Weinbau in Rheinland-Pfalz

 

Herkunft und optimale Anbaubedingungen

In Rheinland-Pfalz gibt es sechs große Weinanbaugebiete, die sich alle in thermischen Gunstregionen in den Flusstälern von Rhein, Mosel, Nahe und Ahr befinden (1).
An der Mosel dominiert der Anbau des Rieslings auf etwa 60 % der Anbaufläche. Dieser stellt hohe klimatische Ansprüche (speziell an die Temperatur), hinsichtlich des Bodens ist die Sorte jedoch wenig wählerisch (2). In Rheinhessen werden vorwiegend neben dem Riesling auch Dornfelder und Müller-Thurgau angebaut. Letztere Sorte zeichnet sich durch ihre geringen Ansprüche gegenüber dem Standort aus und gilt als sehr ertragssicher (3). Der Dornfelder ist eine robuste und wenig anfällige Sorte, die jedoch höhere Ansprüche an den Boden und das Klima hat. Sandige und steinige Böden eignen sich ebenso nicht wie frostgefährdete Gebiete (4).
Die Pfalz zeichnet sich zusätzlich noch durch den Portugieser aus, der relativ geringe Boden- und Lageansprüche hat. Feuchte und schwere Böden sowie frostgefährdete Regionen eignen sich jedoch ebenfalls nicht (5).

Als allgemeine klimatische Mindestanforderungen für den Weinbau – unabhängig der Sortenwahl – lassen sich folgende Aspekte nennen:

  • Jahresdurchschnittstemperatur über 9 °C
  • Mittlere Temperatur im wärmsten Monat über 18 °C
  • Mehr als 1300 Sonnenstunden pro Jahr
  • Direkte Sonnenstrahlung von April bis Oktober über 155 kJ/cm²
  • Während der Vegetationszeit mindestens 180 frostfreie Tage mit mindestens 2800 Stunden über 0 °C und 1000 Stunden über 10 °C
  • Mittlere Wintertemperatur größer als -0,3 °C und keine Temperaturen unter -18 °C
  • Niederschlagsmenge zwischen 600 und 700 mm pro Jahr

Dadurch, dass es sich bei dem Weinbau um eine Dauerkultur handelt, besteht eine erhöhte Verwundbarkeit gegenüber verschiedensten Klimaänderungen, weswegen die Ansprüche so vielfältig sind (6, 7).
Zur Einschätzung der Eignung einer Region für den Weinbau kann z.B. der Huglin-Index verwendet werden, welcher jedoch nur die Temperaturbedingungen berücksichtigt. Frostgefährdung, Sonnenscheindauer und Bodenverhältnisse bleiben dabei unberücksichtigt.
Ab einem Indexwert von 1500 Punkten kann der Anbau der Sorte Müller-Thurgau möglich sein, der Anbau des Riesling ab etwa 1700 Punkten. Zukünftig werden in den Hauptweinanbauregionen in Rheinland-Pfalz Huglin-Indexwerte von bis zu 2200 Punkten erwartet, wodurch der Anbau neuer wärmeliebender Rebsorten, zum Beispiel Cabernet franc, Chinonblanc, Merlot, Cabernet sauvignon, Ugni blanc, Grenache noir und Syrah aus ursprünglich südlicheren Regionen möglich sein wird. (1)

 

Veränderungen und Risiken durch den Klimawandel

Erhöhung der CO2-Konzentration

Die Weinrebe zählt zu den C3-Pflanzen. Diese benötigen zur Optimierung ihrer Photosyntheseraten höhere Kohlenstoffdioxidkonzentrationen als momentan in der Atmosphäre vorzufinden sind. Dementsprechend kann sich die CO2-Konzentrationserhöhung im Zuge des Klimawandels positiv auf das Pflanzenwachstum und damit den Ertrag auswirken.
Ein CO2-Düngeeffekt kann bei den Reben festgestellt werden, allerdings ist dieser für genauere Aussagen nicht genügend quantifiziert. (8)

