren, veraltete Heizungsanlagen zu modernisieren bzw. fossil gespeiste durch regenerativ betriebene zu ersetzen. Als „eindrucksvolles Beispiel, wie eine kleine Ortsgemeinde durch geschickte Kopplung verschiedener Handlungsfelder und Einbindung vieler Akteure zur nachhaltigen Stärkung der Region beiträgt“, lobt Dr. Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Gemeinde- und Städtebundes (GStB), dieses Engagement.
Für Klaus Steinbeck aus dem Gemeinderat ist „klar, dass eine Genossenschaft alleine nicht alles schaffen kann“. Die Leute im Dorf und darüber hinaus merkten aber zunehmend, dass sie aktiv werden müssten. „Die Zeichen sind deutlich“, setzt er hinzu, „die Fichten sind stehend tot im Wald.“ Das steigert die Motivation im Dorf – und der Zuspruch von außen: „Viele junge Familien ziehen her“, berichten Koch und Steinbeck. Die Werbung mit dem Slogan „Lebenswertes Strüth“ und der Darstellung der Klimaschutz-Aktivitäten wirke offenbar.
Ansprechpartner: Bürgermeister Heiko Koch ist erreichbar unter der Mail-Adresse: kontakt[at]strueth.de.
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Aus dem Engagement eines Einzelnen entstand ein europaweit beachtetes Projekt
Jochen Marwede aus Hochspeyer gilt als „Prototyp“ für ehrenamtliche Klimaschutzpaten / „KlikK aktiv“ zeigt in vielen Gemeinden Wirkung
Er dürfte der erste im Land gewesen sein: Jochen Marwede wurde vor ziemlich exakt fünf Jahren vom Rat der Gemeinde Hochspeyer zum ehrenamtlichen Klimaschutzmanager berufen. Ehrenamtlich, weil die Ortsgemeinde Hochspeyer (Landkreis Kaiserslautern) kein Geld hatte, um im Klimaschutz tätig werden zu können. Aus der finanziellen Sackgasse half auch keine Bundesförderung für Klimaschutzkonzept und -management; der Eigenanteil war nicht aufzubringen. Marwedes ehrenamtlicher Einsatz hat die Gemeinde im Klimaschutz deutlich vorangebracht – und den Grundstein gelegt für das Projekt „KlikK aktiv“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz, das vor wenigen Tagen mit dem renommierten internationalen Umweltpreis „Climate Star“ ausgezeichnet wurde.
Engagiert hatte sich Marwede schon vor seiner offiziellen Bestellung durch den Gemeinderat. Aus ersten Diskussionen mit dem damaligen Ortsbürgermeister Anspach im Jahr 2013 entstanden Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Dächern und auf dem Schwimmbad. Bald darauf begann er damit, Klimaschutzmaßnahmen für seine „arme Kommune“ zu entwickeln – mit Unterstützung der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Im Projekt „Klimaschutz-Impulse für Hochspeyer“ wurde ein Maßnahmenbündel mit 65 Umsetzungsideen für die Ortsgemeinde in einem einzigen Workshop entwickelt. Die „arme Kommune“ musste hierbei lediglich Wasser und Brezeln, Kaffee und Kuchen beisteuern. Die Dokumentation des Projekts erfolgte in Rahmen einer Bachelorarbeit an der TU Kaiserslautern.
Vom Bürgerbus bis zur Schnellladesäule
Einiges davon ist inzwischen realisiert: Ein klimafreundlicher Bürgerbus (seit Oktober 2015), Photovoltaik auf Kita-Dach, Aussegnungshalle und Schwimmbad, Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und ganz frisch eine Schnellladesäule für Elektro-Fahrzeuge.
Ein ebenfalls jüngerer Erfolg seines Einsatzes: Seit 2019 gibt es eine Personalstelle für „energetisches Quartiersmanagement“. Dies eröffnet der Kommune aktuell neue Zukunftsperspektiven, denn eine höhere Sanierungsquote und die Etablierung von Nahwärmenetzen sind dabei ebenso im Fokus wie die generelle Attraktivierung des Ortes.
„Offene Türen einrennen“
„Man braucht eigentlich kein Fachwissen, um sich ehrenamtlich im Klimaschutz zu engagieren“, sagt Jochen Marwede, „es lässt sich auch so viel bewegen. Man rennt als Bürger nicht selten offene Türen ein.“ Ganz ohne offiziellen Status habe man es aber nicht immer leicht, meint er einschränkend und setzt hinzu: „Natürlich geht nicht alles im Ehrenamt. Initiative und Ideen sind trotzdem starke Kräfte.“
Durch sein ehrenamtliches Engagement im Klimaschutz – „und die tatkräftige Unterstützung durch Jan Bödeker und Lisa Rothe von der Energieagentur Rheinland-Pfalz“, fügt Marwede hinzu – entstand eine Graswurzelbewegung mit Strahlkraft und zahlreichen Nachahmern: Das geförderte Bundes-Modellprojekt „KlikK aktiv – Klimaschutz in kleinen Kommunen“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz wurde auf Grundlage seiner Aktivitäten entwickelt. „KlikK aktiv“ verknüpft die Themen Klimaschutz und Ehrenamt in kleineren Ortschaften. Heute gibt es bereits mehr als 40 ehrenamtliche Klimaschutzpaten, die in 37 Gemeinden wertvolle Anstöße für Zukunftsprojekte liefern.
„Das Ehrenamt ist gerade in den Dörfern sehr aktiv. Leider können sich kleine Kommunen oftmals schon deshalb nicht an Förderprojekten beteiligen, weil sie weder über das Personal noch über genug Mittel für den Eigenanteil verfügen“, stellen Dr. Daniele Franke und Dr. Karl-Heinz Frieden, die Geschäftsführer von Landkreistag und Gemeinde- und Städtebund, gemeinsam fest. Hier seien die Ehrenamtlichen „eine ganz große Unterstützung, um Projekte dennoch zu stemmen“. Das ehrenamtliche Engagement dieser Menschen gelte es zu fördern – ideell ebenso wie finanziell.
Ein Stern für Bürgerbeteiligung
Für seinen Ansatz, Bürgerinnen und Bürger beim Klimaschutz aktiv zu beteiligen, erhielt das Projekt jetzt einen der insgesamt 16 europaweit verliehenen ,Sterne‘. „Wir sind sehr stolz zu den Preisträgern zu zählen“, zeigte sich Michael Hauer, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, hoch erfreut. „KlikK aktiv ist als bundesweit einzigartiges Pilotprojekt gestartet. Die Erfolge sind so überwältigend, dass inzwischen auch andere Bundesländer und Südtirol das Ehrenamtsprojekt übernehmen wollen“, setzte Hauer hinzu. Für ein erweitertes Nachfolgeprojekt ist die Förderung aus Bundesmitteln beantragt.
ZUR PERSON
Jochen Marwede ist 56 Jahre alt, verheiratet und lebt mit zwei erwachsenen Kindern in Hochspeyer, wo er sich auch kommunalpolitisch engagiert. Im Hauptberuf arbeitet er als Vorstand in einer Software-Firma. Unter der Mail-Adresse jochen.marwede@gmail.com ist er für Nachfragen und weitere Informationen erreichbar.
KLIKK AKTIV
Das Projekt läuft in den Pilotregionen Pfälzerwald, Mittleres Moseltal und Osteifel. Teilnehmen können Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. Weit mehr als 100 konkrete Maßnahmen wurden im Projektverlauf angestoßen und umgesetzt: Zum Beispiel wurden in kommunalen Gebäuden Heizungsanlagen erneuert, Photovoltaikanlagen installiert, Klimaschutzpaten haben den Ausbau von Fahrradwegen auf den Weg gebracht sowie Wärmenetzverbünde und Quartierskonzepte angestoßen.
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat trotz der mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen mit KlikK aktiv mehr als 1.500 Bürgerinnen und Bürger erreicht – seit einem Jahr vor allem auf digitalem Weg – durch Veranstaltungen, Vorträge, Energiewerkstätten, Aktionstage in Kitas, Kampagnen oder regionale Koch-Workshops. Auch Biodiversitätsmaßnahmen wie zum Beispiel das Anlegen eines Mehrgenerationsgartens oder die Erneuerung und Wiederbelebung von Streuobstwiesen wurden umgesetzt
Noch in diesem Jahr soll ein erweitertes Folgeprojekt starten, dann im gesamten Bundesland und weit darüber hinaus. Ansprechpartner bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz sind Sabrina Wolf und Zelko Brkic; weitere Informationen unter www.energieagentur.rlp.de/projekte/kommune/klikk-aktiv.
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Lenker statt Lenkrad
adfahren liegt im Trend. Mit dem E-Bike wird auch das Radpendeln zum Arbeitsplatz über weitere Entfernungen zu einer echten Alternative zum eigenen Pkw. Aber dazu braucht es eine passende Infrastruktur. Mit Pendler-Radrouten in sieben ausgewählten Regionen in Rheinland-Pfalz macht das Land ein attraktives Angebot zum Umsteigen vom Vier- aufs Zweirad. Die Kommunen spielen bei der Umsetzung eine zentrale Rolle.
Allmorgendlich gegen acht Uhr schwingt sich Helmut Schneider auf sein Fahrrad und macht sich auf den Weg ins Büro. Von Andernach pendelt er zu seinem Arbeitgeber nach Koblenz. Rund 50 Kilometer sind das insgesamt, hin und zurück. Was für manchen Radwanderer schon eine gute Tagesetappe ist, bewältigt Helmut Schneider zügig in etwas mehr als einer Stunde je Weg. Denn mittlerweile ist der 63-Jährige von reiner Muskelkraft auf ein E-Bike umgestiegen. „Man ist ja nicht mehr der Jüngste“, bemerkt er schmunzelnd.
Von seinem Wohnhaus in Andernach geht’s hinunter an den Rhein. Der Radweg entlang des Stroms ist an manchen Stellen sehr schmal. Vor allem auf dem Rückweg am Nachmittag, wenn auch Fußgänger und Freizeitradler unterwegs seien, könne es da auch schon mal ziemlich eng werden, so Schneider.
Den Großteil der Strecke kann Schneider auf dem Radweg bleiben, auch wenn die Fahrbahndecke stellenweise marode ist und dringend saniert werden müsste. „Auf den letzten Kilometern wird’s dann allerdings ziemlich ungemütlich“, sagt er. Schlaglöcher, Baustellen, enge Gassen machen die Anfahrt zum Büro zu einer Geschicklichkeitsprüfung.
Mit dem Auto im Stau
Trotz aller Widrigkeiten: Für Helmut Schneider ist die Pendelei mit dem Rad eine willkommene Alternative zum eigenen Pkw. „Im Auto stehe ich die meiste Zeit im Stau“, weiß der studierte Landschaftsplaner. Auf dem Rad brauche er zwar etwas länger, dafür sei er an der frischen Luft und habe trotz der elektrischen Unterstützung jede Menge Bewegung.
Und gut fürs Klima sei der Umstieg aufs Rad allemal. In seiner Dienststelle in Koblenz kommen mittlerweile mehr als 20 Kolleginnen und Kollegen mit dem Zweirad zur Arbeit. Wenn die Zuwege zu den Büros und Arbeitsstätten vielfach fahrradfreundlicher und -tauglicher wären, würde die Zahl der Radpendler sicher noch weiter steigen – davon ist Schneider überzeugt.
Vorfahrt für den Radverkehr
Seine Vision soll in ganz Rheinland-Pfalz bald Wirklichkeit werden. Anfang März dieses Jahres stellten die alte Landesregierung und über 40 Beteiligte von Kommunen, Verbänden und Landtagsfraktionen den neuen „Radverkehrs-Entwicklungsplan 2030 Rheinland-Pfalz“ vor. Dieser enthält ein ganzes Bündel von neuen und bereits laufenden Maßnahmen, die das Fahrrad als alltagstaugliches und klimaschonendes Verkehrsmittel herausheben und fördern.
Wichtiger Baustein in dem Konzept sind sieben Korridore für die Pendler-Radrouten (PRR) in verschiedenen Regionen des Landes, die bereits 2014 identifiziert wurden und die aktuell in Vorbereitung oder auch schon in der Umsetzung sind (siehe Info „Die Pendler-Radrouten“). Diese Pendler-Radrouten sollen überwiegend auf vorhandenen Straßen und Wegen verlaufen und mit möglichst geringen Investitionen eine zeitnahe und kostengünstige Umsetzung ermöglichen. Im Fokus von Rheinland-Pfalz steht demnach in einer ersten Stufe die Ertüchtigung der vorhandenen Infrastruktur, heißt es beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM RLP), der das PRR-Projekt koordiniert.
Die Planung im Bestand soll zudem den vorhandenen, größtenteils begrenzten Verkehrsraum möglichst neu aufteilen und gerade auch in Ballungszentren für Entlastung sorgen. Vor Planung und Umsetzung der jeweiligen Vorzugsrouten wird in Machbarkeitsstudien die passende Streckenführung geprüft; deren Kosten trägt zu 80 Prozent das Land als sogenannten „Interessenanteil des Landes“.
Klimaschutz und Lebensqualität
Während die Pendler-Route zwischen Mainz und Bingen, als sogenanntes Pilotprojekt derzeit umgesetzt wird und zum Teil fertiggestellt und befahrbar ist, fängt für die Strecke von Koblenz bis Remagen die Arbeit gerade erst an. 13 Kommunen aus der Region haben sich dazu Ende Januar 2021 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung das Ja-Wort gegeben. Der Untersuchungskorridor der nun folgenden Machbarkeitsstudie umfasst sowohl links- als auch rechtsrheinisch eine Länge von je rund 55 Kilometer sowie weitere 15 Kilometer als Anbindung an Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Ziel ist eine direkte, möglichst störungsarme Verbindung zwischen den einzelnen Ortschaften – ohne Umwege. „Die Machbarkeitsstudie ist in Auftrag gegeben“, erklärt Alessa Strubel, Projektmanagerin bei der Verbandsgemeinde Bad Breisig, die in ihrer Funktion als Geschäftsstelle des Städtenetzes „Mitten am Rhein“ gemeinsam mit dem LBM RLP sowie der regionalen LBM-Dienststelle Cochem-Koblenz die Koordination des Vorhabens übernommen hat. Langfristig versprechen sich die Verantwortlichen unter anderem weniger Verkehr durch Pkw-Pendler vor allem in den Rush-Hours, eine bessere Luftqualität und insgesamt eine Steigerung der Lebensqualität entlang der Magistralen.