Phänologische Phasen

Im Allgemeinen wird erwartet, dass sich im Zuge des Klimawandels die phänologischen Phasen der Vegetation verändern, d.h. genauer verfrühen und verlängern. Davon betroffen sind auch die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und der Weinbau.
Bei Betrachtung des Eintritts und der Entwicklungsdauer einzelner Stadien der Weinrebe können deutliche Veränderungen verzeichnet werden. In Baden-Württemberg im Anbaugebiet Weinsberg wurde beim Vergleich der Jahre 1979 und 2007 festgestellt, dass der Austrieb 16 Tage früher, die Vollblüte und der Reifebeginn 18 Tage früher und die Lese 16 Tage früher stattfanden. Solche Entwicklungen wurden auch in Franken und der Schweiz festgestellt. Als Effekte für die Rebe ergeben sich dadurch längere Assimilationszeiten und späterer Laubfall, wodurch vermehrt Energiereserven in der Pflanze gespeichert werden. Somit können ungünstige (kalte und sonnenarme) Perioden besser überstanden werden und die Verrieselungsgefahr sinkt. (9)
Durch Auswertung der phänologischen Daten für den Riesling in Neustadt an der Weinstraße für die Perioden 1960-1996 und 2000-2009 kann festgestellt werden, dass sich der Austrieb dort um etwa einen Tag vom 21. April auf den 20. April verfrüht hat, der Blühbeginn der Reben vom 19. Juni auf den 7. Juni um zwölf Tage und der Reifebeginn um zehn Tage vom 22. August auf den 12. August verfrüht haben. (10)

Bewässerungsbedarf

Die Notwendigkeit der Zusatzbewässerung von Weinreben hängt von vielen Faktoren ab. Sowohl die Bodenart mit dem Wasserspeichervermögen, aber auch die Temperaturen, die Sonneneinstrahlung und die Niederschlagsmenge und -verteilung spielen eine Rolle. In deutlich trockeneren Gebieten wie Australien oder auch Spanien werden Weinanbauflächen längst zusätzlich bewässert. Da Weinreben relativ schnell in Trockenstress geraten, wird die Bewässerung zukünftig auch in Rheinland-Pfalz an Bedeutung gewinnen. (8)
Jedoch eignen sich auch noch weitere kurz- und langfristige Maßnahmen zur Minderung des Trockenstressrisikos. Die Blattfläche als Verdunstungsfläche der Pflanze sollte in trockenen Zeiten gering gehalten werden, wobei die wenigen Blätter zusätzlich gedüngt werden müssen, da die Nährstoffaufnahme über die Wurzeln nur bei ausreichender Wasserverfügbarkeit gut funktioniert. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Begrünung zwischen den Reihen kurz zu halten oder auch durch die Bodenbedeckung mit organischem Material (Stroh oder Rindenmulch) zu ersetzen.
Zu den langfristigen Maßnahmen zählt die Reduktion des Standraums, denn durch das dichtere Wachstum entwickeln sich die Wurzeln vermehrt in die Tiefe und gelangen somit an tiefer gelegene Wasservorrate im Boden. Die Bodenstruktur kann durch Humus- oder auch Kalkzugabe verbessert werden, wodurch das Porenvolumen positiv beeinflusst wird. (11)

Früh- und Spätfrost

Für die Weinrebe stellen Früh- und Winterfröste eine verhältnismäßig geringe Gefahr dar. In den Wintermonaten ist die Pflanze bis zu Temperaturen von -15 °C frosthart (12). Kältere Temperaturen treten in Rheinland-Pfalz nur recht selten auf und werden zukünftig in ihrer Häufigkeit noch weiter abnehmen. (1)
Spätfröste im Frühjahr sind dagegen risikoreicher. Hat das Wachstum der Rebe bereits eingesetzt und sind junge Triebe mit Blüten und Knospen vorhanden, so ist die Frosttoleranz deutlich herabgesetzt. Speziell die Weinreben in Mulden- und Senkenlagen oder am Hangfuß des Weinberges sind besonders gefährdet (13). Die Veränderungen in den phänologischen Phasen führen zum verfrühten Einsetzen des Wachstums und machen die Rebe dadurch anfälliger für Spätfröste, die trotz steigender Temperaturen nicht ausgeschlossen werden können. (1)
Dementsprechend können verschiedene Schutzmaßnahmen in spätfrostgefährdeten Gebieten vermehrt notwendig sein, beispielsweise der Einsatz von Windmaschinen, Heizkerzen oder auch Heizdrähten. (14)