In gut zwei Jahren werden die Ergebnisse als Basis für die weiteren Planungen vorliegen. Erst danach geht es in die Umsetzung. Für Helmut Schneider wird die Pendler-Radroute für die Fahrt zum Arbeitsplatz vermutlich zu spät kommen. Als Ruheständler „nutze ich den Radweg dann halt für Freizeittouren“, prophezeit er lächelnd.
Die Pendler-Radrouten
- Bingen – Ingelheim – Mainz
- Ludwigshafen – Schifferstadt
- Schifferstadt – Speyer – Wörth a.R.
- Worms – Ludwigshafen
- Konz – Trier – Schweich
- Neustadt a.d.W. – Landau/Pfalz
- Koblenz – Landesgrenze NRW (rechts- und linksrheinisch)
- Kaiserslautern – Landstuhl
- Koblenz Stadt bis Stadtgrenze Stolzenfels / Rhens
- Koblenz Stolzenfels bis Boppard inkl. Abzweigungen ins Mosel- und Lahntal
Weitere Informationen zu Pendler-Radrouten (PRR) und Radschnellwegen sind auf dem online Radwegeportal des Landes Rheinland-Pfalz zu finden.
Neue Bundesfördermittel für Kommunen
Radwege von Städten und Gemeinden, Fahrradparkhäuser oder mehr Sicherheit im Radverkehr können zukünftig auch über das vom Bund aufgelegte Sonderprogramm „Stadt-Land" gefördert werden. 33 Millionen Euro stehen für Rheinland-Pfalz zur Stärkung des Alltagsradverkehrs zur Verfügung. Die Fördermöglichkeiten des Sonderprogramms sind sehr umfangreich. So können beispielsweise Radwege, Radwegebrücken, Fahrradzonen, Radparkhäuser oder Fahrradabstellanlagen gefördert werden; aber auch Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses, wie optimierte Ampelschaltungen, vorgezogene Haltebereiche für Radler oder das Erstellen von Radverkehrskonzepten (nur zusammen mit daraus resultierenden Baumaßnahmen). Auch die in Rheinland-Pfalz in Planung befindlichen Pendler-Radrouten und Zuwegungen können mit dem Programm gefördert werden.
Das Programm läuft bis einschließlich 2023; es richtet sich an Städte, Gemeinden, Landkreise und die Länder. Bis Ende 2021 werden vom Bund bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten übernommen, ab 2022 bis zu 75 Prozent. Finanzschwache Kommunen können bis zu 90 Prozent erhalten. Bedingung hierfür ist, neben dem Bau bzw. der Umsetzung der radverkehrsfördenden Maßnahme auch deren finanzielle Abrechnung bis Ende 2023 vorzunehmen.
Weitergehende Informationen und Ansprechpartner beim LBM gibt es auf den Webseiten des Landesbetriebs Mobilität.
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Die Rosenstadt Zweibrücken macht sich grüner
Aus vielen originellen Ideen entstehen Inseln für mehr Biodiversität und mehr Lebensqualität
„Riesige Plätze, wo weit und breit kein Baum steht – so etwas sollte es in Zukunft nicht mehr geben!“ Diesen Satz spricht Barbara Kirsch-Hanisch voller Überzeugung aus. Sie arbeitet im Stadtplanungsamt von Zweibrücken; der Anlass für das Gespräch mit ihr ist jedoch spezieller: Die Stadtplanerin betreut eine Vielzahl von Aktionen, mit den die Stadt Impulse setzt für mehr und vielfältigeres Grün.
Am Anfang hatte die Teilnahme der Kommune am Programm „Klimawandelanpassungscoach“ gestanden, angeboten vom Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Aus der im Frühjahr 2020 beendeten Coaching-Phase waren unter anderem Leitlinien für konkretes lokales Handeln zur klimagerechten Stadtentwicklung hervorgegangen.
Die Bürgerschaft hilft mit
Als eine der ersten Maßnahmen folgte die Umgestaltung eines privaten Vorgartens: Schotter raus, Grün rein. Die Pflanzen waren durch Spenden zusammengekommen, der städtische Umwelt- und Servicebetrieb (UZB) rückte mit Werkzeug und Geräten an, Bürger kamen zum Helfen. „Überhaupt – und bis heute“, sagt Barbara Kirsch-Hanisch, „wäre vieles ohne die Unterstützung aus der Bürgerschaft gar nicht zu schaffen gewesen.“ Vor allem die Initiative „Zweibrücken vernetzt“ habe sich unermüdlich eingesetzt, immer wieder Helfer mobilisiert.
Denn beherztes Zupacken war gerade bei einer der spektakulärsten Aktionen in der Stadt gefordert. Sechs sogenannte Wanderbäume sollten leere Plätze begrünen und dort Schatten spenden. Die ziemlich hoch aufgeschossenen junge Bäume mussten gegen Regen und Sturm gesichert werden, weil ihre Wurzeln in verpackten Ballen statt im Erdreich steckten. „Zweibrücken vernetzt“ schickte Leute zum Sichern und Verzurren.
Preise für vorbildliche Gärten
Alle sechs Wanderbäume haben inzwischen – nach mehreren Stationen im Stadtzentrum – ihren festen Platz gefunden. Fünf auf einer Parkplatzfläche am Rand der Innenstadt, der sechste diente als Hauptgewinn eines Wettbewerbs. Um den „Klimaanpassungspreis der Stadt Zweibrücken“ konnten sich Bürgerinnen und Bürger bewerben, die bei Gartengestaltung, Fassadenbegrünung oder klimagerechtem Bauen Vorbildliches geschaffen haben. „Tolle Ideen“ habe die Jury vorgefunden, berichtet Kirsch-Hanisch.
Ausgezeichnet wurden insbesondere naturnahe Gartenanlagen. Beeindruckt zeigten sich die Juroren beispielsweise von einem intelligenten Bewässerungssystem, einer Garagendach-Begrünung , eine mit Sedum-Gewächsen bepflanzte mächtige Trockenmauer oder im Garten verteilten Wasserbecken gegen die sommerliche Hitze. Wettbewerb und Auszeichnungen sollen zur Nachahmung anregen.
Naturhecken und Totholz
Vorbild sein und einen eigenen Beitrag zur Biodiversität leisten, darin sehen Oberbürgermeister Dr. Marold Wosnitzna, Rat und Verwaltung als ihre Aufgabe. Dazu werden Naturhecken angepflanzt, Brachen begrünt und mit Totholz aufgewertet – Lebensraum und Futterplatz für zahlreiche Tierarten. Blühpflanzen sollen nach und nach Rasenflächen ablösen. Zweibrücken will grüner und zugleich bunter werden. Große Investitionen sind dafür nicht vonnöten.
Abgesehen von den Wanderbäumen. Sechs verschiedene Arten waren ausgewählt worden, ihnen gemeinsam ist eine hohe Verträglichkeit gegenüber Hitze und Trockenheit. Dass sie allesamt besonders gut aussehen, mag mit dazu beigetragen haben, dass weit über das Ende ihrer „Wanderung“ hinaus das Interesse von Bürgern und Geschäftsleuten an der Anpflanzung auf eigenem Gelände nicht nachgelassen hat. „Das wird immer mehr“, freut sich Barbara Kirsch-Hanisch, „da wächst eine ganze Allee in der Stadt heran.“
Amberbaum, Baumhasel, Blumenesche, Chinesische Wildbirne, Mehlbeere und Silberlinde heißen die sechs ihrer Resilienz wegen in Zweibrücken eingesetzten Baumarten. Wer sich über weitere Details vor Ort kundig machen will, erreicht Barbara Kirsch-Hanisch als Ansprechpartnerin unter der Rufnummer 06332 – 87 16 32 oder per Mail: barbara.kirsch-hanisch(at)zweibruecken.de.
Info: KlimawandelanpassungscoachSoeben ist das Projekt KlimawandelAnpassungsCOACH RLP zu Ende gegangen. In den vergangenen drei Jahren konnte das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen 15 Kommunen in Rheinland-Pfalz bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels begleiten. Informationen zum Coaching und gerade im Rückblick auf das Projekt interessante Hintergrundberichte und Beispiele für Anpassungsmaßnahmen finden sich auf der Homepage www.klimawandel-rlp.de/de/aktuelles/einzelansicht/news/detail/News/klimawandelanpassungscoach-rlp/. Dort ist auch die Abschlussbroschüre abrufbar.
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„Den Ausbau der Sonnenenergie müssen wir beschleunigen“
Warum Landau eine Solarpflicht für sämtliche Neubauten durchsetzen will. Ein Gespräch mit Klimaschutzmanagerin Maren Dern
Als erste Kommune in Rheinland-Pfalz hat die Stadt Landau eine Solarpflicht für alle Neubauten beschlossen. Sie ist Teile einer „Solaroffensive“, mit der die Stadtratsmehrheit eine deutliche Steigerung beim Zubau von Photovoltaikanlagen erreichen will. Maren Dern, seit rund eineinhalb Jahren Klimaschutzmanagerin der Stadt, erläutert im Gespräch Hintergründe und Zielsetzung.
Wie und ab wann wird die sogenannte Solarpflicht greifen?
Nachdem sie der Stadtrat mit sehr großer Mehrheit beschlossen hat, erarbeiten wir derzeit die konkreten Ausführungsbestimmungen – und sind fast fertig damit. Wir haben übrigens den Punkt Solarpflicht von der übrigen Kampagne abgekoppelt, damit sie möglichst schnell wirkt und aktuell entstehende Neubaugebiete einschließt.
Wer wird davon betroffen sein: nur Bauherren oder auch Hausbesitzer?
Das gilt nur für Neubauten, und zwar private wie gewerbliche. Solche Vorgaben für den Gebäudebestand, also quasi nachträglich, sind rechtlich nicht möglich – und auch nicht praktikabel, weil etwa Dachsanierungen gar nicht meldepflichtig sind.
Die Verpflichtung zur Nutzung von Sonnenenergie wird in Landau in die Bauleitplanung eingehen, sodass alle Baugebiete erfasst sind. Bei Baugrund, den Bauwillige von der Stadt erwerben, gibt es dann eine Klausel im Kaufvertrag.
Den anfänglichen Mehraufwand beim Bauen – übrigens sehr gering im Vergleich zu den gesamten Baukosten – können Bauherren so von Anfang an einkalkulieren. Dann wird auch klar, dass die Anlage insgesamt deutlich mehr Kosten einspart als sie selbst kostet.Was versprechen Sie und die Verantwortlichen in der Stadt Landau sich von dieser Maßnahme?
Wir haben Potenzialberechnungen zu den Klimaschutzzielen angestellt und dabei ermittelt: Solarenergie ist enorm wichtig, sie wird aber bei weitem nicht schnell genug ausgebaut. Das müssen wir beschleunigen!
Dann haben wir uns umgeschaut, was andere machen. Die Landauer Solaroffensive orientiert sich zum Beispiel am Muster der Stadt Waiblingen; die haben gute Erfahrungen damit gemacht.Warum eine Pflicht? Hätte eine werbende Kampagne es nicht getan?
Gerade im Bereich Gebäude kommt die Energiewende einfach nicht schnell genug voran. Dabei ist Photovoltaik so günstig wie nie, außerdem rentabel und sie senkt insgesamt sogar die Kosten eines Hauses. Und trotzdem wird es oft nicht gemacht – solange es unverbindlich bleibt.
Uns ist aber ganz wichtig: Die Vorgabe für Neubauten stellt nur einen Teil der Solaroffensive dar. Die Information der Bürger, ihre Motivierung und Beratung stehen klar im Mittelpunkt.
Und dass wir damit richtig liegen, zeigen auch die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft. Sie sind ganz überwiegend positiv und zumeist geht es um Fragen zur praktischen Umsetzung: „Was muss ich tun?“ oder „Gibt es Fördermittel?“ Im zweiten Fall können wir dann auf die Energieagentur Rheinland-Pfalz verweisen und auf das Solar-Speicher-Programm.Ansprechpartner sind Tobias Joa vom Stadtbauamt, Telefon: 06341 / 13-6113 (Fax. 06341 / 13-6009, E-Mail: tobias.joa(at)landau.de, sowie Klimaschutzmanagerin Maren Dern, Tel.: (06341) 13-3523, Fax: (06341) 13-88 3523, Mail: maren.dern(at)landau.de
Info: Förderung für Solarspeicher
Mit der Abwicklung des Solar-Speicher-Programms hat die Landesregierung die Energieagentur Rheinland-Pfalz beauftragt. Seit Beginn des Programms Ende 2019 sind mehr als 5500 Anträge bei der Energieagentur eingegangen.
Gefördert werden Investitionen in einen festinstallierten Batteriespeicher, der in Verbindung mit einer neuen Photovoltaik-Anlage eingebaut wird. Anträge stellen können- Privathaushalte
- Kommunale Gebietskörperschaften und ihre Schulen
- Unternehmen
- Vereine
- Karitative Einrichtungen
Alle Informationen und Förderanträge finden sich auf der Online-Plattform der Energieagentur Rheinland-Pfalz.https://www.energieagentur.rlp.de/service-info/foerderinformationen/solar-speicher-programm
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Bewusstsein schaffen für den Zukunftswald
Forstleute verjüngen gemeinsam mit der Bürgerschaft die Bestände – und der Eichelhäher hilft dabei
Der Wald ist im Umbruch. Die Stürme, Dürre und Schädlinge der vergangenen Jahre nagen großflächig vor allem an Fichten, aber auch Kiefern, Lärchen, Buchen. Wo einst dichte Nadelwälder rauschten, gibt es heute ausgedehnte Kahlflächen. Der „Oh- du-schöner“-Westerwald kann ein Lied davon singen. Aber auch andere Regionen in Rheinland-Pfalz – wie etwa das Mittelrheintal – sind mehr oder weniger stark betroffen. Forst-Experten setzen bei der Wiederaufforstung auf resistentere Gehölze – und auf Bürgerbeteiligung, wie Beispiele aus Boppard und dem Binger Wald zeigen.