Starkregen und Hagel

Starkregenereignisse stellen für den Weinbau nur eine indirekte Gefahr über die Erosionsproblematik dar. Hagelschäden sind dagegen von größerer Bedeutung, allerdings werden diese von den Weinreben in Abhängigkeit von dem Zeitpunkt und der Stärke verhältnismäßig gut vertragen. Kommt es im Spätsommer zu Hagelschäden, so sind meist keine besonderen Stockpflegemaßnahmen notwendig. Während der Blüte bedarf es dagegen gezielter Maßnahmen zur Förderung der Holzreife, um die spätere Winterfestigkeit der Rebe zu fördern (15). Auf starken Hagelschlag mit anschließendem geringem Traubenbehang folgt meist ein überdurchschnittliches Wachstum der Rebe, welchem entgegen gewirkt werden muss. Daher sollte auf Düngemaßnahmen und mechanische Bodenbearbeitung verzichtet werden. (16)

Erosion

Die Erosionsanfälligkeit einer Fläche wird von vielen Faktoren bestimmt. Neben der Bodenart, dem Humusgehalt des Oberbodens, der Bearbeitungsform und der Bearbeitungsrichtung sind das Gefälle, die Hanglänge und der Bewuchs entscheidend (17).
Die Erosionsgefahr im Weinbau ist aufgrund der Lage und der Bewirtschaftung sehr hoch. Häufig wird der Wein an nach Süden gerichteten Hängen angebaut. Um eine technische Bewirtschaftung möglich zu machen, müssen die Reihen dabei mit dem Gefälle verlaufen. Dementsprechend wird speziell im Falle eines Starkregenereignisses das Wasser konzentriert den Hang herabgeleitet, wodurch große Mengen des Bodenmaterials erodiert werden können. (18)
Eine ganzflächige und ganzjährige Begrünung der Hänge wäre der beste Erosionsschutz, allerdings ist dies aufgrund der Wasser- und Nährstoffkonkurrenz mit den Reben auf speziell flachgründigen Standorten nicht möglich. Hier eignet sich dementsprechend eine zeitlich begrenzte Winterbegrünung. Des Weiteren sollte auf erosionsgefährdeten Flächen die Bodenbearbeitung angepasst werden und der Humusgehalt auf 1,5 bis 2 % erhöht werden. Hierdurch werden die Wasseraufnahmekapazität und die Stabilität des Bodens verbessert. Eine weitere Möglichkeit zur Festigung des Bodens ist die Abdeckung mit organischem Material, beispielsweise Stroh, Rindenmulch oder Holzhackschnitzel. (18)
Da im Zuge des Klimawandels eine Erhöhung der Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen wahrscheinlich ist, steigt die Gefahr der Bodenerosion an Weinbergen voraussichtlich an. Um die Bewirtschaftung möglichst nachhaltig zu gestalten und die Bodenqualität zu erhalten, sind erosionsmindernde Maßnahmen notwendig.

Hitzestress

Die Hitzestresstoleranz der Weinreben ist beschränkt. Bei Temperaturen über 35 °C verändert sich die Qualität der Trauben (8). Die Most- und Weininhaltsstoffe verändern ihre Anteile, der Alkoholgehalt steigt und die Säurewerte sinken. Zudem kann eine veränderte Aromatik festgestellt werden. (19)
Bei hohen Nachttemperaturen erhöht sich zudem auch der Säureabbau. (20)
Dementsprechend wird erwartet, dass sich in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts der Charakter der Weine aufgrund der stetig steigenden Temperaturen verändern wird. (8)
Zudem führen höhere Temperaturen zu einem erhöhten Risiko für Traubenfäule, da die Rebenvegetation beschleunigt wird und die Trauben kompakter wachsen. In Kombination mit starker Sonneneinstrahlung führen die hohen Temperaturen zu Sonnenbrand. (19)