Das Mittelrheintal ist aufgrund seiner geografischen Lage besonders vom Klimawandel heimgesucht. „Hier sterben bereits Buchen, Birken oder Eichen in natürlichen, von Laubholz dominierten Waldökosystemen“, berichtet Axel Henke, Leiter im Forstamt Boppard. Seine Behörde nutzt die entstandenen Kahlflächen, um die Waldökosysteme „umzubauen“: mit wärmeliebenden Baumarten wie heimischen Eichen, Elsbeeren und Kirschen bepflanzt, punktuell aber auch mit mediterraneren Baumarten wie Flaum- und Zerreichen. Sein Kollege Bernhard Naujack, kommunaler Förster im Revier Waldalgesheim im Binger Wald, hält bei der Umsetzung zudem viel von Maßnahmen, bei denen auch die Bürgerinnen und Bürger mitmachen können. Denn: „Das kommt gut an“, hat er erfahren.
Oktober 2019. Im Binger Wald färben sich langsam die Blätter. Die Eichen im RuheForst von Waldalgesheim werfen ihre Früchte zu Tausenden ins Laub. Das bringt Bernhard Naujack und sein Team auf eine Idee: Bei der (Wieder-) Aufforstung des Waldes soll ein gefiederter Verbündeter helfen. „Bis zu zehn Eicheln kann ein Eichelhäher in seinem Kehlsack transportieren, oft trägt er zudem noch eine im Schnabel“, berichtet der Revierförster. „Ein einziger Vogel kann bis zu 5.000 Eicheln in einem Herbst vergraben. Das ist sein Wintervorrat. Nicht alle versteckten Früchte benötigt er. Ein Teil bleibt im Waldboden vergraben und keimt.“ So optimiere und erweitere der „Wächter des Waldes“ seinen Lebensraum – und sorge für eine ganz natürliche Verjüngung der Eichenbestände.
Der Natur auf die Sprünge helfen
Per Aushang an markanten Stellen im Ort und über Medienberichte lädt Bernhard Naujack alle Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde ein, Eicheln zu sammeln und diese in Sammelboxen an den Eingängen zum Ruheforst abzulegen. Die Eicheln werden von ihm und seinem Team auf selbstgebauten, hölzernen Tellern ausgelegt, von denen aus Eichelhäher sie im Wald verteilen und vergraben. „Die Leute waren begeistert von dem Plan“, sagt Naujack heute rückblickend. Die Sammelboxen wurden täglich voll; engagierte Bürgerinnen und Bürger stellten Körbe, Taschen und Säcke bis an den Rand gefüllt mit Eicheln daneben. Die Teller für die Eichelhäher waren von TaG zu TaG fürstlich gedeckt.
Naujack weiß, dass solche Aktionen allein nicht ausreichen, um seinen Wald fit zu machen für die kommenden Klimaanforderungen. Fast 120 Hektar seiner drei Waldreviere sind mit 60 bis 80 Jahre alten Fichten besetzt. Die schnell wachsenden Bäume waren seinerzeit vor allem als Wirtschaftsholz gefragt. Die Jahr für Jahr steigenden Durchschnittstemperaturen und längere Trockenheitsperioden machen den Monokulturen zu schaffen. Die Bäume werden anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Bei Stürmen knicken die kranken Bäume um wie Streichhölzer.
Die Bevölkerung macht mit
Deshalb: „Auch der kleinste Schritt trägt zu dem großen Ziel bei, die Wende im Wald zu schaffen“, sagt der 57-jährige studierte Forstwirt. Das Pflanzen von klimaresistenten Bäumen und Ausbringen ihrer Samen ist die eine Sache, die Pflege und Aufzucht ist die andere. „Das glaubt ja keiner“, erzählt Naujack, „wieviel Zeit und Arbeit nötig sind, um die Bäume auch ins Wachstum zu bringen.“ Im scheinbar so friedlichen Wald gibt es heftige Konkurrenz- und Überlebenskämpfe.
Auch dabei setzt Naujack auf die Unterstützung der Bevölkerung. So initiierte er zur Weihnachtszeit im letzten Jahr schon zum zweiten Mal die Aktion „Klimaweihnachtsbaum“: Hunderte Bürgerinnen und Bürger aus Waldalgesheim und dem Landkreis Mainz-Bingen zogen am vierten Advent unter strengen Corona-Hygienevorschriften und unter Anleitung des Forstpersonals in den Wald, um sich ihren Tannenbaum selbst zu schlagen. So konnten die jungen Eichen von der unerwünschten Konkurrenz der schnell wachsenden Fichten befreit werden.
Akzeptanz und Bürgerbeteiligung stehen für Förster Naujack ganz oben auf der Tagesordnung. „Wir nehmen wahr, dass viele Menschen ihrem Wald gerne etwas Gutes tun und bei dem Kampf gegen den Klimawandel helfen wollen“, erklärt der Förster. „Mit solchen Aktionen nehmen wir sie konkret mit auf den Weg und schaffen Bewusstsein für den Wald der Zukunft.“
Winkelholzbande pflanzt im Hasenwald
„Was wir heute tun, entfaltet seine ganze Kraft erst für die nächste oder übernächste Generation“, sagt Dr. Walter Bersch, Bürgermeister von Boppard. Da erscheint es konsequent, die Jüngsten mit einzubeziehen. Die „Winkelholzbande“, so der Name des dortigen Waldkindergartens, hilft analog zur Waldalgesheimer Aktion beim Wiederaufforsten.
Die Futtertafeln haben Forstleute gebaut, die Kinder befüllen sie. Und damit die Vögel nicht die ganze Arbeit allein erledigen müssen, haben die Kinder einen Teil der gesammelten Eicheln selbst eingepflanzt. So soll der vom Borkenkäfer besonders stark betroffene Bopparder Hasenwald bald wieder grün und stark dastehen.
Welche Baumart für das zukünftige Klima im Land geeignet ist – unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Im Auftrag des Umweltministeriums wurden für zehn Laub- und sechs Nadelbaumarten Steckbriefe erstellt. Landesforsten empfiehlt, solche Baumarten punktuell ergänzend anzupflanzen – in begleiteten Praxisversuchen. Die Steckbriefe können hier heruntergeladen werden:
http://www.kwis-rlp.de/index.php?id=12341&L=0
Die Kommunen
ie 4200-Einwohner-Gemeinde WALDALGESHEIM liegt in der Welterbe-Region Oberes Mittelrheintal, allerdings am Rand des Binger Waldes und nicht am Strom. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe mit Sitz in Bingen an.
Der gemeindeeigene Wald umfasst 790 Hektar. Der Binger Wald ist ein beliebtes Ziel für Wandertouristen.