Schädlingsanfälligkeit und Krankheiten

Falscher Mehltau (Rebenperonospora):

Der Falsche Mehltau wird durch den Pilz Plasmopara viticola hervorgerufen. Dieser überwintert in abgefallenem Laub und im Boden, wo er über Jahrzehnte lebensfähig bleibt (21). Im Frühjahr keimen die Sporen bei Tagesdurchschnittstemperaturen zwischen 8 und 10 °C und Niederschlägen von über 10 mm pro Tag und infizieren die ersten Blätter der Reben (22). Nach der Inkubationszeit von 4 bis 18 Tagen können die ersten aufgehellten Flecken an den Blättern, die sogenannten Ölflecken, festgestellt werden. Eine gewisse Zeit später mit ausreichender Feuchtigkeit lassen sich die typischen Pilzrasen an den Blattunterseiten erkennen. Bei starkem Befall führt die Infektion zum Abfallen der Blätter. (21)
Sind auch die Trauben infiziert, so verfärben sich diese blauviolett und trocknen aus (Lederbeeren). Beim Befall der Trauben ändert sich die Qualität dieser deutlich, der Zuckergehalt nimmt ab und die Verwendung zur Gewinnung von Wein ist nicht mehr möglich (22).
In Abhängigkeit von der Witterung kann sich der Infektionszyklus des Falschen Mehltaus fünf bis acht Mal im Jahr wiederholen. Je feuchter dabei die Monate April und Mai sind, desto gefährlicher wird die Infektion (21). In Rheinland-Pfalz nehmen die Niederschläge im Mai tendenziell zu, dementsprechend steigt das Risiko stärkeren Befalls.
Die Bekämpfung erfolgt prophylaktisch, wobei der Einsatzzeitpunkt der Fungizide von großer Bedeutung ist. Am besten wirkt die Anwendung vor einer Neuinfektion. Verschiedene vorbeugende Maßnahmen eignen sich jedoch auch zur Verminderung des Befallrisikos. Hierzu zählen breite Zeilen- und Stockabstände, eine sach- und zeitgerechte Laubarbeit und auch die Sortenwahl. Von den Hauptanbausorten in Rheinland-Pfalz zählen die Sorten Müller-Thurgau und Portugieser zu den besonders empfindlichen. (21)

Echter Mehltau (Oidium):

Der Echte Mehltau wird über den Erreger Erysiphe necator ausgelöst. Dieser überwintert als Myzel in den Knospen befallener Triebe und befällt im Frühjahr die Zeigertriebe (22). An den Pilzfäden werden bei steigenden Temperaturen die Konidien abgeschnürt. Temperaturen über 20 °C fördern die Entwicklung und es kann bereits nach etwa acht Tagen der typisch graue Belag festgestellt werden (21). Weitere auf den Echten Mehltau hindeutende Symptome sind das deutlich verlangsamte Wachstum der befallenen Triebe. Zudem kann das graue Pilzmyzel ab Juni auch auf den Blättern der Reben auftreten und bei starkem Befall zu einer schwärzlichen Färbung der Blätter führen (22).
Da der Echte Mehltau im Krankheitsverlauf alle Pflanzenteile und damit auch die Trauben (Samenbruch) befallen kann, kann es durch die Infektion zu erheblichen Ertragseinbußen in Abhängigkeit von Befallsstärke und Entwicklungsstadium kommen. Veränderungen in der Weinqualität können jedoch schon bei geringem Befall durch den typischen Schimmelgeschmack festgestellt werden. (21)
Da die Bekämpfung der Krankheit mit den ersten erkennbaren Symptomen nur noch schwer möglich ist, dominieren prophylaktische Maßnahmen. Spezielle Schwefelpräparate eignen sich, wobei die Spritzfolge beachtet werden muss, damit keine Resistenz des Erregers gegen das Fungizid entwickelt wird (22). Eine weitere vorbeugende Maßnahme sind weite Pflanzabstände und eine sach- und zeitgerechte Laubarbeit (21).
Es ist zu erwarten, dass der Echte Mehltau durch die Klimaerwärmung den Weinbau in Rheinland-Pfalz zunehmend gefährden wird. Speziell der Portugieser als eine wichtige Rebsorte in Rheinland-Pfalz zählt zu den anfälligen Sorten (21). Die Ausbreitung korreliert deutlich mit der Temperatur. Speziell milde Wintermonate und ein warmer Frühling erhöhen das Infektionsrisiko und das Schadmaß deutlich (22).