Ortsbürgermeister Stefan Reichert berichtet stolz von den weiteren Energiewende-Aktivitäten seiner Kommune: Zehn Windräder sowie Freiflächen-Photovoltaik stärken über die daraus resultierenden Pacht-Einnahmen die Finanzkraft der Gemeinde; eine mit Holzhackschnitzeln befeuerte Heizzentrale liefert Wärme für mehrere Baugebiete. Ansprechpartner für das Eichelhäher-Projekt ist Förster Bernhard Naujack: Telefon 06724/2064704, mobil 0171/4942608, bernhard.naujack(at)waldaldesheim.de.
Die Stadt BOPPARD im Rhein-Hunsrück-Kreis ist der zweitgrößte kommunale Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Seit mehr als 20 Jahren ist ihr Waldbestand nicht nur FSC-zertifiziert, sondern zusätzlich nach den strengeren Regeln von „Naturland“.
Als Ansprechpartner stehen Bürgermeister Dr. Walter Bersch, Tel.: 06742 - 10333, wbersch(at)boppard.de, sowie Forstamtsleiter Axel Henke, Tel.: 06742 - 8013-16, mobil: 0173 - 324 86 21, axel.henke@wald-rlp.de, zur Verfügung.
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In der Verwaltung wächst das Klima-Bewusstsein
Aktion sensibilisiert und fördert das Engagement / Die Rotweinstadt Ingelheim will CO2-frei werden
„Der größte Aha-Effekt ist erzielt worden, weil jeder Teilnehmende sein alltägliches Privat- und Berufsleben im Hinblick auf seine eigene CO2-Bilanz hinterfragte und dokumentierte. Und er erkennen konnte, welche Maßnahme welche Energieeinsparung bringt.“ Dieses Fazit zieht Dr. Christiane Döll, Beigeordnete der Stadt Ingelheim und in dieser Funktion auch für den Umweltschutz zuständig. Sie sieht in der zuletzt durchgeführten „Klima-Coach-Aktion“ ein sehr gutes Instrument, um die Beschäftigten in der Verwaltung stärker für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren.
Klimaschutz ist für Ingelheim schon deshalb ein Kernthema, weil die vor allem durch ihre Rotweine berühmte Weinbaukommune (und deren Winzer) an optimalen klimatischen Bedingungen interessiert ist. Dieses Bewusstsein – insbesondere in puncto CO2-Reduktion – auch im administrativen Bereich der Stadt (insgesamt annähernd 40.000 Einwohner) allmählich zu verankern, förderte die jüngste Klima-Coach-Aktion.
Acht Teams machten sich auf „die Suche“ und nach vier Wochen lautete die Bilanz: 2.800 Kilogramm Kohlendioxid eingespart. Dies entspricht der CO2-Menge, die beim durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch eines Fünf-Personen-Haushalts anfällt. Allein 465 KG (weniger) erzielte eine Mitarbeiterin dadurch, dass sie anstatt mit ihrem Auto mit dem Zug in den Urlaub reiste – und seitdem auch mehr das Fahrrad und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzt.
Erhebliche CO2-Einsparungen sind möglich
Genau diese Zielsetzung hat der Klima-Coach der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Dieses Online-Tool (für jeden zugänglich) zeigt den Nutzern die Möglichkeiten des CO2-Sparens im Büro, zu Hause und in der Freizeit auf. „Hier erreichte Veränderungen im Nutzerverhalten bieten ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 20 Prozent“, sagt Diplom-Ingenieurin Claudia Lill, für die Energieagentur Rheinland-Pfalz als Referentin Nachhaltigkeit & Suffizienz tätig. Und sie verweist darauf, dass die Kommunen zweifelsfrei die „Schlüsselakteure“ im Klimaschutz seien.
Klimabüro, Funktionskarten, E-Mobilität
In Ingelheim hat diese Erkenntnis fruchtbaren Boden gefunden. Dort bündelt ein „Klimabüro“ jegliche Aktivität zu diesem Thema. Aktuell werden „Klimafunktionskarten“ erstellt; sie fließen in eine Aktualisierung des Flächennutzungsplanes ein. Damit wollen Stadtspitze und Stadtrat sicherstellen, dass im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung Frischluftschneisen erhalten und Kaltluft-Entwicklungsgebiete baulich unberührt bleiben. In diesem Zusammenhang lassen sich auch Hitze-Hotspots lokalisieren.
Ferner arbeitet das Dezernat von Dr. Döll an einem E-Mobilitätskonzept, inklusive der dazu notwendigen Infrastruktur. Weiterhin beinhaltet es die entsprechende Umrüstung des städtischen Fuhrparks und den Kauf von E-Bussen.
Gleichzeitig soll ein Förderprogramm für die Bürgerinnen und Bürger den Weg zur CO2-freien Stadt beschleunigen. Konkret geht es um energetische Gebäudesanierungen, aber auch um Maßnahmen zur Dach- oder Fassadenbegrünung, das Errichten einer Zisterne sowie das Anschaffen eines Lastenfahrrads.
Nach den Plänen von Dr. Christiane Döll soll der Stadtrat 2021 einen „Masterplan CO2-neutrales Ingelheim“ verabschieden. Er werde Bestandteil des ebenfalls noch zu erstellenden „Leitbildes 2032“ sein. Ob es in diesem Jahr auch noch eine erneute Klima-Coach-Aktion geben wird, ließ die Beigeordnete offen.
Direkter Ansprechpartner:
Roland Beek, Leiter Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Ingelheim, Telefon 06132-782 167, roland.beek(at)ingelheim.de
Klima-Coach
Der „Klima-Coach“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz ist ein Online-Tool, mit dessen Hilfe Nutzer für Energie- und CO2-Sparen im Büro, zu Hause oder bei Freizeitaktivitäten sensibilisiert werden. Der Klima-Coach zeigt auf, mit welchen Aktivitäten und Maßnahmen wieviel CO2 eingespart werden kann.
Die Landesenergieagentur setzt das Online-Tool zur Durchführung von CO2-Einspar-Wettbewerben ein und bietet für Verwaltungen von Kommunen und öffentlichen Liegenschaften organisierte Wettbewerbe an. Die richten sich primär an deren Mitarbeiter, sind jedoch auch für andere Nutzer unter www.klimacoach.rlp.de zugänglich.
Der Klima‐Coach ist in den Jahren 2016 bis 2020 auf großes Interesse gestoßen (14 organisierte Wettbewerbe, 541 Teilnehmer, rund 34.200 Kilogramm CO2Äq-Einsparungen. Dies ist so viel, wie wenn man mit einem durchschnittlichen Mittelklasse-PKW zirka sechsmal um den Äquator fahren würde.)
Ansprechpartnerin ist Claudia Lill, 0631 – 34 371-144, -
Recyclingbeton – nur eines von 80 Mainzer Klimaschutz-Projekten
Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ ist 168 Seiten stark / Vorbildfunktion der Kommune soll sichtbarer werden
Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz sieht sich seit über 25 Jahren in einer Vorreiterrolle beim kommunalen Klimaschutz. Aus dem 1993 erstmals vorgestellten „Energiekonzept“ hat sich inzwischen der „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz Mainz“ entwickelt. Mit ihm sollen bis 2050 die umweltschädlichen Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent und der städtische Endenergieverbrauch um 50 Prozent (im Vergleich zu 1990) reduziert werden.