Esca-Krankheit:

Die Esca-Krankheit tritt seit Ende der 1990er Jahre in deutschen Weinbauregionen auf. Ausgelöst durch die zwei mitosporischen Pilze Phaeomoniella chlamydospora, Phaeoacremonium aleophilum und den Basidiomycet Fomitiporia mediterranea können Symtome am Blattwerk, den Trauben und dem Rebstock festgestellt werden (23). Die Krankheit tritt vorwiegend in alten Rebanlagen auf und äußert sich an den Blättern zunächst in abgegrenzten Aufhellungen zwischen den Blattadern, die sich jedoch nach und nach ausweiten und letztlich nahezu alle Blätter befallen, sodass der Blattfall verfrüht einsetzt. Die Trauben sind blaugrau verfärbt und weisen, wie die Triebe der Rebe, schwarze Pusteln auf (22). Am Holz der Rebe lassen sich im Stammquerschnitt typisch bräunliche oder schwärzliche Flecken mit gummiartigen Absonderungen erkennen (23).
Ein Bekämpfung der Krankheit mit herkömmlichen Fungiziden ist nicht möglich. Demnach sind prophylaktische Maßnahmen, wie die Vermeidung von großen Schnittwunden oder Stammverletzungen durch die Bodenbearbeitung, notwendig, um die Infektionsgefahr gering zu halten (23). Bereits infizierte Reben müssen aus dem Bestand entfernt werden, um die Ausbreitung einzudämmen (22).
Da ein Zusammenhang zwischen dem Befall und dem Stress der Rebe durch abiotische Faktoren festgestellt werden konnte (23), ist anzunehmen, dass die Bedeutung der Esca-Krankheit für den Weinbau im Zuge des Klimawandels steigen wird. Fehlende Sommerniederschläge und hohe Temperaturen beeinträchtigen die Vitalität der Reben und erhöhen damit das Infektionsrisiko.

Kirschessigfliege:

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Südostasien. 2009 wurde sie erstmals vereinzelt in Europa entdeckt, im Jahr 2013 war sie deutschlandweit etabliert. Im Unterschied zur heimischen Fruchtfliege Drosophila melanogaster legt die Kirschessigfliege ihre Eier in intakte Früchte, bevorzugt in Weintrauben, und schädigt diese dadurch. (22)
Die Überwinterung erfolgt über begattete adulte Weibchen, die sich optisch durch eine dunklere Färbung von den weiblichen Fliegen im Sommer unterscheiden und eine Lebensdauer von 234 anstatt 21 bis 56 Tagen haben (24). Für die Vermehrung im Frühjahr und Sommer sind Temperaturen von 10 bis 30 °C optimal. Die durch das begattete Weibchen in die Früchte gelegten Eier entwickeln sich zu Larven, die sich von dem Fruchtfleisch ernähren. Nach etwa 5 bis 13 Tagen verpuppt sich die Larve, sodass wenige Tage später die Fliege schlüpfen kann. (24)
Die Generationsfolge liegt somit zwischen 8 und 14 Tagen (22).
Verschiedene Maßnahmen eignen sich zur Bekämpfung der Schäden durch die Kirschessigfliege. Neben Köderfallen mit Apfelessig als Lockmittel sind auch die Beseitigung weiterer Wirtspflanzen im Umfeld (andere Beerenfrüchte) sowie die Traubenhygiene wichtig. Zudem sinkt der Befall mit steigender Sonneneinstrahlung, sodass das Entblättern der Reben eine sinnvolle Maßnahme darstellt (22). Auch der Einsatz von Insektiziden stellt eine Möglichkeit dar, aber auch die Verwendung von Fungiziden. Die Kirschessigfliege bevorzugt Früchte mit einem natürlichen Belag an Hefen, Pilzen und Bakterien auf der Oberfläche. Die Eiablage ist ohne diesen Belag reduziert. (24)
Da die Kirschessigfliege eine frostfreie Überwinterung benötigt, wirken sich die zunehmend milderen Wintermonate durch den Klimawandel positiv auf die Überlebenschance des Insekts aus. Die steigenden Temperaturen im Sommer beeinträchtigen dagegen die Entwicklung der Eier und die Schlupfrate der Fliegen sinkt (24). Dementsprechend können sich diese Effekte kompensieren, sodass eine Aussage über das zukünftige Schadausmaß durch die Kirschessigfliege nur schwer möglich ist.