Beachtliche 168 Seiten umfasst der Bericht zum Ende der geförderten Phase (2016 bis 2020) durch die „Exzellenzinitiative“ des Bundesumweltministeriums. Summa summarum erhielt Mainz in den zurückliegenden vier Jahren rund 3,5 Millionen Euro an Fördermitteln. Sie flossen beispielsweise in Konzepte, Kampagnen und konkrete Investitionen; vor allem in puncto Elektromobilität und in die Energieeffizienz von Gebäuden (wie Baustandards, Sanierung und Solarnutzung).
Alter Beton reduziert Treibhausgas-Emissionen
Insgesamt listet der Abschlussbericht (für die erste Umsetzungsphase) etwas mehr als 80 konkrete Klimaschutzprojekte auf – eines interessanter als das andere. Besonders bemerkenswert vielleicht die Maßnahme des Entsorgungsbetriebes der Stadt Mainz, bei eigenen Neubauvorhaben Recyclingbeton zu verwenden. Dieser sogenannte „RC-Beton“ reduziert einerseits die Deponiemengen beim Bauschutt und führt andererseits (im ohnehin belasteten Ballungsraum Rhein-Main) zu einer rund zehnprozentigen Einsparung an Treibhausgasen.
Denn normalerweise benötigt die Beton-Herstellung einen hohen Anteil an Kies und Sand, der nunmehr durch gebrochenen Altbeton und altes Mauerwerk – recycelte Gesteinskörnungen – weitgehend ersetzt wird. Nächstes Ziel: die Aufnahme der Bedingung RC-Beton in die Ausschreibungen aller städtischen Bauprojekte.
Die entscheidenden Erfolgsfaktoren
Gefragt nach den drei wichtigsten Schlussfolgerungen des Förderprojektes, sagt Dirk Lorig: „Kontinuität mit Hilfe geeigneter Strukturen. Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in Verwaltung, städtischen Gesellschaften und der Zivilgesellschaft zu begreifen und zu realisieren. Partizipation und Eigeninitiative sind hierfür unabdingbar.“ Lorig ist einer der städtischen Masterplanmanager für den Klimaschutzprozess. Für ihn steht fest, dass die hohen Klimaschutzziele in Mainz nur „mit einem starken Netzwerk mit Schnittstellen zu den wichtigsten Initiativen und Stakeholdern“ realisierbar sind. Gepaart mit Offenheit, guter Kommunikation und einem ausgeprägten Wir-Gefühl der Klimaschutz-Community.
Knappes Geld, dennoch Investitionen
Auch wenn die Finanzlage der Stadt Mainz weiterhin sehr angespannt ist, der Masterplan-Prozess soll auch im laufenden Jahr nicht zu kurz kommen. Im Klartext heißt das: Die städtischen Klimaschutzanstrengungen sollen durch mehr Kommunikation und Vernetzung „sichtbarer“ gemacht werden. Dabei spiele die Vorbildfunktion von Stadtverwaltung und stadtnahen Gesellschaften eine entscheidende Rolle. Zum anderen werde weiter an notwendigen Strukturen und Kooperationen gearbeitet. Zu guter Letzt sind handfeste Investitionen geplant, etwa in die fortgesetzte „Dekarbonisierung“ des kommunalen Fuhrparks durch den Einsatz von Batterie- und Wasserstofftechnik (Fallbeispiel Brennstoffzellen-Müllfahrzeuge).
Ein zusätzliches Leuchtturmprojekt ist der H2-Elektrolyseur im Klärwerk Mainz-Mombach. Bei dieser Elektrolyse wird das Wasser – mit Hilfe von Strom – in Wasserstoff und Sauerstoff gesplittet. Der Sauerstoff lässt sich zur Beseitigung von Mikroschadstoffen einsetzen. Der Wasserstoff (H2) ist vorrangig geeignet, ins kommunale Erdgasnetz eingespeist zu werden; damit ist unter anderem der Betrieb eines städtischen H2-Fuhrparks möglich.
Mainz singt und lacht also nicht nur, sondern bemüht sich ernsthaft und mit ersten Erfolgen um den Klimaschutz. Wer hätte das gedacht, als der Stadtrat im September 2019 den „Klimanotstand“ ausrief. Noch im ersten Halbjahr soll den zuständigen städtischen Gremien eine zweite Treibhausgas-Bilanz vorgelegt werden. Zentrales Element ist eine aktuelle Einschätzung zur Machbarkeit der bis zum Jahr 2035 geplanten Klimaschutzaktivitäten. In der jüngsten Förderphase entwickelte man dafür Monitoring- und Controlling-Instrumente. hjb
Direkter Ansprechpartner: Dirk Lorig, Masterplanmanager Klimaschutz der Stadt Mainz, Telefon: 06131-12 3162, dirk.lorig(at)stadt.mainz.de
Recyclingbeton
Der Zuschlagstoff Kies wird dabei durch aufbereiteten Bauschutt ersetzt, bei hohen Qualitätsanforderungen in der Regel durch Granulat aus fast reinem Betonbruch. Kies als Rohstoff wird zunehmend knapp; seine Gewinnung ist in der Regel mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft verbunden.
Die Aufbereitung des Betonbruchs (reinigen, Fremdstoffe entfernen und zerkleinern) ist aufwendig, sodass zur Zeit der Einsatz von Recyclingbeton oft nicht zu einer Kostenersparnis führt. Das in Mainz verwendete Material wurde – nach Ausschreibung – aus Heidelberg bezogen. (b-i)
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Wärme aus dem Eis – für einen ganzen Schulkomplex
In Schweich an der Mosel nimmt ein innovatives Modellprojekt Gestalt an
Ein Wärmespeicher von den Dimensionen eines Schwimmbeckens – das ist das energetische Herzstück eines Vorzeigeprojektes in Schweich an der Mosel. Dort erhält das Integrative Schulprojekt (IGS) eine Anlagentechnik, die von der Landesregierung als besonders vorbildlich eingestuft und mit einem Förderbeitrag von 700.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bezuschusst wird. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat das Projekt von Beginn an bis zur Antragstellung fachlich unterstützt.
Der Clou des Projekts: ein sogenannter Eisspeicher. Wo dieser Speicher einmal seinen Platz finden soll, erstreckte sich bis vor kurzem noch eine Wiese. Jetzt ist die Grube bereits ausgehoben, die Bodenplatte und die Wände sind betoniert der Einbau der Decke steht unmittelbar bevor. Später, wenn das im Erdreich entstehende Betonbauwerk fertig ist, wird dort wieder eine Grünfläche sein.