 

Fazit und Zusammenfassung

Der Weinanbau profitiert im Allgemeinen von einem warmen Klima. Durch den Klimawandel verändern sich die phänologischen Phasen und der Austrieb im Frühjahr verfrüht sich. Dadurch kann das Risiko von Spätfrostfolgen im Zuge des Klimawandels gleich bleiben oder wird sich sogar verstärken.
Die steigenden Temperaturen im Sommer setzen die Rebe zunehmend unter Stress, wodurch sich die Qualität der Trauben während der Reife und demzufolge der Charakter der Weine verändert. Die Anpassung des Sortenspektrums und der Anbau wärmeliebender Sorten stellen im Weinbau Möglichkeiten zum Erhalt der Weinbaukultur in Rheinland-Pfalz dar. Die Anpassung des Weinbaus durch zusätzliche Beregnung ist eine in wärmeren Regionen bereits angewandte Maßnahme zur Sicherung der Erträge und kann zukünftig auch in Rheinland-Pfalz an Bedeutung gewinnen. Angepasste Bodenbearbeitungstechniken oder auch verdichtetes Pflanzen der Reben können die Notwendigkeit des Bewässerungsbedarfs zunächst vermindern.
Erosionsmindernde Maßnahmen sind auf beinahe allen Weinanbauflächen von großer Bedeutung, da diese oft an Steilhängen liegen. Deshalb ist die Bodenbedeckung zwischen den Reihen mit verschiedenen Auflagematerialien oder auch die Festigung über verschiedene Gräser zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit wichtig. Dies ist auch hinsichtlich zunehmender Starkniederschläge, die durch erhöhten Oberflächenabfluss zur Erosion führen können, zu beachten.  
Der Falsche und Echte Mehltau können den Weinbau zukünftig vor große Herausforderungen stellen, da klimatische Veränderungen den Entwicklungsbedingungen der Erreger entgegenkommen. Dies trifft auch auf die Esca-Krankheit zu. Bei der Kirschessigfliege können zunehmend heiße Tage die Entwicklung im Sommer beeinträchtigen, die milden Winter erleichtern jedoch die Überwinterung der Weibchen.
 

 

Literatur

[1] Trapp, M., Tintrup gen. Suntrup, G. und Kotremba, C. Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und den Weinbau in Rheinland-Pfalz. [Hrsg.] RLP Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. 2013.

[2] DWI. Riesling – Der große Klassiker ist die Nummer Eins in Deutschland. Deutsches Weininstitut. [Online] o. J., A. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] www.deutscheweine.de/wissen/rebsorten/weisse-rebsorten/riesling/.

[3] DWI. Müller-Thurgau (Rivaner) – liefert süffige, manchmal blumige Weine. Deutsches Weininstitut. [Online] o. J., B. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] www.deutscheweine.de/wissen/rebsorten/weisse-rebsorten/mueller-thurgau/.

[4] DWI. Dornfelder – Frucht, Gerbstoff und Wärme. Deutsches Weininstitut. [Online] o. J., C. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] www.deutscheweine.de/wissen/rebsorten/rote-rebsorten/dornfelder/.

[5] DWI. Portugieser – der leichte, duftige Rotwein. Deutsches Weininstitut . [Online] o. J., D. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] www.deutscheweine.de/wissen/rebsorten/rote-rebsorten/portugieser/.

[6] Harlfinger, O., Koch, E. und Scheifinger, H. Klimahandbuch der österreichischen Bodenschätzung. Klimatographie Teil 2. Innsbruck: Universitätsverlag Wagner, 2002.

[7] Hermann, I. Georeferenzierte Zeitreihenanalyse langjähriger Zeitreihen der amtilichen Reifemessung für das Weinbaugebiet Pfalz. Trier: s.n., 2007.

[8] Deutscher Bundestag. Sachstand – Auswirkungen der Klimavariabilität auf den Weinbau in Deutschland. Berlin: s.n., 2016.

[9] Kast, W. K. und Rupp, D. Auswirkungen der klimatischen Änderungen auf die Phänologie der Rebe und die Bedingungen während der Traubenreife. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg. [Online] o. J. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] https://www.landwirtschaft-bw.info/pb/MLR.LVWO,Lde/Startseite/Fachinformationen/Auswirkungen+der+klimatischen+Aenderungen+auf+die+Phaenologie+der+Rebe+und+die+Bedingungen+waehrend+der+Traubenreife?LISTPAGE=670350.

[10] DLR. Entwicklung der Reben in Neustadt/W. – Rebsorte Riesling. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz. [Online] o. J. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] www.dlr-rheinpfalz.rlp.de/internet/global/inetcntr.nsf/dlr_web_full.xsp.

[11] Prior, B. Möglichkeiten zur Minderung von Trockenstress. Oppenheim : Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), 2008.

[12] Trought, M. C. T., Howell, G. S. und Cherry, N. Practical considerations for reducing frost damage in vineyards. Report to New Zealand Winegrowers. 1999.

[13] KWIS. Spätfrostgefährdung und Thermische Wachstumsbedingungen bei veränderter Phänologie. Klimawandelinformationssystem Rheinland-Pfalz. [Online] o. J. [Zitat vom: 04. Oktober 2017.] www.kwis-rlp.de/index.php.

[14] Müller, M. und Schwappach, P. Damit sich die Reben nix abfrieren. Praxis Weinbau. April 2014, S. 22-24.

[15] Fox, R. Hagelschäden – Erfahrungen aus Versuchen. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg. [Online] o. J., A. [Zitat vom: 05. Oktober 2017.] www.lvwo-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Erfahrungen+mit+Hagelschaeden+im+Weinbau.

[16] Fox, R. Was tun nach frühen (Vorblüte) Hagelschäden? Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg. [Online] o. J., B. [Zitat vom: 12. Oktober 2017.] www.lvwo-bw.de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Massnahmen+nach+Hagelschaeden+in+Ertrags-+und+Junganlagen+im+Weinbau.

[17] Umweltbundesamt. Erosion. Umweltbundesamt. [Online] 15. März 2016. [Zitat vom: 06. September 2017.] www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/bodenbelastungen/erosion.

[18] FG. Bodenerosion und ihre Vermeidung im Weinbau. Geisenheim  : Forschungsanstalt Geisenheim, o. J.

[19] Flaig, H. Anpassungsstrategie Baden-Württemberg an die Folgen des Klimawandels. Karlsruhe : Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, 2013.

[20] Gömann, H., et al., et al. Landwirtschaft. [Buchverf.] G. Brasseur, D. Jacob und S. Schuck-Zöller. Klimawandel in Deutschland – Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. Berlin Heidelberg : Springer Spektrum, 2017, S. 183-192.

[21] Harbrecht, E. Echter und Falscher Mehltau am Wein – Krankheiten und Schädlinge im Garten. Dresden : Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, 2002.

[22] Syngenta. Krankheiten und Schädlinge der Weinrebe. Maintal: Syngenta Agro GmbH, 2014.

[23] Fischer, M. Esca-Krankheit der Weinrebe. Braunschweig: Julius-Kühn-Institut, Bundesforschungsanstalt für Kulturpflanzen, 2013.

[24] Hönig, P. Biologie der Kirschessigfliege (Drosophila suzukii). Veitshöchheim: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Sachgebiet Rebschutz und Rebphysiologie, o. J.