Ist der Speicher fertiggestellt und in Betrieb, wird er eine große Menge Heizwärme-Energie bei Temperaturen zwischen etwa 30°C und 0°C im Eis bzw. im Wasser speichern können. Bei Bedarf wird ihm mit Wärmepumpen Energie entzogen und den Schulräumen zugeführt, wobei der Wasservorrat des Speichers sich im Gegenzug abkühlt – und am Ende des Energie-Entzuges vereisen kann. Daher der Name „Eisspeicher“.
Komplettiert wird die Heizungstechnik durch Solarthermie auf dem Dach des entstehenden Schulgebäudes. So wird die Kraft der Sonne für das Erwärmen des Wassers im unterirdischen Speicher genutzt.
Kühlung im Sommer
Als weitere Innovation im Projekt gilt die Möglichkeit der „Heizverfahrensumkehr“ zur Kühlung der Neubauten im Sommer – zugleich attraktiver Synergieeffekt. Denn zunehmend tritt mittlerweile in Neubauten eine Aufheizung der Räume durch innere Wärmequellen ein – als Folge des hohen Wärmeschutzes. Der Klimawandel und längere Perioden mit erhöhten sommerlichen Temperaturen tragen dazu bei, dass die niedrigeren Nachttemperaturen nicht mehr ausreichen, um die Innenräume zu kühlen. Insbesondere in Schulgebäuden ein zunehmendes Nutzungsproblem.
Die Möglichkeit zum Kühlen bzw. Temperieren der Schulräume ist ein hoch willkommener Nebeneffekt der Eisspeicher-Technologie. Wärme, die den Klassenräumen entzogen wird, erhöht dabei die Temperatur im Wärmespeicher; sie steht dann bei Bedarf wieder für das Beheizen der Räume zur Verfügung.Sonnenstrom für die Wärmepumpen
Energetisch gespeist wird dieses System von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die klimaneutralen Strom für die Wärmepumpen liefert. Ingenieur Robert Jöres vom Planungsbüro (DTF Ingenieure GmbH & CO.KG, Velbert) ist sicher, dass die Heizungsanlage durch die Nutzung von Sonneneinstrahlung und der Umgebungswärme einen Wirkungsgrad von 380 Prozent erreicht – und ihn wahrscheinlich sogar deutlich überschreiten wird. Durch die Umsetzung dieses Modellprojekts werden jedes Jahr rund 131 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart.Bemerkenswert ist das Vorhaben nicht allein in energetischer Hinsicht. Landrat Günther Schartz: „Unser integratives Schulprojekt in Schweich setzt nicht nur ein markantes Zeichen im kommunalen Klimaschutz, sondern ist gleichzeitig im Hinblick auf die inklusive Bildung ein innovatives Vorzeigeprojekt.“ Und für Bürgermeisterin Christiane Horsch ist es„eine Herzensangelegenheit – und wir sind stolz auf den gelebten Gedanken der Inklusion in zwei unterschiedlichen Schularten unter einem Dach“.
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat bei diesem Projekt umfangreich fachlich unterstützt: Der Zweckverband wurde sehr eng und detailliert über einen längeren Zeitraum bei der Konzeptionierung des Projekts und bei der Antragstellung im Rahmen der EFRE-Modellprojekte-Förderung begleitet.
Das Projekt liegt im Zeitplan
Die Arbeiten zum Betonbauwerk befinden sich voll im Zeitplan. Die Ausschreibung zur Eisspeicher-Technik ist veröffentlicht. Die Submission ist Anfang Januar 2021; die Beauftragung erfolgt im Anschluss. Der Ausführungstermin für diese Technik beginnt ab April 2021. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2022 vorgesehen.
Als Ansprechpartner für weitere Auskünfte steht die Geschäftsführung des Zweckverbandes Integratives Schulprojekt Schweich zur Verfügung:
Werner Jost, Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Gebäudemanagement,Telefon (0651)
715-338, Fax: (0651) 715-17640, E-Mail: werner.jost(at)trier-saarburg.de. -
Die Kraft der Sonne erhellt bei Nacht die Straßen
Ein Hunsrückdorf ist Namensgeber für das „Horner Modell“: Photovoltaik plus Speichertechnik reduziert die Stromkosten
In Horn scheint die Sonne auch nachts. Dieser Slogan, „geboren“ bei der Vorbereitung eines Dorffestes, beschreibt ein Erfolgsprojekt, das unter dem Ehrentitel „Horner Modell“ bereits eine Reihe von Nachahmern gefunden hat.
Rund 340 Einwohner zählt das Dorf Horn, gelegen auf der Hunsrückhöhe und etwa zehn Kilometer entfernt von der Kreisstadt Simmern. Als die Sanierung des Gemeindehaues anstand, war für den Gemeinderat schnell klar: Bei den Baumaßnahmen sollte Photovoltaik aufs Dach. Angestoßen vom Architekten Kai Schulz reifte dann die Idee, mit Hilfe von Batteriespeichern den Solarstrom für die Straßenbeleuchtung zu nutzen.
„Das war genau die richtige Entscheidung“, sagt rückblickend Gemeinderatsmitglied Gerd Klar. „Bauplatz-Interessenten haben sich seither ganz gezielt bei uns gemeldet, weil wir den guten Ruf einer Umweltgemeinde genießen.“
Um Rendite sei es von Anfang an gar nicht gegangen, sondern um einen Beitrag der Kommune zur Energiewende. Gleichwohl sind Kosten-Einsparungen und Erträge hochwillkommen; um sie zu steigern, hat die Gemeinde vor zwei Jahren auch die letzten Straßenlampen noch auf LED-Technik umgestellt.
Das Beispiel macht ringsum Schule
Das Beispiel „Horner Modell“ macht – insbesondere im Rhein-Hunsrück-Kreis – weiterhin Schule. Zuerst folgte der 250-Seelen-Ort Schnorbach; derzeit planen vier Dörfer – unterstützt von der Energieagentur Rheinland-Pfalz – vergleichbare Anlagen, in einer Reihe weiterer Dörfer wird die Übernahme des „Horner Modells“ diskutiert. Michael Hauer, Geschäftsführer der Landesenergieagentur, appelliert an die Gemeinderäte im Land, die Chancen der Solarenergie auf Dächern und Freiflächen „unbedingt zu nutzen – zumal das Land Speichertechnologie bei neuen PV-Anlagen attraktiv fördert“.
Derweil denken die Horner selbst bereits über eine Ausweitung ihrer Photovoltaik nach. Zusätzliche Module finden auf dem Dach des Gemeindehauses noch reichlich Platz. Sie sollen unter anderem eine Tankstelle für Elektroautos und E-Bikes speisen.
Ansprechpartner:
Für die Ortsgemeinde Gerd Klar (Tel.: 01522 - 268 39 62, Mail: Gerd.Klar@schwaebisch-hall.de)
als Planer Kai Schulz (Tel.: 06761 - 830 458, mail@kaischulz-architektur.de).Projekt-Daten:
PV-Anlage 28,8 kWp Speicher 30 kWh Stromertrag 25.000 kWh p.a. im Durchschnitt CO2-Einsparung 63 Tonnen seit Inbetriebnahme (Juni 2017) Investition 71.000 EUR Stromkostenersparnis 2.500 EUR p.a. Einspeisevergütung 1.400 EUR p.a.